Lipödem Diagnose: So erkennen Sie die Krankheit frühzeitig – und vermeiden Fehldiagnosen
Warum eine Lipödem Diagnose so wichtig ist? Ein Lipödem ist mehr als nur Übergewicht – es handelt sich um eine chronische, schmerzhafte Fettverteilungsstörung, die fast ausschließlich Frauen betrifft. Die frühzeitige Lipödem Diagnose ist enorm wichtig, denn nur mit einer richtigen Diagnose kann die Behandlung gezielt eingeleitet werden.
Bleibt ein Lipödem unerkannt, leiden Betroffene oft unnötig lange unter Schmerzen und Unsicherheit, während falsche Behandlungen (z. B. strenge Diäten) keinen Erfolg zeigen. Eine korrekte und frühzeitige Diagnose hilft, Folgeschäden zu vermeiden und den Leidensdruck zu verringern.

Medizinisch geprüft von:
Dr. Hamidreza Mahoozi, FEBTS, FCCP
Erstveröffentlichung:
August 12, 2025
Aktualisiert:
August 25, 2025
Wahre Geschichten: Patientinnen leben lange mit Unsicherheit
Viele Lipödem-Patientinnen haben eine lange Odyssee hinter sich. Sie spüren, dass mit ihrem Körper etwas nicht stimmt – die Beine sind schmerzhaft und unverhältnismäßig kräftig – doch erhalten sie oft jahrelang keine klare Antwort.
Häufig wird ein Lipödem fälschlicherweise als Übergewicht oder Lymphproblem abgetan. Solche Fehldiagnosen führen dazu, dass Betroffene lange mit Ungewissheit und Selbstzweifeln leben. In dieser Zeit versuchen viele vergeblich abzunehmen oder befolgen andere Ratschläge, die bei einem echten Lipödem keine Linderung bringen.
Erst nach Jahren erfahren sie dann vom eigentlichen Krankheitsbild Lipödem – und sind oft erleichtert, endlich eine Erklärung für ihre quälenden Symptome zu haben. Die Erkenntnis, an einer echten (und behandelbaren) Krankheit zu leiden, kann psychisch entlastend sein und der Startpunkt für eine wirkungsvolle Therapie sein.
Was Sie in diesem Artikel erfahren – inkl. Abgrenzungen & klinischer Verfahren
In diesem Ratgeber erläutert unser Facharzt, woran Sie ein Lipödem frühzeitig erkennen können und warum die schnelle Diagnose so wichtig ist. Sie erfahren unter anderem:
- Typische Symptome und Anzeichen: Welche Beschwerden und Veränderungen auf ein Lipödem hindeuten.
- Abgrenzung zu anderen Erkrankungen: Wie sich ein Lipödem von gewöhnlichem Übergewicht oder einem Lymphödem unterscheidet – und wie Sie so Fehldiagnosen vermeiden.
- Medizinische Diagnoseverfahren: Welche Schritte der Arzt unternimmt, um die Lipödem Diagnose zu stellen (Anamnese, körperliche Untersuchung und ggf. weitere Tests).
- Kein Schnellurteil: Warum allein der BMI oder die Waage nicht ausreichen, um ein Lipödem festzustellen, und weshalb spezielle Fachärzte (Phlebologen/Lymphologen) oft die beste Adresse sind.
Mit diesem Wissen sind Sie bestens vorbereitet, um frühzeitig die Alarmzeichen zu erkennen und bei Bedarf die richtigen Fragen beim Arzt zu stellen. Denn: Das Lipödem ist eine eigenständige Krankheit mit klaren Merkmalen – je eher sie erkannt wird, desto besser lassen sich Beschwerden lindern.
Lipödem erkennen – Was sind typische Anzeichen?
Woran erkennt man nun ein Lipödem? Es gibt mehrere typische Anzeichen, die zusammen auftreten. Jede Patientin ist zwar individuell, aber folgende Symptome treten beim Lipödem besonders häufig (und oft in Kombination) auf. Wichtig: Nicht jedes Symptom allein bedeutet gleich Lipödem – doch die Kombination der folgenden Merkmale ist ein deutlicher Hinweis.
Schmerz, Druckempfindlichkeit und Spannungsgefühl
Ein wichtiges Alarmzeichen des Lipödems sind Schmerzen in den Beinen – etwas, das bei reinem Übergewicht so nicht vorkommt. Typisch ist eine hohe Druckempfindlichkeit: Schon leichte Berührungen oder ein sanfter Druck können wehtun.
Viele Betroffene beschreiben außerdem ein ständiges Spannungsgefühl in den Beinen, als würde das Gewebe unter Druck stehen. Dieses Gefühl von schweren, gespannten Beinen bleibt oft auch nach Ruhepausen bestehen.
Ohne äußere Einwirkung können spontan dumpfe Schmerzen auftreten, die sich abends oder nach langem Stehen und Sitzen häufig verstärken. Wenn Sie also merken, dass Ihre Beine bei Berührung unverhältnismäßig schmerzen und sich ständig gespannt anfühlen, sollten Sie aufmerksam werden.
Symmetrische Fettverteilung – Beine, Hüfte, ggf. Arme
Ein Lipödem erkennt man an der charakteristischen Fettverteilung am Körper. Beide Körperhälften sind gleichermaßen betroffen: meist lagert sich übermäßig Fett an Beinen, Hüften und Gesäß an – und zwar symmetrisch auf beiden Seiten.
Die obere Körperhälfte (Taille, Oberkörper) bleibt im Vergleich oft schlanker. Auffällig ist, dass Hände und Füße beim Lipödem nicht betroffen sind. Die Fettpolster enden oben an den Handgelenken bzw. unten an den Fußgelenken – ein Unterschied zum Lymphödem, bei dem oft auch die Füße anschwellen.
Dadurch entsteht bei Lipödem-Patientinnen häufig ein Missverhältnis: schlanker Oberkörper, aber kräftige Beine (man spricht auch vom “Reiterhosen-Phänomen” im Hüft-Oberschenkel-Bereich).
In manchen Fällen (etwa 30 % der Betroffenen) sind zusätzlich auch die Arme vom Lipödem betroffen. Dann zeigen sich auch an den Ober- und Unterarmen symmetrische Fettansammlungen, während Hände und Finger schlank bleiben.
Entscheidend ist die Symmetrie: Beide Beine (und gegebenenfalls beide Arme) sind gleichmäßig verdickt. Diese beidseitige Verteilung und das Aussparen von Händen und Füßen unterscheidet das Lipödem klar von anderen Erkrankungen. Falls Ihnen also gleichmäßige Fettpolster an Beinen oder Armen auffallen, die nicht zum Rest des Körpers passen, könnte dies ein Hinweis auf ein Lipödem sein.
Hämatome und Sensibilität – Warnsignale der Erkrankung
Ein weiteres Warnsignal sind auffällig häufige blaue Flecken an Beinen oder Armen. Lipödem-Patientinnen neigen dazu, schon bei geringsten Stößen Hämatome (Blutergüsse) zu entwickeln.
Die kleinen Blutkapillaren im erkrankten Fettgewebe sind fragiler; selbst ein leichter Stoß – den man vielleicht gar nicht bewusst bemerkt – kann einen sichtbaren blauen Fleck hervorrufen. Wenn Sie also feststellen, dass Sie überproportional oft blaue Flecken an den Beinen bekommen, ohne sich an eine Verletzung zu erinnern, sollten Sie hellhörig werden.
Gleichzeitig ist die Haut in den betroffenen Bereichen oft überempfindlich. Viele Betroffene berichten, dass selbst sanfte Berührungen oder leichter Druck unangenehm oder schmerzhaft sind.
Diese Kombination aus schnellen Blutergüssen und hoher Berührungsempfindlichkeit ist typisch für das Lipödem. In der Regel trifft man diese Anzeichen bei einfachem Übergewicht nicht an. Sollten Sie also unerklärliche Hämatome bemerken und Ihre Beine berührungsempfindlich sowie schmerzhaft gespannt sein, ist dies ein deutlicher Hinweis, den ein Arzt abklären sollte.
Eine frühzeitige Lipödem Diagnose kann bestätigen, ob diese Warnsignale tatsächlich auf ein Lipödem zurückzuführen sind – und hilft, Fehldiagnosen zu vermeiden.
Medizinische Diagnostikverfahren bei Lipödem
Die Diagnose eines Lipödems wird vor allem klinisch gestellt – ein spezieller Labortest oder Einzelmarker existiert nicht. Entscheidend sind daher ein ausführliches Gespräch mit der Patientin und eine sorgfältige körperliche Untersuchung.
Typische Befunde und einfache klinische Tests helfen, ein Lipödem von anderen Erkrankungen abzugrenzen. Bildgebende Verfahren wie Ultraschall, CT oder MRT sind nur in bestimmten Fällen sinnvoll, meist um Begleiterkrankungen auszuschließen.
Anamnese & Gespräch – Ihre Beschwerden im Fokus
Am Anfang steht eine ausführliche Anamnese, bei der der Arzt die Krankengeschichte und aktuelle Beschwerden erfragt. Im Gespräch wird unter anderem thematisiert, seit wann die Veränderungen bestehen und ob es auslösende Faktoren gab – häufig tritt ein Lipödem erstmals in hormonellen Umbruchphasen wie Pubertät, Schwangerschaft oder Menopause auf.
Wichtig ist auch, ob weitere Familienmitglieder (Mutter, Großmutter) ähnliche Fettverteilungsprobleme hatten. Ein zentrales Thema sind die Symptome: Lipödem-Patientinnen berichten oft über Schmerzen, Druck- oder Schweregefühl in den Beinen, teils spontan, teils bei Berührung.
Die Schmerzen werden genauer eingeordnet (z.B. dumpf ziehend oder stechend, Schmerzskala) und es wird gefragt, ob Druckempfindlichkeit besteht und wie stark sie ausgeprägt ist. Auch eine auffällige Neigung zu blauen Flecken (Hämatomen) ohne adäquates Trauma ist ein typisches Anzeichen, das erfragt wird.
Ein weiteres Kriterium im Gespräch ist die Verteilung der Schwellungen: Treten die Fettpolster symmetrisch an beiden Beinen (und evtl. Armen) auf? Bleiben Füße und Hände frei? Ein Lipödem betrifft nahezu immer beide Beine (und oft beide Arme) gleichmäßig, während Füße/Zehen dabei schlank bleiben.
Anders als z.B. bei einem Lymphödem nehmen Lipödem-Beschwerden nicht abhängig von Tageszeit oder Hochlagern zu oder ab – das heißt, die Beinumfänge sind morgens nicht wesentlich anders als abends. Diese Details werden erfragt, um das Lipödem von venösen oder lymphatischen Ödemen abzugrenzen.
Ebenso wird nachgefragt, ob die Beine sich morgens deutlich dünner anfühlen und im Tagesverlauf anschwellen – ein Hinweis, der gegen ein Lipödem sprechen würde und eher auf andere Ödeme hinweist.
Zur Anamnese gehört auch die Gewichts- und Ernährungsgeschichte. Die Patientin wird gefragt, ob Übergewicht besteht oder in der Vergangenheit Diäten versucht wurden und mit welchem Erfolg. Typischerweise berichten Lipödem-Betroffene, dass sie trotz Gewichtsabnahme ihre disproportional dicken Beine/Arme behalten – an den Lipödem-Stellen fällt Abnehmen extrem schwer. Dadurch bleibt oft ein Missverhältnis zwischen schlankem Oberkörper und kräftigen Beinen bestehen.
Diese Information hilft, ein Lipödem von reinem Übergewicht zu unterscheiden. Zusätzlich erkundigt sich der Arzt nach dem psychosozialen Belastungsgrad: Die ungewöhnliche Körperform und chronischen Schmerzen führen oft zu seelischer Belastung, Selbstwertproblemen oder sozialem Rückzug.
Daher wird nach Stimmungslage, möglichen Depressionen oder Ängsten gefragt, die mit dem Körperbild einhergehen. All diese Angaben zusammen – familiäre Veranlagung, hormonelle Auslöser, typische Schmerzen, Hämatomneigung, Diät-Resistenz und psychische Auswirkungen – liefern schon im Gespräch wichtige Hinweise auf ein Lipödem.
Körperliche Untersuchung – Inspektion & Palpation
Auf die Anamnese folgt eine gründliche körperliche Untersuchung. Zunächst werden allgemeine Werte erhoben: Blutdruck, Puls sowie Körpermaße (Gewicht, Größe) zur Berechnung des BMI und Messung des Taillen-Hüft- oder Taillen-Größen-Verhältnisses, um eventuelles Übergewicht und Fettverteilung zu beurteilen.
Bei Lipödem-Patientinnen zeigt sich meist ein deutlicher Unterschied zwischen schlankem Oberkörper und voluminösen Beinen/Hüften – die Proportionen wirken dysproportional. Der Arzt achtet bei der Untersuchung (Betrachtung) insbesondere auf diesen disproportionierten Fettansatz in den Extremitäten.
Auffällig ist oft ein abrupter Übergang an den Knöcheln bzw. Handgelenken – Füße und Hände sind schlank, während direkt darüber das Gewebe umfangreicher ist (sogenanntes Kragen-Phänomen). Dieses scharfe Ende der Fettvermehrung an den Knöcheln ist charakteristisch für das Lipödem.
Auch die Hautoberfläche wird genau begutachtet. Häufig zeigt sich eine fein geknotete Struktur der Haut – umgangssprachlich Orangenhaut (Cellulite) – insbesondere in frühen Stadien. In fortgeschrittenen Stadien können die Dellen gröber werden und an ein Matratzenmuster erinnern.
Mit zunehmender Fettansammlung können außerdem Wülste oder Lappen entstehen, z.B. an den Innenseiten der Oberschenkel oder Knien. Die Haut über dem Lipödem-Gebiet ist oft eher kühl und blass (keine Überwärmung) und zeigt feine bläuliche Äderchen (Besenreiser/Telangiektasien).
Ein sehr wichtiges Zeichen ist die Neigung zu Hämatomen: Schon geringe Stöße führen bei Lipödem-Patientinnen zu blauen Flecken. Dies liegt an der erhöhten Fragilität der Kapillaren im erkrankten Fettgewebe.
Das Vorhandensein zahlreicher Hämatomflecken an Beinen oder Armen stützt somit die Lipödem-Verdachtsdiagnose. Dagegen treten Hautentzündungen, Verhärtungen oder offene Stellen in einem reinen Lipödem typischerweise nicht auf – falls doch, könnte bereits ein sekundäres Lymphödem beteiligt sein.
Als nächstes erfolgt die Palpation, also das Abtasten der betroffenen Areale. Dabei fühlt sich das Unterhautfettgewebe beim Lipödem meist weich bis teigig an, oft mit fein knotigen Strukturen unter der Haut. Patienten beschreiben das tastbare Gefühl manchmal so, als wären „kleine Styroporkügelchen“ unter der Hautoberfläche spürbar.
Durch behutsames Drücken kann der Untersucher feststellen, ob und wo Druckschmerzen ausgelöst werden. Ein einfacher Kneiftest (Haut zwischen zwei Finger nehmen und leicht kneifen) prüft die Berührungsempfindlichkeit: Im Lipödem-Bereich ist schon leichtes Kneifen für die Patientin ausgesprochen unangenehm bis schmerzhaft, während es an nicht betroffenen Körperstellen keinen Schmerz verursacht.
Diese Reaktion auf den Kneiftest untermauert die Diagnose Lipödem. Zudem werden die Umfänge der Extremitäten an definierten Punkten gemessen (z.B. an Knöchel, Wade, Knie, Oberschenkel). Solche Messungen dienen einerseits dazu, das Ausmaß der Fettgewebsvermehrung objektiv zu erfassen, und andererseits als Vergleichswert für die Verlaufsbeurteilung (z.B. ob Therapien eine Umfangsverminderung bewirken).
Der Daumentest & Stemmer-Zeichen – wichtigste Differenzialtests
Bestimmte klinische Tests helfen, das Lipödem von einem Lymphödem oder anderen Ödemzuständen zu unterscheiden. Die beiden wichtigsten sind das Stemmer-Zeichen und der Daumentest.
Beim Stemmer-Test versucht der Untersucher, am Zehenrücken (meist an der zweiten Zehe) eine kleine Hautfalte anzuheben. Ist dies möglich, gilt das Stemmer-Zeichen als negativ. Beim Lipödem kann man typischerweise die Haut über den Zehen noch abheben – die Füße sind ja vom Lipödem nicht betroffen.
Ist der Test jedoch positiv, lässt sich also keine Hautfalte abheben, spricht dies stark für ein Lymphödem. Beim Lymphödem lagert sich Flüssigkeit ins Gewebe von Zehen und Fußrücken ein, wodurch die Haut dort verdickt und gespannt ist, sodass eine Falte nicht greifbar ist.
Ein positives Stemmer-Zeichen ist ein klassisches Merkmal des Lymphödems, während ein Lipödem kein solches Hautzeichen an den Zehen aufweist (Stemmer negativ).
Allerdings schließt ein negativer Stemmer-Test ein beginnendes Lymphödem nicht immer vollständig aus – in frühen Stadien kann die Haut ggf. noch anhebbar sein. Daher wird stets das Gesamtbild der Befunde betrachtet.
Der Daumentest prüft, ob im Gewebe Wasserödeme vorliegen. Dabei drückt man mit dem Daumen etwa 10 Sekunden lang auf die geschwollene Stelle und beobachtet, ob eine Delle zurückbleibt (sogenanntes Godet-Zeichen oder Pitting edema).
Bei einem Lipödem ist dieser Test negativ – das heißt, die eingedrückte Stelle federt sofort wieder zurück, es bleibt keine bleibende Eindellung. Das Lipödem-Gewebe enthält in frühen Stadien kaum freie Flüssigkeit, sodass kein Wasser aus dem Druckbereich verschoben wird. Demgegenüber ist der Daumentest bei einem Lymphödem (insbesondere eiweißarmen Ödem) oft positiv: Der Druck hinterlässt eine sichtbare Delle, die für einige Sekunden bestehen bleibt.
Dies ist ein Zeichen dafür, dass sich Flüssigkeit im Gewebe befindet, die durch den Druck zur Seite weicht und erst allmählich nachfließt. Ein positives Godet-Zeichen würde daher gegen ein reines Lipödem sprechen und eher ein Lymphödem oder venöses Ödem anzeigen.
Zusammenfassend gilt: Stemmer- und Daumentest sind beim Lipödem negativ, beim Lymphödem dagegen positiv. Diese einfachen klinischen Tests gehören zu den wichtigsten Differenzialdiagnosen in der Lipödem-Diagnostik.
Bildgebende Verfahren – wann Ultraschall, CT oder MRT sinnvoll sind
Da das Lipödem primär eine klinische Diagnose ist, sind Bildgebende Untersuchungen nicht routinemäßig erforderlich. Es gibt keinen spezifischen bildgebenden „Beweis“ für ein Lipödem, doch in bestimmten Situationen können Apparate zu Rate gezogen werden, um andere Ursachen auszuschließen oder Begleiterkrankungen zu erkennen.
Am häufigsten wird die Sonographie (Ultraschall) eingesetzt. Mit einem einfachen Ultraschall lässt sich prüfen, ob venöse Probleme vorliegen – z.B. Krampfadern oder tiefe Venenthrombosen, die ein venöses Beinödem verursachen könnten. Tatsächlich treten chronische Venenleiden und Lipödem nicht selten gemeinsam auf, daher sollte der Venenzustand duplex-sonographisch kontrolliert werden.
Eine Duplex-Ultraschalluntersuchung kann zeigen, ob die Venenklappen intakt sind oder ob ein venöser Rückstau (chronisch-venöse Insuffizienz) zur Schwellung beiträgt. Unter Umständen verbirgt sich unter dem Deckmantel des Lipödems sogar ein postthrombotisches Syndrom – das würde der Ultraschall aufdecken.
Des Weiteren kann ein hochauflösender Weichteil-Ultraschall das Unterhautfettgewebe darstellen. Typischerweise sieht man bei Lipödem eine gleichmäßige Verdickung der Subkutis mit einer fein gestreiften Echostruktur – oft als „Schneegestöber“-Muster beschrieben – sowie echo-reiche Septen (Bindegewebsstränge) und keine größeren Flüssigkeitsspalten.
Dieses Ultraschallbild ist jedoch nicht bei jeder Patientin eindeutig und überschneidet sich mit Befunden bei Adipositas, sodass der Ultraschall allein die Diagnose nicht sichern kann.
Ein wichtiges Einsatzgebiet ist aber die Abgrenzung zu Lymphödemen: Befinden sich Flüssigkeitstaschen im Gewebe oder verdickte Hautschichten, könnte das für ein Lymphödem sprechen.
Bei einem reinen Lipödem findet man keine größeren freien Flüssigkeitsansammlungen in der Sonografie – was erneut bestätigt, dass es sich primär um eine Fettverteilungsstörung und kein klassisches Ödem handelt.
Weiterführende Bildgebung wie Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) sind nur in Sonderfällen notwendig. Beispielsweise kann eine MRT-Untersuchung hilfreich sein, wenn ein atypischer Verlauf vorliegt oder der Verdacht auf andere Gewebeveränderungen besteht (etwa ungewöhnlich verhärtete Knoten, die man von Tumoren abgrenzen will).
In der Regel dienen CT/MRT der Differenzialdiagnose, um schwerwiegende andere Erkrankungen auszuschließen – etwa Liposarkome (bösartige Fettgewebstumoren) oder generalisierte Ödeme infolge von Organerkrankungen. Für die Bestätigung der Lipödem-Diagnose an sich sind diese aufwändigeren Verfahren meist nicht notwendig.
Bei unklaren Befunden kann auch eine Lymphszintigraphie erwogen werden, um die Funktion des Lymphabflusses zu beurteilen – dies ist insbesondere dann relevant, wenn ein kombinierter Lipo-Lymphödem-Befund angenommen wird.
Insgesamt gilt jedoch: In den meisten Fällen kann das Lipödem durch Anamnese, klinische Untersuchung und die genannten einfachen Tests erkannt werden. Apparative Diagnostik wird zielgerichtet eingesetzt, wenn der klinische Befund Zweifel lässt oder Komorbiditäten vorliegen.
Differentialdiagnose – Was ist kein Lipödem?
Ein Lipödem kann leicht mit anderen Krankheitsbildern verwechselt werden oder gemeinsam mit ihnen auftreten. Daher ist die Differentialdiagnose entscheidend: Der Arzt muss überprüfen, ob die beobachteten Symptome tatsächlich auf ein Lipödem zurückzuführen sind – oder ob nicht Übergewicht (Adipositas), ein Lymphödem oder sogar nur kosmetische Cellulite vorliegen. Im Folgenden werden die wichtigsten Abgrenzungen beschrieben.
Lipödem vs. Lymphödem – Fußbeteiligung & Stemmer-Zeichen
Das Lymphödem ist eine Schwellung aufgrund einer gestörten Lymphdrainage, die z.B. nach Lymphknotenentfernungen oder durch angeborene Fehlbildungen auftreten kann. Gegenüber dem Lipödem zeigt es einige klare Unterschiede.
Klinisch wichtig sind vor allem die Betroffenheit von Füßen/Zehen und das bereits erwähnte Stemmer-Zeichen. Beim Lipödem sind die Schwellungen auf Beine (und ggf. Arme) begrenzt, Füße und Zehen bleiben ausgespart.
Typischerweise endet ein Lipödem abrupt oberhalb der Knöchel, so dass Füße und Fußrücken ödemfrei und relativ schlank sind (Knick an der Fessel). Beim Lymphödem hingegen bezieht sich die Flüssigkeitsansammlung oft bis in den Fuß: Es kommt zu einer Schwellung des Fußrückens und der Zehen, erkennbar z.B. an einem Speckfaltenpolster über den Zehen.
Daher ist beim Lymphödem das Stemmer-Zeichen meist positiv – die verdickte Zehenhaut lässt sich nicht anheben. Beim Lipödem ist das Stemmer-Zeichen negativ, da die Zehenhaut normal greifbar bleibt.
Ein weiterer Unterschied ist die Körperseite und Symmetrie: Ein Lipödem tritt immer symmetrisch an beiden Beinen (oder Armen) auf; ein Lymphödem betrifft hingegen oft nur eine Seite oder ist zumindest asymmetrisch ausgeprägt.
Beispielsweise würde ein primäres Bein-Lymphödem typischerweise ein Bein deutlich mehr geschwollen zeigen als das andere, während beim Lipödem beide Beine relativ gleichmäßig vergrößert sind.
Außerdem sind die Schmerzen unterschiedlich: Druckschmerz ist ein Leitsymptom des Lipödems – schon leichter Druck tut weh –, wohingegen ein reines Lymphödem in der Regel nicht schmerzhaft auf Druck reagiert. Patienten mit Lymphödem klagen eher über ein Spannungsgefühl oder Schwere, aber nicht über die Druckempfindlichkeit wie beim Lipödem.
Der Daumentest verhält sich ebenfalls verschieden: Beim Lipödem lässt sich mit dem Daumen keine bleibende Delle drücken (negativer Godet), beim Lymphödem – zumindest in frühem Stadium, solange das Gewebe noch weich ist – bleibt eine Delle länger bestehen (positiver Godet).
In fortgeschrittenen Stadien wird ein Lymphödem hart und fibrotisch, dann kann auch keine Delle mehr gedrückt werden; aber zu Beginn ist das Pitting-Ödem charakteristisch.
Hinsichtlich der Hautveränderungen gilt: Lipödem-Patientinnen neigen zu Hämatomen, aber Entzündungen oder Infektionen in den geschwollenen Arealen sind selten.
Lymphödeme dagegen schädigen auf Dauer die Hautbarriere und führen oft zu Hautverhärtungen und einem erhöhten Risiko für Infektionen wie Erysipel (Wundrose).
Sichtbare Veränderungen wie Papillomatose, Hyperkeratosen oder eine borkige Haut findet man bei länger bestehenden Lymphödemen, nicht jedoch beim Lipödem.
All diese Merkmale zusammengenommen ermöglichen in der Regel eine deutliche Unterscheidung: Das Lipödem zeigt symmetrische, druckschmerzhafte Fettpolster mit ausgesparten Füßen (Stemmer negativ), während das Lymphödem asymmetrisch, eher schmerzlos, mit derben Schwellungen bis in die Zehen (Stemmer positiv) einhergeht.
Lipödem vs. Adipositas – Fettverteilung & Wirkung von Diäten
Auf den ersten Blick können Lipödem und generelles Übergewicht (Adipositas) ähnlich wirken – beide gehen mit vermehrtem Fettgewebe und oft größerem Körperumfang einher. Tatsächlich können die Krankheitsbilder auch kombiniert auftreten.
Dennoch gibt es wichtige Unterschiede: Bei einer reinen Adipositas ist das Fett meist proportional am ganzen Körper verteilt, einschließlich Rumpf, Bauch und Extremitäten. Beim Lipödem hingegen sind die Proportionen unharmonisch: Vor allem Beine, Hüften und ggf. Arme lagern übermäßig Fett ein, während der Oberkörper vergleichsweise schlank bleibt.
Oft erscheint der Oberkörper der Patientin zwei Kleidergrößen kleiner als die Unterkörper-Region – ein starkes Missverhältnis, das bei Adipositas allein so nicht auftritt.
Ein weiteres Unterscheidungskriterium sind die Beschwerden und Gewebemerkmale. Lipödem-Patientinnen leiden unter druckschmerzhaften Beinen und bekommen sehr leicht blaue Flecken, selbst bei kleinen Stößen.
Übergewichtige ohne Lipödem haben hingegen in der Regel keine Schmerzen in ihren Fettpolstern und auch keine ungewöhnliche Hämatomneigung. Rein durch Adipositas verursachtes Fettgewebe ist weich und druckunanfällig; es verursacht primär mechanische Probleme (Belastung der Gelenke etc.), aber keine spontanen Schmerzen im Gewebe.
Dieser Unterschied – Schmerzhaftigkeit vs. Beschwerdefreiheit – ist wesentlich für die Abgrenzung. Experten betonen denn auch, dass das Lipödem keine Folge von falscher Ernährung oder Adipositas ist und sich durch bloßes Abnehmen nicht auflösen wird.
Diät und Sport spielen daher in der Differentialdiagnose eine Rolle: Bei einer Adipositas kann eine Kalorienreduktion zu deutlicher Fettabnahme am ganzen Körper führen, während beim Lipödem selbst strengste Diäten die krankhafte Fettvermehrung an Beinen/Armen kaum reduzieren.
Viele Betroffene stellen frustrierend fest, dass sie zwar insgesamt Gewicht verlieren, die disproportional dicken Beine oder Hüften aber bleiben. Dieser fehlende Erfolg an den betroffenen Stellen ist typisch für das Lipödem. Daher kann ein Therapieversuch mit Gewichtsabnahme ein Hinweis sein: Bleiben die Extremitäten trotz normalisiertem BMI ungewöhnlich füllig, spricht das für ein Lipödem.
Adipositas-Fett dagegen schmilzt unter Diät und Sport relativ gleichmäßig über den Körper verteilt ab – insbesondere eine Reduktion des Bauchumfangs ist hier zu erwarten, während beim Lipödem die Beinumfänge unverhältnismäßig hoch bleiben.
Wichtig ist allerdings zu beachten, dass Lipödem und Adipositas oft kombiniert vorkommen: Ein Großteil der Lipödem-Patientinnen entwickelt im Laufe der Jahre zusätzlich Übergewicht.
In solchen Fällen müssen beide Aspekte behandelt werden – die Adipositas (etwa durch Ernährungsumstellung, Bewegung, ggf. bariatrische Chirurgie) und das Lipödem (konservative Therapien, ggf. Liposuktion).
Zusammengefasst: Beim Lipödem findet man eine regionale, schmerzhafte Fettvermehrung mit Diätresistenz, während Adipositas zu einer globalen Fettsucht ohne lokale Druckschmerzen führt.
Lipödem vs. Cellulite – kosmetischer Effekt vs. Krankheitswert
Cellulite (Orangenhaut) und Lipödem werden umgangssprachlich manchmal verwechselt, da beide mit Dellen in der Haut einhergehen. Cellulite bezeichnet jedoch kein Krankheitsbild, sondern ein rein kosmetisches Phänomen durch strukturelle Bindegewebsschwäche. Die Hautoberfläche – vor allem an Oberschenkeln und Gesäß – zeigt dabei die typische wellige Dellenbildung, insbesondere beim Kneifen oder Anspannen, aber Cellulite zieht keine medizinischen Beschwerden nach sich.
Sie kann sowohl schlanke als auch übergewichtige Frauen betreffen und verursacht keine Schmerzen. Im Gegensatz dazu handelt es sich beim Lipödem um eine chronische Erkrankung, die zwar ebenfalls oft mit cellulite-artigen Hautdellen einhergeht, aber darüber hinaus gravierende Symptome verursacht.
Das Hauptunterscheidungsmerkmal ist wiederum der Schmerz: Ein Lipödem tut typischerweise weh (Druck- und Berührungsschmerz, Schweregefühl), Cellulite dagegen ist nicht schmerzhaft. Lipödem-Patientinnen weisen neben der Hautveränderung auch Schwellungen der Extremitäten auf, ein Spannungsgefühl und erhöhte Empfindlichkeit – all das fehlt bei reiner Cellulite.
Während bei der Cellulite die Haut zwar Unebenheiten zeigt, aber weich und normal durchblutet bleibt, fühlt sich das Gewebe beim Lipödem oft verhärtet an und es liegen echte Fettknoten vor, die man ertasten kann. Cellulite-Dellen entstehen durch das Hervortreten vorhandener Fettzellen bei schwachem Bindegewebe, wohingegen Lipödem-Dellen durch neue vermehrte Fettzellen und Ödeme zustandekommen – die Haut ist dadurch verdickt und fester.
Schließlich hat Cellulite keinerlei Progress oder Komplikationen: Sie bleibt ein ästhetisches Hautbild und benötigt höchstens kosmetische Behandlungen. Ein Lipödem hingegen ist progredient (verstärkt sich ohne Behandlung meist über Jahre) und kann zu erheblichen Einschränkungen führen.
Zusammengefasst: Cellulite ist in der Regel nur ein optisches Problem ohne Krankheitswert, wohingegen das Lipödem eine ernstzunehmende Fettverteilungsstörung mit Schmerzsymptomatik darstellt. Im Zweifel lässt sich die Differenzierung leicht durch eine fachärztliche Untersuchung klären, da die Begleitsymptome (oder deren Fehlen) eindeutig zeigen, womit man es zu tun hat.
Lipödem vs. Lipohypertrophie – fehlende Schmerzen, ästhetisches Phänomen
Der Begriff Lipohypertrophie bezeichnet eine angeborene, disproportionale Fettverteilungsanomalie an Beinen und/oder Armen, die vor allem bei Frauen vorkommt. Äußerlich kann sie dem Lipödem sehr ähneln, da ebenfalls eine vermehrte Fettansammlung an Unter- und Oberschenkeln (und ggf. Armen) vorliegt – häufig ebenfalls symmetrisch und genetisch familiär bedingt.
Der entscheidende Unterschied liegt in den Symptomen: Bei einer Lipohypertrophie fehlen die für das Lipödem typischen Schmerzen und Beschwerden. Die Fettpolster sind zwar vorhanden und eventuell kosmetisch störend, aber sie sind nicht druckschmerzhaft, es besteht keine Neigung zu Hämatomen und kein Krankheitsgefühl. Eine Lipohypertrophie hat damit keinen Krankheitswert im engeren Sinne, sondern gilt als Normvariante der Fettverteilung.
In der medizinischen Literatur wird sie als gutartiges Phänomen ohne pathologische Veränderungen beschrieben. Im Grunde handelt es sich um „kräftige Beine ohne Schmerzen“.
Für den Arzt ist die Abgrenzung wichtig: Wenn alle klinischen Beschwerden fehlen, die Beine aber disproportioniert dick sind, spricht man eher von einer Lipohypertrophie als von einem Lipödem. Manchmal wird dies auch als Lipödem Stadium 0 bezeichnet – es ist sozusagen ein Vorstadium, bei dem zwar eine Fettverteilungsstörung vorhanden ist, diese aber (noch) keine Schmerzen verursacht.
Eine Lipohypertrophie kann in manchen Fällen im Laufe des Lebens in ein Lipödem „übergehen“, z.B. wenn hormonelle Veränderungen eintreten oder zusätzlich Ödeme und Schmerzen hinzukommen.
Solange jedoch keine Schmerzhaftigkeit, keine Ödembildung und keine Funktionsbeeinträchtigung bestehen, bleibt es bei der Diagnose Lipohypertrophie. Die Therapie ist hier vor allem kosmetisch/konservativ (Gewichtsoptimierung, Kompressionsbekleidung bei Bedarf) – invasivere Maßnahmen wie Liposuktion werden in der Regel nur beim schmerzhaften Lipödem erwogen, nicht bei bloßer Lipohypertrophie.
In der Zusammenfassung: Eine Lipohypertrophie sieht aus wie ein Lipödem, tut aber nicht weh. Es handelt sich um eine ästhetische Fettvermehrung ohne krankhafte Begleitsymptome und damit per definitionem nicht um ein Lipödem.
Genaue Abgrenzung im Alltag – wie Patient*innen das erkennen
Viele Betroffene fragen sich, ob ihre Beschwerden auf ein Lipödem oder „nur“ auf Übergewicht bzw. andere Ursachen zurückzuführen sind. Da ein Lipödem oft mit Adipositas (Übergewicht) oder auch einem Lymphödem verwechselt wird, ist es wichtig, typische Anzeichen der Erkrankung zu kennen.
Im Alltag können Patient*innen vor allem auf folgende Merkmale achten, um ein Lipödem von anderen Problemen abzugrenzen:
- Symmetrische Fettpolster an Beinen und/oder Armen: Bei Lipödem lagert sich Fett überproportional an beiden Beinen (und ggf. Armen) ab, während Füße und Hände typischerweise nicht betroffen sind. Dies führt zu auffälligen Proportionen – schmale Taille, aber kräftige Beine (“Reiterhosen”). Bei allgemeinem Übergewicht hingegen verteilt sich das Fettgewebe meist gleichmäßiger am ganzen Körper.
- Schwere, schmerzhafte Beine im Tagesverlauf: Lipödem-Patientinnen berichten häufig, dass Beine und Arme im Laufe des Tages anschwellen und immer schwerer werden. Schmerzen, Spannungs- und Schweregefühle nehmen gegen Abend zu. Hochlagern der Beine bringt oft kaum Linderung. Normales Übergewicht verursacht in der Regel keine derart ausgeprägten Schmerzen oder Schwellungen.
- Druckschmerz und Neigung zu blauen Flecken: Ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal ist, dass beim Lipödem schon leichter Druck auf die Haut weh tut und es sehr schnell zu Hämatomen (blauen Flecken) kommen kann. Bei adipösen Personen ohne Lipödem bestehen solche Druckschmerzen nicht, und blaue Flecken treten nicht vermehrt auf.
- Diät und Sport zeigen kaum Wirkung: Ungewöhnlich für ein Lipödem ist, dass die vermehrten Fettpolster sich durch Kalorienreduktion oder Sport kaum reduzieren lassen. Wer nur übergewichtig ist, wird durch Abnehmen in der Regel überall am Körper dünner – beim Lipödem bleiben die betroffenen Stellen dagegen disproportioniert dick. Dieser Umstand frustriert viele Betroffene und führt oft zu dem Irrglauben, eine Gewichtsabnahme sei „ohnehin aussichtslos“.
Ein einfacher Selbsttest ist der sogenannte Kneiftest: Dabei kneift man vorsichtig mit Daumen und Zeigefinger in die Haut an verschiedenen Stellen des Beins.
Typischerweise spüren gesunde oder nur übergewichtige Menschen an der Innenseite der Oberschenkel einen etwas stärkeren Schmerz als außen. Bei Lipödem ist es umgekehrt – hier schmerzt meist die Außenseite deutlich mehr, da sich dort vermehrt krankhaftes Fettgewebe befindet.
Wenn schon ein leichtes Kneifen an der äußeren Oberschenkelseite sehr weh tut, besteht hohe Wahrscheinlichkeit für ein Lipödem. Auch kleine, knotige Verhärtungen unter der Haut können tastbar sein.
Wichtig: Fällt der Kneiftest unauffällig aus, schließt das ein frühes Lipödem nicht sicher aus – das Schmerzempfinden ist individuell und kann durch regelmäßige Beschwerden beeinflusst werden.
Insgesamt gilt jedoch: andauernde Druckschmerzen in Beinen/Armen, die bei Berührung schlimmer werden, sind ein Warnsignal, das in dieser Form für ein Lipödem spricht.
Fazit: Betroffene können im Alltag vor allem auf die genannten Symptome achten. Treten symmetrische Fettpolster (mit schlanken Füßen), zunehmende Schwellungen und Schmerzen im Tagesverlauf, ungewöhnlich viele blaue Flecken und eine Therapieresistenz gegen Diät/Sport zusammen auf, liegt der Verdacht auf ein Lipödem nahe.
In solchen Fällen ist es wichtig, frühzeitig ärztlichen Rat einzuholen – idealerweise bei einem Spezialisten, der mit dem Krankheitsbild vertraut ist. Eine frühzeitige Diagnose ist entscheidend, da ein unbehandeltes Lipödem fortschreitet und die Lebensqualität stark beeinträchtigen kann.
Fragen, die Sie Ihrem Arzt stellen sollten
Sich gut auf das Arztgespräch vorzubereiten hilft dabei, alle wichtigen Punkte zu klären. Hier sind einige Fragen, die Sie bei Verdacht oder Diagnose Lipödem Ihrem Arzt stellen sollten:
- Handelt es sich bei meinen Beschwerden sicher um ein Lipödem, oder liegen eventuell andere oder zusätzliche Erkrankungen vor (z. B. Lymphödem oder Venenschwäche)? – Wichtig, um eine Mischerkrankung (wie Lipo-Lymphödem) auszuschließen und die richtige Behandlung zu planen.
- In welchem Stadium befindet sich mein Lipödem? – Fragen Sie nach der Einschätzung des Arztes zum Krankheitsfortschritt (Stadium I–IV) und welche Körperbereiche betroffen sind. Dies ist wichtig, da Therapieempfehlungen oft vom Stadium abhängen.
- Welche Therapiemöglichkeiten kommen für mich infrage? – Lassen Sie sich erklären, welche konservativen Maßnahmen (wie manuelle Lymphdrainage, Kompressionsversorgung, Bewegungstherapie) sinnvoll sind und ob eine operative Therapie (Liposuktion) empfohlen wird. Fragen Sie nach Vor- und Nachteilen der Methoden in Ihrem speziellen Fall.
- Wird die geplante Therapie von der Krankenkasse übernommen? – Erkundigen Sie sich frühzeitig nach den Kosten. In Deutschland werden konservative Therapien (Kompressionsstrümpfe, Lymphdrainage) in der Regel von den Kassen übernommen.
Liposuktionen werden in der Regel, bis auf Stadium 3, nicht von den Kassen übernommen.
- Was kann ich selbst im Alltag tun, um den Verlauf positiv zu beeinflussen? – Ihr Arzt kann Ihnen Tipps geben zu Bewegung (etwa schonende Sportarten wie Schwimmen oder Radfahren), zur Ernährung (anti-entzündliche Kost, Gewichtsmanagement) und zu Hautpflege. Nutzen Sie das Gespräch, um Unsicherheiten bezüglich Sport oder Diät bei Lipödem zu klären.
- Wie geht es langfristig weiter und wie sehen die Kontrolltermine aus? – Fragen Sie, in welchen Abständen Sie zur Kontrolle kommen sollten und woran Sie ein Fortschreiten der Krankheit erkennen können. Klären Sie auch, ob der Arzt Sie an Spezialist*innen überweisen kann oder ob eine Weiterbehandlung in einem Lipödemzentrum sinnvoll wäre.
Diese Fragen helfen dabei, ein umfassendes Bild zu bekommen und gemeinsam mit der Ärztin/dem Arzt eine informierte Entscheidung über die nächsten Schritte zu treffen.
Zögern Sie nicht, sich die Antworten notfalls notieren zu lassen oder eine Begleitperson zum Gespräch mitzunehmen – gerade bei vielen Informationen kann das sehr hilfreich sein.
Wie Sie sich auf den Termin vorbereiten – Tipps aus dem VenaZiel Lipödemzentrum
Unsere Erfahrung im VenaZiel Lipödemzentrum zeigt, dass Patientinnen, die gut vorbereitet in den Termin gehen, mehr vom Gespräch profitieren. Hier einige praktische Tipps, die wir empfehlen, um sich optimal auf einen Arzttermin zum Thema Lipödem vorzubereiten:
- Symptome dokumentieren: Machen Sie sich im Vorfeld Notizen über Ihre Beschwerden. Seit wann bestehen Schmerzen oder Schwellungen? In welchen Situationen (z. B. nach langem Stehen, abends) treten sie besonders auf? Diese Informationen helfen der Ärztin/dem Arzt, ein klares Bild Ihrer Krankheitsgeschichte zu erhalten.
- Fragenkatalog erstellen: Notieren Sie alle Fragen, die Sie beschäftigen – z. B. zu Therapiemöglichkeiten, Prognose, Umgang im Alltag (siehe obige Liste). So vergessen Sie im Termin nichts und erhalten auf alle wichtigen Punkte eine Antwort.
- Unterlagen mitbringen: Falls vorhanden, nehmen Sie relevante medizinische Unterlagen mit. Dazu gehören z. B. frühere Befunde oder Arztbriefe, besonders wenn bereits eine Venenuntersuchung (Doppler-/Duplex-Ultraschall) gemacht wurde oder sogar schon eine Lipödem-Diagnose durch eine*n Arzt/Ärztin gestellt wurde.
Diese Dokumente (sowie ein eventueller Allergiepass) können dem behandelnden Arzt wertvolle Hinweise liefern. Zwar ist dies für eine erste Untersuchung nicht zwingend erforderlich, aber sehr hilfreich. - Geeignete Kleidung: Wählen Sie zum Termin bequeme, leicht abzulegende Kleidung. Empfehlenswert sind z. B. eine kurze Hose oder ein Rock, damit die Beine problemlos untersucht werden können. Kompressionsstrümpfe sollten Sie vor der Untersuchung ausziehen – planen Sie also ein, etwas früher da zu sein, falls Sie vorher noch Zeit zum Umkleiden benötigen.
- Ehrlich und offen sein: Berichten Sie dem Arzt offen über Ihre Beschwerden und bisherigen Maßnahmen. Erwähnen Sie beispielsweise, wenn Sie trotz Diät und Sport keine Besserung gesehen haben – das unterstreicht die Vermutung Lipödem. Scheuen Sie sich nicht, über Schmerzen, psychische Belastungen oder Einschränkungen im Alltag zu sprechen. Je vollständiger das Bild, desto besser kann man Ihnen helfen.
- Begleitung überlegen: Bei Bedarf kann es sinnvoll sein, eine vertraute Person zum Termin mitzunehmen. Gerade wenn Sie nervös sind oder viele Fragen haben, kann eine Begleitung Sie unterstützen und später mit Ihnen die besprochenen Informationen rekapitulieren.
Diese Tipps aus unserem Zentrum sollen Ihnen helfen, das Arztgespräch effektiv zu nutzen. Unser Ziel ist, dass Ihre Anliegen gehört werden und Sie alle Informationen erhalten, die Sie brauchen. Denn ein gut vorbereitetes Gespräch ist der erste Schritt zu einer erfolgreichen Behandlung.
Wer stellt die Diagnose – und wer ist Spezialist?
Die Diagnose Lipödem wird idealerweise von einerm **Facharztärztin** gestellt, der/die mit diesem Krankheitsbild viel Erfahrung hat. Leider sind nicht alle Ärzt*innen mit der Fettverteilungsstörung vertraut – deshalb erhalten viele Patientinnen erst nach einer wahren Ärzte-Odyssee eine korrekte Diagnose.
Häufig wird das Lipödem anfangs als reines Übergewicht abgetan und Patientinnen werden mit dem Rat nach Hause geschickt, sie sollten mehr Sport treiben oder abnehmen. Solche Fehldiagnosen kosten wertvolle Zeit und führen zu Frustration bei den Betroffenen. Umso wichtiger ist es, früh den „richtigen“ Arzt oder die richtige Anlaufstelle zu finden.
Spezialist*innen für Lipödem erkennen die Krankheit meist auf den ersten Blick und können sie sicher von Adipositas oder Lymphödem unterscheiden. Zu diesen Fachärzt*innen gehören insbesondere Lymphologen, Phlebologen, Gefäßmediziner sowie Fachärzte für Plastische Chirurgie. Im Folgenden erläutern wir, welche Rolle diese und andere Fachrichtungen bei Diagnose und Therapie spielen.
Phlebologen, Gefäß- & Lymph-Spezialist*innen
Bei Verdacht auf Lipödem ist eine Praxis für Lymphologie oder Phlebologie oft die beste Adresse. Lympholog*innen sind Ärztinnen, die sich auf Erkrankungen des Lymphgefäßsystems spezialisiert haben – und dazu zählt das Lipödem.
Meist handelt es sich dabei um Fachärzte aus der Dermatologie (Hautärzte), Angiologie (Gefäßinternisten) oder Inneren Medizin, die eine zusätzliche Weiterbildung in Lymphologie absolviert haben.
Dank dieser Expertise können sie ein Lipödem häufig schon anhand der typischen Körperform und Beschwerden erkennen und von anderen Erkrankungen abgrenzen. Eine gründliche klinische Untersuchung (Anamnese, Inspektion, Abtasten des Unterhautfettgewebes) bestätigt dann die Diagnose.
Moderne Lymphologinnen wenden statt des früher üblichen Kneiftests einen schonenden Palpationstest an, bei dem die Haut auf schmerzhafte Verhärtungen geprüft wird.
Phlebolog*innen sind Fachärzte fr Venenheilkunde, die sich mit Venenerkrankungen (z. B. Krampfadern, CVI) beschäftigen. Viele Phlebologinnen kennen sich zugleich mit Lymph- und Lipödem aus oder arbeiten mit Lymphologinnen zusammen. Da Lipödeme und Venenerkrankungen ähnliche Symptome (Schwellungen, schwere Beine) verursachen können, ist eine phlebologische Abklärung oft sinnvoll.
In spezialisierten Venenzentren – wie unserem VenaZiel Zentrum – gehört die Lipödem-Diagnostik zum Leistungsspektrum dazu. Häufig wird dort auch mittels Ultraschall überprüft, ob zusätzlich venöse Durchblutungsstörungen vorliegen oder ob es sich rein um ein Lipödem handelt. So kann man beispielsweise ein begleitendes Beinödem durch Veneninsuffizienz ausschließen, bevor die Behandlung startet.
Unter Gefäß-Spezialist*innen verstehen wir hier vor allem Angiolog*innen (internistische Gefäßmediziner) und Gefäßchirurg*innen. Auch diese Fachärzte können ein Lipödem erkennen, vor allem wenn sie eine lymphologische Ausbildung haben. Rein gefäßchirurgisch wird ein Lipödem allerdings nicht behandelt, da es keine primäre „Blutgefäß-Erkrankung“ ist – dennoch sind Gefäßspezialisten wichtig, um andere Ursachen von Beinschwellungen auszuschließen (z. B. tiefe Venenthrombose, arterielle Durchblutungsstörungen etc.).
Kurz gesagt: Ein interdisziplinäres Team aus Phlebologie, Angiologie und Lymphologie bietet die besten Voraussetzungen für eine zuverlässige Diagnose und individuelle Therapieplanung beim Lipödem.
Erwähnenswert sind auch Fachärzt*innen für Plastische und Ästhetische Chirurgie, die sich auf Lipödem spezialisiert haben. Sie kommen insbesondere dann ins Spiel, wenn über eine Liposuktion (Fettabsaugung) als Therapie nachgedacht wird. Viele Plastische Chirurgen führen Lipödem-OPs durch; einige arbeiten in eigenen Lipödem-Kliniken oder kooperieren mit Lymphologen für eine ganzheitliche Betreuung.
Wichtig ist, einen Chirurgen zu wählen, der Erfahrung mit Lipödem-Patientinnen hat – es handelt sich nicht um eine rein kosmetische Fettabsaugung, sondern um einen medizinischen Eingriff, der entsprechend schonend und vollständig erfolgen muss. Hinweise auf eine gute Expertise können z. B. Zertifikate, Weiterbildungen im Bereich Lymphologie oder positive Patientenberichte sein.
Hausärzt*innen & Dermatochirurgie: was sind ihre Rollen?
Ihre **Hausärztin** ist oft die erste Anlaufstelle, gerade wenn noch unklar ist, was hinter den Beschwerden steckt. Hausärztinnen kennen Ihre Krankengeschichte und können andere Ursachen für Gewichtszunahme oder Schwellungen abklären – etwa hormonelle Probleme (Schilddrüse), Medikamentennebenwirkungen oder allgemeine Lebensstilfaktoren.
Allerdings sind viele Allgemeinärzte mit dem spezifischen Bild des Lipödems nicht vertraut. Daher wird ein Lipödem vom Hausarzt leicht übersehen oder mit Adipositas verwechselt. Ihre Rolle besteht dann vor allem darin, bei entsprechendem Verdacht eine Überweisung zum Spezialisten auszustellen.
Zögern Sie nicht, Ihre Hausärztin direkt auf den Lipödem-Verdacht anzusprechen und um eine fachärztliche Abklärung (beim Phlebologen/Lymphologen) zu bitten, falls der Hausarzt selbst unsicher ist.
Einige Hausärzte engagieren sich jedoch auch selbst in diesem Bereich – insbesondere Ärztinnen mit der Zusatzbezeichnung Phlebologie könnten bereits in der Hausarztpraxis die richtige Diagnose stellen.
Unter Dermatochirurgie versteht man die operative Tätigkeit von Hautärztinnen, beispielsweise in den Bereichen Liposuktion und Hautstraffung. In Bezug auf Lipödem spielt die Dermatochirurgie eine wichtige Rolle, denn tatsächlich wurde die Technik der Fettabsaugung ursprünglich in der Dermatologie (von Dr. Jeffrey Klein) entwickelt. Dermatologinnen mit chirurgischer Zusatzausbildung können daher Liposuktionen durchführen und behandeln viele Lipödem-Patientinnen, oft in spezialisierten Praxen oder Kliniken.
Man spricht hier manchmal auch von kooperativen Zentren, in denen Dermatologen (für Diagnose und konservative Therapie) und Dermatochirurgen oder Plastische Chirurgen (für die operative Therapie) Hand in Hand arbeiten.
Die Rolle der Dermatochirurgie liegt also vor allem in der operativen Behandlung: Wenn z. B. nach erfolgter Diagnose die Indikation zur Lipödem-Liposuktion gestellt wird, kann ein dermatochirurgisch versierter Arzt den Eingriff durchführen.
Darüber hinaus sind Dermatolog*innen auch in der Nachsorge wichtig – etwa bei der Wundheilung, Narbenbehandlung oder Hautpflege nach einer OP.
Zusammengefasst: Der Hausarzt übernimmt beim Lipödem die Basisbetreuung und das Erkennen von Verdachtsmomenten, während Fachärzte der Dermatochirurgie bzw. Plastische Chirurgen die spezialisierten Eingriffe vornehmen. Beide sollten möglichst mit den Lymph-/Phlebologie-Experten vernetzt sein, damit die Patientin eine umfassende Betreuung erhält.
Wann lohnt sich ein zweiter Blick im Lipödemzentrum?
Gerade weil nicht alle Mediziner mit dem Lipödem vertraut sind, kann es sehr sinnvoll sein, sich eine zweite Meinung in einem spezialisierten Lipödemzentrum einzuholen. Doch wann ist so ein „zweiter Blick“ empfehlenswert?
- Unsicherheit bei der Diagnose: Wenn Sie das Gefühl haben, Ihre Beschwerden wurden nicht richtig eingeordnet oder der Arzt ist sich selbst unsicher, sollten Sie eine weitere Meinung einholen. Ein erfahrener Lipödem-Spezialist erkennt das Krankheitsbild oft sofort und kann Zweifelsfälle klären.
Insbesondere wenn Ihnen pauschal gesagt wurde „Sie müssen nur abnehmen“, Ihr eigener Verdacht aber weiterhin auf Lipödem fällt, ist ein Besuch im spezialisierten Zentrum ratsam. - Keine Besserung unter Therapie: Auch wenn Sie bereits diagnostiziert sind und z. B. Kompressionsstrümpfe tragen oder Lymphdrainage erhalten, aber keine Verbesserung spüren, kann ein Lipödemzentrum helfen. Dort wird der Therapieplan überprüft und optimiert – eventuell gibt es neue Ansätze oder die Indikation zur Liposuktion sollte neu bewertet werden.
- Planung einer Operation: Steht eine Lipödem-Liposuktion im Raum, lohnt sich der Weg in ein spezialisiertes Zentrum oder eine Klinik, die solche Eingriffe häufig durchführt.
Spezialisierte Chirurgen können das Vorgehen erläutern, haben Erfahrung mit schonenden Techniken (z. B. wasserstrahl-assistierte oder vibrasierende Liposuktion) und wissen, worauf bei Lipödem-Patientinnen zu achten ist. Eine Zweitmeinung vor einer großen OP gibt Ihnen Sicherheit und Vertrauen in die Entscheidung. - Unzufriedenheit mit dem bisherigen Arzt: Fühlen Sie sich nicht ausreichend informiert oder ernst genommen, ist ein Arztwechsel absolut legitim. Unterschiedliche Aussagen verschiedener Ärzte können verunsichern – in diesem Fall darf man durchaus noch einen dritten Spezialisten konsultieren. Wichtig ist, dass Sie sich gut aufgehoben fühlen und der neue Arzt sich Zeit für Sie nimmt.
In einem Lipödemzentrum wie VenaZiel bündeln sich verschiedene Expertisen: Lymphologie, Phlebologie, Ernährungsberatung, Physiotherapie und Chirurgie arbeiten Hand in Hand. Somit kann eine Patientin dort ganzheitlich beurteilt werden.
Ein „zweiter Blick“ bringt oft neue Erkenntnisse – sei es eine präzisere Diagnosestellung (z. B. Erkennen von Mischformen wie Lipo-Lymphödem) oder ein erweitertes Angebot an Therapiemöglichkeiten, das der erste Behandler vielleicht nicht aufzeigen konnte.
Zusammengefasst lohnt sich eine Zweitmeinung immer dann, wenn Sie mit der ersten Diagnose/Therapie nicht voll zufrieden sind, oder einfach Gewissheit möchten. Zögern Sie nicht, dieses Recht wahrzunehmen.
Die Leitlinien und Experten raten ausdrücklich dazu, sich ausführlich beraten zu lassen und gegebenenfalls eine Zweitmeinung einzuholen. Schließlich geht es um Ihre Gesundheit und Lebensqualität – und die stehen im Mittelpunkt jeder guten medizinischen Betreuung.
Der typische Diagnose-Ablauf in Ihrer Klinik
Viele Patientinnen mit Lipödem haben bereits einen langen Leidensweg hinter sich. Nicht selten wurde die Fettverteilungsstörung fälschlicherweise als Übergewicht oder andere Krankheit abgetan.
In Ihrer spezialisierten Klinik achten wir darauf, solche Fehldiagnosen zu vermeiden. Damit Sie genau wissen, was auf Sie zukommt, erklären wir hier Schritt für Schritt den typischen Ablauf der Lipödem-Diagnose – vom ersten Diagnosegespräch bis zur Dokumentation der Befunde.
Erstgespräch & Anamnese
Am Anfang steht ein einfühlsames Erstgespräch mit ausführlicher Anamnese. Ihre Ärztin oder Ihr Arzt nimmt sich viel Zeit für Sie: Sie können in Ruhe von Ihren Beschwerden erzählen und all Ihre Fragen stellen.
Wichtig ist es, wann und wie die Symptome begonnen haben – zum Beispiel in der Pubertät oder nach einer Schwangerschaft, da dies typisch für ein Lipödem ist.
Ebenso wird nach Ihrer familiären Vorgeschichte gefragt: Hat vielleicht Ihre Mutter oder Großmutter ähnliche Probleme? Da das Lipödem oft familiär gehäuft auftritt, ist diese Information wertvoll.
Scheuen Sie sich nicht, auch über Schmerzen, Ihr Alltagsempfinden und eventuelle seelische Belastungen zu sprechen. Ein Lipödem kann sehr belastend sein, und Ihr Behandlungsteam weiß das. Deshalb gehört zum Diagnosegespräch auch, dass wir Ihre Lebenssituation und möglichen psychischen Belastungen mit berücksichtigen – nur so erhalten wir ein vollständiges Bild.
All diese Angaben fließen in Ihre Anamnese ein und helfen uns, die nächsten Schritte der Diagnostik gezielt zu planen. Oft füllen unsere Patientinnen bereits vorab einen Fragebogen zu ihrer Krankheitsgeschichte aus, damit wir uns optimal vorbereiten können.
Im Erstgespräch selbst gehen wir Ihre Antworten dann gemeinsam durch, klären Unklarheiten und hören Ihnen aufmerksam zu.
Kurz gesagt: In dieser Phase steht das Zuhören und Verstehen im Vordergrund. Sie sind die Expertin für Ihren eigenen Körper – je genauer Sie Ihre Symptome schildern, desto besser kann der Arzt sich ein Bild machen.
Typische Hinweise auf ein Lipödem sind z. B. druckempfindliche, schmerzende Beine, die im Tagesverlauf anschwellen, und eine Neigung zu blauen Flecken ohne erkennbaren Anlass. All das wird im Gespräch erfasst. Am Ende der Anamnese hat Ihr Arzt bereits einen ersten Verdacht – und Sie selbst haben das gute Gefühl, ernstgenommen zu werden.
Untersuchen & Tests – was pro Sitzung geschieht
Auf das Gespräch folgt die körperliche Untersuchung. Ihr Arzt wird sich Ihre betroffenen Körperbereiche (meist Beine, manchmal auch Arme) genau ansehen. Dabei achtet er auf das für Lipödem typische Bild: eine symmetrische Fettvermehrung an beiden Beinen oder Armen, oft mit schlankem Rumpf und schlanken Füßen bzw.
Händen. Das Verteilungsmuster unterscheidet sich vom gewöhnlichen Übergewicht – beim Lipödem enden die Fettpolster meist abrupt an den Knöcheln, sodass die Füße normal schlank bleiben (man spricht von einer „Kragenbildung“).
Beine von Frauen mit unterschiedlicher Figur – bei einem Lipödem sind oft Beine und Hüften betroffen, während Füße und Oberkörper schlanker bleiben.
An die Inspektion schließt sich das Abtasten (Palpation) an. Ihr Arzt prüft mit den Händen die Beschaffenheit Ihres Unterhautfettgewebes. Schon früh zeigen sich dabei typische Auffälligkeiten: Die Haut kann sich so anfühlen, als befänden sich kleine Knötchen oder Styroporkügelchen darunter.
Ein wichtiger Teil der Untersuchung ist der Kneiftest: Dabei wird vorsichtig in die Haut an der Außenseite des Oberschenkels gezwickt. Bei Lipödem-Patientinnen ist dieser Test meist deutlich schmerzhafter als an einer vergleichbaren Stelle in nicht betroffenen Arealen. Das heißt, wenn man in ein Lipödem-Areal kneift, tut es übermäßig weh, während ein Kneifen z. B. am Bauch oder an der Innenseite der Beine weniger Probleme bereitet.
Dieses unterschiedliche Schmerzempfinden ist ein starkes Indiz für Lipödem. Auch die Druckempfindlichkeit insgesamt wird überprüft, z. B. ob schon leichter Druck mit dem Finger auf die Beine unangenehm ist.
Zur gründlichen Diagnostik gehören oft noch weitere Tests innerhalb derselben Sitzung. Ihr Arzt wird Ihren Körperumfang messen – typischerweise Umfangmessungen an Beinen, Hüfte und Taille. Dadurch lässt sich einerseits das Ausmaß der Fettverteilungsstörung festhalten, andererseits eine Abgrenzung zu Adipositas vornehmen.
Zum Beispiel zeigt ein Vergleich von Taillenumfang und Beinumfang, ob eine disproportionale Fettverteilung vorliegt. Zusätzlich werden Ihr Gewicht und Ihre Körpergröße erfasst, um den BMI zu berechnen – auch das dient dazu, andere Ursachen für Ihre Figur auszuschließen.
Falls erforderlich, kommen Geräte und bildgebende Verfahren zum Einsatz. Sehr häufig wird eine Ultraschall-Untersuchung (Sonographie) der Beine durchgeführt. Damit kann der Arzt z. B. feststellen, ob Krampfadern oder Venenschwächen vorliegen, die zu Schwellungen beitragen könnten.
Zwar kann man ein Lipödem im Ultraschall nicht direkt „sehen“, aber diese Untersuchung ist wichtig, um andere Ursachen geschwollener Beine (wie eine Venenerkrankung) auszuschließen.
Außerdem lässt sich per Ultraschall grob beurteilen, wie dick die Fettschicht unter der Haut ist, was Hinweise auf das Lipödem-Stadium geben kann.
In einigen Fällen setzt unsere Klinik auch modernere Techniken ein – zum Beispiel 3D-Körperscanner oder Bioimpedanzanalyse – um Ihre Körperzusammensetzung exakt zu vermessen. Solche objektiven Messungen helfen später, den Erfolg der Therapie zu überprüfen.
Gegebenenfalls veranlassen wir zusätzliche Laboruntersuchungen. So kann durch eine Blutabnahme die Schilddrüsenfunktion, Leber- und Nierenwerte etc. geprüft werden. Warum? Bestimmte internistische Probleme (z. B. eine Unterfunktion der Schilddrüse) können Ödeme begünstigen oder mit einem Lipödem einhergehen.
Ihre Ärztin möchte sicherstellen, dass keine solche Grunderkrankung übersehen wird. All diese Tests – körperliche Untersuchung, Ultraschall, Labor – lassen sich in der Regel in einem Termin durchführen. Sie müssen also nicht für jeden Schritt extra kommen. Am Ende der Untersuchung wissen Sie meist schon sehr genau, woran Sie sind.
Ergebnissicherung – Dokumentation, Verlauf, Befunde
Nachdem alle Untersuchungen abgeschlossen sind, folgt die sorgfältige Dokumentation der Ergebnisse. Ihr Arzt wird sämtliche Befunde notieren: von Ihren Anamnesedaten über die Ergebnisse des Kneiftests bis hin zu Messergebnissen wie Umfangmaßen. In spezialisierten Zentren werden oft auch Fotos oder 3D-Scans angefertigt, um den Ausgangsbefund festzuhalten. So ein visuelles Referenzmaterial kann später wertvoll sein, um Veränderungen objektiv zu beurteilen.
Alle Daten zusammen ergeben Ihren medizinischen Befundbericht, der eindeutig festhält, ob ein Lipödem vorliegt und wenn ja, in welchem Stadium.
Das Lipödem wird üblicherweise in drei Stadien eingeteilt (manche Experten sprechen sogar von vier Stadien) – Ihr Arzt schaut sich also das Hautbild und die Tastbefunde an und ordnet Sie entsprechend ein.
Wichtig: Die Stadieneinteilung beschreibt vor allem die Veränderungen im Gewebe (z. B. glatte Haut vs. Knotenbildung), aber sagt nicht automatisch etwas über die Stärke Ihrer Beschwerden aus. Selbst in einem frühen Stadium kann jemand starke Schmerzen haben. Dennoch hilft die Stadien-Dokumentation bei der Therapieplanung.
Im Abschlussgespräch wird der Arzt die Diagnose Lipödem mit Ihnen besprechen – falls sie sich bestätigt hat – und Ihnen alle Befunde erklären. Sie erfahren also ganz genau, was wir herausgefunden haben. Keine Sorge: Natürlich können Sie dabei weitere Fragen stellen. Unser Anliegen ist, dass Sie Ihre Erkrankung verstehen. Dazu gehört auch ein Ausblick: Der Arzt erläutert Ihnen, wie das weitere Vorgehen aussehen kann. Außerdem werden Verlaufsbeobachtungen geplant: Das heißt, wir halten fest, welche Kontrollen oder Messungen in Zukunft sinnvoll sind. Beispielsweise notieren wir Ihre aktuellen Beinumfänge, um sie bei späteren Terminen vergleichen zu können.
So sehen wir objektiv, ob z. B. eine Therapie anschlägt oder ob das Lipödem fortschreitet. Gegebenenfalls wird ein nächster Termin zur Nachkontrolle vereinbart – vor allem, wenn zunächst konservative Maßnahmen ausprobiert werden sollen.
Zum Abschluss der Diagnosestellung haben Sie als Patientin eine fundierte Grundlage, auf der die Behandlung aufbauen kann. Alle wichtigen Punkte stehen nun schwarz auf weiß in Ihrer Akte. Mit diesem klaren Befund vor Augen kann Ihr Arzt einen individuellen Behandlungsplan für Sie erstellen.
Dank der gründlichen Diagnose wissen Sie jetzt genau, woran Sie sind – und gemeinsam können wir die nächsten Schritte angehen. Mehr zu den möglichen Therapieformen bei Lipödem lesen Sie in unserem weiterführenden Ratgeber über konservative und operative Behandlungsmöglichkeiten.
Diagnose bestätigt – und was nun?
Die Diagnose Lipödem ist gestellt – vielleicht verspüren Sie Erleichterung, endlich Gewissheit zu haben, und zugleich Sorge, wie es weitergeht.
Wichtig ist: Sie sind mit diesem Befund nicht allein. Was passiert jetzt?
In Ihrer spezialisierten Klinik werden Sie nach der Diagnose nicht einfach nach Hause geschickt, sondern umfassend über die nächsten Schritte informiert. Im Folgenden erklären wir, was unmittelbar nach Bestätigung der Diagnose geschieht.
Schritt 1: Differentialdiagnosen ausschließen
Bevor die eigentliche Therapie beginnt, stellt Ihr Arzt sicher, dass wirklich nur das Lipödem hinter Ihren Beschwerden steckt – und keine andere oder zusätzliche Erkrankung. Das Ausschalten von Differenzialdiagnosen ist entscheidend, um Fehlbehandlungen zu vermeiden.
Zwar wurden mögliche andere Ursachen schon während der Diagnose berücksichtigt, aber jetzt blickt man noch einmal gezielt darauf. Typische Erkrankungen, die einem Lipödem ähneln können, sind:
- Lymphödem: Hier lagert sich Gewebsflüssigkeit in Armen oder Beinen an, meist einseitig oder ungleichmäßig. Im Gegensatz zum Lipödem betrifft ein Lymphödem oft auch Füße/Zehen – erkennbar am positiven Stemmerschen Zeichen (man kann die Haut über den Zehen nicht anheben).
Ein Lipödem hingegen lässt die Füße frei; das Stemmer-Zeichen ist negativ (Hautfalte anhebbar). Zudem verursacht ein Lymphödem eher ein Spannungsgefühl als Schmerzen. Ihr Arzt prüft Anzeichen wie diese sorgfältig.
Falls nötig, kann mittels Lymphszintigraphie die Lymphbahn-Funktion getestet werden, um ein Lymphödem eindeutig auszuschließen.
Wichtig zu wissen: Beide Erkrankungen können auch gleichzeitig auftreten (sogenanntes Lipolymphödem). Sollte neben dem Lipödem also ein Lymphödem bestehen, wird das in der weiteren Therapieplanung mitbehandelt. - Lipohypertrophie: Darunter versteht man eine rein ästhetische Fettverteilungsstörung ohne Krankheitswert. Ähnlich wie beim Lipödem tritt vermehrtes Fett an Beinen und Hüften auf (häufig in der Pubertät), aber: Es bestehen keine Schmerzen, keine blauen Flecken und keine Schwellungen.
Die Lipohypertrophie wird leicht mit Lipödem verwechselt, ist jedoch eigentlich „nur“ eine Figurvariante. Sie kann sich allerdings im Laufe der Jahre zu einem Lipödem entwickeln.
In Ihrem Fall hat der Arzt anhand der Anamnese und Untersuchung erkannt, dass Schmerzen und Druckempfindlichkeit vorliegen – damit scheidet eine pure Lipohypertrophie aus. - Adipositas (Übergewicht): Starkes Übergewicht kann zu ähnlicher Fettvermehrung führen, jedoch meist am ganzen Körper (insbesondere am Bauch) und nicht so disproportional an Beinen/Hüften.
Entscheidend: Lipödem-Fett ist diätresistent – das heißt, selbst bei Gewichtsabnahme bleiben die betroffenen Stellen unverhältnismäßig dick. Bei Adipositas hingegen würde eine Ernährungsumstellung das Fett an allen Stellen reduzieren. Ihr Arzt hat vermutlich Ihren BMI ermittelt und das Verhältnis von Taille zu Hüfte gemessen, um zwischen allgemeiner Adipositas und Lipödem zu unterscheiden.
Oft liegt bei Lipödem-Patientinnen zusätzlich eine leichte Adipositas vor; dann werden beide Probleme angegangen. Wichtig ist, mögliche Folgerisiken des Übergewichts (z. B. hohe Cholesterin- oder Zuckerwerte) im Blick zu behalten – daher wurden ggf. im Labor Cholesterin, Blutzucker etc. geprüft. - Venenerkrankungen: Krampfadern oder eine chronische Venenschwäche können ebenfalls Schwellungen und Schweregefühle in den Beinen verursachen. Zur sicheren Diagnosestellung eines Lipödems gehört deshalb immer auch ein Blick auf die Venen. Ihr Phlebologe hat möglicherweise per Ultraschall einen Venencheck gemacht. So wird ausgeschlossen, dass Ihre Beschwerden primär von einer Venenerkrankung herrühren.
Falls doch Krampfadern festgestellt wurden, können diese parallel behandelt werden – denn unbehandelte Varizen würden den Therapieerfolg beim Lipödem schmälern (sie verstärken Schwellungen und Schmerzen). In Ihrem Behandlungsplan werden daher alle Befunde – Lipödem und eventuelle Begleiterkrankungen – berücksichtigt.
Nachdem all diese Differenzialdiagnosen abgehakt sind, können Sie sicher sein: Die Hauptursache Ihrer Beschwerden ist tatsächlich das Lipödem. Dieses klare Fundament ist wichtig, um nun die passenden Therapieschritte einzuleiten.
Schritt 2: Therapieplanung – konservativ oder operativ?
Nun beginnt die Therapieplanung. Ihr Arzt bespricht mit Ihnen ausführlich, welche Behandlungswege es gibt. Grundsätzlich stehen zwei Ansätze zur Verfügung: eine konservative Therapie (ohne Operation) und eine operative Therapie. Der Plan wird individuell auf Sie zugeschnitten – je nach Schweregrad Ihres Lipödems, Ihren persönlichen Wünschen und Lebensumständen.
Oft empfiehlt es sich, zunächst alle konservativen Möglichkeiten auszuschöpfen. Diese zielen darauf ab, Ihre Beschwerden zu lindern und ein Fortschreiten der Krankheit zu bremsen.
Falls die konservative Behandlung nicht den gewünschten Erfolg bringt oder Ihr Lipödem bereits weit fortgeschritten (z. B. Stadium III) ist, kann zusätzlich eine operative Maßnahme erwogen werden. Gemeinsam mit Ihnen wägen wir Nutzen und Risiken der Optionen ab – Sie entscheiden mit, welcher Weg für Sie der richtige ist.
Im Überblick die beiden Therapieansätze:
- Konservative Therapie: Hierunter fallen alle nicht-chirurgischen Maßnahmen. Zentral ist die Komplexe Physikalische Entstauungstherapie (KPE), die verschiedene Bausteine kombiniert. Ihre Ärztin wird Ihnen in fast allen Fällen medizinische Kompressionsbekleidung verordnen – zum Beispiel maßgefertigte Kompressionsstrümpfe oder -leggings.
Diese üben Druck auf das Gewebe aus und können so Schmerzen verringern sowie Schwellungen reduzieren. Wichtig zu wissen: Kompression lässt das Fett selbst zwar nicht wegschmelzen, aber sie formt die Extremitäten und beugt weiterer Flüssigkeitsansammlung vor.
Gerade wenn auch ein Lymphödem mitbeteiligt ist, ist Kompression unverzichtbar. Zusätzlich wird häufig manuelle Lymphdrainage (MLD) empfohlen. Das ist eine sanfte medizinische Massage durch speziell ausgebildete Physiotherapeut:innen, die angestaute Lymphflüssigkeit in Richtung Rumpf verschiebt.
Sie spüren danach meist eine Erleichterung, weil der Druck in den Beinen nachlässt. Weitere konservative Maßnahmen umfassen Bewegungstherapie (z. B. Schwimmen, Gymnastik in Kompressionsstrümpfen) und Hautpflege.
Auch eine angepasste Ernährung gehört dazu: Zwar kann man ein Lipödem nicht „wegdiäten“, aber ein gesundes Essverhalten hilft, Begleitfaktoren wie Übergewicht oder Entzündungen zu kontrollieren.
Ihre Ärzte werden Sie bei all dem anleiten – Sie werden lernen, wie Sie selbst aktiv mithelfen können, um Ihre Beschwerden zu verbessern. Die konservative Therapie erfordert am Anfang etwas Geduld und Mitarbeit, aber sie bildet in den meisten Fällen die Basis der Behandlung. - Operative Therapie: Ist das Lipödem sehr ausgeprägt oder haben die nicht-operativen Maßnahmen nicht genug Linderung gebracht, kann eine Liposuktion (Fettabsaugung) in Betracht gezogen werden.
Dabei wird in einem chirurgischen Eingriff überschüssiges, krankhaft verändertes Fettgewebe dauerhaft entfernt. Die Liposuktion beim Lipödem erfolgt in spezialisierten Zentren und meist in mehreren Sitzungen, da pro OP nur eine gewisse Menge Fett entnommen werden darf.
Moderne Techniken wie die vibrationsassistierte oder wasserstrahlassistierte Liposuktion kommen zum Einsatz, teils auch Ultraschallverfahren (z. B. VASER). Das Ziel der OP ist, die Fettansammlungen zu verkleinern und dadurch Druckschmerzen und Bewegungsprobleme zu reduzieren.
Viele Patientinnen berichten nach erfolgreich durchgeführter Liposuktion über eine deutliche Verbesserung ihrer Lebensqualität – endlich passen Proportionen besser zusammen, und vor allem: Die täglichen Schmerzen lassen nach.
Dennoch ist eine Liposuktion kein leichter Schritt. Ihr Arzt wird Sie ausführlich dazu beraten (gegebenenfalls erhalten Sie ein separates Aufklärungsgespräch beim Chirurgen).
Wichtig ist auch, dass nach einer Liposuktion die konservativen Maßnahmen weitergeführt werden müssen – z. B. vorübergehend intensivere Lymphdrainage und dauerhaft das Tragen von Kompression, um das Ergebnis zu erhalten. Eine OP ergänzt also die konservative Therapie, ersetzt sie aber nicht vollständig.
Ihr individueller Therapieplan kann aus einer Kombination dieser Ansätze bestehen. Beispielsweise starten viele Patientinnen zunächst einige Monate mit konservativer Therapie, und wenn die Beschwerden sich nicht ausreichend bessern, folgt die Entscheidung zur Liposuktion.
In anderen Fällen steht von Anfang an fest, dass eine Operation sinnvoll ist – dann wird natürlich dennoch bis zum OP-Termin konservativ behandelt, um Ihre Beine bestmöglich vorzubereiten. Ihr Behandlungsteam wird Sie umfassend beraten, welche Strategie für Sie die beste ist.
Dabei orientieren wir uns an aktuellen medizinischen Leitlinien, aber ebenso an Ihren persönlichen Zielen und Wünschen.
Schritt 3: Erste Schritte im VenaZiel Lipödemzentrum – individuelle Empfehlungen
Nach der Diagnose und der gemeinsamen Therapieplanung lassen wir Sie nicht allein. Im VenaZiel Lipödemzentrum beginnen nun konkret die ersten Schritte Ihrer Behandlung. Alles wird individuell auf Sie abgestimmt, damit Sie optimal betreut werden. Was können Sie direkt erwarten?
- Ausführliches Abschlussgespräch: Zunächst setzt sich Ihr Arzt noch einmal mit Ihnen zusammen und erläutert Ihnen die nächsten Schritte im Detail. Sie bekommen Gelegenheit, alle offenen Fragen zu stellen.
In diesem Gespräch werden Ihnen die Ergebnisse der Diagnose (Ihr Befund) verständlich erklärt und die geplante Therapie wird Punkt für Punkt besprochen.
Ziel ist, dass Sie genau wissen, was als Nächstes passiert und warum.
Dieses persönliche Beratungsgespräch ist uns sehr wichtig – Sie sollten mit einem klaren Plan und einem guten Gefühl nach Hause gehen. - Maßgeschneiderte Beratung & Planung: Anschließend erfolgt die konkrete Therapieorganisation. Gemeinsam mit Ihnen erstellen wir einen maßgeschneiderten Therapieplan.
Das bedeutet: Wir legen fest, welche konservativen Maßnahmen Sie erhalten und in welcher Reihenfolge. Beispielsweise wird meist direkt die Versorgung mit Kompressionskleidung veranlasst.
Unsere Fachkräfte nehmen Ihre Maße und helfen bei der Auswahl der richtigen Kompressionsklasse und -materialien, damit Ihre Strümpfe/Hosen perfekt passen.
Sie werden eingehend beraten, wie Sie diese anziehen, wann Sie sie tragen sollen und wie die Pflege erfolgt – alles Schritt für Schritt und ohne Eile.
Falls manuelle Lymphdrainage Teil des Plans ist, erhalten Sie ein Rezept dafür.
Müssen weitere Fachärzte eingebunden werden – etwa ein Gefäßchirurg bei vielen Krampfadern oder ein Endokrinologe bei hormonellen Fragen – so koordinieren wir auch diese Überweisungen für Sie.
Operative Schritte (z. B. Liposuktion) werden ebenfalls gemeinsam geplant: Sie erfahren, wie Sie sich auf die OP vorbereiten können, was Sie postoperativ beachten müssen und welche Unterstützung es während der Rehabilitation gibt. - Individuelle Alltagstipps: Ein großer Schwerpunkt in unserem Zentrum liegt darauf, Sie auch für den Alltag mit Lipödem auszurüsten. Sie erhalten praktische Tipps und Empfehlungen, wie Sie selbst zur Linderung beitragen können – immer angepasst an Ihre persönliche Situation.
Dazu gehören z. B. Ratschläge zur Bewegung („Bewegen Sie sich so oft es geht, ideal sind gelenkschonende Aktivitäten wie Schwimmen oder Radfahren – gern auch mit Kompressionsstrümpfen an“), zur Ernährung (eine anti-entzündliche Kost kann hilfreich sein, Crash-Diäten hingegen sind nicht zielführend) und zur Hautpflege (regelmäßiges Eincremen mit geeigneten Lotionen schützt Ihre Haut unter der Kompression).
Wir vermitteln Ihnen auch Strategien zum Umgang mit eventuellen seelischen Belastungen: Scheuen Sie sich nicht, Unterstützung anzunehmen – sei es durch den Austausch in Selbsthilfegruppen oder bei Bedarf durch psychologische Beratung.
All diese Tipps sollen Ihnen helfen, im täglichen Leben besser zurechtzukommen und aktiv an Ihrem Therapieerfolg mitzuwirken.
Selbstverständlich erhalten Sie diese Ratschläge schriftlich oder in Form von Merkblättern, damit Sie zu Hause alles in Ruhe nachlesen können. - Nachsorge und Verlaufskontrolle: Bei VenaZiel verstehen wir die Lipödem-Therapie als einen kontinuierlichen Prozess. Deshalb werden von Anfang an auch Ihre Nachsorge-Termine geplant. Je nach Therapieplan vereinbaren wir Kontrolluntersuchungen – anfangs vielleicht alle paar Monate, später individuell nach Bedarf.
In diesen Terminen überprüfen wir den Verlauf: Zum Beispiel messen wir erneut Ihre Umfänge, fragen nach Ihren aktuellen Beschwerden und passen die Therapie gegebenenfalls an.
Ihre Kompressionsversorgung wird regelmäßig kontrolliert und bei Bedarf erneuert (denn mit der Zeit kann das Material nachlassen oder Ihre Maße sich ändern). Wenn Sie operiert wurden, finden engmaschige Nachkontrollen statt, um die Wundheilung und das Ergebnis der Liposuktion zu beurteilen. Und natürlich stehen wir auch zwischen den Terminen für Rückfragen zur Verfügung. Sie sollen sich jederzeit gut aufgehoben fühlen.
Zusammengefasst: Nachdem Ihr Lipödem diagnostiziert worden ist, erhalten Sie von uns einen klaren Fahrplan. Sie wissen, welche Therapieschritte anstehen, bekommen persönliche Empfehlungen für den Alltag und haben feste Ansprechpartner, die Sie begleiten.
Die Reise mag lang sein, aber Sie gehen sie nicht alleine – Ihr VenaZiel-Team ist an Ihrer Seite.
Wie Sie darüber hinaus im Alltag mit dem Lipödem besser zurechtkommen, erfahren Sie in unserem Ratgeber mit praktischen Alltagstipps und Lebensführungsstrategien.
Was tun bei unklarem Befund?
Zweitmeinung oder Spezialist im Lipödemzentrum suchen
Viele Lipödem-Patientinnen erhalten erst nach vielen Jahren eine richtige Diagnose – im Durchschnitt können bis zu 10 Jahre vergehen, bis ein Lipödem medizinisch erkannt wird.
Das liegt auch daran, dass Ärzte ohne Spezialwissen Lipödem-Symptome oft als bloßes Übergewicht fehlinterpretieren.
Daher lohnt es sich, bei einem unklaren Befund eine Zweitmeinung einzuholen und gezielt einen erfahrenen Spezialisten oder ein Lipödem-Zentrum aufzusuchen.
Ein solcher Facharzt (etwa Lymphologe, Phlebologe oder plastischer Chirurg mit Lipödem-Expertise) kennt das Krankheitsbild und kann die Situation kompetent beurteilen.
Eine zusätzliche Meinung schafft Sicherheit über den Befund und stärkt das Vertrauen in die Therapieentscheidung – gerade weil Lipödeme häufig fehldiagnostiziert werden, hilft der Blick eines zweiten Experten, alle Optionen sorgfältig abzuwägen.
Selbsttests & Screeningtools – ja oder nein?
Es gibt bislang keinen einfachen Labor- oder Bildgebungstest, der ein Lipödem eindeutig nachweist – selbst Ultraschalluntersuchungen können hier keinen direkten Beweis liefern.
Letztendlich kann nur eine ärztliche Untersuchung durch einen erfahrenen Spezialisten (z.B. Phlebologe oder Lymphologe) Klarheit bringen. Selbsttests oder Online-Screeningtools können allenfalls erste Anhaltspunkte liefern. Ein Beispiel ist der Kneiftest: Dabei kneift man vorsichtig in die Haut der Oberschenkel (innen und außen).
Spürt man schon bei leichtem Kneifen an der Außenseite einen deutlichen Schmerz, spricht das mit hoher Wahrscheinlichkeit für ein Lipödem (denn die vermehrten Fettzellen drücken schmerzhaft auf die Nervenfasern). Auch digitale Fragebögen fragen typische Symptome ab und geben eine grobe Orientierung.
Bitte beachten Sie jedoch: Solche Selbsttests sind lediglich eine erste Orientierung und können eine medizinische Diagnose durch einen Facharzt nicht ersetzen. In jedem Fall sollte die endgültige Diagnosestellung von einem erfahrenen Arzt mittels klinischer Untersuchung erfolgen.
Wann bildgebende Verfahren sinnvoll ergänzen (Ultraschall, Lymphszintigraphie)
Eine klinische Untersuchung bildet die Grundlage der Diagnose, doch können bei Bedarf bildgebende Verfahren ergänzend eingesetzt werden, um den Befund abzusichern oder Differenzialdiagnosen auszuschließen.
Insbesondere der Ultraschall hilft dabei, andere Ursachen für die Beschwerden auszuschließen – etwa eine Venenschwäche oder Krampfadern lassen sich im Sonogramm erkennen und als Schmerzursache ausschließen.
Hingegen sieht das Fettgewebe selbst im Ultraschall bei Lipödem nicht anders aus als bei gewöhnlichem Übergewicht, sodass diese Methode das Lipödem nicht direkt sichtbar machen kann.
Eine Lymphszintigraphie (Darstellung des Lymphabflusses mittels radioaktiver Markersubstanz) wird nur in speziellen Fällen durchgeführt, zum Beispiel wenn unklar ist, ob zusätzlich ein Lymphödem vorliegt.
Dieses Verfahren macht Abflussstörungen der Lymphe in den Extremitäten sichtbar und wird primär bei Verdacht auf ein chronisches Lymphödem oder eine Mischform (Lipödem plus Lymphödem, sogenanntes Lipolymphödem) eingesetzt.
Beim reinen Lipödem findet sich zu Beginn meist kein Lymphstau; Studien zeigen sogar, dass der Lymphtransport initial normal oder gesteigert sein kann. Daher ist die Lymphszintigraphie zur Lipödem-Diagnose nicht routinemäßig erforderlich, kann aber in unklaren Grenzfällen hilfreiche Informationen liefern.
Fazit & nächste Schritte
- Übersicht: Nachdem eine klare Diagnose gestellt wurde, empfinden viele Betroffene große Erleichterung. Diese Gewissheit über die Ursache der Beschwerden ist bereits der erste Erfolg, denn nun kann eine gezielte Behandlung geplant werden.
- Empfehlung: Vereinbaren Sie möglichst bald einen Termin zur offiziellen Diagnosestellung – idealerweise in einem spezialisierten Lipödemzentrum wie VenaZiel. Dort stehen moderne Verfahren (z.B. hochauflösender Ultraschall oder Lymphszintigraphie) zur Verfügung, um eine präzise Diagnose zu stellen und andere Erkrankungen auszuschließen.
Dank dieser Expertise erhalten Sie nicht nur Gewissheit, sondern auch einen individuell angepassten Therapieplan für die nächsten Schritte. - Hinweis: Denken Sie daran, dass die Diagnose erst der Anfang ist. Auf Basis der Befunde kann nun die eigentliche Therapie beginnen – mit dem Ziel, Ihre Symptome zu lindern und Ihre Lebensqualität zu verbessern.
Mit Unterstützung erfahrener Spezialisten (wie dem Team von VenaZiel) gehen Sie den Weg weiter: von der Behandlung bis zur Nachsorge – für ein künftig wieder aktiveres und schmerzfreieres Leben.
FAQ zur Lipödem-Diagnose
- Wie wird ein Lipödem diagnostiziert?
Die Diagnose eines Lipödems erfolgt durch eine Kombination aus Anamnese, körperlicher Untersuchung und gegebenenfalls bildgebenden Verfahren, insbesondere Ultraschall.
Ärzte wie Phlebologen, Gefäßmediziner, Dermatologen oder plastische Chirurgen sind für die Diagnosestellung zuständig, da sie über das notwendige Fachwissen und Erfahrung mit der Erkrankung verfügen.
- Wie erkenne ich, ob ich ein Lipödem habe?
Ein Lipödem lässt sich an mehreren Anzeichen erkennen, die typischerweise symmetrische Fettverteilung an Beinen und Hüften, Schmerzen und Druckempfindlichkeit in den betroffenen Bereichen, sowie eine Neigung zu blauen Flecken ohne erkennbare Ursache umfassen.
Weitere Hinweise können schwere, schmerzende Beine sein, die im Laufe des Tages anschwellen und auch nachts schmerzen können, sowie eine unproportionale Figur mit schlankerem Oberkörper und vermehrten Fettansammlungen an Beinen und/oder Armen.
- Was sind die ersten Anzeichen eines Lipödems?
Die ersten Anzeichen eines Lipödems umfassen eine symmetrische Fettvermehrung an Beinen und/oder Armen, die oft bis zu den Knöcheln oder Handgelenken reicht, während Hände und Füße schlank bleiben.
Weitere frühe Symptome sind Druckempfindlichkeit und Schmerzen in den betroffenen Bereichen, sowie eine vermehrte Neigung zu blauen Flecken. Auch ein Spannungsgefühl und Schweregefühl in den Gliedmaßen können auf ein Lipödem hindeuten.
- Wie fühlen sich die Schmerzen bei einem Lipödem an?
Die Schmerzen bei einem Lipödem werden oft als ein drückendes Spannungsgefühl beschrieben, das mit einem Muskelkater vergleichbar ist.
Betroffene berichten von Berührungsempfindlichkeit, so dass schon leichte Berührungen Schmerzen verursachen können. Die Schmerzen können im Tagesverlauf zunehmen und sich durch langes Stehen oder Sitzen verstärken.
- Wo genau schmerzen die Beine bei einem Lipödem?
Ein Lipödem verursacht Schmerzen hauptsächlich an den Beinen, wobei die Schmerzintensität von Person zu Person variieren kann. Typischerweise sind die Beine, insbesondere die Oberschenkel und Unterschenkel, betroffen, wobei auch Hüften und Gesäßregionen oft mit einbezogen werden.
Die Schmerzen werden oft als drückend, ziehend oder stechend beschrieben und können auch bei leichter Berührung oder ohne äußeren Einfluss auftreten.
- Wie beginnt ein Lipödem – wo treten die Symptome zuerst auf?
Ein Lipödem beginnt typischerweise mit einer symmetrischen Fettverteilungsstörung, die sich meist an den Beinen und/oder Armen zeigt.
Die ersten Symptome sind oft Schmerzen, Spannungsgefühle und eine erhöhte Berührungsempfindlichkeit in den betroffenen Bereichen. Betroffene bemerken oft eine Zunahme des Fettgewebes, insbesondere an Hüften, Oberschenkeln, Unterschenkeln oder Armen, während Hände und Füße meist nicht betroffen sind.
- Wie sieht ein Lipödem im Stadium 1 aus?
Ein Lipödem im Stadium 1 zeigt sich durch eine gleichmäßige Verdickung der Unterhaut an Armen und Beinen, meist mit einer glatten Hautoberfläche, die aber bei Druck oder beim Zusammenschieben der Haut erste Anzeichen von „Orangenhaut“ oder Dellen zeigen kann. Die Fettstruktur ist feinknotig und Betroffene berichten oft von Schmerzen oder Druckempfindlichkeit in den betroffenen Bereichen. Weitere Details zu Lipödem Stadium 1:
- Symmetrische Fettverteilungsstörung
- Glatte Haut
- Feinknotige Fettstruktur
- Schmerzen und Druckempfindlichkeit
- Neigung zu Blutergüssen
- Keine oder geringe Schwellungen
- Unterschiedliche Körperproportionen
- Trotz Sport und Diäten keine Veränderung
- Was ist der Unterschied zwischen normalen dicken Beinen und einem Lipödem?
Ein Lipödem ist eine Fettverteilungsstörung, die sich von normalen dicken Beinen unterscheidet, da sie mit Schmerzen, Druckempfindlichkeit und einer Neigung zu blauen Flecken einhergeht.
Außerdem ist die Fettverteilung bei einem Lipödem symmetrisch und oft unproportional zum restlichen Körper, während dicke Beine oft durch andere Ursachen wie Übergewicht, Lymphabflussstörungen oder Venenprobleme entstehen.
- Kann ein Lipödem auch bei normalem Körpergewicht auftreten?
Ja, ein Lipödem kann auch bei normalem Körpergewicht oder sogar bei Untergewicht auftreten. Es ist eine chronische Fettverteilungsstörung, die nicht ausschließlich mit Übergewicht in Verbindung steht.
- Wie kann ich selbst testen, ob ich ein Lipödem habe?
Ein selbst durchgeführter Test kann Hinweise auf ein mögliches Lipödem geben, ist aber nicht endgültig. Der Lipödem-Kneiftest kann helfen, indem man die Haut an den Oberschenkeln kneift und auf Schmerzempfindlichkeit achtet. Ein Kneifen, das mehr schmerzt als an der Innenseite, könnte auf ein Lipödem hindeuten, da dies bei Gesunden oft umgekehrt ist.
Weitere Anzeichen sind schnelle Blutergüsse, Schwellungen, die sich abends verstärken, und eine unebene Hautstruktur mit möglicherweise knotigen Stellen. Ein Arztbesuch ist für eine endgültige Diagnose jedoch unerlässlich, da die Symptome auch bei anderen Erkrankungen auftreten können.
Erläuterung des Kneiftests:
- Der Kneiftest wird durchgeführt, indem man die Haut an den Oberschenkeln zwischen Daumen und Zeigefinger kneift.
- Achten Sie darauf, ob Sie Schmerzen oder ein unangenehmes Druckgefühl verspüren.
- Bei einem Lipödem ist die Schmerzempfindlichkeit an der Außenseite der Oberschenkel oft stärker als an der Innenseite, im Gegensatz zu gesunden Menschen.
- Wie zuverlässig ist das Stemmer-Zeichen zur Unterscheidung vom Lymphödem?
Das Stemmer-Zeichen ist ein nützliches, aber nicht vollkommen zuverlässiges Merkmal zur Unterscheidung eines Lymphödems von anderen Schwellungen, insbesondere vom Lipödem.
Ein positives Stemmer-Zeichen, also die Unfähigkeit, eine Hautfalte an der betroffenen Stelle abzuheben, deutet auf ein Lymphödem hin, schließt es aber nicht sicher aus.
Ein negatives Stemmer-Zeichen, bei dem die Hautfalte leicht abzuheben ist, schließt ein Lymphödem ebenfalls nicht definitiv aus, da es auch bei einem Lymphödem vorkommen kann.
- Wie lange dauert der Diagnoseprozess bei Verdacht auf Lipödem?
Der Diagnoseprozess bei Verdacht auf Lipödem kann variieren, aber im Durchschnitt dauert es etwa 10 Jahre, bis eine Diagnose gestellt wird.
Dies liegt oft daran, dass die Symptome von Frau zu Frau unterschiedlich sein können und das Lipödem von vielen Ärzten nicht als eigenständige Krankheit erkannt wird.
- Welcher Arzt stellt ein Lipödem fest?
Ein Phlebologe (Facharzt für Venenheilkunde), ein Lymphologe oder ein Gefäßmediziner können ein Lipödem feststellen. Auch ein Dermatologe oder ein Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie mit Spezialisierung auf Lipödeme kann die Diagnose stellen.
- Kann ein Frauenarzt ein Lipödem diagnostizieren?
Ein Frauenarzt kann Anzeichen eines Lipödems erkennen, aber eine definitive Diagnose sollte von einem Facharzt, wie einem Phlebologen, Lymphologen oder Gefäßspezialisten, gestellt werden.
Es ist wichtig, einen Arzt aufzusuchen, der sich auf Lipödeme spezialisiert hat, um eine korrekte Diagnose und Behandlung zu gewährleisten.
- Wann erkennt die Krankenkasse ein Lipödem offiziell an?
Eine Krankenkasse erkennt ein Lipödem offiziell an, wenn bestimmte Kriterien erfüllt sind, insbesondere ein Lipödem im Stadium III und eine mindestens 6-monatige, erfolglose konservative Therapie.
Zusätzlich kann der Body-Mass-Index (BMI) eine Rolle spielen, wobei ein BMI über 35 oft eine begleitende Adipositas-Behandlung erfordert und ein BMI über 40 eine OP ausschließen kann.