Eine Steißbeinfistel (medizinisch Sinus pilonidalis, umgangssprachlich oft „Steißbeinabszess“ oder „Haarnestfistel“ genannt) ist eine chronische Entzündung in der Gesäßfalte, die meist durch eingewachsene Haare verursacht wird. Typischerweise betrifft sie vor allem junge Erwachsene (häufig Männer) im Alter von etwa 15 bis 35 Jahren. In Deutschland erkranken jährlich rund 48 von 100.000 Menschen neu an einer Steißbeinfistel – Tendenz steigend.
Anfangs bleibt die Erkrankung oft unbemerkt oder wird unterschätzt, doch unbehandelt kann sie zu starken Schmerzen, wiederkehrenden Abszessen und anhaltendem Sekretausfluss führen. Viele Betroffene fragen sich, ob wirklich immer eine große Operation nötig ist oder ob es auch schonendere, minimalinvasive Behandlungsmethoden gibt.
Im VenaZiel Proktologie-Zentrum Berlin (DayKlinik) sind wir auf die Diagnose und Behandlung der Steißbeinfistel spezialisiert. Wir bieten moderne, schonende Therapieverfahren, damit Sie schnell wieder genesen.
Im Folgenden erfahren Sie, woran Sie eine Steißbeinfistel erkennen, welche Ursachen dahinterstecken, wie die Diagnose abläuft, welche Behandlungsmöglichkeiten – von konventionell bis minimalinvasiv – es gibt und warum Sie bei uns in Berlin in den besten Händen sind.
Was ist eine Steißbeinfistel (Sinus pilonidalis)?
Eine Steißbeinfistel ist eine Entzündung des Unterhautfettgewebes in der Gesäßfalte, bei der sich ein kleiner Hohlraum unter der Haut bildet. In diesem Hohlraum finden sich meist Haare, abgestorbene Hautzellen und Schmutzpartikel, die vom Körper als Fremdkörper wahrgenommen werden.
Der Name Sinus pilonidalis bedeutet übersetzt „Haarnesthöhle“ – ein Hinweis darauf, dass eingewachsene oder eingedrungene Haare die zentrale Rolle bei der Entstehung spielen. Von diesem Hohlraum können feine Fistelgänge (kleine röhrenförmige Verbindungen) ausgehen, die zur Hautoberfläche führen.
Sichtbar sind oft kleine punktförmige Öffnungen oder Poren in der Gesäßfalte, aus denen bei Druck Haare oder Sekret austreten können.
Obwohl der Begriff Steißbeinfistel nahelegt, es handele sich um eine Fistel am Steißbein, ist tatsächlich nur die Haut und das darunterliegende Gewebe betroffen, nicht der Knochen selbst. Typischerweise tritt die Fistel oberhalb des Steißbeins in der Po-Ritze auf. In seltenen Ausnahmefällen wurden ähnliche Haarnest-Fisteln auch an anderen Körperstellen beobachtet (z.B. im Nabel, in der Leistenregion oder zwischen den Fingern bei Friseuren). Doch über 90 % aller Pilonidalzysten entstehen in der Gesäßfalte, wo Haare durch Reibung und Druck besonders leicht in die Haut eindringen können.
Ursachen und Risikofaktoren
Die genaue Ursache der Steißbeinfistel ist eingewachsenes Haar bzw. das Eindringen von Haaren in die Haut der Gesäßfalte. Die Haare bohren sich durch mechanische Reibung (etwa beim Sitzen) in die Haut und lösen eine Fremdkörperreaktion aus: Der Körper erkennt das Haar als Eindringling und reagiert mit Entzündung, um es abzukapseln.
Es entsteht ein chronisch entzündlicher Gang (Fistel) unter der Haut, der sich mit weiteren Haaren und Talg füllen kann. Eine ältere Theorie nahm an, es handle sich um eine angeborene Fehlbildung, doch heute gilt die erworbene Entstehung durch Haar“nest“ als Hauptursache. Folgende Faktoren begünstigen die Entwicklung einer Steißbeinfistel:
- Starke Körperbehaarung: Dichter, kräftiger Haarwuchs in der Steißregion erhöht das Risiko, dass Haare in die Haut einwachsen. Tatsächlich weisen die meisten Patienten ein kräftiges Haarwachstum im Gesäßbereich auf. (Allerdings können auch Menschen mit eher feiner Körperbehaarung betroffen sein – der Faktor Haar spielt aber oft eine Rolle.)
- Junges Alter und männliches Geschlecht: Am häufigsten erkranken junge Männer zwischen der Pubertät und etwa 35 Jahren. Männer sind insgesamt etwa 2- bis 4-mal häufiger betroffen als Frauen. Vermutlich tragen hormonelle Unterschiede (z.B. Testosteron, Haarwuchsverteilung) dazu bei. Frauen können jedoch ebenfalls eine Steißbeinfistel entwickeln, insbesondere bei entsprechender Veranlagung.
- Langes Sitzen und Reibung: Menschen mit vorwiegend sitzender Tätigkeit (Büroarbeit, Viel-Fahrer wie Lkw-Fahrer oder Studenten) sind überproportional oft betroffen. Durch langes Sitzen entsteht Druck und Reibung in der Gesäßfalte, wodurch Haare leichter in die Haut gerieben werden. Im Zweiten Weltkrieg litten ungewöhnlich viele amerikanische Jeep-Fahrer an Pilonidalzysten, weshalb die Krankheit umgangssprachlich auch „Jeep-Krankheit“ genannt wurde – heute weiß man jedoch, dass Fahren allein nicht die Ursache ist, sondern eher der generelle Mechanismus von Haar und Reibung.
- Schwitzen und Hygiene: Eine feuchte, aufgeweichte Haut begünstigt das Eindringen von Haaren. Starkes Schwitzen in der Gesäßfalte und unzureichende Belüftung der Haut (enge Kleidung) schaffen ein Milieu, in dem Haare und Hautschuppen kleben bleiben. Mangelnde Hygiene wird als direkter Risikofaktor kontrovers diskutiert – wissenschaftlich gilt fehlende Hygiene nicht als Hauptursache. Allerdings kann eine gute Analhygiene helfen, das Risiko zu senken, während sehr schlechte Hygiene die Entstehung oder das Wiederkehren einer Fistel fördern kann (Erfahrungswert).
- Übergewicht: Viele Patienten mit Steißbeinfistel sind übergewichtig. Ein höheres Gewicht führt zu einer tieferen Gesäßfalte und stärkerem Schwitzen, was wiederum Haarbruch und Hautreizungen begünstigt. Auch wird die Hautfalte bei Übergewicht stärker unter Druck gesetzt. Dadurch steigt das Risiko für Fisteln.
- Familiäre Veranlagung: Gelegentlich scheint eine genetische Komponente vorzuliegen – es gibt familiäre Häufungen von Sinus pilonidalis. Möglicherweise werden bestimmte Haut- oder Haarbeschaffenheiten vererbt, die anfälliger für eingewachsene Haare sind.
- Rauchen: Zwar ist Rauchen kein direkt nachgewiesener Auslöser für Steißbeinfisteln, jedoch verschlechtert Nikotin die Durchblutung und Wundheilung. Raucher haben nach Operationen ein höheres Risiko für Heilungsstörungen und möglicherweise auch Rezidive. Daher gilt: Besser auf Nikotin verzichten, insbesondere vor und nach operativen Eingriffen.
Hauptursache ist ein Zusammenspiel aus Haaren und mechanischer Belastung. Je mehr Risikofaktoren zusammentreffen (z.B. junger, stark behaarter Mann mit sitzender Tätigkeit und schwitziger Haut), desto größer die Wahrscheinlichkeit, eine Steißbeinfistel zu entwickeln.
Symptome: Woran erkennt man eine Steißbeinfistel?
Die Beschwerden bei einer Steißbeinfistel können sehr unterschiedlich ausfallen – von nahezu unbemerkt bis hochakut. Grundsätzlich unterscheidet man drei Verlaufsformen:
- Asymptomatische Fistel: Im Frühstadium verursacht die Steißbeinfistel oft keine Schmerzen und bleibt unbemerkt. Es können kleine Hautgrübchen oder punktförmige Öffnungen (Pits) in der Gesäßfalte sichtbar sein, die man zufällig beim Waschen oder Duschen bemerkt. Solange keine Entzündung vorliegt, bestehen hier keine akuten Beschwerden. Allerdings kann selbst eine asymptomatische Fistel jederzeit in die akute oder chronische Form übergehen.
- Akuter Sinus pilonidalis (Abszess): Diese akute Form – umgangssprachlich oft Steißbeinabszess – macht sich durch plötzliche starke Schmerzen bemerkbar. Es bildet sich ein schmerzhafter, geröteter Knoten oberhalb des Steißbeins, der auf Druck sehr empfindlich reagiert. Häufig tritt Eiter aus einer oder mehreren Öffnungen aus, die Haut ist warm und geschwollen. Die Schmerzen verstärken sich beim Sitzen oder beim Hinsetzen/Aufstehen. Mitunter kommt es zu Fieber und Abgeschlagenheit, wenn die Entzündung schwer ist. Ein akuter Abszess stellt eine dringliche Situation dar – hier ist rasche ärztliche Hilfe nötig, um den Eiter zu entlasten (siehe Behandlung).
- Chronische Steißbeinfistel: In vielen Fällen geht die Erkrankung in ein chronisches Stadium über. Typisch sind dann andauernde oder wiederkehrende Beschwerden über Wochen, Monate oder Jahre. Patienten berichten über ein Druckgefühl oder ziehenden Schmerz im Steißbereich, der insbesondere beim Sitzen auftritt. Oft besteht ständiger Sekretausfluss: Aus kleinen Fistelöffnungen sondert sich klar-gelbliches Flüssigkeitssekret, Blut oder Eiter in kleinen Mengen ab, was zu Verschmutzungen der Unterwäsche führen kann. Die Haut rund um die Öffnungen ist häufig gerötet und juckt oder brennt leicht. Chronische Verläufe treten schubweise auf – zwischendurch können Phasen mit wenig Beschwerden sein, doch ohne Behandlung flammt die Entzündung immer wieder auf. Im Gegensatz zum akuten Abszess sind die Schmerzen meist weniger intensiv, können aber langwierig die Lebensqualität beeinträchtigen.
Hinweis: Unbehandelt kann eine chronische Steißbeinfistel sich immer wieder entzünden und abkapseln. Es können sich mit der Zeit immer mehr Gänge (Fisteln) verzweigen, teils auch seitlich außerhalb der Gesäßfalte. Die umliegende Haut vernarbt zunehmend. In sehr seltenen Fällen – bei jahrelang bestehenden, chronisch entzündeten Fisteln – kann es sogar zu bösartigen Veränderungen der Haut kommen (Entstehung eines Plattenepithelkarzinoms). Deshalb sollte eine Steißbeinfistel nie banalisiert oder ewig aufgeschoben, sondern frühzeitig behandelt werden.
Diagnose: Wie wird eine Steißbeinfistel festgestellt?
Die Diagnose einer Steißbeinfistel ist in der Regel unkompliziert und erfolgt durch einen Facharzt (z.B. Proktologen oder Chirurgen) anhand der typischen klinischen Zeichen. Oft handelt es sich um eine Blickdiagnose: Der Arzt erkennt bereits bei der Untersuchung der Gesäßfalte die charakteristischen kleinen Fistelöffnungen in der Mittellinie, eventuell Narben von alten Entzündungen, Schwellungen oder austretendes Sekret. Zusätzlich wird eine gründliche Anamnese erhoben – der Patient berichtet von seinen Symptomen (Schmerzen, Ausfluss, Schwellung, Fieber), der Dauer der Beschwerden und eventuellen früheren Episoden. Auch Fragen nach beruflicher Tätigkeit (langes Sitzen?), Haarwuchs, familiären Fällen und bisherigen Behandlungen werden gestellt.
Bei der körperlichen Untersuchung achtet der Arzt auf folgende Merkmale:
- Fistelöffnungen (Pits): Meist finden sich ein oder mehrere kleine Löcher oder Poren genau in der Gesäßfalte auf der Mittellinie. Durch leichten Druck kann manchmal Sekret oder ein Haarbüschel herausgedrückt werden. Auch seitlich versetzte Öffnungen deuten auf verzweigte Fisteln hin.
- Schwellung oder verhärteter Knoten: Vor allem beim akuten Abszess tastet man eine pralle, schmerzhafte Schwellung knapp oberhalb des Steißbeins. Bei chronischen Fisteln können vernarbte Stränge unter der Haut fühlbar sein.
- Druckschmerz und Rötung: Der Bereich reagiert meist druckempfindlich. Eine Rötung und Überwärmung weisen auf aktive Entzündung hin.
- Sekretion: Eitriges, blutiges oder wässriges Sekret an den Öffnungen oder in der Unterwäsche ist ein klares Zeichen für eine offene Fistel.
Bildgebende Verfahren sind bei unkomplizierten Fällen nicht immer erforderlich. In komplexen oder unklaren Fällen kann jedoch eine Sonografie (Ultraschall) hilfreich sein, um die Ausdehnung von Fistelgängen und eventuelle Abszesshöhlen im Gewebe darzustellen. Insbesondere vor operativen Eingriffen bei wiederkehrenden Fisteln nutzen einige Zentren auch MRT-Untersuchungen, um ein genaueres „Landkartenbild“ der Fistelgänge zu erhalten. Die Bildgebung ist vor allem dann sinnvoll, wenn der Verdacht auf Rezidive (wiederholte Fisteln nach Voroperationen) besteht oder wenn sehr ausgedehnte Verläufe vermutet werden. In den meisten Fällen genügt jedoch der klinische Blick: Die Steißbeinfistel lässt sich – für den geübten Proktologen – recht eindeutig erkennen.
Differentialdiagnosen abgrenzen
Wichtig ist, andere Erkrankungen auszuschließen, die ähnliche Symptome in der Steißregion machen können:
- Analfistel: Eine Fistel, die vom Analkanal ausgeht (z.B. infolge eines Analabszesses), kann manchmal mit einer Steißbeinfistel verwechselt werden. Typisch für Analfisteln sind allerdings Öffnungen in der Nähe des Afters (nicht am Steiß) und ein Zusammenhang mit Enddarm-Beschwerden. Bei seitlichen Fistelgängen in Steißnähe wird der Arzt stets prüfen, ob eine Analfistel vorliegt, da diese eine andere Therapie erfordert.
- Hidradenitis suppurativa (Acne inversa): Dies ist eine chronische Hauterkrankung, die wiederkehrende schmerzhafte Knoten und Abszesse in Körperfalten (Achsel, Leiste, Gesäß) verursacht. Im chronischen Stadium können auch hier Fisteln entstehen. Im Gegensatz zur Steißbeinfistel sind jedoch meist mehrere Stellen und beidseitige Veränderungen vorhanden, und es handelt sich um eine systemische Hautdrüsenerkrankung.
- Abszesse anderer Ursache: Ein Abszess in der Gesäßregion könnte theoretisch auch durch eine eingedrungene Fremdkörperverletzung oder eine Hautinfektion entstehen. Die klassische Steißbeinfistel zeichnet sich jedoch durch die erwähnten typischen Pori in der Mittellinie aus.
- Hautrisse oder Pilz: Kleine Einrisse der Haut (Rhagaden) oder eine Schuppenflechte können oberflächliche Entzündungen und Rötungen in der Po-Falte verursachen, jedoch ohne die tiefen Gänge und Abszesse einer Steißbeinfistel. Diese harmloseren Befunde erfordern meist keine chirurgische Therapie.
Der Facharzt wird all diese Möglichkeiten in Betracht ziehen. In der überwiegenden Zahl der Fälle bestätigen aber Anamnese und klinischer Befund eindeutig die Diagnose Sinus pilonidalis. Sobald die Diagnose feststeht, gilt es, den optimalen Behandlungsplan festzulegen – hier spielen Ausmaß der Fistel und Stadium (akut vs. chronisch) eine entscheidende Rolle.
Behandlung: Welche Therapien gibt es?
Grundsätzlich gilt: Eine ausgeprägte Steißbeinfistel heilt nicht von selbst aus. Ohne adäquate Behandlung schreitet die Erkrankung meist fort – die Entzündung bleibt aktiv, und immer wieder können sich neue Abszesse bilden. Konservative Maßnahmen wie Salben, Antibiotika oder Sitzbäder können allenfalls vorübergehend Linderung verschaffen, beseitigen aber nicht die eigentliche Ursache (den Fistelgang). Daher handelt es sich bei der Therapie in den meisten Fällen um einen chirurgischen Eingriff. Die gute Nachricht: Es gibt heute verschiedene Operationsmethoden, von klassisch bis minimalinvasiv, die je nach Befund ausgewählt werden können. Auch ein akuter Abszess erfordert zunächst einen kleinen chirurgischen Eingriff, bevor die definitive Sanierung erfolgt.
Im Folgenden stellen wir die verschiedenen Behandlungsschritte und Methoden vor – angefangen bei kurzfristigen Maßnahmen beim akuten Abszess bis hin zu den modernen minimalinvasiven Techniken, die wir in unserer Klinik als schonende Alternative zu großen Operationen einsetzen.
Erste Hilfe bei akutem Abszess
Befindet sich die Steißbeinfistel in einem akuten entzündlichen Schub mit Abszessbildung, steht zunächst die rasche Entlastung im Vordergrund. Ein prall gefüllter Eiterabszess wird in einem kleinen Eingriff unter örtlicher Betäubung inzidiert (aufgeschnitten) und drainiert. Dabei öffnet der Chirurg den Abszess mit einem Schnitt (möglichst seitlich der Mittellinie, um die Wundheilung zu begünstigen) und entleert den Eiter. Sofort lässt der starke Druckschmerz nach, und der Heilungsprozess kann beginnen. Der entstandene Hohlraum wird gespült und ggf. mit einer kleinen Drainage oder einem Gazestreifen versorgt, damit er offen bleibt und weiter abheilen kann. Dieser Eingriff zur Notfall-Entlastung ist relativ klein und kann meist ambulant erfolgen. Allerdings wird hiermit nur die akute Gefahr gebannt, die eigentliche Fistel bleibt zunächst bestehen. Ohne weitere Therapie würde sich in den meisten Fällen bald wieder ein Abszess bilden. Daher plant man im Anschluss an die Abszessentlastung – sobald die akute Entzündung abgeklungen und das Gewebe beruhigt ist (typischerweise nach etwa 4–6 Wochen) – die definitive Operation der Fistel.
Wichtig: Antibiotika sind bei einer Steißbeinfistel in der Regel keine Dauerlösung. Bei einem großen Abszess dringen Antibiotika kaum in das Eiterareal ein; sie können höchstens vorübergehend die umgebende Infektion eindämmen. Daher werden Antibiotika allenfalls kurzzeitig zur Überbrückung gegeben (z.B. wenn eine sofortige OP nicht möglich ist). Die vollständige Heilung kann jedoch nur durch Entfernung oder Zerstörung der Fistelgänge erreicht werden.
Konservative Maßnahmen und Vorbeugung
In frühen oder sehr milden Fällen – z.B. wenn zufällig eine asymptomatische Steißbeinfistel entdeckt wird, die (noch) keine Beschwerden verursacht – kann man es zunächst mit konservativen Maßnahmen versuchen. Diese zielen darauf ab, die Risikofaktoren zu minimieren und weitere Entzündungen zu verhindern:
- Haarentfernung: Um das „Nachschub“-Problem einzudämmen, können die Haare in der Gesäßfalte regelmäßig entfernt werden. Dies geschieht klassisch durch Rasieren oder Trimmen. Allerdings ist dabei Vorsicht geboten: Tägliches Rasieren kann die Haut reizen und sogar neue Haareinwachsungen fördern. Tatsächlich wird eine ständige Rasur der Steißregion heute nicht mehr generell empfohlen, da Studien keinen nachhaltigen Nutzen zeigten und eher vermehrte Rezidive beobachtet wurden. Eine Alternative ist die Laser-Haarentfernung (Laser-Epilation), die dauerhafter wirkt. Allerdings ist auch hierfür der wissenschaftliche Nachweis einer Erfolgsverbesserung nicht eindeutig. Einige Spezialisten setzen dennoch auf Laser-Epilation bei wiederkehrenden Fisteln, weil dadurch langfristig weniger Haare nachwachsen, doch die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten in Deutschland meist nicht. Summa summarum: Eine behutsame Haarentfernung kann Teil der Vorbeugung sein (insbesondere in der Heilungsphase nach einer OP wird oft empfohlen, den Wundrand rasiert zu halten), sollte aber nicht übertrieben werden. Wichtig: Falls rasiert wird, nur nass und vorsichtig rasieren, um Hautreizungen zu vermeiden, oder besser professionelle Haarentfernungsmethoden in Erwägung ziehen.
- Hygiene und Hautpflege: Eine gründliche Anal- und Gesäßhygiene ist die einfachste Vorsorgemaßnahme. Tägliches Waschen der Gesäßfalte mit Wasser (und milden, pH-neutralen Seifen) hält die Poren frei von Haaren und Talg. Anschließend sollte die Falte gut getrocknet werden (vorsichtiges Abtupfen, kein grobes Rubbeln). Puder oder zinkhaltige Salben können helfen, Feuchtigkeit zu reduzieren, wenn starkes Schwitzen ein Problem ist. Insgesamt vermindert gute Hygiene die Keimlast auf der Haut und könnte dadurch Entzündungen vorbeugen. Zwar kann man dadurch eine vorhandene Fistel nicht heilen, aber es hilft, neue Abszesse möglichst zu vermeiden.
- Gewichtsreduktion: Übergewichtige Patienten profitieren von einer Gewichtsabnahme, da dadurch die mechanische Belastung und Feuchtigkeit in der Gesäßfalte abnimmt. Eine schlankere Statur kann die Rückfallrate senken und erleichtert auch ggf. anstehende Operationen und die Wundpflege.
- Verhaltensänderungen: Langes, ununterbrochenes Sitzen sollte vermieden oder öfter unterbrochen werden. Wer beruflich viel sitzt, sollte regelmäßig Pausen zum Aufstehen einlegen oder zwischendurch im Stehen arbeiten. Spezielle Sitzkissen (Donut-Kissen mit Loch) entlasten das Steißbein. Ebenso sollte man auf sehr enganliegende Kleidung verzichten, die scheuern könnte. Diese Maßnahmen sind zwar keine Garantie, aber sie reduzieren mechanische Reize.
- Rauchstopp: Wie erwähnt, rauchen verschlechtert die Wundheilung. Ein Verzicht auf Nikotin ist insbesondere vor und nach operativer Therapie ratsam, um eine optimale Heilung zu gewährleisten.
Wichtig: Konservative Maßnahmen können das Fortschreiten evtl. verlangsamen oder kleinere, noch nicht entzündete Fisteln stabil halten. Heilen können sie eine etablierte Steißbeinfistel jedoch nicht, da der Gang in der Tiefe bestehen bleibt. Früher oder später ist daher meist ein Eingriff nötig, vor allem wenn Symptome auftreten. Dennoch sind Hygiene, Haarentfernung und Co. wichtige begleitende Maßnahmen – sowohl zur Rezidivprophylaxe nach einer Operation als auch zur allgemeinen Senkung des Entzündungsrisikos.
Minimalinvasive Eingriffe: Moderne Verfahren wie die Pit-Picking-Operation oder die endoskopische Fisteltherapie ermöglichen es, eine Steißbeinfistel über winzige Schnitte oder mittels Kameratechnik zu entfernen. Dabei kann der Patient oft in bequemer Rückenlage ambulant behandelt werden. Die Eingriffe verursachen weniger Wundschmerzen und heilen schneller, wodurch Betroffene schneller in den Alltag zurückkehren können. Im Bild wird demonstriert, wie ein schonender proktologischer Eingriff in unserer Klinik vorbereitet wird – der Fokus liegt darauf, das Gewebe so wenig wie möglich zu belasten.
Chirurgische Behandlungsmethoden: klassisch vs. minimalinvasiv
Steißbeinfisteln werden seit jeher chirurgisch behandelt, doch die Operationsverfahren haben sich in den letzten Jahren deutlich weiterentwickelt. Es gibt konventionelle Operationen, bei denen das erkrankte Gewebe großzügig ausgeschnitten wird, und moderne minimalinvasive Techniken, die mit kleinsten Schnitten auskommen. Welche Methode zum Einsatz kommt, hängt von der Ausdehnung der Fistel, dem Stadium und auch den Erfahrungen des Chirurgen ab. Oft gilt: So radikal wie nötig, so schonend wie möglich. Im Folgenden vergleichen wir die wichtigsten Verfahren:
Konventionelle Operationsverfahren (Exzision)
Die klassische Standardtherapie einer Steißbeinfistel war lange Zeit die Exzision, also das vollständige chirurgische Herausschneiden des Fistelsystems samt aller entzündlichen Gewebsanteile. Dabei wird – meist in Vollnarkose – ein ovales Areal um die Fistel herum ausgeschnitten. Es gibt zwei grundsätzliche Vorgehensweisen nach der Exzision:
- Offene Wundheilung (sekundäre Heilung): Hierbei lässt man die Wunde offen, ohne sie zu vernähen. Die Wundhöhle heilt von unten nach oben zu, indem neues Gewebe einwächst. Vorteil dieser Methode: Das Rückfallrisiko ist relativ gering, da wirklich alle Fistelgänge entfernt wurden und keine Spannung auf einer frischen Naht liegt. Studien zeigen, dass bei offener Wundheilung die Rezidivrate unter 10 % liegen kann.
Nachteil ist die lange Heilungsdauer: Je nach Wundgröße kann es 4–8 Wochen (manchmal auch länger) dauern, bis die Wunde vollständig zugewachsen ist. In dieser Zeit ist tägliche Wundversorgung nötig (Spülungen, Verbandwechsel) und der Patient muss sich schonen. Viele empfinden die offene Wunde psychologisch als belastend. Dennoch wird dieses Verfahren vor allem bei komplexen, ausgedehnten Fisteln empfohlen, weil es am zuverlässigsten ausheilt. - Primärer Wundverschluss (direktes Zunähen): Hier wird nach dem Ausschneiden der Fistel die Wunde direkt wieder zugenäht. Damit ist die Wundhöhle verschlossen und die Heilung erfolgt schneller (oft in 2–3 Wochen). Patienten sind rascher wieder arbeitsfähig und die Pflege ist einfacher, da keine tiefe offene Wunde versorgt werden muss. Allerdings ist bei diesem Vorgehen das Rückfallrisiko höher – je nach Studie treten in bis zu 15–20 % der Fälle erneut Fisteln auf. Insbesondere ein Verschluss genau in der Gesäßfalte (mittig) gilt als ungünstig, da dort hohe Spannung und Feuchtigkeit herrschen, was Heilungsstörungen begünstigt. Wichtig: Moderne Leitlinien raten davon ab, eine Steißbeinfistel mit einer mittigen Naht zu verschließen. Stattdessen wurden Techniken entwickelt, bei denen der Verschluss seitlich versetzt erfolgt, um die belastete Poritze zu entlasten.
- Plastische Lappenverfahren (off-midline Verschluss): Um die Vorteile von schneller Heilung und geringer Rezidivrate zu verbinden, nutzen viele Chirurgen heute plastisch-chirurgische Methoden. Dabei wird nach der Exzision ein Gewebelappen verschoben, um die Wunde zu schließen, wobei die neue Narbe außerhalb der Gesäßfalte zu liegen kommt. Beispiele sind die Karydakis-Operation oder die Limberg-Lappenplastik. Hierbei wird die Wunde schräg oder asymmetrisch verschlossen, teils mit Entfernung eines kleinen Haut-Spindels, sodass die ehemalige Gesäßfurche abgeflacht wird. Ergebnis: bessere Belüftung, weniger Haaransammlung und geringere Spannung auf der Narbe. Off-midline Verfahren zeigen in Studien exzellente Heilungsraten und deutlich kürzere Wundheilungszeiten verglichen mit der offenen Heilung.
So war in einer Metaanalyse die Heilungsdauer nach Karydakis/Limberg signifikant kürzer, und diese Techniken werden besonders bei größeren Befunden oder nach Rezidiven empfohlen. Die Rezidivraten liegen je nach Technik meist unter 5–10 %. Nachteil ist natürlich ein etwas größerer Eingriff mit Vollnarkose und der Notwendigkeit einer gewissen Bettruhe, bis die Lappennähte sicher gehalten haben. Insgesamt aber gelten plastische Deckungen als State-of-the-Art für wiederkehrende oder schwere Fälle, um eine dauerhafte Lösung zu erreichen.
Zusammengefasst sind konventionelle Operationen manchmal unumgänglich – vor allem, wenn die Fistel sehr ausgedehnt ist oder schon mehrfach aufgetreten (Rezidiv) und vernarbt ist. Sie bieten die höchste Erfolgswahrscheinlichkeit, gehen aber mit teils längerer Ausheilung und Narbenbildung einher. Glücklicherweise gibt es inzwischen für geeignete Fälle auch weniger invasive Alternativen.
Minimalinvasive Techniken
In den letzten Jahren wurden mehrere minimalinvasive Verfahren entwickelt, die das Ziel haben, die Steißbeinfistel mit möglichst kleinem Trauma zu behandeln. Diese Methoden sind besonders bei kleineren, noch nicht operierten Fisteln oft sehr erfolgreich. Die Vorteile liegen auf der Hand: kleinere Wunden, weniger Schmerzen, kürzere Ausfallzeiten – viele Patienten können nahezu ohne Arbeitsunterbrechung behandelt werden. Allerdings zeigen Untersuchungen, dass die minimalinvasiven Verfahren tendenziell eine etwas höhere Rückfallquote haben als die radikale Exzision. Dennoch sind sie aufgrund ihrer Schonung und Wiederholbarkeit eine attraktive Option. Zu den wichtigsten Techniken zählen:
- Pit-Picking (auch „Sinnesausräumung“): Diese Methode geht auf den Chirurgen John Bascom zurück. Dabei werden unter lokaler Betäubung lediglich die kleinen sichtbaren Fistelöffnungen (Pits) samt dem dahinterliegenden Fistelgang ausgestanzt oder ausgeschabt. Es entstehen nur wenige winzige Schnitte (ca. 5 mm), durch die der Chirurg die Haarbüschel und Entzündungsgewebe entfernt. Die entstehenden Minilöcher lässt man offen heilen oder vernäht sie mit 1–2 Stichen. Ein Pit-Picking kann meist ambulant durchgeführt werden.
Die Wunden heilen in 1–2 Wochen ab, und der Patient hat kaum Schmerzen oder Einschränkungen – oft kann er schon am nächsten Tag wieder normal gehen, sitzen und arbeiten.
Nachteil: Pit-Picking eignet sich nur, wenn die Fistelgänge oberflächlich und wenig verzweigt sind (idealerweise nur wenige Pits vorhanden). Bei sehr ausgedehnten oder chronischen Befunden reicht es oft nicht aus. Außerdem muss man wissen, dass die Rezidivrate beim Pit-Picking höher liegt; Studien weisen auf Wiederkehr-Raten um 20–30 % hin. Jedoch kann man ein Pit-Picking im Falle eines Rückfalls relativ unkompliziert erneut durchführen, da kaum Narben entstehen. Für frühe Fälle ist es daher ein schonender Erstversuch. - Endoskopische Fisteltherapie (EPSiT – Endoscopic Pilonidal Sinus Treatment): Hierbei handelt es sich um ein innovatives Verfahren, das mithilfe eines feinen Endoskops durchgeführt wird. Unter Spinal- oder Kurzvollnarkose führt der Chirurg ein miniaturisiertes Kamerasystem direkt in den Fistelgang ein. Unter Sicht werden dann die Haare, Eiter und Ablagerungen im Gang ausgeräumt und die Fistelgänge von innen ausgebrannt oder mit einer Minisondenschere ausgeschnitten. Man arbeitet also von innen heraus, ohne einen großen Hautschnitt. Am Ende wird die innere Fistelwand z.B. mit einer Koagulationssonde verödet. Die äußeren Hautöffnungen bleiben sehr klein. Vorteil: Der Arzt kann gezielt alle Verästelungen unter Kamerasicht finden und behandeln; gesundes Gewebe wird kaum verletzt.
Die Heilung verläuft mit minimalen Schmerzen. Nach wenigen Tagen kann der Patient oft schon wieder nahezu beschwerdefrei sitzen. Erste Studien zu EPSiT zeigen ebenfalls Rezidivraten im Bereich von 15–20 %, teils sogar niedriger, wenn die Technik korrekt angewandt wird. Allerdings ist EPSiT etwas aufwändiger (erfordert spezielle Ausstattung und Erfahrung) und nicht in allen Kliniken verfügbar. In unserer VenaZiel DayKlinik setzen wir auf solche modernen Technologien, um unseren Patienten die schonendste Behandlung zu ermöglichen. - Lasertherapie (FiLaC®/SiLaC): Ähnlich wie bei der endoskopischen Methode wird hier der Fistelgang von innen behandelt – jedoch mittels Laserfasern. Bei der FiLaC-Methode (Fistula Tract Laser Closure) wird eine flexible Laserfaser in den Gang eingeführt. Durch langsames Zurückziehen der Faser wird die Fistelinnenwand per Laserenergie verschorft und verschlossen. Das umliegende Gewebe zieht sich zusammen, und der Kanal soll zuheilen. Dieses Verfahren wird in Lokalanästhesie oder kurzer Narkose durchgeführt. Die äußeren Öffnungen werden oft vorher ausgeschabt (ähnlich Pit-Picking) und dann ggf. ebenfalls laserverschlossen.
Vorteile: wieder minimaler Gewebeschaden und eine relativ schnelle Genesung. Erste Erfahrungen zeigen Erfolgsraten, die mit anderen minimalinvasiven Methoden vergleichbar sind. Offizielle Langzeitdaten stehen noch aus, daher gilt Laser vorerst als ergänzende Option. Für Patienten, die keine große OP wünschen, kann es jedoch einen Versuch wert sein, da die Belastung gering ist. Sollte ein Laser-Versuch nicht zum Erfolg führen, kann immer noch operiert werden. - Weitere Verfahren: In manchen Fällen wurden Chemikalien (Phenol) zur Verödung des Fistelgangs eingesetzt. Dabei wird kristallines Phenol in die gereinigte Fistel eingebracht, was eine Verhärtung und Vernarbung bewirken soll. Diese Methode wird aber heute kaum noch angewandt, da sie unzuverlässig ist und Phenol an der offenen Wunde auch Nebenwirkungen haben kann. Ebenfalls experimentell sind Klebetechniken (z.B. Fibrinkleber), um den Gang zu verschließen – deren Erfolg ist begrenzt. Insgesamt haben sich Pit-Picking, endoskopische und Laser-Methoden als die gängigsten minimalinvasiven Optionen herausgebildet.
Erfolgsquote und Auswahl: Generell haben klassische Verfahren (komplette Exzision mit offen oder mit Lappenverschluss) die niedrigsten Wiederauftrittsraten, während minimalinvasive Eingriffe die höhere Patientenschonung bieten, aber etwas öfter erneut gemacht werden müssen. Die Wahl der Methode sollte individuell erfolgen. Kleine, erstmalige Fisteln – insbesondere bei Patienten, die eine lange Ausfallzeit scheuen – kann man sehr gut zunächst minimalinvasiv angehen. Größere oder komplexe Fisteln und solche, die schon ein oder mehrere Rezidive sind, behandelt man häufig besser mit einer ausgedehnteren Operation (evtl. mit Lappenplastik), um endgültig Ruhe zu haben. Wichtig ist auch die Erfahrung des behandelnden Chirurgen mit den jeweiligen Techniken. In spezialisierten Zentren (wie unserer proktologischen DayKlinik) werden minimalinvasive Methoden routinemäßig angeboten und beherrscht – während in weniger spezialisierten Einrichtungen mitunter gleich zur großen Exzision gegriffen wird.
Nachsorge, Heilung und Prognose
Unabhängig vom gewählten Verfahren ist die Nachsorge einer Steißbeinfistel entscheidend für den Heilungserfolg. Nach einer Operation – ob groß oder klein – erhalten Patienten genaue Anweisungen:
- Die Wunde (oder Wunden bei mehreren Schnitten) muss sauber gehalten werden. Tägliches vorsichtiges Duschen der Wundregion mit klarem Wasser wird meist empfohlen, um Sekrete abzuspülen. Sitzbäder mit desinfizierenden Zusätzen können bei offenen Wunden Linderung verschaffen (ärztlich abklären).
- Wundkontrollen beim Arzt in regelmäßigen Abständen sind wichtig. Bei offenen Wunden erfolgt anfangs häufig ein Verbandswechsel durch medizinisches Personal, um die Heilung zu überprüfen. Bei genähten Wunden werden die Fäden nach ca. 10–14 Tagen gezogen (sofern nicht resorbierbar).
- Druckentlastung: Insbesondere bei frischen Nähten sollte Druck auf die Steißregion gemieden werden. Patienten wird angeraten, möglichst seitlich zu sitzen oder ein weiches Kissen zu verwenden. Starkes Pressen (beim Stuhlgang) und schwere körperliche Arbeiten sind in den ersten zwei Wochen zu vermeiden, um ein Aufreißen der Wunde zu verhindern.
- Hygiene & Haarentfernung: Nach abgeschlossener Wundheilung ist es sinnvoll, die Region weiterhin haararm zu halten (wie oben besprochen, am besten mittels moderater Methoden). Zudem sollte auf penible Sauberkeit geachtet werden – die tägliche Dusche ist Pflicht, um Haar- und Schmutznester gar nicht erst entstehen zu lassen.
- Kontrolluntersuchungen: Viele Chirurgen bitten zur Nachkontrolle nach einigen Monaten erneut vorstellig zu werden, da Rezidive sich oft innerhalb des ersten Jahres zeigen. Eine Inspektion der Steißregion einige Zeit nach Abheilung kann eventuelle Neubildungen früh entdecken, sodass rechtzeitig gegengesteuert werden kann.
Die Heilungsdauer variiert stark je nach Verfahren:
- Nach Pit-Picking oder kleineren Eingriffen sind Patienten oft schon nach wenigen Tagen wieder fit. Die Wunden schließen innerhalb 1–3 Wochen.
- Nach größerer Exzision mit Naht rechnet man mit etwa 2–4 Wochen Schonzeit (bis Fäden gezogen und Wunde stabil ist). Bürotätigkeiten sind oft schon früher wieder möglich, körperlich anstrengende Aktivitäten etwas später.
- Bei offener Wundheilung kann die vollständige Epithelisierung wie erwähnt 6–8 Wochen dauern oder mehr. Hier muss man geduldiger sein und konsequent die Wundpflege betreiben. Allerdings sind Ausfälle von mehreren Monaten eher selten – oft ist nach einigen Wochen zumindest eingeschränkte Tätigkeit wieder machbar, solange die Wunde versorgt wird.
Die Prognose ist insgesamt gut, sofern die Fistel korrekt behandelt wurde. Eine Steißbeinfistel ist lästig und kann immer wieder aufflammen, aber sie ist gutartig und – richtig angegangen – auch heilbar. Die Rückfallraten hängen, wie besprochen, stark von der Methode ab. Offene Verfahren bieten Rezidivraten teils unter 10 %, primäre mittige Verschlüsse hingegen höhere um 15–20 %. Minimalinvasive Methoden liegen ungefähr dazwischen oder teils darüber (z.B. ~20–30 % bei reiner Pit-Picking-Strategie).
Wichtig zu wissen: Ein Rezidiv (Wiederkehren) bedeutet nicht zwangsläufig das Scheitern – manchmal muss man einfach eine „Schippe drauflegen“ und die nächste Therapiestufe anwenden. So kann nach einem erfolglosen Pit-Picking immer noch eine klassische OP erfolgen, oder man wiederholt den minimalinvasiven Eingriff. Die Erfahrung zeigt, dass mit zunehmender Konsequenz meist irgendwann eine endgültige Heilung erreicht wird.
Fazit: Moderne Therapie der Steißbeinfistel in Berlin
Die Steißbeinfistel (Sinus pilonidalis) ist eine häufige, aber gut behandelbare Erkrankung im Bereich der Proktologie. Entscheidend ist, rechtzeitig zum Facharzt zu gehen, statt lange zu warten – denn frühe Eingriffe können oft kleiner ausfallen als spät notwendige Operationen. Dank moderner Techniken besteht heute die Möglichkeit, viele Steißbeinfisteln minimalinvasiv und ambulant zu behandeln, was Patienten eine schnelle Genesung ermöglicht. Konservative Maßnahmen wie Hygiene und Haarentfernung können unterstützen, ersetzen aber den Eingriff nicht, wenn eine Fistel einmal entstanden ist.
In unserer VenaZiel DayKlinik in Berlin setzen wir auf das komplette Spektrum der Therapie: von schonenden minimalinvasiven Verfahren (Pit-Picking, endoskopische Fistelentfernung, Lasertherapie) bis hin zu plastisch-chirurgischen Operationen für komplizierte Fälle. Welche Methode für Sie die richtige ist, entscheiden wir individuell nach genauer Diagnose – getreu dem Motto: so wenig wie möglich, so viel wie nötig. Unser erfahrenes Team aus Proktologen berät Sie umfassend und begleitet Sie durch die Behandlung, damit Sie schnellstmöglich wieder beschwerdefrei sitzen und Ihren Alltag genießen können. Ihre Gesundheit und Lebensqualität stehen dabei an erster Stelle.
Melden Sie sich gern für eine Beratung in unserem Proktologie-Zentrum in Berlin – wir sind für Sie da, um das Kapitel Steißbeinfistel erfolgreich abzuschließen.
Quellen:
- Iesalnieks I, Ommer A. The Management of Pilonidal Sinus. Dtsch Arztebl Int. 2019; 116(1-2):12–21.
- VenaZiel Gesundheitszentrum: Sinus pilonidalis – Ursachen, Symptome und die Notwendigkeit einer Operation.
- Pilonidal Sinus Zentrum Berlin: Informationsportal Steißbeinfistel – Ursachen, Risikofaktoren und Vorbeugung.
- NetDoktor.de: Steißbeinfistel (Pilonidalsinus) – Patienteninformationen zu Symptomen und Behandlung.
- Mayo H: Observations on Injuries and Diseases of the Rectum. London, 1833 (erste Erwähnung der Erkrankung). (Historische Referenz)