Orthomolekulare Unterstützung des Immunsystems in der Onkologie: Komplementärmedizin in der Krebstherapie

Orthomolekulare Medizin – was bedeutet das eigentlich? Vereinfacht gesagt geht es darum, die Gesundheit durch optimal dosierte Nährstoffe zu erhalten und Krankheiten zu behandeln. 

Dazu werden Konzentrationen von Vitaminen, Mineralstoffen und anderen körpereigenen Substanzen gezielt verändert . Insbesondere in der Onkologie, also der Krebsmedizin, gewinnt dieser Ansatz als Teil der Komplementärmedizin an Bedeutung. Viele Krebspatientinnen und -patienten wünschen sich unterstützende Maßnahmen, um ihren Körper in der belastenden Therapiezeit zu stärken. 

Orthomolekulare Therapie versteht sich nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung zur Schulmedizin – sie soll helfen, die konventionelle Krebsbehandlung verträglicher zu machen und das Immunsystem zu unterstützen . 

Mädchen mit Krebs bei der Einnahme von Mikronährstoffen zur Unterstützung des Immunsystems während der Krebstherapie – komplementärmedizinische Stärkung mit Vitaminen und Spurenelementen wie Vitamin D, Zink und Selen

Medizinisch geprüft von:

Dr. Hamidreza Mahoozi, FEBTS, FCCP

Erstveröffentlichung:

Juni 20, 2025

Aktualisiert:

Juni 26, 2025

In diesem Artikel erklären wir leicht verständlich, wie eine orthomolekulare Unterstützung des Immunsystems in der Krebstherapie funktionieren kann, welche Mikronährstoffe dabei eine Rolle spielen und was wissenschaftliche Studien dazu sagen.

Immunsystem und Krebsbehandlung – warum ein starkes Immunsystem wichtig ist

Ein leistungsfähiges Immunsystem spielt in jeder Phase der Krebsbehandlung eine wichtige Rolle. Zum einen ist es unsere natürliche Abwehr gegen Krankheiten: Das Immunsystem erkennt und zerstört ständig geschädigte Zellen, auch entartete Krebszellen .

Zum anderen werden Krebspatienten durch die Erkrankung selbst und durch aggressive Therapien wie Chemotherapie und Bestrahlung stark belastet – ein robustes Immunsystem hilft, Infektionen abzuwehren und den Körper bei der Regeneration zu unterstützen. 

Moderne Immuntherapien in der Onkologie setzen sogar gezielt auf das körpereigene Abwehrsystem, um Tumorzellen zu bekämpfen. Ist das Immunsystem jedoch geschwächt (etwa durch Mangelernährung oder die Therapie), steigt die Anfälligkeit für Infekte und der Körper kann sich schlechter von Operationen oder Behandlungen erholen.

 

Komplementäre Ansätze zielen daher darauf ab, Nebenwirkungen der konventionellen Therapie zu lindern und das Immunsystem zu stärken . So wird versucht, die Lebensqualität zu verbessern und die Patientinnen und Patienten belastbarer zu machen. 

Wichtig ist: Es geht nicht um eine unspezifische „Wunderheilung“ durch Immun-Booster. Vielmehr sollen gezielte Maßnahmen dem Körper helfen, normal zu funktionieren und mit den Strapazen der Krebstherapie besser fertigzuwerden . Hier setzt die orthomolekulare Medizin an, indem sie gezielt Vitalstoffdefizite ausgleicht und den Organismus mit notwendigen Mikronährstoffen versorgt.

Mikronährstoffe übernehmen an jeder Phase der Immunabwehr Schlüsselfunktionen. Studien zeigen, dass zahlreiche Vitamine und Spurenelemente verschiedene Komponenten der angeborenen und adaptiven Immunantwort positiv beeinflussen .

Die Überschneidung der Wirkbereiche (siehe Abbildung) unterstreicht, dass meist mehrere Mikronährstoffe gemeinsam erforderlich sind, damit das Immunsystem optimal funktionieren kann .

 

Was versteht man unter orthomolekularer Medizin?

Die orthomolekulare Medizin wurde vom zweifachen Nobelpreisträger Linus Pauling begründet. Ihr Ziel: durch optimale Konzentrationen von Nährstoffen Gesundheit zu erhalten und Krankheiten positiv zu beeinflussen . 

Dabei kommen Vitamine, Spurenelemente, Mineralstoffe, essentielle Fettsäuren, Aminosäuren und sekundäre Pflanzenstoffe zum Einsatz . In der Krebsmedizin bedeutet dies vor allem, Mangelzustände auszugleichen, die im Verlauf der Erkrankung oder Therapie häufig auftreten. 

Durch Tumorerkrankungen (und deren Behandlung) steigt oft der Verbrauch an bestimmten Nährstoffen, während die Aufnahme über die Ernährung gleichzeitig sinken kann . Ein Mangel an Vitalstoffen trägt beispielsweise zum Cancer-Cachexia-Syndrom bei – dem durch Krebs ausgelösten Gewichtsverlust und Kräfteverfall. 

Dieses Syndrom verschlechtert nicht nur den Allgemeinzustand, sondern vermindert auch das Ansprechen auf Chemo- und Strahlentherapie und verstärkt deren Nebenwirkungen . 

Orthomolekulare Medizin setzt hier an, indem sie die Ernährungslage verbessert und dadurch sowohl die Therapieverträglichkeit erhöht als auch die körpereigenen Abwehrkräfte unterstützt .

 

Wichtig zu wissen: Die wissenschaftliche Bewertung der orthomolekularen Medizin ist uneinheitlich. 

Zwar gibt es zahlreiche Studien und Fallberichte zu Vitaminen und Co. in der Onkologie, doch erfüllen nicht alle die strengsten Evidenzkriterien . Einige frühere Studien warfen sogar die Frage auf, ob hochdosierte Antioxidantien Krebsbehandlungen abschwächen könnten. 

Diese Untersuchungen waren jedoch methodisch umstritten; aktuellere, korrekt durchgeführte Studien zeigen keinen nachteiligen Effekt, sondern im Gegenteil deutliche additive Nutzen der Mikronährstoffgabe . 

Mit anderen Worten: Eine begleitende orthomolekulare Therapie kann die Wirksamkeit der Krebstherapie unterstützen – sofern sie fachkundig und individuell erfolgt. Voraussetzung dafür ist immer eine enge Absprache mit den behandelnden Onkologen und die Vermeidung von riskanten Selbstexperimenten.

 

Zentrale Mikronährstoffe für das Immunsystem in der Krebstherapie

Welche Vitalstoffe sind nun besonders wichtig, um das Immunsystem von Krebspatient:innen zu stärken und den Körper in der Therapie zu unterstützen? Im Folgenden geben wir einen Überblick über einige zentrale Mikronährstoffe und fassen wissenschaftliche Erkenntnisse zu ihrer Wirkung bei Krebs zusammen. 

Dazu gehören Spurenelemente wie Selen und Zink, Vitamine wie Vitamin C, Vitamin D und die B-Vitamine sowie bedeutende sekundäre Pflanzenstoffe wie Curcumin (aus der Gelbwurz) und andere Polyphenole.

 

  • Selen

Selen ist ein Spurenelement, das für die Immunfunktion und antioxidativen Schutzmechanismen unverzichtbar ist. Es wird in wichtigen Enzymen (Glutathionperoxidasen) benötigt, die freie Radikale neutralisieren und so Zellen vor Schaden bewahren. 

Unter onkologischer Therapie – etwa bei Chemotherapie mit Platinpräparaten – scheint der Selenbedarf erhöht zu sein . Studien zeigen, dass eine Supplementation mit Selen (z.B. Natriumselenit) verschiedene Nebenwirkungen der Krebstherapie signifikant lindern kann . 

So berichtete eine Übersichtsarbeit von verminderten Schleimhautentzündungen (Mukositis), weniger starkem Abfall der weißen Blutkörperchen (Leukopenie) sowie weniger Übelkeit, Anämie und Fatigue unter Selengabe . Gleichzeitig verbesserte sich die Leber- und Nierenfunktion, ohne dass die krebsbekämpfende Hauptwirkung der Chemo- oder Strahlentherapie beeinträchtigt wurde . 

Selen wirkt also schützend auf gesunde Zellen (beispielsweise Herz und Nieren bei Chemotherapien mit Anthrazyklinen oder Cisplatin ) und unterstützt das Immunsystem, ohne Tumorzellen zu schützen.

Ein ausreichender Selenstatus ist bei vielen Krebspatienten nicht gegeben – durch Tumorerkrankung und Mangelernährung können Selenspiegel absinken. Die Datenlage deutet darauf hin, dass Selenmangel mit schlechteren Verläufen assoziiert ist, während eine Versorgung im oberen Normbereich vorteilhaft sein könnte. 

Wichtig ist hier die richtige Dosierung: In Studien wurden teils höhere Dosen Selenit verwendet, die nur unter ärztlicher Aufsicht einzunehmen sind. 

Insgesamt spricht die aktuelle Evidenz dafür, dass Selen eines der wichtigsten Spurenelemente in der komplementären Onkologie ist, um Nebenwirkungen zu reduzieren und die Abwehrkräfte zu stärken .

 

  • Vitamin D

Vitamin D – das „Sonnenvitamin“ – hat weitreichende Bedeutung für das Immunsystem und den Zellstoffwechsel. Vitamin D trägt zur normalen Funktion von Immunzellen (wie T-Zellen und Makrophagen) bei und reguliert entzündungshemmende sowie entzündungsfördernde Prozesse. Bei Krebspatienten findet man besonders häufig einen ausgeprägten Vitamin-D-Mangel . 

In einer Studie waren 59 % der Darmkrebspatienten Vitamin-D-defizitär, verglichen mit etwa 15 % der allgemeinen Bevölkerung; ein niedriger Spiegel ging mit einer schlechteren Prognose einher .

Die wissenschaftliche Evidenz für Vitamin D in der Onkologie ist in den letzten Jahren deutlich gewachsen. Mehrere große Metaanalysen randomisierter Studien zeigen, dass eine tägliche Gabe von Vitamin D3 die Krebssterblichkeit um etwa 12 % senken kann . Dieser Effekt trat vor allem bei täglicher Einnahme auf, nicht bei hochdosierten Intervallen . 

Der Nutzen war zudem am größten bei Menschen über 70 Jahren und wenn mit der Vitamin-D-Gabe bereits vor Diagnosestellung begonnen wurde . 

Wichtig: Vitamin D kann zwar vermutlich kein Krebsleiden verhindern, aber möglicherweise das Überleben und die Therapieerfolge verbessern .

Auch für bestimmte Tumorarten gibt es Hinweise auf Vorteile: Patientinnen mit Brustkrebs oder Patienten mit Darmkrebs oder aggressiven Lymphomen hatten in Beobachtungsstudien eine bessere Prognose, wenn ihr Vitamin-D-Spiegel höher war . Daher wird empfohlen, bei diesen Diagnosen unbedingt den Vitamin-D-Status zu prüfen und einen Mangel gezielt zu beheben . 

In der Praxis bedeutet das oft die Einnahme von Vitamin-D3-Tropfen oder -Kapseln über mehrere Wochen, bis ein ausreichender Blutspiegel erreicht ist. Ein optimaler Zielwert im Serum wird meist im Bereich von 30–50 ng/ml 25(OH)Vitamin D3 angegeben, je nach Leitlinie. 

Vitamin D gilt in angemessener Dosierung als sicher; Überdosierungen sind zu vermeiden, kommen aber bei vernünftiger Supplementierung selten vor. Zusammenfassend kann eine gute Vitamin-D-Versorgung als wichtiger Baustein gelten, um das Immunsystem von Tumorpatienten zu stärken und möglicherweise den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen.

 

  • Vitamin C

Vitamin C (Ascorbinsäure) ist ein zentrales Antioxidans des Körpers und unterstützt zahlreiche Immunfunktionen. Es steigert z.B. die Aktivität von Fresszellen und natürlichen Killerzellen und schützt Gewebe vor oxidativem Stress durch freie Radikale. 

In der Krebstherapie ist Vitamin C viel diskutiert, da hochdosiertes Vitamin C in Laborversuchen selektiv Tumorzellen schädigen kann, während es für normale Zellen verträglich ist. Allerdings ist die Evidenz aus klinischen Studien noch begrenzt. Was sagen aktuelle Daten?

Für mäßige Dosierungen als Nahrungsergänzung gibt es beruhigende Nachrichten: Eine Auswertung bei Brustkrebspatientinnen fand keine Nachteile durch eine Vitamin-C-Einnahme ab Diagnosestellung – im Gegenteil deuteten die Ergebnisse sogar auf einen verbesserten Gesamt- und brustkrebsspezifischen Überlebensvorteil hin . 

Wichtig war jedoch, dass die Dosis in einem vernünftigen Rahmen blieb: Über 500 mg/Tag sollte man nicht ohne Weiteres einnehmen, da sehr hohe Dosen theoretisch die Wirksamkeit von Chemo- oder Strahlentherapie beeinträchtigen könnten . 

Vitamin C in normalen Supplement-Dosen (z.B. 200–500 mg täglich) gilt hingegen als sicher und wurde in der genannten Untersuchung mit besseren Outcomes assoziiert .

Anders ist die Lage bei infundiertem Hochdosis-Vitamin C: Hierbei werden teilweise 7.5 bis 30 Gramm Ascorbinsäure intravenös gegeben. Einige Onkologen in der Komplementärmedizin setzen dies zur Bekämpfung von Fatigue (chronischer Erschöpfung) ein – mit durchaus positivem Patientenecho . 

Tatsächlich berichten viele Betroffene, dass hochdosiertes Vitamin C iv. ihre Energie und Lebensqualität verbessert. Allerdings fehlen bislang große randomisierte Studien, die einen Vorteil klar belegen. Die gleichzeitige Gabe von Hochdosis-Vitamin C während einer Chemo ist zudem umstritten und wird nicht allgemein empfohlen. 

Einige Experten raten, Infusionen nur zeitversetzt zur Chemotherapie zu verabreichen (z.B. einige Tage Abstand), um mögliche Wechselwirkungen zu vermeiden . Hier ist also Vorsicht geboten und eine individuelle ärztliche Beratung unerlässlich.

Zusammengefasst: Vitamin C ist ein wichtiger Immunnährstoff; in normalen Mengen unterstützt es die Abwehr und schadet nicht – bei extremen Dosierungen hingegen sollte man Nutzen und Risiken sorgfältig abwägen und nur in Rücksprache mit Fachleuten handeln.

 

  • Zink

Zink gehört zu den essentiellen Spurenelementen und ist an über 300 enzymatischen Reaktionen im Körper beteiligt – viele davon für das Immunsystem entscheidend. Zink wird z.B. für die Reifung von Immunzellen (T-Lymphozyten) benötigt, für die Produktion von Antikörpern und Zytokinen und für die Wundheilung. 

Zinkmangel führt zu einer verminderten Abwehrleistung und erhöht Infektanfälligkeit; selbst ein leichter Zinkmangel kann häufiger zu Infekten führen, wie Studien an verschiedenen Bevölkerungsgruppen zeigen. 

Bei Krebspatienten ist ein Zinkdefizit keine Seltenheit – im Gegenteil, neuere Untersuchungen deuten darauf hin, dass bei praktisch allen Tumorarten ein Zinkmangel vorkommen kann . 

Eine aktuelle israelische Übersichtsarbeit fand, dass Zinkmangel bei Krebskranken mit der Schwere der Erkrankung und den Überlebensraten korreliert . Mit anderen Worten: Niedrige Zinkwerte gingen häufig mit aggressiveren Verläufen und schlechterer Prognose einher.

Bemerkenswert ist, dass Zink in Labor- und Tierversuchen direkte tumorhemmende Effekte zeigte – in der genannten Übersichtsarbeit wird von einer überraschenden Zytotoxizität gegenüber Krebszellen berichtet, ohne gesunde Zellen zu schädigen . 

Dieser Effekt wurde über verschiedene Krebsarten hinweg beobachtet. Natürlich sind solche Ergebnisse mit Vorsicht zu interpretieren, aber sie unterstreichen die potenzielle Bedeutung von Zink. Der Autor der Studie empfiehlt, bei allen onkologischen Patienten auf eine ausreichende Zinkversorgung zu achten und ggf. Zink zu supplementieren .

In der Praxis wird Zink (meist als Zinkhistidin, Zinkorotat o.ä.) oft in Dosierungen von 25–50 mg pro Tag gegeben, wenn ein Mangel vorliegt. Typische Nutzen von Zink in der Komplementäronkologie sind die Verbesserung der Wundheilung (z.B. nach Operationen), die Unterstützung der Schleimhäute (etwa bei Mukositis oder nach Bestrahlung) und die allgemeine Steigerung der Infektabwehr. 

Zink kann Geschmacksstörungen (eine häufige Nebenwirkung der Chemo) vorbeugen oder mindern, da Zink für die Geschmacksknospen-Regeneration wichtig ist. 

Insgesamt gilt Zink als sicher und gut verträglich, solange man nicht weit über 50 mg täglich einnimmt (extrem hohe Dosen über längere Zeit könnten andere Spurenelemente wie Kupfer aus dem Gleichgewicht bringen). 

Ein Zinkstatus kann im Serum oder Vollblut bestimmt werden; bei manifestem Mangel sollte substituiert werden. Zink ist somit ein weiterer Schlüsselfaktor für ein starkes Immunsystem in der Krebstherapie – die Datenlage stützt zumindest den Ansatz, einen Mangel unbedingt zu vermeiden .

 

  • B-Vitamine

Die B-Vitamine bilden eine ganze Gruppe von acht wasserlöslichen Vitaminen (B1, B2, B3, B5, B6, B7, B9, B12), die eng miteinander im Stoffwechsel kooperieren. Sie sind vor allem für die Energieproduktion in den Zellen, die Nervenfunktion und die Blutbildung unverzichtbar. 

In der Onkologie sind besonders Vitamin B1 (Thiamin), Vitamin B6 (Pyridoxin), Folsäure (B9) und Vitamin B12 (Cobalamin) von Interesse. Warum? Zum einen können bestimmte Chemotherapien den Bedarf an B-Vitaminen erhöhen oder deren Verwertung stören (Methotrexat z.B. blockiert Folsäure-Stoffwechsel, weshalb Folsäure-Rescue notwendig ist). 

Zum anderen leiden viele Krebspatienten an Appetitlosigkeit oder Malnutrition, was zu B-Vitamin-Defiziten führen kann.

Vitamin B12 und Folsäure sind essentiell für die Bildung roter Blutkörperchen. Ein Mangel kann Anämie (Blutarmut) verursachen, was die ohnehin häufige therapiebedingte Blutarmut verstärkt – Folge sind Müdigkeit, Schwäche und Konzentrationsstörungen. 

Ebenso wichtig: B12 und Folat werden für eine funktionierende DNA-Synthese und Zellteilung gebraucht; niedrige Spiegel können zu genetischer Instabilität beitragen . 

Vitamin B1 und B6 sind zentral für die Nerven: Thiaminmangel kann beispielsweise zu peripheren Neuropathien führen (Nervenstörungen in Beinen/Händen) . Interessanterweise ist eine der gefürchteten Nebenwirkungen mancher Chemotherapien (z.B. mit Taxanen oder Platinpräparaten) ebenfalls eine Polyneuropathie. Hier wird diskutiert, ob die Supplementierung von B-Vitaminen (insbesondere B1, B6, B12) einen schützenden Effekt haben könnte. 

Einige Studien zeigen, dass die Gabe von Vitamin E und B12 die Schwere von Chemoneuropathien reduzieren kann , während andere Ergebnisse uneinheitlich sind . In jedem Fall sollte auf eine ausreichende Versorgung mit diesen Vitaminen geachtet werden, um Nervenschäden vorzubeugen oder abzumildern.

Vitamin B6 (Pyridoxin) wird in der Onkologie häufig prophylaktisch gegeben, z.B. um das Hand-Fuß-Syndrom unter bestimmten Chemotherapien (wie 5-FU oder Capecitabin) zu lindern. 

Vitamin B1 könnte zur Linderung von Chemo-bedingten Neurotoxizitäten beitragen, wie Fallberichte nahelegen. Niacin (B3) und Riboflavin (B2) spielen für Haut- und Schleimhautfunktion eine Rolle – auch hier sind Defizite zu vermeiden, um z.B. Schleimhautentzündungen nicht zu verschlimmern.

 

Zusammengefasst: B-Vitamine sind zwar keine direkten „Krebskiller“, aber sie sorgen dafür, dass der Körper die Therapie besser verkraftet. Sie helfen gegen Fatigue (chronische Müdigkeit) – ein B-Mangel kann müde und schlapp machen – und unterstützen Nerven, Blutbildung und Schleimhäute. 

In der Regel werden B-Vitamine im Rahmen von Aufbaupräparaten oder Multivitamininfusionen verabreicht, oft kombiniert, da sie synergistisch wirken. Eine Supplementierung sollte anhand der individuellen Bedarfslage erfolgen (z.B. Vitamin-B12-Spiegel messen, insbesondere bei vegetarischer/veganer Ernährung oder Resorptionsstörungen). 

Extreme Überdosierungen sind zu vermeiden, da beispielsweise sehr hohe B6- und B12-Dosen in Einzelfällen mit einem erhöhten Lungenkrebsrisiko bei Rauchern in Verbindung gebracht wurden. In normalen Mengen jedoch sind B-Vitamine sicher und ein wichtiger Bestandteil der orthomolekularen Unterstützung.

 

  • Curcumin und sekundäre Pflanzenstoffe

Curcumin ist der gelbe Wirkstoff aus der Kurkuma-Wurzel (Gelbwurz) und zählt zu den sekundären Pflanzenstoffen, genauer den Polyphenolen. Es ist bekannt für seine entzündungshemmenden und antioxidativen Eigenschaften. 

In der Krebsforschung gilt Curcumin als vielversprechender Kandidat, da es in Labor- und Tierversuchen vielfältige antitumorale Effekte gezeigt hat. So konnte Curcumin in Zellkulturstudien Krebszellen abtöten bzw. deren Wachstum stoppen und Signalwege beeinflussen, die an Tumorwachstum und Metastasierung beteiligt sind . 

In Mausmodellen wurde beobachtet, dass Curcumin die Wirksamkeit bestimmter Chemotherapien erhöhen und gesunde Zellen vor Strahlenschäden schützen kann . Diese Befunde wecken die Hoffnung, Curcumin als Ergänzung in der Krebstherapie einsetzen zu können, um z.B. die Wirkung von Chemo-Immuntherapien zu verstärken oder Entzündungsprozesse im Tumorgewebe zu reduzieren.

Allerdings sind die klinischen Studien am Menschen noch in frühen Phasen. Es laufen zwar mehrere klinische Studien (teils mit Curcumin-Kapseln bei Patienten mit Darmkrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs etc.), doch eindeutige Ergebnisse liegen noch nicht vor . 

Daher lautet der aktuelle Konsens: Curcumin kann derzeit nicht als eigenständiges Krebsmedikament empfohlen werden . Dennoch sprechen viele Expert:innen von einem hohen Potential – insbesondere, weil Curcumin relativ gut verträglich ist. 

Einige Onkologen setzen es als komplementäre Maßnahme ein, vor allem bei Darmkrebs (da es dort lokal im Darm wirken kann) oder zur Entzündungshemmung bei Strahlentherapie-bedingten Dermatitiden.

Neben Curcumin gibt es eine Reihe weiterer sekundärer Pflanzenstoffe mit potenziell onkologisch relevanter Wirkung: Resveratrol (aus roten Trauben), EGCG (Grüntee-Extrakt), Sulforaphan (Brokkoli-Extrakt) oder Quercetin (aus Zwiebeln/Äpfeln) sind Beispiele. 

Viele von ihnen wirken als Antioxidantien und modulieren Signalwege, die für Krebszellen wichtig sind. Artemisinin (Beifuß-Extrakt) und Cannabinoide (z.B. CBD) werden ebenfalls untersucht und teils schon eingesetzt, etwa um Nebenwirkungen wie Übelkeit zu lindern .

 

Wichtig bei all diesen Phytotherapeutika: Man sollte ihre Wechselwirkungen mit klassischen Therapien kennen. Curcumin zum Beispiel darf nicht gleichzeitig mit bestimmten Chemotherapeutika wie Taxanen gegeben werden, da es deren Abbauwege beeinflussen könnte . 

Auch Grüntee-Extrakte sollten nicht parallel zu Bortezomib (einem Myelom-Medikament) eingenommen werden, da sie dessen Wirkung aufheben können – dies wurde in Zellversuchen entdeckt. Johanniskraut (wenn auch kein „Mikronährstoff“, aber ein Pflanzenstoff) kann die Leberenzyme so beeinflussen, dass Chemomedikamente schneller abgebaut werden. 

Daher gilt: Sekundäre Pflanzenstoffe nur in Rücksprache mit dem Arzt einsetzen! Wenn richtig ausgewählt und dosiert, können sie jedoch entzündungshemmend wirken, das Immunsystem unterstützen und Beschwerden lindern, ohne die konventionelle Therapie zu stören.

Curcumin selbst wird oft als entzündungshemmendes Begleitmittel genutzt – beispielsweise berichten manche Patienten von weniger Gelenkschmerzen oder besserer Verdauung durch Kurkuma-Präparate. 

Die orale Bioverfügbarkeit von Curcumin ist allerdings gering, weshalb es spezielle Formulierungen (mit Pfefferextrakt, Liposomen etc.) gibt, um die Aufnahme zu erhöhen. Zusammenfassend sind Curcumin und Co. ein spannender Bereich der komplementären Krebstherapie, der weiterhin intensiv erforscht wird. Bei korrekter Anwendung können sie das therapeutische Gesamtkonzept bereichern – ein Allheilmittel sind sie jedoch nicht, und sie ersetzen keine bewährten onkologischen Therapien .

 

Linderung von Nebenwirkungen durch orthomolekulare Therapie

Ein Hauptanliegen der komplementären Onkologie ist es, Therapie-Nebenwirkungen zu vermindern und die Lebensqualität zu steigern . Viele der oben genannten Mikronährstoffe werden gezielt aus diesem Grund eingesetzt. Hier einige wichtige Beispiele, wie orthomolekulare Unterstützung bei typischen Nebenwirkungen helfen kann:

  • Fatigue (tumorbedingte Erschöpfung): Krebsbedingte Fatigue und Müdigkeit zählen zu den häufigsten Beschwerden von Patienten unter Chemo- oder Strahlentherapie. Hier können Eisen (bei Anämie), Vitamin D (bei Mangel), B12/Folsäure und auch L-Carnitin hilfreich sein.
    L-Carnitin ist zwar kein Vitamin, aber ein vitaminähnlicher Nährstoff, der für die Energiebereitstellung in den Mitochondrien benötigt wird. Studien mit Krebspatienten – gerade im Bereich gynäkologische Tumoren – zeigen, dass L-Carnitin-Gaben die Fatigue verbessern können . Ebenso wird hochdosiertes Vitamin C intravenös in manchen Konzepten erfolgreich gegen Fatigue eingesetzt .
    Wichtig ist, vorher andere Ursachen (z.B. Schilddrüsenunterfunktion, schweres Anämie) auszuschließen und die Maßnahmen individuell anzupassen.

 

  • Infektanfälligkeit: Durch Chemotherapie kommt es oft zu Leukopenie (Mangel an weißen Blutkörperchen) und einer Schwächung der Infektabwehr. Zink und Selen spielen hier eine Schlüsselrolle. Selen‐Supplementation konnte in Studien die Rate schwerer Infektionen und fieberhafter Neutropenien senken .
    Zink fördert die Bildung und Reifung von Immunzellen – ein guter Zinkstatus kann helfen, Infekte der Atemwege und des Harntrakts zu verhindern oder abzumildern.
    Auch Vitamin C verkürzt bei Infektanfälligkeit die Dauer von Erkältungen leicht und Vitamin D senkt nachweislich das Risiko von Atemwegsinfekten, was indirekt auch Krebspatienten hilft, z.B. um während einer Chemotherapie keine behandlungsverzögernden Infekte zu bekommen.
    In bestimmten Fällen wird auch Immunglobulin-Substitution erwogen, das gehört aber nicht zur orthomolekularen Medizin im engen Sinne, sondern zur Schulmedizin.

 

  • Mukositis (Schleimhautentzündungen): Sowohl Chemo als auch Bestrahlung (v.a. im Kopf-Hals-Bereich) verursachen oft schmerzhafte Entzündungen der Mund- und Darmschleimhaut.
    Hier haben sich verschiedene Nährstoffe als nützlich erwiesen. Glutamin, eine Aminosäure, kann oral gegeben die Heilung der Mundschleimhaut fördern. Zink-Lutschtabletten zeigen in einigen Studien einen Benefit zur Vorbeugung von oraler Mukositis. Sehr interessant: Vitamin D-Mangel begünstigt das Auftreten von Mukositis und Geschmacksstörungen unter Chemotherapie, wie eine Untersuchung berichtete .
    Ein guter Vitamin-D-Spiegel könnte demnach die Schleimhäute widerstandsfähiger machen. Auch Selen wurde in Zusammenhang mit weniger starker Mukositis gebracht – möglicherweise aufgrund seiner antioxidativen Zellschutzwirkung.
    Schließlich hilft Vitamin B12 bei der Regeneration der Mundschleimhaut; bei aphtöser Stomatitis (eine Art Mundschleimhaut-Entzündung) ist ein B12-Mangel oft mitverantwortlich.
    Zur Linderung akuter Mukositis haben sich zudem kühle Mundspülungen mit Tee (Salbei, Kamille), Honig (medizinischer Manuka-Honig kann Entzündungen reduzieren) und Aloe-vera-Saft bewährt – dies sind allerdings mehr phytotherapeutische Ansätze.

 

  • Neuropathie (Nervenschäden): Einige Chemotherapien (z.B. Oxaliplatin, Vincristin, Taxane) führen zu Kribbeln, Taubheitsgefühlen oder Schmerzen in Händen und Füßen.
    Orthomolekular versucht man hier gegenzusteuern mit Vitamin E, Vitamin B1/B6/B12 und teils Alpha-Liponsäure. Eine systematische Übersicht fand Hinweise, dass Vitamin E hochdosiert die Häufigkeit schwerer Polyneuropathien reduzieren kann .
    B-Vitamine wurden bereits erwähnt – sie ernähren die peripheren Nerven. Alpha-Liponsäure (ein Antioxidans) ist aus der Diabetesbehandlung bekannt gegen neuropathische Beschwerden und wird vereinzelt auch bei Chemoneuropathie getestet.
    Resultate sind gemischt, aber einen Versuch wert, sofern vom Arzt gebilligt. Wichtig ist außerdem eine gute Schmerztherapie und Physiotherapie bei bestehenden Nervenschäden – orthomolekulare Mittel können unterstützen, aber in schweren Fällen nicht alleine Abhilfe schaffen.

 

  • Übelkeit und Appetitlosigkeit: Hier kommen neben klassischer Medikation (Antiemetika) oft Vitamin B6 und Ingwerextrakt zum Einsatz. Vitamin B6 in Dosen um 50–100 mg/Tag kann Chemotherapie-Übelkeit leicht lindern und wird auch Schwangeren bei Übelkeit gegeben.
    Ingwer ist ein phytotherapeutisches Mittel, dessen Wirksamkeit gegen Übelkeit in Studien nachgewiesen wurde.
    Er gehört zwar nicht zu den Mikronährstoffen, sei aber erwähnt, da Ingwerpräparate oft in integrativen Konzepten enthalten sind (z.B. Ingwer-Kapseln vor der Chemotherapie).
    Zink unterstützt den Geschmackssinn – Patienten mit Geschmackverlust und Appetitmangel profitieren eventuell von Zinkgaben, weil Essen wieder besser schmeckt.

 

Zusammenfassend lässt sich sagen: Viele Nebenwirkungen einer Krebstherapie können durch eine gezielte orthomolekulare Begleitbehandlung abgemildert werden. 

Das bedeutet nicht, dass sie völlig verschwinden – aber oft wird die Verträglichkeit der Chemo- oder Strahlentherapie deutlich erhöht, was wiederum dazu beiträgt, dass Patienten die geplanten Therapiezyklen einhalten können und seltener Dosisreduktionen nötig sind . 

Damit leistet die Supportivtherapie mit Mikronährstoffen einen indirekten Beitrag zum Therapieerfolg, weil sie dem Patienten erlaubt, kräftiger und mit weniger Unterbrechungen die Hauptbehandlung zu durchlaufen.

 

Laborgestützte Supplementierung: Maßgeschneiderte Nährstofftherapie

Jeder Mensch ist anders – und so unterscheiden sich auch die Mikronährstoffbedürfnisse bei Krebspatienten individuell. Ein zentrales Prinzip der orthomolekularen Medizin ist deshalb die laborgestützte Supplementierung. 

Bevor man blindlings Vitaminpillen schluckt, sollte man messen, was überhaupt gebraucht wird. Blutuntersuchungen können Aufschluss geben über z.B. den Vitamin-D-Spiegel, die Selen- oder Zinkkonzentration im Vollblut, den B12-Spiegel, Folsäure, Ferritin (Eisen) und andere Parameter. 

Auf Basis dieser Laborwerte lässt sich dann gezielt und personalisiert supplementieren. So wird verhindert, dass man unnötige oder gar schädliche Überdosierungen vornimmt, und es werden diejenigen Nährstoffe gestärkt, bei denen wirklich ein Defizit oder Mehrbedarf vorliegt.

Ein Beispiel: Vitamin D. Hier sollte vor der Hochdosissupplementierung der 25(OH)D-Wert im Serum bestimmt werden. Ist er stark erniedrigt, kann eine Anfangsladung gegeben werden, gefolgt von einer Erhaltungsdosis – bis der Wert im Zielbereich liegt. 

Danach reicht oft eine niedrigere Dosis zur Aufrechterhaltung. Bei Selen kann der Spiegel (z.B. Vollblutselen) gemessen werden; allerdings ist die Interpretation komplex, da Referenzbereiche variieren. 

In Deutschland ist ein Selenmangel relativ häufig, da die Böden selenarm sind. Hier kann eine moderate Substitution (z.B. 100–200 µg Natriumselenit täglich) sinnvoll sein, aber eben idealerweise kontrolliert über Labor nach einigen Wochen, um nicht in einen potentiell ungesunden Überbereich zu geraten.

Labordiagnostik ist auch wichtig, um den Erfolg der Supplementierung zu überprüfen. Wenn z.B. ein Krebspatient unter Chemotherapie an starkem Magnesiummangel leidet (etwa durch platinhaltige Medikamente, die Magnesium renal vermehrt ausscheiden), dann wird man Magnesium zuführen und anschließend kontrollieren, ob die Werte wieder normal sind. 

Genauso bei Zink: Ein initialer Mangel sollte nach einigen Monaten Supplementierung behoben sein – falls nicht, muss man Dosis oder Form anpassen (oder die Compliance prüfen).

Durch diese individuelle, datengestützte Herangehensweise wird orthomolekulare Medizin zu einer seriösen personalisierten Ergänzungstherapie. 

Die S3-Leitlinie „Komplementärmedizin in der Onkologie“ betont, dass ergänzende Maßnahmen kompetent und patientenbezogen eingesetzt werden sollen – pauschale Vitamin-Gaben ohne Indikation seien nicht zielführend. 

Wenn jedoch ein klarer Mangel besteht oder bestimmte Risikofaktoren vorliegen, ist die orthomolekulare Zufuhr auf Basis von Laborwerten heute ein anerkannter Bestandteil vieler onkologischer Zentren . 

Wichtig ist, dass Fachleute (Onkologen, Ernährungsmediziner) in die Planung eingebunden sind und die Laborergebnisse richtig interpretieren.

 

Sicherheit, integrativer Ansatz und Patientenwohl

Zum Abschluss ein wichtiger Punkt: Sicherheit und Grenzen der orthomolekularen Therapie. Obwohl Vitamine und Mineralstoffe frei verkäuflich sind, heißt das nicht, dass „viel hilft viel“. 

Im Gegenteil, überhöhte Dosierungen mancher Vitamine können kontraproduktiv oder gar schädlich sein (z.B. Vitamin A oder E in sehr hohen Dosen können selbst krebserregend wirken, wie Studien andeuten ). 

Daher sollte die Devise lauten: So viel wie nötig, so wenig wie möglich. Orthomolekulare Medizin will Mängel ausgleichen und optimale (nicht supratherapeutische) Spiegel erreichen. 

Die Kunst besteht darin, Balance zu halten – zwischen einem nutritiven Zustand, in dem das Immunsystem und der Körper ideal funktionieren, und einer Überversorgung, die keinen zusätzlichen Nutzen bringt.

Ganz wichtig ist die Abgrenzung zur „Alternativmedizin“: Komplementäre orthomolekulare Therapie ersetzt niemals eine wirksame Krebsbehandlung . 

Patienten sollten nicht den Fehler machen, auf eigene Faust hochdosierte Supplemente als Alternativkur einzusetzen und dafür etwa eine Chemotherapie abzulehnen. Solche Entscheidungen können lebensgefährlich sein. 

Integrativ bedeutet vielmehr, Hand in Hand mit der Schulmedizin zu arbeiten. Beispielsweise kann ein Tumor mit Operation, Chemo oder Immuntherapie behandelt werden (das ist der Hauptpfeiler der Therapie), begleitend dazu bekommt der Patient orthomolekulare Unterstützung, um Nebenwirkungen zu verringern und seine körpereigene Abwehr stark zu halten . 

Die Grenze der Komplementärmedizin liegt klar darin, dass sie die onkologische Standardtherapie nicht ersetzen kann und will . Stattdessen werden beide Ansätze parallel genutzt, um das Beste aus zwei Welten zu vereinen – die evidenzbasierte Tumorkontrolle und die ganzheitliche Unterstützung des Patienten.

 

Hervorzuheben ist der patientenzentrierte Nutzen: Viele Betroffene berichten, dass sie durch komplementäre Maßnahmen das Gefühl haben, selbst aktiv etwas beitragen zu können, anstatt der Krankheit und Behandlung nur passiv ausgeliefert zu sein . Dieser psychologische Effekt ist nicht zu unterschätzen. 

Orthomolekulare Therapie gibt Patienten eine aktive Rolle – sei es durch bewusste Ernährung, Einnahme von Supplementen oder regelmäßige Laborkontrollen, die den Fortschritt zeigen. 

Studien belegen, dass solche Ansätze die Lebensqualität verbessern können . Weniger Übelkeit, weniger Erschöpfung, stabileres Immunsystem bedeuten: Die Menschen können ihren Alltag besser bewältigen, haben mehr Energie für soziale Aktivitäten und fühlen sich insgesamt wohler trotz Krebsdiagnose.

Natürlich ist weiterhin Forschung nötig. Nicht jeder in der Schulmedizin ist restlos überzeugt von orthomolekularer Medizin, was auch an teils widersprüchlichen Studienergebnissen liegt . 

Doch die Tendenz geht klar in Richtung Integrative Onkologie: Namhafte Krebszentren bieten inzwischen Beratungen zu Ernährung und Mikronährstoffen an, und es gibt immer mehr klinische Studien, die den Einsatz von Vitaminen & Co. systematisch untersuchen. 

Solange neue Erkenntnisse gewonnen werden, sollte man pragmatisch vorgehen – das nutzen, was sich als hilfreich erwiesen hat, und stets die Sicherheit im Auge behalten.

Fazit

Die orthomolekulare Unterstützung des Immunsystems kann einen wichtigen Beitrag in der Krebsbehandlung leisten. Ein starkes Immunsystem hilft dem Körper, den Krebs zu bekämpfen und die Therapien besser zu überstehen. 

Mikronährstoffe wie Selen, Vitamin D, Vitamin C, Zink, B-Vitamine, Curcumin und andere sekundäre Pflanzenstoffe haben jeweils spezifische Vorteile gezeigt – von der Reduktion von Nebenwirkungen bis zur Verbesserung der Prognose . 

Entscheidend ist jedoch ein integrativer Therapieansatz: Orthomolekulare Medizin gehört in die Hände erfahrener Therapeuten, die eng mit Onkologen zusammenarbeiten. Gemeinsam kann so ein individuelles Konzept entwickelt werden, das die konventionelle Krebstherapie sinnvoll ergänzt. 

Für Patientinnen und Patienten bedeutet dies im Optimalfall eine bessere Lebensqualität, weniger Beschwerden und eine aktive Mitgestaltung des Gesundungsprozesses – ohne die Sicherheit der bewährten Krebstherapie zu kompromittieren. 

 

Die Formel lautet also: Schulmedizin plus Komplementärmedizin ergibt die beste Versorgung. Oder mit den Worten eines Experten: „Klinisch-onkologische und komplementärmedizinische Therapien nebeneinander sind der beste Therapieansatz aus zwei Erfahrungswelten“ .

Quellen: Die im Artikel gemachten Aussagen sind durch aktuelle wissenschaftliche Literatur und klinische Studien belegt. 

Wichtige Nachweise stammen unter anderem aus der S3-Leitlinie Komplementärmedizin in der Onkologie, Publikationen von Fachgesellschaften sowie Forschungsarbeiten zu einzelnen Mikronährstoffen (z.B. Wirkungen von Selen , Vitamin D und Vitamin C bei Krebspatienten). 

Alle zitierten Quellen sind im Text mit hochgestellten Referenzen gekennzeichnet – sie belegen die Fakten und bieten interessierten Leser:innen die Möglichkeit, noch tiefer in die Materie einzusteigen. 

Letztlich soll dieser Artikel zeigen, dass orthomolekulare Medizin kein Hokuspokus, sondern bei richtiger Anwendung eine fundierte, ergänzende Säule der Krebsbehandlung sein kann – zum Wohle des Immunsystems und des gesamten Menschen.