Venenkleber: Die Geschichte des Cyanoacrylat-Klebers von der Entdeckung bis VenaSeal®
Der Venenkleber – umgangssprachlich auch „Venen-Superkleber“ genannt – ist eine moderne Behandlungsmethode für Krampfadern (Varizen), bei der erkrankte Venen mittels medizinischem Klebstoff verschlossen werden. Die Methode gilt als minimal-invasiv und schonend, da kein chirurgischer Eingriff oder thermisches Veröden nötig ist.
Doch wie kam es zur Entwicklung dieses besonderen Klebers? Dieser Artikel beleuchtet die historische Entwicklung von Cyanoacrylat-Klebstoffen in der Medizin, angefangen bei ihrer Entdeckung in den 1940er Jahren über den Einsatz als Wundkleber im Vietnamkrieg bis hin zur heutigen Verwendung als VenaSeal®-Venenkleber.

Medizinisch geprüft von:
Dr. Hamidreza Mahoozi, FEBTS, FCCP
Erstveröffentlichung:
August 25, 2025
Aktualisiert:
August 25, 2025
Zudem werden aktuelle Studien, Erfolgsraten, Kosten und der Einsatz bei VenaZiel® – einem Venenzentrum in Berlin – dargestellt. Die Informationen richten sich sowohl an interessierte Laien als auch an medizinisches Fachpersonal und geben einen umfassenden Überblick über die Geschichte und den aktuellen Stand der Venenklebung.
Entdeckung von Cyanoacrylat und erste medizinische Anwendungen
Die Erfolgsgeschichte des Venenklebers beginnt mit der Entdeckung der zugrundeliegenden Substanz: Cyanoacrylat. Dieses schnell härtende Klebemittel – bekannt als „Sekundenkleber“ – wurde erstmals während des Zweiten Weltkriegs von dem amerikanischen Chemiker Dr. Harry Coover bei Eastman Kodak entdeckt .
Seine hohe Klebkraft wurde zunächst als störend empfunden, doch erkannte man bald das enorme Potenzial. Bereits 1958 brachte Eastman Kodak mit Eastman 910 den ersten Cyanoacrylat-Kleber auf den Markt .
In den folgenden Jahren zeigte sich, dass Cyanoacrylate nicht nur im Alltag, sondern auch in der Medizin nützlich sein könnten.
1964 stellte das Unternehmen Eastman einen Antrag bei der amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA, um Cyanoacrylat-Kleber für die Anwendung am menschlichen Gewebe und zur Wundversorgung zuzulassen .
Grund für das medizinische Interesse war die einzigartige Polymerisationsreaktion dieses Klebers: Beim Kontakt mit kleinen Mengen Wasser (wie sie im Gewebe oder Blut vorhanden sind) härtet Cyanoacrylat innerhalb von Sekunden aus und verklebt dabei die Oberflächen fest miteinander.
Diese schnelle Verklebung und die dabei entstehende dichte Versiegelung einer Wunde eröffneten vielfältige Anwendungsmöglichkeiten – von der Versorgung von Unfallverletzungen bis zur Unterstützung chirurgischer Eingriffe .
Durch die Fähigkeit, Blutungen praktisch augenblicklich zu stoppen, avancierte Cyanoacrylat in Experimenten zu einem potenziell wichtigen Werkzeug für Chirurgen, das im Ernstfall Leben retten konnte .
Erste Einsätze im Krieg: Noch bevor eine offizielle Zulassung für den zivilen Einsatz erfolgte, kam der „Superkleber“ im militärischen Kontext zum Einsatz.
Im Vietnamkrieg nutzten Feldärzte ab Mitte der 1960er Jahre Sprühflaschen mit Cyanoacrylat-Kleber, um lebensgefährliche Blutungen von verwundeten Soldaten schnell zu stillen .
Das dünnflüssige Klebstoffspray wurde direkt auf Schuss- oder Splitterwunden gesprüht, wodurch sich rasch ein Polymerfilm bildete, der die Blutung vorübergehend stoppte.
Berichten zufolge konnten so zahlreiche Leben gerettet werden, da die Verwundeten genügend Zeit gewannen, um ein Lazarett zu erreichen . Allerdings blieb dieser Einsatzzweck zunächst auf das Militär beschränkt.
Für die Zivilbevölkerung wurde der frühzeitige Einsatz von Cyanoacrylat-Klebern nicht zugelassen, weil die frühen Kleberformulierungen Hautreizungen und andere Nebenwirkungen hervorrufen konnten .
Die FDA zögerte, einen Gewebekleber freizugeben, der potenziell toxische Abbauprodukte (z.B. Formaldehyd) freisetzt und bei der Aushärtung Hitze erzeugt – beides Eigenschaften der ersten Generation von Sekundenklebern .
Durchbruch 1998 mit verbessertem Wundkleber: Es dauerte bis 1998, ehe ein speziell für medizinische Zwecke entwickelter Cyanoacrylat-Kleber die FDA-Zulassung erhielt.
Dabei handelte es sich um 2-Octylcyanoacrylat, einen modifizierten Klebstoff, der im Vergleich zur Urform deutlich gewebeverträglicher ist . Unter dem Handelsnamen Dermabond wurde dieser Octyl-Kleber ab 1998 als Hautkleber eingesetzt, um chirurgische Schnitte oder Platzwunden bei Unfällen zu verschließen – quasi als „flüssiges Pflaster“ oder Sprühverband für den zivilen Gebrauch .
Das Octylcyanoacrylat verhärtet etwas langsamer und entwickelt weniger Hitze, wodurch Hautreizungen deutlich reduziert wurden . Mit diesem Durchbruch stand erstmals ein vom Militär inspirierter Wundkleber der breiten Bevölkerung zur Verfügung. Er konnte Nähte in vielen Fällen ersetzen und ermöglichte eine schnellere Heilung ohne Einstichstellen von Nadeln.
Breiter Einsatz in der Chirurgie: Parallel zur Entwicklung der Hautkleber fanden Cyanoacrylate in den folgenden Jahrzehnten immer mehr Einsatzgebiete in der Medizin.
Schon in den 1970er Jahren nutzten Chirurgen und Radiologen Varianten wie N-Butyl-2-cyanoacrylat (z.B. Histoacryl) als Gewebekleber, etwa um kleine Blutgefäße in der Neurochirurgie oder in der interventionellen Radiologie (Embolisation von Aneurysmen und Blutungen) zu verschließen.
Bereits seit den 1960er-Jahren waren bestimmte Cyanoacrylat-Kleber in einigen Ländern für interne Anwendungen zugelassen . Nahezu alle operativen Disziplinen experimentierten mit diesen Klebstoffen: von der Dermatologie über die Augenheilkunde und Gefäßchirurgie bis hin zur Kieferchirurgie .
In vielen Fällen bewährten sich die Kleber als sichere, effektive und ungiftige Alternativen oder Ergänzungen zu klassischen Naht- und Klammertstechniken . Wichtig war dabei stets, durch chemische Modifikationen die Gewebeverträglichkeit zu verbessern und unerwünschte Reaktionen zu minimieren.
Vom Wundkleber zum Venenkleber: Entwicklung der Krampfader-Behandlung
Während Cyanoacrylate zunächst vor allem zum Wundverschluss eingesetzt wurden, reifte in den 2000er-Jahren die Idee, den Kleber auch gezielt zur Behandlung von Krampfadern (Varikose) einzusetzen.
Krampfadern werden traditionell entweder operativ (durch „Stripping“ der Vene) oder mittels endovenöser Verfahren wie Laser- oder Radiowellenablation behandelt.
All diese Methoden haben jedoch potenzielle Nachteile – von postoperativen Schmerzen über Nervenschädigungen durch Hitze bis hin zu längeren Erholungszeiten mit Kompressionsstrümpfen.
Ein Klebe-Verfahren versprach demgegenüber ein schonendes, nicht-thermisches und nicht-tumeszentes Vorgehen, das ohne größere Trauma auskommt.
Forschungsbeginn um 2000: Tatsächlich begann die Entwicklung eines Venenklebemittels bereits um 2003, initiiert durch ein kleines Medizintechnik-Unternehmen (später Sapheon genannt) .
Zunächst standen Labor- und Tierversuche an. Eine wichtige Studie war der Schweinemodell-Versuch von 2011, bei dem gezeigt werden konnte, dass das Einspritzen eines Cyanoacrylat-Klebers in eine Vene zu einem zuverlässigen Verschluss führt, ohne gefährliche Komplikationen auszulösen . Aufbauend auf diesen Ergebnissen wagte man den Schritt in die klinische Anwendung.
Erste klinische Anwendung: Im Jahr 2011 wurden in Europa die ersten Menschen erfolgreich mit Venenkleber behandelt. Schon im Herbst 2011 erhielt das neuartige System – damals noch unter dem Namen „Sapheon Closure System“ – die CE-Zulassung in Europa .
In Deutschland starteten wenige innovative Venenzentren mit der Methode ab 2012; einer der ersten dokumentierten Fälle war am 1. August 2012 in Berlin . International wurde 2013 die erste Studie am Menschen veröffentlicht, in der 38 Patienten mittels Cyanoacrylat-Kleber an der insuffizienten Vena saphena magna behandelt wurden .
Diese Pionierarbeit – unter Leitung von J. Almeida und T. Proebstle – zeigte vielversprechende Resultate, was die Sicherheit und Effektivität der Klebetechnik anging.
Vom Sapheon-System zu VenaSeal®: Die positiven Studienergebnisse führten schnell zu einer Übernahme der Technologie durch einen großen Medizintechnik-Konzern. 2014 wurde Sapheon von Medtronic akquiriert und das System in VenaSeal® Closure System umbenannt. Seither wird der Venenkleber unter dem Markennamen VenaSeal® weltweit vermarktet und kontinuierlich weiterentwickelt.
Die internationale Zulassung folgte zügig: In Kanada erfolgte die Freigabe 2014, und im Februar 2015 erteilte schließlich auch die FDA in den USA die Zulassung für VenaSeal® . Damit war der Venenkleber nur wenige Jahre nach seiner europäischen Premiere auch in Nordamerika etabliert.
Funktionsweise des Venenklebens: Doch wie genau funktioniert diese Methode? Bei VenaSeal® handelt es sich um einen speziellen medizinischen N-Butyl-2-cyanoacrylat-Kleber. Dieser wird während eines minimalinvasiven endovenösen Eingriffs in die erkrankte Vene eingebracht.
Über einen dünnen Katheter appliziert der Arzt in Abständen von ca. 3 cm winzige Mengen (je ~0,1 ml) des flüssigen Klebstoffs in die Veneninnenwand . Unter Ultraschallkontrolle wird der Katheter schrittweise zurückgezogen, während an den definierten Punkten der Kleber abgegeben wird. Der Cyanoacrylat-Klebstoff polymerisiert in Sekundenschnelle, verklebt die Venenwände und verschließt so das Gefäß dauerhaft.
Wichtig: Üblicherweise wird nur eine örtliche Betäubung an der Einstichstelle nötig – eine Vollnarkose oder Tumeszenz-Lokalanästhesie entlang der ganzen Vene ist nicht erforderlich . Der gesamte Vorgang erfolgt ambulant und dauert pro Vene meist weniger als 30 Minuten.
Abb.: Ultraschall-geführte Behandlung von Krampfadern. Die VenaSeal®-Methode nutzt einen dünnen Katheter, um den Cyanoacrylat-Kleber präzise in die Vene einzubringen, während der Arzt per Ultraschall die Platzierung überwacht.
Nach der Verklebung verbleibt der polymerisierte Klebstoff zunächst in der Vene als eine Art Implantat, ähnlich wie es auch bei einem eingesetzten Stent oder einer Gefäßklammer der Fall wäre .
Der Körper reagiert darauf mit einer leichten Entzündungsreaktion: Die Vene verödet und wird nach und nach in Bindegewebe umgewandelt (endothelialisiert und fibrosiert).
Langfristig wird das Cyanoacrylat vom Körper sehr langsam biologisch abgebaut bzw. in eine inerte, reizlose Form überführt.
Studien deuten darauf hin, dass nach rund 12–24 Monaten kein aktiver Klebstoff mehr in der Vene nachweisbar ist – zu diesem Zeitpunkt ist die ehemals insuffiziente Vene vollständig vernarbt und verschlossen .
VenaSeal® – der moderne Venenkleber im Überblick
Mit VenaSeal® hat sich der Cyanoacrylat-Kleber als dritte große endovenöse Therapie neben Laser und Radiofrequenz etabliert. Das System vereint mehrere Vorteile, die es für Patienten attraktiv machen:
- Hohe Gewebeverträglichkeit: Der verwendete Acrylat-Kleber ist nicht toxisch, nicht krebserregend und ruft keine allergischen Reaktionen hervor .
Viele Patienten fragen besorgt, ob ein „Kleber in der Blutbahn“ gefährlich sein könnte – doch die Zusammensetzung wurde so optimiert, dass sie biokompatibel und steril ist.
Interessanterweise wirkt Cyanoacrylat sogar bakterizid, das heißt, es tötet Bakterien ab und senkt dadurch das Infektionsrisiko im behandelten Segment . - Ambulanter, schmerzfreier Eingriff: Die Behandlung erfordert lediglich einen kleinen Nadelstich für den Katheter.
Danach spürt der Patient kaum etwas – es wird meist nur an der Punktionsstelle lokal betäubt, der Rest der Vene wird ohne Betäubung behandelt, da keine Hitze und kein mechanisches Reißen (wie beim Stripping) entsteht .
Laut Patientenberichten verläuft der Eingriff nahezu schmerzfrei; viele sind überrascht, wie schnell und unkompliziert die Prozedur ist. - Keine Narben, keine Ausfallzeit: Da weder Schnitte noch Nähte nötig sind, bleiben keine Narben zurück. Pflaster oder Stützstrümpfe sind oft nicht erforderlich .
Die meisten Patienten können unmittelbar nach der Behandlung wieder ihren normalen Aktivitäten nachgehen – ein großer Unterschied zur klassischen Operation, die oft eine mehrwöchige Schonzeit nach sich zog. Auch das sonst übliche Tragen von Kompressionsstrümpfen über Wochen entfällt in der Regel beim Venenkleber . - Keine thermischen Risiken: Im Gegensatz zu Laser- oder Radiowellentherapie besteht kein Risiko von Verbrennungen oder Nervenschädigungen, da keine Hitze angewendet wird .
Dies ist insbesondere bei Venen in der Nähe von Hautnerven (z.B. an den Unterschenkeln) ein erheblicher Vorteil. - Hohe Erfolgsraten: Darauf gehen wir im nächsten Abschnitt näher ein – doch schon vorweg: die Verschlussraten der behandelten Venen sind vergleichbar mit den besten Alternativmethoden, teils sogar höher, und dies über Jahre hinweg.
Abb.: VenaSeal®-Applikationssystem bestehend aus Klebstoffampulle und Dosierpistole mit Einmalkatheter. Über dieses System wird ein speziell formuliertes Cyanoacrylat in die Vene injiziert, wo es in Sekunden aushärtet und die Vene verschließt.
Neben VenaSeal® von Medtronic wurden in den letzten Jahren auch andere Venenkleber-Systeme entwickelt. So gibt es beispielsweise VariClose® (Türkei) oder VenaBlock®, die ebenfalls auf N-Butyl-Cyanoacrylat basieren. Diese Systeme funktionieren nach einem ähnlichen Prinzip, sind jedoch weniger verbreitet.
VenaSeal® gilt weiterhin als Marktführer und ist das am besten untersuchte Klebesystem – was für Ärzte und Patienten eine gewisse Sicherheit durch umfangreiche Daten bedeutet.
Wirksamkeit und Studienlage
Seit Einführung des Venenklebens vor gut einem Jahrzehnt wurden zahlreiche Studien durchgeführt, um die Sicherheit und Effektivität dieser Methode zu überprüfen.
Die Ergebnisse sind durchweg sehr positiv:
- Hohe initiale Verschlussraten: In den ersten klinischen Studien zeigte sich bereits, dass der Kleber äußerst zuverlässig die Venen verschließt.
Eine der größten randomisierten Studien, die VeClose-Studie, verglich VenaSeal® mit der herkömmlichen Radiofrequenzablation. Nach 12 Monaten waren über 95 % der mit Kleber behandelten Vena saphena magna erfolgreich verschlossen.
Damit war VenaSeal® gleich effektiv wie die Vergleichsmethode, allerdings mit weniger postoperativen Schmerzen und einer schnelleren Erholung der Patienten . Auch andere Untersuchungen fanden initiale Occlusionsraten von teils 98–100 % nach wenigen Monaten. - Langzeit-Erfolge: Besonders wichtig ist, dass der Verschluss langfristig hält. Mittlerweile liegen Daten aus Fünfjahres-Beobachtungen vor.
Die genannte VeClose-Studie etwa berichtet nach 5 Jahren immer noch Verschlussraten von rund 91 % – ein hervorragender Wert, der zeigt, dass die Methode dauerhaft wirkt.
Europäische Registerstudien und Praxiserfahrungen bestätigen diese Größenordnung. Eine deutsche Multicenter-Studie fand ähnlich hohe Persistenzraten und sehr wenige Rezidive nach mehreren Jahren.
In einer großen Berliner Praxis wurden über 100 Monate hinweg mehr als 2.900 Venen verklebt mit einer anhaltenden Erfolgsquote jenseits 95 % . Die Langzeitdaten untermauern somit, dass der Venenkleber keine kurzlebige Mode ist, sondern eine nachhaltige Therapieoption. - Patientenzufriedenheit und Symptomlinderung: Die klinischen Ergebnisse betreffen nicht nur das Ultraschallbild, sondern auch die Beschwerden der Patienten.
In Studien berichten die meisten Patienten über eine deutliche Besserung der Symptome nach dem Eingriff . Schweregefühl, Schmerzen und Schwellungen in den Beinen nehmen rapide ab, oft schon innerhalb weniger Tage nach der Behandlung.
Da keine großen Wunden vorhanden sind, empfinden die Patienten den Heilungsverlauf als sehr unkompliziert. Auch kosmetisch sind viele zufrieden, denn die behandelten Krampfadern bilden sich zurück, ohne dass Narben entstehen. - Nebenwirkungen und Risiken: Kein medizinischer Eingriff ist völlig ohne Risiko, doch das Profil des Venenklebers ist günstig. Die häufigste unerwünschte Reaktion ist eine leichte lokale Entzündungsreaktion (eine Art oberflächliche Phlebitis), die sich durch Rötung, leichten Schmerz oder Juckreiz entlang der behandelten Vene zeigen kann.
Diese Reizung tritt schätzungsweise bei 10–20 % der Patienten auf, ist aber vorübergehend und klingt meist innerhalb von zwei Wochen ab.
Man geht davon aus, dass es sich um eine Kontaktreaktion des Immunsystems auf den Klebstoff handelt, die jedoch begrenzt bleibt.
Kühlende Umschläge und gegebenenfalls eine kurze Einnahme von Entzündungshemmern (z.B. Ibuprofen) können hier Linderung verschaffen . Schwere allergische Reaktionen auf Cyanoacrylat sind extrem selten; weltweit sind nur Einzelfälle dokumentiert (z.B. Urtikaria oder ein sogenanntes Fremdkörpergranulom), bei denen eine operative Entfernung der verklebten Vene notwendig wurde.
Tiefe Venenthrombosen (Verlagerung des Klebers in das tiefe Venensystem mit Thrombenbildung) wurden in seltenen Fällen beobachtet, aber deutlich unter 1 % der Behandlungen – und meist bei Nichtbeachtung der korrekten Technik.
Insgesamt bewerten Experten die Methode als sicher. Auch die offiziellen Leitlinien mehrerer Länder haben Cyanoacrylat-Klebung mittlerweile als anerkannte Therapie aufgenommen .
Zusammenfassend lässt sich sagen: Der Venenkleber steht den klassischen Verfahren in nichts nach und bietet in manchen Aspekten sogar klare Vorteile.
Durch die Vielzahl an Studien und Publikationen fühlen sich auch skeptischere Fachärzte zunehmend überzeugt, sodass der Venenkleber seinen festen Platz im Behandlungsspektrum eingenommen hat.
Kosten der VenaSeal-Behandlung
Ein wichtiger praktischer Aspekt für Patienten sind die Kosten einer Venenklebebehandlung. Da es sich um ein vergleichsweise neues Verfahren handelt, gibt es hier je nach Land und Krankenversicherung Unterschiede:
- Kostenrahmen: In Deutschland bewegen sich die Kosten für eine VenaSeal®-Behandlung einer Stammvene typischerweise zwischen 2.000 und 3.500 Euro pro Bein, abhängig von Klinik, Aufwand und eventuellen Zusatzleistungen .
Diese Summe beinhaltet das Einmal-Kit des Herstellers (Kleber und Katheter) sowie die ärztlichen Leistungen und Nachsorge. Im Vergleich zu einem konventionellen Krampfader-Stripping (das im OP durchgeführt wird) sind die Materialkosten höher, was die Methode teurer macht. - Erstattung durch Krankenkassen: Gesetzliche Krankenkassen übernehmen in Deutschland die Kosten für den Venenkleber derzeit nur in Ausnahmefällen .
Da VenaSeal® noch als „Neue Technologie“ gilt und nicht im Regel-Leistungskatalog steht, müssen GKV-Patienten oft als Selbstzahler auftreten.
Einige wenige Kassen haben in Modellprojekten oder bei medizinischer Notwendigkeit (z.B. wenn andere Verfahren nicht anwendbar sind) Kosten übernommen – hier lohnt es sich, individuell bei der Krankenkasse anzufragen .
Private Krankenversicherungen sind tendenziell aufgeschlossener und erstatten die Behandlung in den meisten Fällen, vor allem wenn der Phlebologe eine medizinische Indikation bestätigt. - Finanzierungsmöglichkeiten: Um die finanzielle Hürde zu senken, bieten einige Venenzentren Ratenzahlungen oder Finanzierungslösungen an.
So ermöglicht etwa das Venenzentrum VenaZiel® Berlin eine Ratenzahlung, damit Patienten die Behandlungskosten über mehrere Monate verteilen können . Es ist empfehlenswert, beim Beratungstermin nach solchen Optionen zu fragen.
Letztlich sollte die Entscheidung für die optimale Therapiemethode nicht allein aus Kostengründen scheitern – zumal unbehandelte Krampfadern langfristig auch Folgekosten (z.B. durch Komplikationen) verursachen können.
Fazit: Von der Kriegsmedizin zur modernen Venenklinik
Die Entwicklung des Venenklebers ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie eine zufällige chemische Entdeckung zur lebensrettenden Innovation in der Medizin werden konnte.
Vom improvisierten Einsatz im Vietnamkrieg bis zur high-tech Behandlung in heutigen Kliniken hat der Cyanoacrylat-Kleber einen weiten Weg zurückgelegt.
Heute profitieren Patienten wie Fachärzte gleichermaßen: Erstere erhalten eine sanfte, schnelle Lösung für ihr Venenleiden, und letztere haben ein effektives Werkzeug mehr in ihrem Behandlungskoffer.
Bei VenaZiel®, einem Venenzentrum in Berlin (und Frankfurt am Main), kommt der Venenkleber routinemäßig zum Einsatz, wenn es die Diagnose erlaubt.
Die Spezialisten dort haben sowohl die traditionelle Phlebologie als auch alle modernen Verfahren im Repertoire – inklusive VenaSeal®, Laser und Radiowelle. In ausführlichen Beratungsgesprächen wird entschieden, welche Methode für den jeweiligen Patienten optimal ist.
Gerade für diejenigen, die Angst vor einer Operation haben oder auf eine kurze Ausfallzeit angewiesen sind, stellt VenaSeal® oft die ideale Therapie dar.
Die Erfahrung der letzten Jahre hat gezeigt, dass mit Venenkleber behandelte Patienten oft schon am nächsten Tag beschwerdefrei ihrem Alltag nachgehen können .
Für die Zukunft darf man gespannt sein, welche Weiterentwicklungen im Bereich der endovenösen Klebetechnologien noch kommen.
Aktuell wird zum Beispiel erforscht, ob sich die Klebetechnik auch bei kleineren Seitenästen, bei rezidivierten Krampfadern oder sogar bei anderen Gefäßerkrankungen sinnvoll einsetzen lässt. Die bisherigen Ergebnisse stimmen optimistisch.
Klar ist: Cyanoacrylat-Kleber haben die Phlebologie revolutioniert – was einst auf Schlachtfeldern begann, ermöglicht heute schmerzfreie Beine ohne Operation. Patienten sollten keine Scheu haben, sich über Venenkleber zu informieren und im Gespräch mit einem Phlebologen auch nach VenaSeal® zu fragen.
Dank engagierter Forschung und mutiger Ärzte steht uns nun eine weitere exzellente Therapieoption zur Verfügung, die vielen Menschen zu leichteren Beinen und besserer Lebensqualität verhilft.