Lungenkrebs: Früherkennung, moderne Therapie und ambulante Versorgung

Das Lungenkarzinom (Bronchialkarzinom) zählt zu den häufigsten und tödlichsten Krebserkrankungen – jährlich sterben allein in Deutschland rund 45.000 Menschen daran. Hauptursache ist in den meisten Fällen das Rauchen, doch auch Nichtraucher können an Lungenkrebs erkranken. Die Krankheit bleibt oft lange unbemerkt, da frühe Stadien meist keine Symptome verursachen . Umso wichtiger sind konsequente Früherkennung, innovative Diagnoseverfahren und maßgeschneiderte Therapieoptionen. 

lungenkrebs-lung-cancer-ambulante-behandlungen-berlin

Medizinisch geprüft von:

Dr. Hamidreza Mahoozi, FEBTS, FCCP

Erstveröffentlichung:

August 8, 2025

Aktualisiert:

August 25, 2025

Dieser Artikel gibt einen laienverständlichen Überblick über alle Aspekte: von Risikofaktoren und Screening über Diagnose und die Rolle der Pneumologie bis zu modernen Therapien – mit Schwerpunkt Thoraxchirurgie, einschließlich minimalinvasiver und roboterassistierter Operationen. Auch die personalisierte Medizin sowie Nachsorge, Lebensqualität und die Vorteile der modernen ambulanten Versorgung (DayKlinik-Konzept) werden erläutert. 

Ziel ist es, aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse verständlich darzustellen und zu zeigen, wie die moderne ambulante Versorgung – etwa in spezialisierten Tageskliniken (DayKliniken) – zur optimalen Betreuung von Lungenkrebspatienten beiträgt.

 

Früherkennung und Risikofaktoren des Lungenkarzinoms

Die Risikofaktoren für Lungenkrebs sind gut erforscht. Allen voran steht das Rauchen: Laut Robert Koch-Institut gehen bei Männern etwa 90 % und bei Frauen mindestens 60 % aller Lungenkrebsfälle auf aktives Rauchen zurück . Tabakrauch enthält eine Vielzahl krebserregender Chemikalien, die zu genetischen Schäden in den Zellen der Atemwege führen können. Das Risiko steigt mit der Anzahl der Zigaretten und der Dauer des Rauchens deutlich an. 

Passivrauchen erhöht das Lungenkrebsrisiko ebenfalls – regelmäßiges Mitrauchen (etwa im Haushalt oder am Arbeitsplatz) kann das Erkrankungsrisiko um das 1,3- bis 3-Fache erhöhen . 

Weitere wichtige Risikofaktoren sind:

  • Berufliche Schadstoff-Exposition: Langanhaltender Kontakt mit krebserregenden Stoffen am Arbeitsplatz kann Lungenkrebs begünstigen. Klassische Beispiele sind Asbest, Arsen, Chrom, Nickel, polyzyklische Kohlenwasserstoffe oder Dieselabgase, wie sie z. B. in bestimmten Industriebranchen vorkommen.
    Viele dieser Einwirkungen wirken besonders stark bei gleichzeitigen Rauchern. So ist bekannt, dass einige Menschen Jahrzehnte nach Asbest-Kontakt Lungenkrebs entwickeln . Entsprechend wird Lungenkrebs in bestimmten Fällen sogar als Berufskrankheit anerkannt (z. B. in der Asbestindustrie).

  • Radon und Umwelteinflüsse: Radon, ein natürlich vorkommendes radioaktives Edelgas, kann über den Boden in Gebäude gelangen und gilt nach dem Rauchen als zweithäufigste Ursache für Lungenkrebs – insbesondere in schlecht belüfteten Kellerräumen oder bei Bergleuten in Uranminen . Auch Luftverschmutzung (Feinstaub, Schadstoffe aus Verbrennungen) trägt vermutlich in geringem Maße zum Lungenkrebsrisiko bei .
    Das Risiko durch Umweltfaktoren ist insgesamt deutlich niedriger als durch Rauchen, kann aber bei ohnehin gefährdeten Personen zusätzlich ungünstig wirken.

  • Genetische Veranlagung und Vorerkrankungen: Eine familiäre Häufung von Lungenkrebs deutet auf genetische Faktoren hin, auch wenn konkrete „Lungenkrebs-Gene“ nicht eindeutig definiert sind . Außerdem können bestimmte chronische Lungenerkrankungen das Risiko leicht erhöhen – zum Beispiel alte Narben nach einer Tuberkulose oder fortgeschrittene COPD.
    Dennoch gilt: Selbst wer nie geraucht hat und ein gesundes Leben führt, kann an Lungenkrebs erkranken – das Risiko ist dann aber wesentlich geringer .

Angesichts dieser Risiken kommt der Früherkennung eine große Bedeutung zu. Weil frühe Tumorstadien kaum Beschwerden verursachen, wird Lungenkrebs oft erst spät diagnostiziert .
Typische Symptome wie hartnäckiger Husten, blutiger Auswurf, Atemnot, Gewichtsverlust oder Brustschmerzen treten meist erst in fortgeschrittenen Stadien auf . 

Daher richtet sich der Blick der Experten zunehmend auf Screening-Programme für Risikogruppen: Vor allem langjährige starke Raucher sollen durch regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen profitieren.

In den USA und anderen Ländern hat sich das Screening mittels Niedrigdosis-CT (LDCT) bei über 55-jährigen starken Rauchern bereits bewährt, um Lungenkrebs frühzeitig zu entdecken. 

In Deutschland wurde im Juli 2024 ein wichtiger Schritt unternommen: Die Behörden haben grünes Licht für ein strukturiertes Lungenkrebs-Screening mit Low-Dose-CT für aktuelle oder ehemalige starke Raucher im Alter von 50 bis 75 Jahren gegeben . 

Fachgremien bereiten aktuell die Einführung eines solchen Früherkennungsprogramms vor . Damit sollen Risikopatienten regelmäßig per strahlungsarmer CT untersucht werden – in Studien hat sich gezeigt, dass der Nutzen einer solchen Untersuchung (frühe Entdeckung und erhöhte Überlebenschance) die möglichen Risiken (z. B. geringe Strahlenexposition oder Fehlalarme) überwiegt. 

Bis dieses Programm flächendeckend greift und von den Krankenkassen übernommen wird, sollte jeder starke Raucher eigenverantwortlich mit seinem Arzt über Früherkennung sprechen.

Wichtig: Die beste Vorbeugung besteht weiterhin darin, gar nicht erst zu rauchen oder damit aufzuhören. 

Wer das Rauchen aufgibt, senkt sein Risiko erheblich – auch wenn es nie ganz auf das Niveau eines lebenslangen Nichtrauchers zurückgeht . 

Darüber hinaus lohnt es sich, Schutzmaßnahmen am Arbeitsplatz (etwa beim Umgang mit Schadstoffen) einzuhalten und das eigene Zuhause auf hohe Radonwerte prüfen zu lassen, falls man in einem Risikogebiet wohnt. 

Eine gesunde Lebensweise mit Bewegung und ausgewogener Ernährung stärkt generell die Lunge und das Immunsystem, was ebenfalls hilfreich sein kann. Allerdings gibt es keinen absolut sicheren Schutz vor Lungenkrebs – daher sind Aufklärung und Früherkennung umso bedeutsamer .

Diagnoseverfahren bei Verdacht auf Lungenkrebs

Röntgenbild des Brustkorbs mit einem Tumor (weißer Schatten im linken Lungenflügel). Solche Aufnahmen liefern erste Hinweise, reichen alleine aber nicht aus – weitere Untersuchungen wie CT und Biopsie sind erforderlich, um Lungenkrebs eindeutig zu diagnostizieren.

Die Abklärung eines Lungenkarzinom-Verdachts erfolgt in mehreren Schritten. Am Beginn stehen meist bildgebende Verfahren. Eine einfache Röntgenaufnahme des Thorax kann größere Tumoren bereits zeigen – Rundherde ab ca. 0,5 cm Durchmesser sind auf dem Röntgenbild erkennbar . 

Allerdings übersieht das Röntgen leicht kleine oder ungünstig gelegene Herde, insbesondere zentral in der Lunge oder hinter Herz und Knochen. 

Deshalb wird bei anhaltenden Symptomen oder Risikofaktoren heute frühzeitig eine Computertomographie (CT) veranlasst. Die CT ist wesentlich empfindlicher: Tumoren ab ~3 mm Größe lassen sich damit darstellen. 

Eine Spiral-CT (oft mit Kontrastmittel) kann Schnittbilder der Lunge erzeugen und liefert exakte Informationen über Lokalisation, Größe und Ausbreitung des Tumors. 

So erkennt man, ob Nachbargewebe betroffen ist, ob Lymphknoten vergrößert sind oder sogar Absiedlungen (Metastasen) in anderen Organen vorliegen. 

Die CT ist somit unverzichtbar für das Staging, also die Bestimmung des Tumorstadiums. Ergänzend wird häufig eine Positronen-Emissions-Tomographie (PET), meist kombiniert mit CT (PET-CT), eingesetzt. Die PET spürt Stoffwechselaktivität auf – Krebsgewebe reichert den radioaktiven Tracer stark an und „leuchtet“ auf den Bildern. Das hilft zu unterscheiden, ob z. B. ein auffälliger Lymphknoten tatsächlich Tumorzellen enthält oder ob ein Rundherd eher Narbe als aktiver Tumor ist . 

Allerdings ist ein PET-Befund nicht 100% spezifisch (auch Entzündungen zeigen erhöhten Stoffwechsel), daher muss jeder verdächtige Befund letztlich durch eine Gewebeuntersuchung gesichert werden.

Gewebeprobe (Biopsie): Die eindeutige Diagnose „Lungenkarzinom“ kann nur durch die Untersuchung von Tumorgewebe gestellt werden. Daher steht bei Verdacht immer eine Biopsie an, um herauszufinden, ob es sich tatsächlich um Krebs handelt und um welchen Typ (Histologie) es sich genau handelt. 

In den meisten Fällen erfolgt dies durch eine Bronchoskopie (Lungenspiegelung). Dabei schiebt der Facharzt (oft ein Pneumologe) ein dünnes, flexibles Endoskop über Nase oder Mund in die Luftröhre und weiter in die Bronchien vor. 

Dieses Verfahren wird in der Regel in leichter Sedierung und mit örtlicher Betäubung der Atemwege durchgeführt, sodass der Patient kaum Schmerzen verspürt – oft lediglich Hustenreiz oder Druckgefühl. 

Über das Bronchoskop kann der Arzt die Atemwege von innen betrachten und vor allem mit einer kleinen Zange Gewebeproben entnehmen. 

Findet sich ein verdächtiger Tumor oder verändertes Gewebe, werden gezielt Biopsien genommen. Das entnommene Material wird anschließend vom Pathologen unter dem Mikroskop untersucht, um Krebszellen nachzuweisen. Erst dieser histologische Befund bestätigt die Diagnose Lungenkrebs zweifelsfrei und bestimmt die Tumorart (z. B. nicht-kleinzelliges Karzinom wie Adenokarzinom oder Plattenepithelkarzinom, versus kleinzelliges Karzinom) . Die genaue Typisierung ist wichtig für die Therapieplanung.

Nicht jeder Tumor ist mit dem Bronchoskop erreichbar – vor allem periphere Rundherde in den äußeren Lungenbereichen oder sehr kleine Herde entziehen sich manchmal der Bronchialspiegelung. 

In solchen Fällen kann eine CT-gesteuerte Punktion von außen erfolgen : Unter lokaler Betäubung führt der Radiologe, gesteuert durch CT-Bilder, eine feine Hohlnadel durch die Brustwand direkt in den Tumor und saugt Zellen oder Gewebszylinder ab . 

Auch diese Proben gehen an den Pathologen. Alternativ wird bei unklaren Befunden gelegentlich eine Thorakoskopie (Brustfellspiegelung) in Betracht gezogen, insbesondere wenn sich Flüssigkeit in der Lunge (Pleuraerguss) angesammelt hat oder oberflächennahe Herde abgeklärt werden müssen . Die video-assistierte Thorakoskopie (VATS) erfolgt minimalinvasiv über kleine Schnitte und erlaubt es, direkt in die Brusthöhle zu schauen und Proben zu entnehmen . 

Sie kommt z. B. dann zum Einsatz, wenn eine Bronchoskopie ergebnislos blieb und der Herd für eine Nadelbiopsie ungünstig liegt.

Zur Ausbreitungsdiagnostik gehören weiterhin Untersuchungen, um Metastasen in anderen Organen aufzuspüren. Häufig wird ein Ultraschall des Bauches durchgeführt, um Leber, Nebennieren, Nieren und Lymphknoten zu begutachten. 

Bei bestimmten Konstellationen veranlasst man ein MRT (Magnetresonanztomographie) des Schädels, um eventuelle Hirnmetastasen auszuschließen, da rund 10% der Lungenkrebspatienten zum Diagnosezeitpunkt bereits Metastasen im Gehirn haben (besonders bei kleinzelligen Tumoren). 

Außerdem überprüft man stets die Lungenfunktion (Spirometrie) und allgemeine Leistungsfähigkeit des Patienten (sog. Performance-Status). 

Dies ist entscheidend, um die Behandlungsoptionen abzuwägen – vor allem hinsichtlich einer möglichen Operation muss genug Lungenfunktion verbleiben, damit der Patient nach einer Teilentfernung der Lunge noch ausreichend atmen kann .

Ein modernes Verfahren, das zunehmend die klassische chirurgische Lymphknotenentnahme ersetzt, ist der endobronchiale Ultraschall (EBUS) mit Feinnadelpunktion. Hierbei wird während einer Bronchoskopie ein spezielles bronchoskopisches Ultraschallgerät eingesetzt, das einen kleinen Ultraschallkopf an der Spitze besitzt. 

Damit können die Lymphknoten im Mediastinum (Mittelfellraum zwischen den Lungen) von innen sichtbar gemacht werden. Unter Ultraschallsicht punktiert der Arzt verdächtige Lymphknoten direkt durch die Bronchialwand hindurch und gewinnt so Zellen zur Untersuchung . Der Eingriff erfolgt meist in Kurznarkose. 

Der Vorteil: Ein EBUS ist weniger invasiv als eine Mediastinoskopie (ein chirurgischer Eingriff am Hals zur Lymphknotengewinnung) und kann oft schon ausreichen, um festzustellen, ob eine Ausbreitung ins Lymphknotensystem vorliegt. 

Nur wenn Zweifel bestehen oder bestimmte Lymphknoten nicht erreichbar sind, muss noch eine klassische Mediastinoskopie durchgeführt werden. 

Insgesamt hat der EBUS die Diagnostik und Staging bei Lungenkrebs deutlich verbessert, da er eine minimale Belastung für den Patienten darstellt und dennoch sehr zuverlässig ist.

 

Schließlich gehört zur umfassenden Diagnose auch die Molekularpathologie des Tumors. Bei gesicherter Diagnose – vor allem im fortgeschrittenen Stadium – werden die entnommenen Tumorzellen heute auf bestimmte Genveränderungen und Biomarker untersucht . Warum das so wichtig ist, erläutert der nächste Abschnitt über personalisierte Medizin.

 

Therapieoptionen beim Lungenkarzinom (Schwerpunkt Thoraxchirurgie)

Die Behandlung von Lungenkrebs erfordert ein interdisziplinäres Team aus Spezialisten verschiedener Fachrichtungen. 

Optimalerweise wird ein Patient in einem zertifizierten Lungenkrebszentrum betreut, wo Pneumologen (Lungenärzte), Thoraxchirurgen, Onkologen, Radiologen und Strahlentherapeuten eng zusammenarbeiten. 

Gemeinsam legen die Experten im Tumorboard die bestmögliche Therapie für den individuellen Fall fest. 

Entscheidend sind dabei der Tumortyp (nicht-kleinzellig vs. kleinzellig), das Krankheitsstadium (lokal begrenzt oder bereits ausgebreitet) sowie der allgemeine Gesundheitszustand des Patienten. 

Oft kommt mehr als eine Behandlungsform zum Einsatz (Kombinationstherapie), um die Heilungschancen zu maximieren.

Chirurgie (Thoraxchirurgie): In frühen Stadien des nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms (NSCLC) ist die Operation die wichtigste Therapie und bietet die größte Aussicht auf Heilung . Ist der Tumor auf die Lunge begrenzt und sind keine Fernmetastasen vorhanden (Stadium I und II, ggf. ausgewählte IIIA-Fälle), versucht man, den Tumor vollständig durch einen Eingriff zu entfernen. Meist wird dabei der befallene Lungenlappen reseziert (Lobektomie). 

In einigen Fällen genügt eine Segmentresektion (Entfernung nur eines Segments) – vor allem bei sehr kleinen peripheren Tumoren oder wenn die Schonung von Lungengewebe wegen eingeschränkter Lungenfunktion nötig ist. Bei ausgedehnterem Befall kann auch eine Pneumektomie (Entfernung eines gesamten Lungenflügels) erforderlich sein, dies wird aber möglichst vermieden. 

Voraussetzung für eine Operation ist immer, dass der Patient körperlich in der Lage ist, den Eingriff zu verkraften und hinterher noch genügend Lungenreserve hat . Daher werden vorab Lungenfunktionstests und ggf. Herzuntersuchungen durchgeführt .

Während der OP entfernt der Chirurg in der Regel auch die regionalen Lymphknoten im Mediastinum zur genauen Stadienbestimmung (Lymphknoten-Ausräumung). Nach der histologischen Untersuchung dieser Lymphknoten weiß man, ob der Tumor bereits mikroskopisch gestreut hatte oder nicht, was wiederum das weitere Vorgehen beeinflusst.

Inzwischen werden über 80 % der anatomischen Lungenresektionen an führenden Zentren minimalinvasiv durchgeführt – ein Großteil davon sogar roboterassistiert . Mehr dazu im nächsten Abschnitt. Die Vorteile für die Patienten sind erheblich: weniger Schmerzen, geringerer Blutverlust, weniger Komplikationen und eine schnellere Erholung im Vergleich zur klassischen offenen Thoraxchirurgie . 

Selbst in fortgeschrittenen Tumorstadien kann die Thoraxchirurgie heute oft noch eingesetzt werden, teils in Kombination mit anderen Therapien, um Tumormasse zu entfernen und die Lebensqualität zu verbessern .

Doch nicht immer reicht eine Operation allein aus. Häufig wird sie mit anderen Therapieoptionen kombiniert, um das Rückfallrisiko zu senken oder den Tumor überhaupt erst operabel zu machen (downstaging):

  • Neoadjuvante Behandlung: Bei einigen Patienten mit schon etwas fortgeschrittenem nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom (z. B. Stadium II oder III) führt man vor der OP eine Chemotherapie oder eine Immuntherapie – oder eine Kombination aus beidem – durch .
    Diese vorgeschaltete Behandlung soll den Tumor verkleinern und mögliche verstreute Krebszellen abtöten, um die Erfolgschancen der anschließenden Operation zu erhöhen.
    Beispielsweise hat sich in jüngsten Studien gezeigt, dass eine Immuntherapie zusammen mit Chemotherapie vor der OP das krankheitsfreie Überleben verbessern kann. Solche Ansätze werden in der aktuellen Leitlinie berücksichtigt .

  • Adjuvante Behandlung: Ab Stadium II (und bei manchen hochriskanten Stadium I-Fällen) wird nach einer gelungenen Tumoroperation oft zur Sicherheit eine anschließende Chemotherapie empfohlen, um eventuell verbliebene Krebszellen im Körper zu eliminieren .
    In bestimmten Situationen – abhängig von Tumortyp und Biomarkern – kann sich heute an die Chemotherapie zusätzlich eine zielgerichtete Therapie oder Immuntherapie anschließen .
    So wird zum Beispiel bei Patienten mit nicht-kleinzelligem Lungenkrebs und EGFR-Mutation nach OP und Chemo noch eine Tabletten-Therapie mit einem EGFR-Tyrosinkinasehemmer (zielgerichtetes Medikament) über etwa 3 Jahre gegeben, da Studien hier einen deutlichen Nutzen gezeigt haben. Auch eine Immuntherapie als Adjuvans (etwa mit PD-1-Antikörpern) ist seit Neuestem in bestimmten Fällen zugelassen, wenn der Tumor bestimmte Merkmale aufweist.
    Diese Fortschritte zeigen, wie personalisierte Medizin Einzug selbst in die Frühstadien hält (siehe unten).

  • Strahlentherapie: Eine Bestrahlung der Lunge kommt zum Einsatz, wenn eine Operation nicht möglich ist oder abgelehnt wird, oder ergänzend bei lokaler Resterkrankung.
    Insbesondere bei Patienten, die aus gesundheitlichen Gründen nicht operiert werden können, stellt die stereotaktische Strahlentherapie eine kurative Option bei kleinen Tumoren dar.
    Hierbei wird der Tumor mit wenigen hochpräzisen, hochdosierten Bestrahlungen „abgeschossen“.
    Für fortgeschrittene Tumoren oder befallene Lymphknoten wird die Radiochemotherapie (gleichzeitige Bestrahlung und Chemotherapie) in kurativer Absicht angewandt, vor allem bei nicht-operablen Stadium III-Tumoren.
    Die Strahlentherapie spielt zudem eine wichtige Rolle in der palliativen Behandlung – etwa um Knochenmetastasen oder Gehirnmetastasen zu kontrollieren und Symptome zu lindern.

  • Systemtherapie bei metastasiertem Stadium: Ist das Lungenkarzinom zum Zeitpunkt der Diagnose bereits fortgeschritten (Stadium IV) oder nicht operabel, stehen medikamentöse Therapien im Vordergrund.
    Klassischerweise wurde hier eine Chemotherapie (z. B. mit Platinderivaten) eingesetzt, die den Tumorwachstum hemmen kann. In den letzten Jahren haben jedoch Immuntherapien und targeted Therapies (zielgerichtete Medikamente) die Behandlung revolutioniert.
    Immuncheckpoint-Inhibitoren – Medikamente, die das körpereigene Immunsystem gegen den Krebs aktivieren – können bei vielen Patienten das Tumorwachstum deutlich bremsen und die Lebenszeit verlängern.
    Sie werden teils allein, teils in Kombination mit Chemo gegeben, abhängig vom Tumorprofil (z. B. PD-L1-Expressionsstatus). Zielgerichtete Medikamente kommen zum Einsatz, wenn bestimmte Genmutationen im Tumor vorliegen (z. B. EGFR, ALK, ROS1, BRAF u.a.). Diese personalisierten Therapien blockieren gezielt die durch die Mutation ständig aktivierten Wachstumssignale der Krebszellen .
    Typischerweise handelt es sich um Tabletten, die über längere Zeit eingenommen werden und oft weniger schwere Nebenwirkungen haben als klassische Chemotherapie.
    Sie können das Tumorwachstum oft über Monate oder Jahre kontrollieren, auch wenn eine Heilung im metastasierten Stadium selten möglich ist . Mehr zur Bedeutung der personalisierten Medizin folgt im übernächsten Abschnitt.

  • Palliative Maßnahmen: Unabhängig vom Stadium ist es wichtig, belastende Symptome zu behandeln und die Lebensqualität zu erhalten. Bei Lungenkrebs gehören dazu z. B. effektive Schmerztherapie, Behandlung von Atemnot (z. B. mit Sauerstoffgabe oder Morphinsprays), Hustenlinderung, physiotherapeutische Atemübungen und ggf. psychologische Unterstützung.
    Auch pneumologische Interventionen können hier eine Rolle spielen, etwa wenn durch eine endobronchiale Therapie die Atemwege wieder eröffnet werden müssen (Lasertherapie, Stenteinlage bei großen Tumoren in den Bronchien).
    Solche palliativen Eingriffe werden oft vom Pneumologen in Zusammenarbeit mit dem Thoraxchirurgen durchgeführt und können Patienten spürbar Erleichterung verschaffen.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Die Therapiestrategie beim Lungenkarzinom wird individuell maßgeschneidert. In frühen Stadien zielt man auf Heilung durch OP (plus ggf. Zusatzbehandlungen) ab. 

In fortgeschrittenen Stadien geht es darum, Lebenszeit und -qualität zu maximieren – durch moderne Medikamente, Bestrahlung und supportive Maßnahmen. Immer eingebunden sind dabei Lungenärzte (Pneumologen) und Thoraxchirurgen als Kern des Behandlungsteams, unterstützt von Onkologen und weiteren Spezialisten.

 

Möglichkeiten der minimalinvasiven und roboterassistierten Thoraxchirurgie

Die Thoraxchirurgie hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten einen technischen Quantensprung erlebt. 

Wo früher standardmäßig eine offene Thorakotomie (großer seitlicher Brustkorbschnitt mit Auseinanderhalten der Rippen) nötig war, können heute viele Lungenoperationen schonend über Schlüssellochtechnik erfolgen. 

Die beiden Hauptansätze sind die video-assistierte Thorakoskopie (VATS) und die roboterassistierte Thoraxchirurgie (RATS) mittels Da-Vinci-System. 

Beide Verfahren verzichten auf den großen Schnitt und nutzen stattdessen mehrere kleine Inzisionen (oft 3–4 Zugänge von 0,5–1 cm), durch die Kamera und Instrumente eingeführt werden.

Video-assistierte Thorakoskopie (VATS): Bei der VATS-Lobektomie beispielsweise wird die Lunge mit einer Kamera inspiziert und der betroffene Lungenlappen mit speziellen langen Instrumenten abgetrennt und in einem Bergebeutel durch eine der Öffnungen herausgezogen . 

Der Operateur steht dabei am OP-Tisch und schaut auf einen Monitor, der das vergrößerte Kamerabild aus dem Brustkorb zeigt. 

Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass VATS gegenüber der offenen Chirurgie gleich gute onkologische Resultate liefert, dabei aber wesentlich geringere Schmerzen, weniger Komplikationen und kürzere Krankenhausaufenthalte mit sich bringt. 

Patienten sind oft schneller wieder fit und können früher nach Hause entlassen werden. Gerade ältere Patienten oder solche mit Vorerkrankungen profitieren enorm von der geringeren Belastung.

Roboterassistierte Thoraxchirurgie (RATS): Die neueste Entwicklung ist der Einsatz von OP-Robotern (da Vinci-System).

Hierbei sitzt der Chirurg an einer Konsole im OP und steuert von dort aus vier robotische Arme, die am Patienten angebracht sind. 

Die Bewegungen seiner Hände werden auf die Instrumente übertragen – mit extremer Präzision und zitterfreier Feinmotorik. 

Das System bietet eine 3D-HD-Sicht des Operationsfeldes und bewegliche Instrumente mit „Handgelenken“, die im Körper rotieren können, was die Möglichkeiten des Chirurgen erweitert . 

Umgangssprachlich spricht man von „Operationsroboter“, auch wenn das Gerät natürlich nichts selbständig tut, sondern vollständig vom Chirurgen kontrolliert wird . Die roboterassistierte Methode ermöglicht noch präzisere Schnitte und Nahttechniken selbst an schwer zugänglichen Stellen. 

In einer aktuellen randomisierten Studie (RAVAL-Studie) zeigte sich, dass RATS-Lobektomien gegenüber VATS-Lobektomien für Patienten einige Vorteile haben: die Lebensqualität im ersten Jahr nach OP war besser, es konnten mehr Lymphknoten zur feingeweblichen Untersuchung entfernt werden, und es traten weniger Komplikationen auf . 

Auch die Drainagedauer und der Krankenhausaufenthalt waren tendenziell kürzer . Bezüglich der Langzeitüberlebensraten bestanden hingegen keine Unterschiede – was bedeutet, dass die minimalinvasive Technik onkologisch genauso wirksam ist . 

Wichtig ist allerdings, dass solche Eingriffe von einem erfahrenen Operationsteam durchgeführt werden, da sowohl VATS als auch RATS eine entsprechende Lernkurve haben . In spezialisierten Zentren  – werden heute rund 80 % aller anatomischen Lungenoperationen minimalinvasiv durchgeführt. Diese hohe Expertise kommt direkt den Patienten zugute.

Vergleich Offene vs. Minimalinvasive Operation: Nachfolgend sind die Unterschiede zwischen dem herkömmlichen offen-chirurgischen Vorgehen (Thorakotomie) und der minimalinvasiven Thoraxchirurgie (VATS/RATS) zusammengefasst:

 

Offene Thoraxchirurgie vs. Minimalinvasive Verfahren (VATS / Roboter-assistiert)

1. Zugang zur Brusthöhle

Bei der offenen Thoraxchirurgie (Thorakotomie) erfolgt der Zugang über einen großen Schnitt von etwa 20–30 cm seitlich am Brustkorb. Dabei müssen die Rippen weit gespreizt werden, um den Operationsbereich freizulegen.
Im Gegensatz dazu nutzt die minimalinvasive Thoraxchirurgie (z. B. VATS oder roboterassistierte Systeme) mehrere kleine Schnitte von etwa 0,5–1 cm. Eine Rippenöffnung ist hierbei nicht notwendig.

2. Sicht auf das Operationsfeld

In der offenen Chirurgie erfolgt die Sicht direkt ins Operationsfeld. Diese ist jedoch durch den begrenzten Zugang eingeschränkt, sodass eine weite Öffnung nötig sein kann, um ausreichend Übersicht zu gewinnen.
Bei VATS und insbesondere bei roboterassistierten Verfahren (RATS) liefert eine Kamera hochauflösende, vergrößerte Bilder – bei RATS sogar in 3D-HD-Qualität. Das ermöglicht eine exzellente Sicht, selbst in tiefer liegende Strukturen.

3. Operationstechnik

Offene Verfahren nutzen konventionelle chirurgische Instrumente, wobei die Hand des Chirurgen direkt im Operationsgebiet arbeitet. Die Beweglichkeit ist durch den begrenzten Raum oft eingeschränkt.
Minimalinvasive Verfahren verwenden sehr fein steuerbare Instrumente mit hoher Bewegungsfreiheit. Bei roboterassistierten Eingriffen erfolgt die Steuerung über eine Konsole – präzise, zitterfrei und mit hoher Kontrolle.

4. Schmerzen & Erholungszeit

Nach einer Thorakotomie treten in der Regel stärkere postoperative Schmerzen auf. Ursache ist der große Hautschnitt und die Rippenspreizung. Die Schmerztherapie ist entsprechend aufwändiger, die Erholungszeit beträgt meist mehrere Wochen.
Minimalinvasive Verfahren führen zu deutlich weniger Wundschmerz. Die Mobilisierung beginnt oft schon nach wenigen Tagen, und die gesamte Erholungszeit ist meist wesentlich kürzer.

5. Dauer des Krankenhausaufenthalts

Nach offener Thoraxchirurgie liegt die durchschnittliche Verweildauer bei etwa 7–10 Tagen – abhängig vom Eingriff und Verlauf.
Bei unkomplizierten minimalinvasiven Eingriffen, etwa einer Lobektomie, kann der Aufenthalt auf 3–5 Tage verkürzt werden. Ziel ist eine möglichst frühe Entlassung nach Hause.

6. Komplikationen

Offene Verfahren bergen ein erhöhtes Risiko für Wundinfektionen, größere Blutungen und längere Thoraxdrainage-Zeiten. Zudem treten häufiger Pneumonien auf, bedingt durch schmerzbedingtes flaches Atmen („Schonatmung“).
Minimalinvasive Eingriffe weisen ein geringeres Risiko für Infektionen auf, führen seltener zu größeren Blutverlusten, erfordern kürzere Drainagezeiten und verursachen weniger atemabhängige Komplikationen.

7. Onkologische Radikalität

Beide Verfahren – offen und minimalinvasiv – ermöglichen eine vollständige onkologische Operation. Dazu gehören auch alle Standardverfahren wie die systematische Entfernung von Lymphknoten. Die onkologische Effektivität ist bei erfahrenen Teams vergleichbar.

 

Hinweis: Wie aus dem Vergleich deutlich wird, bietet die minimalinvasive Thoraxchirurgie für viele Patienten*innen erhebliche Vorteile – insbesondere im Hinblick auf Schmerzen, Erholungszeit und Komplikationsrisiken – ohne dass dabei Kompromisse bei der onkologischen Wirksamkeit eingegangen werden müssen.

 

Natürlich ist nicht jeder Fall dafür geeignet – sehr große Tumoren oder ausgedehnte Verwachsungen können nach wie vor eine offene Operation erfordern. Aber die Tendenz geht eindeutig zur schonenderen Chirurgie, wann immer möglich.

Beispiel: Herr M., 66 Jahre alt, wurde mit einem 2 cm großen Tumor im rechten Oberlappen diagnostiziert (frühes Stadium I, Nichtraucher). 

Er entschied sich für eine roboterassistierte Operation. Der Eingriff verlief minimalinvasiv; es mussten nur vier kleine Öffnungen geschaffen werden. Bereits am ersten Tag nach der OP konnte Herr M. aufstehen und unter Anleitung der Physiotherapie Atemübungen machen. Nach 5 Tagen wurde er nach Hause entlassen – schmerzarm und ohne größere Einschränkungen. 

Zum Vergleich: Bei einer offenen OP hätte er vermutlich deutlich länger im Krankenhaus bleiben und mehr Schmerzen ertragen müssen. 

Dieser Fall verdeutlicht, welchen Unterschied moderne OP-Techniken machen können.

 

Rolle der Pneumologie in Diagnostik und Therapie

Die Pneumologie (Lungenheilkunde) spielt in jeder Phase der Lungenkrebserkrankung eine zentrale Rolle. Pneumologinnen und Pneumologen sind häufig die ersten Fachärzte, die Patienten mit Verdacht auf Lungenkrebs sehen – z. B. wenn ein Hausarzt wegen anhaltenden Hustens oder auffälligen Röntgenbefunds zum Lungenarzt überweist. 

Sie führen die initiale Diagnostik durch (Anamnese, körperliche Untersuchung, Lungenfunktionstests) und leiten die bildgebenden Untersuchungen ein. 

Insbesondere die Bronchoskopie zur Gewebeentnahme wird in der Regel vom Pneumologen durchgeführt , oftmals auch inklusive moderner Techniken wie EBUS zur mediastinalen Lymphknotenbiopsie. 

Ein Pneumologe kann außerdem einschätzen, ob die Lungenfunktion für eine Operation ausreicht, und den Patienten – gerade wenn dieser Raucher ist – auf eine Operation vorbereiten (z. B. durch Atemtraining oder Raucherentwöhnung vor dem Eingriff, um Komplikationen zu verringern).

In der Therapieplanung sind Pneumologen feste Mitglieder der Tumorkonferenz. Gemeinsam mit Thoraxchirurgen und Onkologen überlegen sie, welche Vorgehensweise im individuellen Fall optimal ist . 

Dabei bringen sie ihr spezielles Wissen über alternative Behandlungsverfahren ein: So können z. B. Patienten, die für eine Operation ungeeignet sind, vom Pneumologen einer stereotaktischen Strahlentherapie oder einer systemischen Therapie zugeführt werden. 

Bei kleinzelligen Lungenkarzinomen, die primär mit Chemotherapie behandelt werden, übernehmen häufig Pneumologen mit onkologischer Zusatzausbildung (oder Onkologen) die Federführung in der Therapie.

Während der Behandlung hat die Pneumologie vor allem die Atmungsorgane des Patienten im Blick. 

Chemotherapie und Bestrahlung können Nebenwirkungen auf die Lunge haben (etwa Entzündungen oder reduziertes Lungenvolumen); hier hilft der Lungenarzt mit spezifischer Medikation und Atemtherapie. Bei immunologischen Nebenwirkungen (wie einer immunvermittelten Pneumonitis unter Immuntherapie) sind Pneumologen ebenfalls gefragt.

Nach einer Operation betreuen Pneumologen gemeinsam mit Chirurgen das Weaning (schrittweises Entwöhnen) von der maschinellen Beatmung und behandeln bei Bedarf postoperative Atemkomplikationen wie Atelektasen oder Bronchialverschlüsse. Pneumologische Rehabilitation (Atemgymnastik, Training) wird oft auf Station durch Physio- und Atmungstherapeuten initiiert, aber unter pneumologischer Überwachung.

In der Nachsorge schließlich fungieren viele niedergelassene Pneumologen als langfristige Begleiter der Patienten. Wie der Krebsinformationsdienst hervorhebt, kann die ambulante Betreuung entweder in Kliniken oder in Facharztpraxen für Onkologie oder Pneumologie erfolgen . 

Tatsächlich gibt es in Deutschland zahlreiche Schwerpunktpraxen, in denen Lungenfachärzte die regelmäßigen Kontrollen nach Lungenkrebs übernehmen. 

Sie organisieren die erforderlichen Nachsorge-CTs oder Röntgenkontrollen, überprüfen die Lungenfunktion und erkennen frühzeitig etwaige Rezidivzeichen (siehe Nachsorge-Kapitel). 

Zudem kümmern sich Pneumologen um Begleiterkrankungen (viele Lungenkrebspatienten haben z. B. COPD oder Emphysem) – indem sie z. B. inhalative Therapien optimieren oder Infekten vorbeugen (Impfungen gegen Grippe, Pneumokokken).

Nicht zuletzt sind Pneumologen die Experten für palliative pulmonale Eingriffe: Sollte ein Tumor oder eine Metastase die Atemwege einengen, können sie mit bronchoskopischen Verfahren helfen, z. B. mittels Laser Gewebe abtragen oder Stents in die Atemwege einsetzen, um sie offenzuhalten. Auch die Anlage von Pleuraabläufen oder Pleurodesen (Verklebung der Lungenhaut bei immer wiederkehrendem Pleuraerguss) fällt in ihr Tätigkeitsfeld. Somit sichern sie die Atemfunktion und lindern Luftnot, was für die Lebensqualität der Patienten essenziell ist.

Zusammengefasst sorgt die Pneumologie dafür, dass Lungenkrebspatienten vom ersten Verdacht bis zur Langzeitnachsorge fachkundig betreut werden. 

In modernen Versorgungskonzepten – wie Lungenkrebszentren oder spezialisierten Tageskliniken – arbeiten Pneumologen Hand in Hand mit Chirurgen, Onkologen und Strahlentherapeuten, um eine ganzheitliche Behandlung zu gewährleisten .

 

Bedeutung der personalisierten Medizin bei Lungenkrebs

In kaum einem anderen Tumorgebiet hat die personalisierte (individualisierte) Medizin in den letzten Jahren einen so großen Einfluss erlangt wie beim Lungenkarzinom.

Unter personalisierter Medizin versteht man, dass Therapieentscheidungen maßgeschneidert auf die biologischen Eigenschaften des Tumors und die individuelle Situation des Patienten getroffen werden . 

Ärztinnen und Ärzte behandeln natürlich schon immer jeden Patienten individuell – je nach Alter, Allgemeinzustand, Begleiterkrankungen etc. . Neu hinzugekommen ist jedoch die Möglichkeit, gezielt auf molekulare Besonderheiten des Tumors einzugehen .

Konkret bedeutet das: Genetische Analysen des Tumorgewebes (oder von zirkulierender Tumor-DNA im Blut) geben Auskunft darüber, welche Mutationen der Tumor in sich trägt . 

Man hat nämlich herausgefunden, dass ein Teil der nicht-kleinzelligen Lungenkarzinome durch spezifische genetische Veränderungen getrieben wird – zum Beispiel Mutationen im EGFR-Gen (Epidermaler Wachstumsfaktor-Rezeptor) oder Umlagerungen im ALK-Gen. 

Für etliche dieser Treibermutationen wurden in den letzten Jahren zielgerichtete Medikamente entwickelt. Diese Targeted Therapies blockieren ganz gezielt das durch die Mutation fehlgesteuerte Signal in der Krebszelle und bremsen damit das Tumorwachstum effektiv . 

Ein bekanntes Beispiel: bei etwa 10–15 % der Adenokarzinome der Lunge liegt eine EGFR-Mutation vor; hier wirken EGFR-Tyrosinkinasehemmer (wie Osimertinib) oftmals exzellent, sodass Tumoren schrumpfen und Patienten oft über Jahre mit guter Lebensqualität leben können. 

Ähnlich gibt es spezifische Hemmstoffe für ALK-Translokationen, ROS1-Fusionen, BRAF-Mutationen, MET-Exon14-Skipping u.v.m. Daher wird bei jedem fortgeschrittenen NSCLC heute ein ganzes Panel an Mutationen getestet (Molekularprofil). Je nach Testergebnis richtet sich dann die Behandlung – „personalisiert“ im Wortsinn, da Patient A z. B. eine Tabletten-Therapie X bekommt, während Patient B (ohne Mutation) besser mit einer Immunchemotherapie behandelt wird . 

Für den Patienten bedeutet das: höhere Chance, dass die Therapie wirkt, und meist weniger unnötige Nebenwirkungen durch Medikamente, die gar nicht passen würden.

Auch die Immuntherapie ist ein Teil der personalisierten Medizin. Zwar richten sich Immuncheckpoint-Inhibitoren (PD-1-/PD-L1-Blocker) gegen ein allgemeines Prinzip (die Tarnung der Krebszellen vor dem Immunsystem) und nicht gegen eine konkrete Mutation. 

Aber die Entscheidung, ob ein Patient Immuntherapie bekommt und ob allein oder mit Chemotherapie, wird ebenfalls anhand tumorbiologischer Marker getroffen.

Wichtig ist hier insbesondere der PD-L1-Status des Tumors: Zeigt dieser eine hohe PD-L1-Expression (≥ 50 %), erhält der Patient oft direkt eine Immuntherapie alleine, da sie in solchen Fällen besonders gut wirkt. 

Bei niedrigem PD-L1-Wert kombiniert man Immuntherapie mit Chemo, um synergistische Effekte zu erzielen. Diese stratifizierte Therapie nach Biomarker macht die Behandlung effektiver und schont Patienten ggf. vor unnötiger Toxizität.

Die personalisierte Medizin beeinflusst inzwischen auch frühere Stadien. So wird bei resektionierten Tumoren nicht nur die Histologie, sondern ebenfalls das mutationale Profil bestimmt, um zu entscheiden, ob z. B. ein EGFR-Inhibitor als Adjuvanz gegeben werden sollte (wie oben erwähnt). 

Auch Studien zur neoadjuvanten Behandlung nutzen Biomarker, um etwa gezielt Patienten mit hohem PD-L1 eine Immuntherapie vor OP zu geben.

Ein weiterer spannender Bereich ist die Flüssigbiopsie (Liquid Biopsy). Hierbei wird im Blut nach DNA-Bruchstücken des Tumors gesucht . Diese Methode ist (noch) nicht so empfindlich wie eine Gewebebiopsie, spielt aber bereits eine Rolle, wenn nach einiger Zeit unter Therapie der Tumor wieder wächst: Oft hat er dann neue Mutationen entwickelt (Resistenzmutationen).

 Um den Patienten eine erneute invasive Biopsie zu ersparen, kann man versuchen, diese Veränderungen per Blutprobe nachzuweisen . 

Ein Beispiel ist die T790M-Mutation bei EGFR-mutierten Tumoren, die Resistenz gegen ältere Medikamente anzeigt – diese kann per Liquid Biopsy detektiert werden und qualifiziert dann für ein neues Medikament.

Insgesamt führt die personalisierte Herangehensweise dazu, dass selbst im fortgeschrittenen Stadium die Prognose deutlich verbessert wurde. 

Zwar bleibt ein metastasiertes Lungenkarzinom in der Regel unheilbar, aber viele Patienten leben heute deutlich länger bei guter Lebensqualität, weil die Therapien zielgenauer und nebenwirkungsärmer sind . 

Die Forschung schreitet rasant voran: Jedes Jahr kommen neue zielgerichtete Medikamente für seltene Mutationen hinzu, und auch Kombinationen (z. B. Immuntherapie plus Targeted Therapy) werden erprobt.

Für den Patienten bedeutet personalisierte Medizin manchmal auch ganz praktisch, dass Gewebeproben eingeschickt und in Speziallabors analysiert werden. 

Die Wartezeit auf Ergebnisse (oft 1–2 Wochen) erfordert Geduld, aber die Information aus der Molekularpathologie ist heute essenzieller Bestandteil der Therapieentscheidung. Ärzte erläutern dem Patienten dann genau, welche Optionen basierend auf seinem Tumorprofil bestehen.

Patientenbeispiel: Frau K., 59 Jahre, Nichtraucherin, erfährt nach der Bronchoskopie, dass sie ein Adenokarzinom der Lunge hat. Da bereits Metastasen vorliegen (Stadium IV), wird kein operativer Ansatz verfolgt. Stattdessen wird das Tumorgewebe auf Mutationen getestet. Tatsächlich findet man eine ALK-Genfusion, die bei etwa 5 % der Patienten vorkommt. Frau K. erhält daraufhin gezielt einen ALK-Tyrosinkinasehemmer als Tablettentherapie anstelle der früher üblichen Chemotherapie. Bereits nach 8 Wochen zeigt das Kontroll-CT ein deutliches Schrumpfen aller Tumorherde. Frau K. hat fast keine Nebenwirkungen und kann ein weitgehend normales Alltagsleben führen. Dieses Beispiel zeigt eindrucksvoll, wie wichtig die molekulare Diagnostik und personalisierte Therapie heute sind.

 

Ambulante Versorgung und DayKlinik-Modelle in der Lungenkrebsbehandlung

In der modernen Medizin findet ein Paradigmenwechsel statt: Wo immer möglich, werden Behandlungen aus dem stationären Bereich in den ambulanten Sektor verlagert. 

Auch in der Lungenkrebs-Therapie kommt diesem Aspekt eine wachsende Bedeutung zu. Ambulante Versorgung bedeutet, dass Patienten nicht über Nacht im Krankenhaus bleiben müssen, sondern Untersuchungen und Behandlungen tagesklinisch erhalten und anschließend wieder nach Hause gehen können. 

Dies schont Ressourcen, reduziert das Infektionsrisiko im Krankenhaus und steigert oft das Wohlbefinden der Patienten, die in ihrer gewohnten Umgebung bleiben können.

Für Lungenkrebspatienten gibt es verschiedene Szenarien, in denen ambulant behandelt werden kann:

  • Ambulante Diagnostik: Viele der erwähnten Untersuchungen – z. B. CT-Scans, PET-CT, Ultraschall, sogar Bronchoskopien – können ambulant durchgeführt werden.
    In spezialisierten Einrichtungen oder Praxen ist es üblich, dass der Patient morgens kommt, z. B. eine Bronchoskopie in Sedierung bekommt, und am Nachmittag wieder entlassen wird, sofern er überwacht wurde und stabil ist. Auch Biopsien (z. B. CT-gesteuerte Lungenbiopsie) erfolgen häufig ambulant oder mit nur kurzer Beobachtungszeit.

  • Tagesklinische Therapien: Die meisten systemischen Therapien bei Lungenkrebs werden ambulant verabreicht. Chemotherapien erfolgen in der Regel in speziellen onkologischen Ambulanz-Zentren oder Praxis-Kliniken, wo Patienten ihre Infusion bekommen und danach heimkehren.
    Auch Immuntherapie-Infusionen (die oft nur alle 3–4 Wochen gegeben werden) laufen ambulant. Dank guter Begleitmedikation (gegen Übelkeit etc.) ist ein stationärer Aufenthalt meist nicht nötig. Selbst Bluttransfusionen oder die Gabe von unterstützenden Mitteln (wie Wachstumsfaktoren) werden ambulant gemanagt.

  • Ambulante Operationen/Interventionen: Klassische Lungenkrebs-Operationen (Lobektomien) erfordern zwar in aller Regel einen kurzen stationären Aufenthalt, schon allein wegen der notwendigen Thoraxdrainage für 2–4 Tage.
    Dennoch gibt es auch hier Trends zu kürzeren Verweildauern. Minimalinvasive Eingriffe verkürzen den Klinikaufenthalt beträchtlich – einige Zentren entlassen Patienten nach unkomplizierter VATS-Lobektomie bereits am 3. postoperativen Tag. Kleinere Thorax-Eingriffe, wie z. B. die operative Entfernung eines einzelnen Lungenrundherdes (Keilresektion) oder die Anlage eines Ports, können teils ambulant oder im „24-Stunden-Aufenthalt“ erfolgen.
    Auch die Pleurodese bei bösartigem Erguss wird manchmal in lokalen Betäubung ambulant gemacht.
    Zudem existieren interventionelle pneumologische Eingriffe (wie die erwähnte Laser-Bronchoskopie oder Stent-Einlage) in manchen Kliniken als tagesklinische Prozedur.

Um diese ambulanten Leistungen strukturiert anzubieten, entstehen immer mehr spezialisierte Einrichtungen, oft als Tageskliniken (DayKliniken) oder MVZ (Medizinische Versorgungszentren). Diese verbinden die Qualität einer Klinik mit der Flexibilität einer Praxis. 

Beispielsweise gibt es onkologische Tageskliniken, in denen Patienten morgens ihre Therapie erhalten und nachmittags wieder gehen, wobei aber das volle Monitoring und Notfallmanagement einer Klinik bereitsteht.

Ein Beispiel für ein modernes ambulantes Konzept ist das Zentrum VenaZiel in Berlin – auch wenn es auf Venenerkrankungen spezialisiert ist, zeigt es Prinzipien, die übertragbar sind. 

VenaZiel bietet als modernes ambulantes Operationszentrum hochspezialisierte Versorgung nach neuesten wissenschaftlichen Standards an und setzt konsequent auf schonende, minimalinvasive Methoden . 

Mit der Erweiterung um neue Standorte wird Patienten ein noch breiteres Angebot an modernster Diagnostik und innovativen Behandlungsmethoden geboten – und das alles ambulant, ohne langen Klinikaufenthalt. 

Übertragen auf die Lungenkrebsversorgung bedeutet das: In spezialisierten Lungen-DayKliniken könnten Patienten eine umfassende Betreuung erhalten – von Diagnostik (inklusive Biopsie) über Infusionsbehandlungen bis hin zu Nachsorge – ohne jedes Mal stationär aufgenommen zu werden.

Tatsächlich unterstützen die aktuellen Versorgungsstrukturen in Deutschland bereits eine solche Herangehensweise: Lungenkrebs-Patienten können entweder in Kliniken ambulant mitbetreut werden oder in onkologischen/pneumologischen Praxen mit entsprechend geschultem Personal . 

Ein Wechsel zwischen stationär und ambulant ist fließend: Wichtige Entscheidungen und größere Eingriffe finden im Zentrum/der Klinik statt, doch viele Therapiezyklen und Kontrollen werden wohnortnah ambulant weitergeführt. 

Diese Verzahnung spart dem Patienten belastende Krankenhausaufenthalte ein, ohne an Sicherheit einzubüßen.

Die Vorteile der ambulanten Versorgung liegen auf der Hand: Der Patient verbringt weniger Zeit in der Klinik, bleibt in seinem sozialen Umfeld und kann seinen Alltag (soweit gesundheitlich möglich) schneller wieder aufnehmen. 

Gerade für ältere Menschen ist das eigene Zuhause oft der bevorzugte Ort zur Erholung. Zudem reduzieren ambulante Konzepte die Kosten und entlasten die Krankenhäuser. 

Wichtig ist jedoch, dass ambulante Patienten einen niederschwelligen Zugang zu medizinischer Hilfe haben, falls etwas auftritt – hier spielen telefonische Erreichbarkeit, Notfallambulanzen oder Telemedizin eine Rolle. 

Viele moderne Krebszentren bieten Patienten sogenannte Patientenportale oder Hotline-Nummern an, über die sie bei Fragen oder Problemen schnell medizinischen Rat bekommen können (z. B. bei Fieber unter Chemotherapie).

In der ambulanten Lungenkrebs-Versorgung haben auch Pflegekräfte und spezialisierte Fachkräfte eine wichtige Rolle, etwa als Case Manager oder onkologische Fachpflege in Praxen. 

Sie koordinieren Termine, überwachen den Zustand des Patienten zwischen den Arztbesuchen und schulen in Selbsthilfemaßnahmen (z. B. Umgang mit Stoma oder Drainage, Erkennen von Warnsymptomen).

Zusammengefasst wird die Vision deutlich: Ein Lungenkrebspatient soll – sofern medizinisch vertretbar – so viel wie möglich ambulant behandelt werden. Nur wenn es erforderlich ist (Operation, schwere Komplikationen) bleibt er stationär. 

Alles andere kann eine gut organisierte ambulante Infrastruktur leisten, von der Erstdiagnose bis zur Nachsorge. Spezialisierte DayKliniken und Versorgungszentren wie in anderen Bereichen (z. B. das genannte Venen-Zentrum) dienen hier als Vorbild. 

Die Zukunft liegt in der „sektorübergreifenden“ Betreuung, bei der Klinik und Praxis Hand in Hand arbeiten, um das Beste für den Patienten herauszuholen.

 

Nachsorge und Lebensqualität

Die Behandlung des Lungenkarzinoms endet nicht mit dem letzten Chemotherapiezyklus oder der Entlassung nach der Operation. 

Nachsorge und Rehabilitation sind entscheidende Pfeiler, um den Therapieerfolg zu sichern und die langfristige Lebensqualität des Patienten zu gewährleisten. Sobald die Akutbehandlung abgeschlossen ist und der Patient sich erholt hat, schließt sich deshalb ein strukturiertes Nachsorgeprogramm an .

Ziele der Nachsorge: Zum einen soll sie helfen, einen Rückfall (Rezidiv) oder Zweittumor frühzeitig zu erkennen, um gegebenenfalls rechtzeitig gegensteuern zu können . 

Zum anderen müssen Spätfolgen der Erkrankung und Therapie überwacht und behandelt werden – sowohl körperliche als auch seelische. Und nicht zuletzt dient die Nachsorge dazu, den Patienten bei der Reintegration in den Alltag zu unterstützen und etwaige soziale oder psychologische Probleme aufzufangen.

Jeder Patient erhält idealerweise einen individuellen Nachsorgeplan. In der Praxis sieht dieser zumeist wie folgt aus :

  • Erste Untersuchung circa 4–6 Wochen nach Abschluss der Erstbehandlung (Operation, Chemo oder Bestrahlung). Hier prüft der Arzt den Allgemeinzustand, das OP-Gebiet (bei Operierten) und bespricht aktuelle Beschwerden.
  • In den ersten 2 Jahren: vierteljährliche Nachsorgeuntersuchungen (alle 3 Monate) . Diese engmaschigen Kontrollen sind wichtig, denn das Rückfallrisiko ist in den ersten beiden Jahren am höchsten.
  • Im 3. bis 5. Jahr: halbjährliche Untersuchungen (alle 6 Monate) . Wenn bis zum 5. Jahr kein Rezidiv aufgetreten ist, gilt die Erkrankung als langfristig kontrolliert.
  • Ab dem 5. Jahr: jährliche Kontrollen, vor allem bei denjenigen, die durch die Vorerkrankung und Behandlung vorbelastet sind (z. B. reduzierte Lungenfunktion) – hier geht es eher um allgemeine Betreuung und Krebsprävention (z. B. Raucherentwöhnung dauerhaft aufrechterhalten).

Natürlich wird dieser Plan individuell angepasst. Ein jüngerer, geheilter Patient könnte nach einigen Jahren z. B. nur noch jährlich kommen, während jemand mit hohem Risiko oder bleibenden Problemen weiter engmaschiger gesehen wird. Wichtig ist: Wenn neue Beschwerden auftreten, sollte nicht bis zum nächsten Termin gewartet werden, sondern sofort der Arzt kontaktiert werden . Dies wird den Patienten ausdrücklich mitgegeben.

Inhalte der Nachsorgeuntersuchungen: Zunächst steht immer das Gespräch und die klinische Untersuchung. Der Arzt fragt gezielt nach Symptomen wie erneutem Husten, Schmerzen, Gewichtsverlauf, Leistungsfähigkeit etc.

Er hört die Lunge ab, tastet Lymphknotenstationen ab, kontrolliert Narben und den allgemeinen Zustand. Typischerweise gehören auch eine Lungenfunktionsprüfung und ein Röntgenbild oder eine Low-Dose-CT des Brustkorbs regelmäßig dazu . 

Nach großen Operationen wird oft im Verlauf ein CT gemacht, um die neue anatomische Situation als Baseline zu haben und später besser Veränderungen zu erkennen. Sollte ein Verdacht auf Rezidiv bestehen (z. B. ein neuer Schatten im Röntgen), wird sofort weiter abgeklärt – etwa durch ein diagnostisches CT, PET-CT oder Bronchoskopie, je nach Fall. Bei bestimmten Konstellationen (z. B. initialem Befall des Gehirns) können auch planmäßig MRTs des Schädels Teil der Nachsorge sein. 

Kurz gesagt: Die Nachsorge verfolgt das Ziel, einen möglichen Rückfall so früh wie möglich festzustellen, um dem Patienten dann noch eine Behandlungschance bieten zu können . 

Denn ein lokal begrenztes Rezidiv kann eventuell erneut operiert oder bestrahlt werden mit kurativer Intention.

Ambulante Nachsorge: Wie bereits erwähnt, kann die Nachsorge entweder an der Klinik (z. B. in der Thoraxchirurgie-Ambulanz oder onkologischen Ambulanz) erfolgen oder beim niedergelassenen Facharzt (Pneumologen/Onkologen) . 

Viele Patienten nutzen eine Kombination: die ersten ein bis zwei Jahre gehen sie ins Zentrum, danach übernimmt der heimatnahe Lungenarzt. Wichtig ist, dass überall nach denselben Leitlinien kontrolliert wird. Häufig haben Kliniken standardisierte Nachsorgebögen, die dem weiterbehandelnden Arzt mitgegeben werden.

Rehabilitation und Lebensqualität: Bereits kurz nach der Akuttherapie – oft noch vor der eigentlichen Nachsorgephase – schließt sich eine onkologische Rehabilitation an. 

Diese kann stationär (in einer Reha-Klinik) oder ambulant erfolgen und dauert meist 3 Wochen. 

Ziel ist, den Patienten körperlich und seelisch zu stärken und bei der Rückkehr ins Alltags- und Berufsleben zu helfen . 

In der Reha erhalten Lungenkrebspatienten ein ganzes Paket an unterstützenden Maßnahmen, abgestimmt auf ihre Bedürfnisse:

  • Atemtraining: Speziell nach Lungenteilresektion wichtig, um die verbleibende Lunge optimal zu nutzen und Atemnot zu reduzieren . Dazu gehören Atemgymnastik, Training der Atemhilfsmuskulatur und das Erlernen von Techniken (Lippenbremse etc.).

  • Physiotherapie und Sport: Aufbau der allgemeinen Kondition und Muskelkraft, abgestimmt auf die Leistungsfähigkeit. Gezielte Übungen steigern die Ausdauer und verringern Erschöpfung (Fatigue).

  • Ergotherapie: Unterstützung bei Alltagsaktivitäten, falls durch die Erkrankung Einschränkungen bestehen. Hier lernt man z. B., wie man sich bei Atemnot im Alltag schont und Hilfsmittel einsetzt.

  • Umgang mit Hilfsmitteln: In der Reha wird z. B. der Umgang mit einer tragbaren Sauerstoffversorgung geschult, falls der Patient dauerhaft Sauerstoff braucht .
    Auch der Einsatz von Inhalationsgeräten oder atemerleichternden Techniken wird trainiert.

  • Raucherentwöhnung: Ein ganz zentraler Punkt – viele Lungenkrebs-Patienten schaffen es rund um die Diagnose, mit dem Rauchen aufzuhören.
    In der Reha wird motiviert, dabei zu bleiben, und Unterstützung (Nikotinersatz, Verhaltenstherapie) angeboten.

  • Ernährungsberatung: Nach schwerer Krankheit und Therapie fällt es manchen schwer, wieder zuzunehmen oder sich ausgewogen zu ernähren.
    Ernährungsexperten helfen, einen Plan zu erstellen, der z. B. kalorienreiche, gesunde Kost beinhaltet, um Gewichtsverlust aufzuholen, oder bei Bedarf besondere Kostformen (bei Schluckstörungen etc.).

  • Psychosoziale Betreuung: Psychoonkologen stehen bereit, um Ängste, Depressionen oder Trauma nach der Krebsdiagnose zu bearbeiten. Gruppengespräche mit anderen Betroffenen geben Rückhalt. Außerdem werden Strategien zur Stressbewältigung und Entspannungstechniken vermittelt (z. B. progressive Muskelentspannung, Yoga) .

  • Sozialberatung: Viele Patienten haben Fragen zu Rente, Schwerbehindertenausweis, beruflicher Wiedereingliederung. Sozialarbeiter helfen, Anträge zu stellen und Perspektiven zu entwickeln.

  • Anschluss an Selbsthilfe: Reha-Kliniken stellen oft Kontakte zu Selbsthilfegruppen her. Es gibt z. B. Lungensportgruppen (ambulanter Lungensport), in denen Patienten nach der Reha weiter trainieren können . Die Teilnahme an solchen Gruppen wird häufig bereits in der Reha vorbereitet und als Nachsorgemaßnahme eingeleitet .

Insgesamt verbessert eine Rehabilitation erwiesenermaßen die Leistungsfähigkeit und Lebensqualität nach Lungenkrebs . Patienten fühlen sich weniger allein gelassen und gewinnen Zuversicht, ihren Alltag wieder zu meistern.

Langzeitperspektive und Lebensführung: Nach überstandener Therapie ist es essentiell, dass Patienten weiter auf einen gesunden Lebensstil achten. 

Nichtrauchen bleibt oberstes Gebot – selbst wer operiert ist, hat ansonsten ein hohes Risiko für ein Zweitkarzinom in der verbliebenen Lunge. 

Gesunde Ernährung, Bewegung und körperliche Aktivität (angepasst an die Leistungsfähigkeit) können helfen, langfristig fit zu bleiben und das Immunsystem zu stärken. 

Studien deuten an, dass moderate Bewegung sogar das Rückfallrisiko etwas senken könnte und die Verträglichkeit von Therapien verbessert. 

Auch psychosozial sollten Patienten sich unterstützen lassen, wenn nötig: Professionelle Psychoonkologie oder der Austausch in Selbsthilfegruppen können dabei helfen, mit der Angst vor einem Rückfall umzugehen und das „Leben nach Krebs“ zu bewältigen. 

Viele Patienten berichten, dass sie durch die Erkrankung ihre Prioritäten neu geordnet haben – Nachsorge bietet die Chance, darüber zu sprechen und ggf. Weichen (z. B. beruflich) neu zu stellen, um Überlastung zu vermeiden.

Für Patienten, bei denen keine dauerhafte Heilung möglich ist und die mit Tumor unter Kontrolle leben (chronische Krebserkrankung), geht es in der Nachsorge vor allem um Lebensqualität erhalten

Das heißt: Symptome bestmöglich lindern, Krankheitsprogress rechtzeitig erkennen und behandeln, und parallel vorausschauend planen (Advance Care Planning, Palliativversorgung einbeziehen). 

Hier arbeitet die Nachsorge eng mit ambulanten Palliativdiensten oder Hospizen zusammen, wenn die Erkrankung weiter fortschreitet.

Fazit: Die Nachsorge beim Lungenkarzinom ist ein ebenso wichtiger Bestandteil wie die Akuttherapie. Sie erfordert ein gutes Zusammenspiel zwischen Klinik und ambulanter Betreuung. 

Dank klarer Nachsorge-Leitlinien – in der Regel 5 Jahre engmaschige Kontrollen – können Rezidive früh entdeckt und behandelt werden. Gleichzeitig dient sie der umfassenden Betreuung des Patienten, um körperliche Fitness, seelische Stabilität und soziale Teilhabe bestmöglich wiederherzustellen. 

Der Patient soll in seinem neuen „Leben nach Krebs“ nicht allein gelassen werden, sondern weiß, dass er regelmäßig einen Ansprechpartner hat und Hilfe bekommt, falls Probleme auftreten. 

Damit trägt die Nachsorge wesentlich dazu bei, die Lebensqualität zu verbessern und dem Patienten Sicherheit und Perspektive zu geben – ob geheilt oder mit der Erkrankung lebend.


Schlusswort: Lungenkrebs ist nach wie vor eine ernste Diagnose, doch die Fortschritte der letzten Jahre machen Mut. Durch konsequente Früherkennung, interdisziplinäre Therapiekonzepte und den Einsatz von personalisierten Behandlungen verbessern sich die Prognosen Schritt für Schritt. 

Die moderne Thoraxchirurgie – insbesondere minimalinvasiv und roboterassistiert – ermöglicht effektive Eingriffe mit geringerem Trauma, was die Genesung beschleunigt. 

Gleichzeitig rückt die ambulante Versorgung immer mehr in den Fokus: Patienten können heute einen Großteil ihrer Behandlung in Tageskliniken und spezialisierten Praxen erhalten, was den Therapieprozess humaner und patientenfreundlicher gestaltet. 

Pneumologen, Thoraxchirurgen und Onkologen arbeiten Hand in Hand, um jeden Patienten individuell optimal zu versorgen. Und dank strukturierter Nachsorge und Reha-Maßnahmen besteht auch nach der Akuttherapie eine kontinuierliche Begleitung, die dafür sorgt, dass Lebensqualität und Lebensfreude nicht zu kurz kommen.

Für Betroffene ist es wichtig zu wissen, dass sie mit Lungenkrebs nicht alleine stehen: Es gibt heute zertifizierte Lungenkrebszentren, umfassende Informationen (z. B. vom Krebsinformationsdienst) und ein Netzwerk von Spezialisten, das von der Diagnose bis zur Nachsorge bereitsteht. 

Die Behandlung in einer solchen Umgebung – sei es stationär oder ambulant – garantiert, dass alle modernen Möglichkeiten ausgeschöpft werden . 

So bestehen selbst bei dieser schweren Erkrankung realistische Chancen auf Heilung (in Frühstadien) oder zumindest auf deutlich verlängertes Überleben bei guter Lebensqualität (in fortgeschrittenen Stadien).