Krampfadern (Varikosis) verstehen: Ursachen, Symptome, Stadien & moderne Behandlungsmethoden
Krampfadern sind nicht nur ein kosmetisches Problem – sie können auf eine ernstzunehmende Varikose hinweisen und unbehandelt zu Komplikationen führen. In diesem Artikel erfahren Sie, was genau Krampfadern sind, welche Ursachen, Symptome und Stadien es gibt – und welche modernen Behandlungsmöglichkeiten heute zur Verfügung stehen. Besonders spannend: innovative Verfahren wie VenaSeal™, ganz ohne Narkose und Hitze, bei denen Sie direkt nach dem Eingriff nach Hause gehen können – ideal für Berufstätige und Menschen mit wenig Zeit.

Medizinisch geprüft von:
Dr. Hamidreza Mahoozi, FEBTS, FCCP
Erstveröffentlichung:
Juni 2, 2025
Aktualisiert:
Juni 6, 2025
1. Einführung: Was sind Krampfadern (Varikosis)?
Krampfadern – medizinisch auch Varizen oder Varikosis genannt – sind dauerhaft erweiterte, geschlängelte oberflächliche Venen, die vor allem an den Beinen auftreten. Sie entstehen durch eine chronische Venenschwäche, bei der die Venenklappen nicht mehr richtig schließen. Das Blut fließt nicht mehr effizient zurück zum Herzen, staut sich in den Beinen – und es kommt zur typischen Erweiterung der Venen.
Varikosis ist keine harmlose Alterserscheinung, sondern eine chronisch-venöse Erkrankung. Je nach Ausprägung kann sie zu Beschwerden wie:
- Schwere- oder Spannungsgefühl in den Beinen,
- Juckreiz und sichtbaren Venenveränderungen,
- Schwellungen (besonders abends oder im Sommer),
- und in fortgeschrittenen Stadien sogar zu Hautschäden oder offenen Beinen (Ulcus cruris) führen.
1.1. Was bedeutet „Varikosis“ medizinisch?
Der Begriff Varikosis beschreibt das Krankheitsbild der Krampfadern als Ganzes – also nicht nur einzelne erweiterte Venen, sondern die chronische Erkrankung des oberflächlichen Venensystems. Sie betrifft vor allem die Vena saphena magna und parva und kann je nach Verlauf leichte Beschwerden oder gravierende Komplikationen verursachen.
Der medizinische Fachbegriff „Varikose“ wird dabei oft synonym verwendet, beide bezeichnen dasselbe: eine krankhafte Erweiterung oberflächlicher Venen infolge einer Venenwandschwäche und Klappeninsuffizienz.
1.2. Krampfadern oder Besenreiser – was ist der Unterschied?
Viele Patient*innen verwechseln Besenreiser mit Krampfadern – dabei handelt es sich um zwei unterschiedliche Formen der Venenerkrankung:
Unterschied zwischen Besenreisern und Krampfadern
Besenreiser:
Durchmesser: unter 1 mm
Lage: direkt unter der Haut
Farbe: rot-bläulich, oft fächerförmig
Beschwerden: meist keine – vor allem ein kosmetisches Problem
Krampfadern (Varikosis):
Durchmesser: über 3 mm
Lage: tiefer im Unterhautfettgewebe
Farbe: bläulich, oft geschlängelt oder knotenförmig
Beschwerden: häufig spürbare Symptome wie:
Schweregefühl in den Beinen
Spannungsgefühl oder Schmerzen
Knöchelschwellungen, besonders abends
Nächtliche Wadenkrämpfe
Besenreiser sind also feine Netzwerke kleiner Venen, während Krampfadern deutlich größer und oft symptomatisch sind. Beide können einzeln oder gemeinsam auftreten – und sind Ausdruck derselben venösen Grundschwäche.
1.3. Warum gelten Krampfadern als Volkskrankheit?
Krampfadern sind extrem verbreitet – und damit zurecht eine Volkskrankheit. Laut der Bonner Venenstudie II der Deutschen Gesellschaft für Phlebologie zeigen:
- über 60 % der Erwachsenen in Deutschland Zeichen einer venösen Erkrankung,
- etwa 20 % leiden an behandlungsbedürftiger Varikosis,
- Frauen sind häufiger betroffen, aber auch viele Männer entwickeln im Lauf des Lebens Krampfadern.
Risikofaktoren wie Bewegungsmangel, stehende Tätigkeiten, Übergewicht oder hormonelle Veränderungen begünstigen die Entwicklung – oft über Jahre hinweg. Und doch bleibt Varikosis lange unbehandelt, weil erste Beschwerden häufig als „normal“ abgetan werden.
Hinweis: Viele Patient*innen denken, Krampfadern seien nur ein kosmetisches Problem. Doch unbehandelt kann eine Varikosis ernsthafte Folgen haben – von schmerzhaften Venenentzündungen bis hin zu chronischen Wunden.
In den nächsten Abschnitten erklären wir die Ursachen, Stadien und modernsten Behandlungsmöglichkeiten dieser oft unterschätzten Erkrankung – und was Sie selbst tun können, um Ihre Venengesundheit aktiv zu schützen.
2. Ursachen und Risikofaktoren von Krampfadern (Varikosis)
Krampfadern – medizinisch Varizen genannt – entstehen nicht plötzlich. Sie entwickeln sich meist über viele Jahre hinweg durch das Zusammenwirken mehrerer Faktoren. Die häufigste Ursache ist eine angeborene Venenschwäche – aber auch Lebensstil, Hormone, Schwangerschaft, Alter und Erkrankungen wie Thrombosen spielen eine wichtige Rolle.
2.1. Genetisch bedingte Venenschwäche (primäre Varikosis)
Die häufigste Ursache von Krampfadern ist eine vererbte Bindegewebsschwäche, die sich auf die Wände und Klappen der Venen auswirkt. Bei vielen Patient*innen zeigt sich:
- Eine familiäre Häufung: Wenn Eltern oder Geschwister betroffen sind, ist das Risiko signifikant erhöht.
- Die Venenwände sind weniger elastisch, und die Venenklappen schließen nicht mehr vollständig.
- Das führt dazu, dass Blut in den oberflächlichen Beinvenen versackt, anstatt zum Herzen zurückzufließen (Reflux).
Diese Form der Varikosis wird als primär bezeichnet – sie tritt ohne vorherige Erkrankung auf und betrifft etwa 80–90 % der Fälle.
2.2. Bewegungsmangel und stehende Tätigkeiten
Unser venöser Rückfluss ist auf Muskelbewegung angewiesen – insbesondere in den Beinen. Wenn wir lange sitzen oder stehen, wird dieser Rückfluss behindert:
- Die Muskelpumpe der Waden (besonders des Musculus soleus) kommt zum Erliegen.
- Das Blut verbleibt länger in den Beinen – die Venen überdehnen sich schrittweise.
- Besonders gefährdet sind Menschen in Berufen mit viel Stehen oder Sitzen (z. B. Verkäuferinnen, Friseurinnen, Büroangestellte).
Praktischer Tipp: Regelmäßiges Umhergehen, Fußwippen oder Wadenheben im Sitzen aktiviert die Muskelpumpe und kann das Risiko deutlich senken.
2.3. Schwangerschaft und hormonelle Umstellungen
Krampfadern treten häufig erstmals während der Schwangerschaft auf – aus mehreren Gründen:
- Hormone wie Progesteron lockern die Gefäßwände auf, um das Gewebe dehnbarer zu machen.
- Das Blutvolumen steigt um bis zu 50 % – eine enorme Belastung für die Venen.
- Die wachsende Gebärmutter kann die Beckenvenen komprimieren, was den Rückfluss aus den Beinen behindert.
- Zudem verlangsamt sich die Durchblutung der Beine, was auch das Thromboserisiko erhöht.
Wichtig: Viele Schwangerschaftsvarizen bilden sich nach der Geburt zurück – bleiben aber bei entsprechender Veranlagung bestehen oder verschlechtern sich bei weiteren Schwangerschaften.
2.4. Übergewicht und erhöhter Venendruck
Übergewicht ist ein bedeutender Risikofaktor:
- Je mehr Körpergewicht auf den Beinvenen lastet, desto stärker wird der hydrostatische Druck im Stehen.
- Zusätzlich kommt es zu einer mechanischen Belastung der Venenklappen.
- Auch viszerales Fett im Bauchraum wirkt wie ein Kompressionsgürtel auf die Beckenvenen – der Rückfluss wird gestaut.
Bereits ein Body-Mass-Index (BMI) über 25 kann das Risiko für Varikosis messbar erhöhen.
2.5. Weitere verstärkende Faktoren: Rauchen, Alter, Medikamente
Auch folgende Auslöser verschlechtern die Venenfunktion:
- Rauchen schädigt die Gefäßwände direkt – es kommt zu Elastizitätsverlust, Mikrozirkulationsstörungen und Entzündungsprozessen.
- Alter: Mit zunehmendem Lebensalter lässt die Spannkraft des Bindegewebes nach. Auch die Zahl funktionierender Venenklappen nimmt ab.
- Hormonpräparate (z. B. Pille, Hormonersatztherapie) erhöhen die Venenwanddurchlässigkeit und beeinflussen die Gerinnung.
Frauen sind dadurch statistisch häufiger betroffen – besonders zwischen 35 und 55 Jahren.
2.6. Sekundäre Ursachen: Thrombosen und Venenentzündungen
Nicht jede Varikosis ist primär. Es gibt auch sekundäre Krampfadern, die als Folge anderer Erkrankungen auftreten:
- Tiefe Venenthrombose (TVT): Eine verschlossene oder beschädigte tiefe Beinvene kann den Abfluss blockieren – der Druck staut sich ins oberflächliche System zurück.
- Phlebitis (Venenentzündung): Entzündete Venenabschnitte können Narben und Klappeninsuffizienz hinterlassen.
- Chronisch-venöse Insuffizienz (CVI) kann durch beide Prozesse entstehen – mit Symptomen wie Schwellungen, Hautveränderungen und Geschwüren.
Sekundäre Varikosis tritt oft einseitig, plötzlich und im Zusammenhang mit anderen Symptomen (z. B. Schmerzen, Überwärmung) auf – und sollte dringend ärztlich abgeklärt werden.
2.7. Warum Ursachenwissen entscheidend ist
Die Ursachen von Krampfadern sind vielfältig – aber oft beeinflussbar. Wer Risikofaktoren früh erkennt und gezielt gegensteuert, kann die Entwicklung deutlich verlangsamen.
Empfohlene Maßnahmen zur Prävention:
- Tägliche Bewegung und Venentraining
- Vermeidung von längerem Sitzen oder Stehen
- Normalgewicht halten
- Kompressionsstrümpfe frühzeitig tragen
- Rauchstopp und bewusster Umgang mit Hormonpräparaten
In der nächsten Sektion erfahren Sie, welche Symptome auf eine Varikosis hindeuten – und worauf Sie im Alltag achten sollten, um frühzeitig zu reagieren.
3. Symptome und Beschwerden bei Krampfadern (Varikosis)
3.1. Sichtbare geschlängelte Venen als erstes Anzeichen
Krampfadern (medizinisch: Varikosis) machen sich oft zuerst durch sichtbare, geschlängelte Venen bemerkbar. Typischerweise treten an den Waden oder Innenseiten der Beine bläulich-violette, unebene Venen unter der Haut hervor. Anfangs sind diese erweiterten Venen vor allem ein kosmetisches Problem und verursachen keine oder kaum Beschwerden. Viele Betroffene empfinden die knotig verdickten Adern aber als störend und vermeiden es beispielsweise, ihre Beine in der Öffentlichkeit zu zeigen.
Schwere, müde Beine und Spannungsgefühl
Mit Fortschreiten des Venenleidens treten häufig schwere, müde Beine auf. Betroffene berichten, dass sich die Beine besonders nach längerem Stehen oder Sitzen bleischwer anfühlen und schneller ermüden. Oft kommt ein Spannungsgefühl oder Ziehen in den Waden hinzu. Diese Beschwerden machen sich typischerweise gegen Abend stärker bemerkbar, wenn die Beine über den Tag belastet wurden. Langes Stehen – etwa im Beruf – verstärkt die Symptome zusätzlich. Viele Patienten klagen dann über „schwere Beine“ und ein unangenehmes Druckgefühl. Schmerzen in den Beinen können ebenfalls vorkommen, meist als dumpfer Schmerz oder Brennen entlang der betroffenen Vene. Das Hochlagern der Beine (z.B. abends auf dem Sofa) oder Bewegung verschafft in der Regel Linderung.
Schwellungen und dicke Knöchel
Ein weiteres häufiges Symptom ist die Schwellung der Füße oder Knöchel, besonders im Verlauf des Tages. Grund ist, dass durch den Blutstau vermehrt Flüssigkeit aus den Venen ins Gewebe austritt. Zunächst treten solche Ödeme vor allem abends auf – man bemerkt etwa Sockenabdrücke an den Knöcheln. Mit der Zeit können Schwellungen stärker werden und auch die Waden betreffen. Wichtig: Bei einseitig plötzlich stark geschwollenem Bein besteht Verdacht auf eine tiefe Venenthrombose (Gerinnsel in einer tiefen Vene). In diesem Fall sollte man sofort ärztliche Hilfe suchen.
Juckreiz und Hautveränderungen
Krampfadern können die Haut beeinflussen und zu Juckreiz führen. Manche Betroffene verspüren trockene, gespannte Haut an den Unterschenkeln, die häufig juckt. Ursache ist eine Stauungsdermatitis (Stauungsekzem): Durch den chronischen Blutstau wird die Haut schlechter mit Nährstoffen versorgt, es entstehen rötliche oder bräunliche Verfärbungen und schuppige Areale. Typisch sind bräunliche Hautverfärbungen am Knöchel oder Schienbein, verursacht durch Ablagerung von Blutabbauprodukten (Hämosiderin). Auch Ekzeme (juckende Hautausschläge) können auftreten. In fortgeschrittenen Stadien kommt es zu Verhärtungen des Unterhautgewebes (Lipodermatosklerose) und weißlichen, narbenartigen Hautbereichen, bekannt als Atrophie blanche. Solche Hautveränderungen sind Warnzeichen einer chronischen Venenschwäche und sollten ärztlich begutachtet werden.
3.2. Nächtliche Wadenkrämpfe und Unruhe in den Beinen
Zu den weniger offensichtlichen Symptomen gehören Muskelkrämpfe in den Waden, vor allem nachts. Viele Patient*innen mit Krampfadern berichten über häufige nächtliche Wadenkrämpfe. Diese können sehr schmerzhaft sein und den Schlaf stören. Ebenso kann ein Gefühl von Unruhe oder Kribbeln in den Beinen auftreten. Betroffene verspüren dann einen kaum zu unterdrückenden Drang, die Beine zu bewegen, um das Unruhegefühl loszuwerden. Auch Wärmeempfindlichkeit ist typisch: Bei warmem Wetter fühlen sich die Beine schneller unangenehm überhitzt an. Solche Symptome werden im Alltag leicht übersehen oder anderen Ursachen zugeschrieben, stehen aber im Zusammenhang mit dem gestörten Blutfluss bei Varikosis.
3.3. Verschlimmerung der Beschwerden: abends, im Sommer und in der Schwangerschaft
Krampfadersymptome zeigen einen typischen Tagesverlauf: Gegen Abend sind die Beschwerden meist am stärksten. Nach langem Stehen oder Sitzen sammeln sich Blut und Gewebsflüssigkeit in den Beinen, was zu verstärktem Schweregefühl und Schwellungen führt. Sommerhitze begünstigt dieses Problem zusätzlich. Bei hohen Temperaturen erweitern sich die Blutgefäße, damit der Körper Wärme abgeben kann. Dadurch versackt jedoch mehr Blut in den Beinvenen, und Füße sowie Knöchel schwellen in der Wärme oft deutlich an. Viele Menschen mit Venenleiden kennen das Phänomen „dicke Füße im Sommer“. Kühlende Maßnahmen (z. B. kaltes Abduschen der Beine) und das Hochlegen der Beine schaffen hier Abhilfe.
Auch hormonelle Einflüsse spielen eine Rolle: In der Schwangerschaft lockern bestimmte Hormone die Venenwände, und das wachsende Gewicht belastet die Beinvenen zusätzlich. Deshalb bilden sich während einer Schwangerschaft oft Krampfadern, oder bestehende Venenleiden verschlimmern sich vorübergehend. Ebenso berichten einige Frauen über verstärkte Beschwerden kurz vor der Menstruation – vermutlich durch hormonelle Veränderungen.
3.4. “Offene Beine”: Ulcus cruris als Warnzeichen
Bleibt ein chronisches Venenleiden über Jahre unbehandelt, kann es zu schlecht heilenden Wunden am Unterschenkel kommen. Mediziner sprechen vom Ulcus cruris venosum, umgangssprachlich “offenes Bein”. Dabei führen der dauerhafte Blutstau und die Minderdurchblutung dazu, dass selbst kleinste Hautverletzungen nicht mehr heilen. Es entsteht ein offenes Geschwür, bei dem Gewebe abstirbt. Ein Ulcus cruris ist ein deutliches Warnzeichen einer schweren Venenerkrankung. Betroffene Stellen am Bein sollten umgehend ärztlich versorgt werden, um Infektionen zu vermeiden.
3.5. Venenentzündung und Thrombose – ernstzunehmende Komplikationen
Krampfadern begünstigen Entzündungen der oberflächlichen Venen, eine sogenannte Thrombophlebitis. Anzeichen dafür sind Rötung, Überwärmung und ein schmerzhafter harter Strang entlang der Vene. Eine Venenentzündung sollte ernst genommen werden, da sich in der entzündeten Vene ein Blutgerinnsel bilden kann. Wandert ein solches Gerinnsel in die tiefen Venen, droht eine tiefe Beinvenenthrombose. Warnsignale für eine Thrombose sind eine plötzliche starke Schwellung und Spannungsschmerz im Bein (oft an Wade oder Oberschenkel). In einem solchen Fall ist sofortige ärztliche Hilfe geboten. Gelangt ein Gerinnsel sogar bis in die Lunge, kann es eine Lungenembolie auslösen – ein potentiell lebensbedrohlicher Notfall.
Tipp: Treten ungewohnte starke Schmerzen, Schwellungen oder Rötungen am Bein auf, sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden. Bei plötzlicher Atemnot oder Brustschmerz rufen Sie sofort den Notarzt (Notruf 112), da hier der Verdacht auf eine Thrombose mit Lungenembolie besteht.
3.6. Wann ist ein Arztbesuch ratsam?
Grundsätzlich gilt: Je früher bei Venenbeschwerden ein Arzt hinzugezogen wird, desto besser. Bereits bei den ersten Anzeichen einer Venenschwäche – zum Beispiel anhaltendem Schweregefühl, sichtbaren Krampfadern oder wiederkehrenden Schwellungen – ist es sinnvoll, den Hausarzt oder einen Venenspezialisten (Phlebologen) zu konsultieren. Eine frühzeitige Diagnose und Therapie können das Fortschreiten der Varikosis bremsen und Komplikationen verhindern. Spätestens bei deutlichen Hautveränderungen (bräunliche Verfärbungen, Ekzem) oder Schmerzen in den Beinen sollte ärztlicher Rat eingeholt werden. Diese Zeichen deuten auf eine chronische Venenschwäche hin, die behandelt werden sollte, um ernsthafte Folgen wie ein Ulcus cruris zu vermeiden. Auch starke Beschwerden, die die Lebensqualität einschränken (etwa dauerhaft geschwollene Beine oder nächtliche Krämpfe), sollten medizinisch abgeklärt werden.
3.7. Tipps zur Linderung der Beschwerden
Viele Maßnahmen können Betroffene selbst ergreifen, um die Symptome von Krampfadern zu lindern oder einem Fortschreiten vorzubeugen:
- Bewegung einbauen: Regelmäßige Bewegung und Venengymnastik im Alltag fördern den Blutfluss. Vermeiden Sie langes Sitzen oder Stehen – wechseln Sie häufig die Position oder gehen Sie zwischendurch ein paar Schritte. Aktivieren Sie zwischendurch die Wadenpumpe durch Fußübungen (z. B. Zehen wippen).
- Beine hochlagern: Lagern Sie die Beine so oft wie möglich hoch – ob im Sitzen oder Liegen. Das unterstützt den Rückfluss des Blutes zum Herzen und verringert Schwellungen. Besonders abends kann Hochlegen müden Beinen spürbar Erleichterung bringen.
- Kühle Anwendungen: Duschen Sie die Beine bei warmem Wetter kühl ab oder machen Sie Wechselduschen. Kühle Temperaturen lassen die Gefäße zusammenziehen und reduzieren das „Schweregefühl“. Auch kalte Wadenwickel können Juckreiz und Spannungsgefühl lindern.
- Kompressionsstrümpfe tragen: Spezielle Stütz- oder Kompressionsstrümpfe üben Druck auf die Beinvene aus und verbessern die Funktion der Venenklappen. Sie helfen, Schwellungen zu mindern und beugen neuen Krampfadern vor. Lassen Sie sich dazu von Ihrem Arzt oder im Sanitätshaus beraten.
- Gewicht und Lebensstil: Übergewicht belastet die Venen – versuchen Sie daher, Ihr Normalgewicht anzustreben, um die Beine zu entlasten. Auch eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Trinken (ca. 2 Liter täglich) unterstützen die Venengesundheit. Verzichten Sie nach Möglichkeit auf Rauchen, da Nikotin die Gefäße schädigen kann.
Diese Tipps können die Beschwerden bei Krampfadern deutlich reduzieren. Sie ersetzen jedoch keine medizinische Behandlung: Halten die Symptome an oder verschlechtern sie sich, sollte immer ärztlicher Rat eingeholt werden.
4. Krampfadern im Intimbereich: Formen, Ursachen, und Tipps
4.1. Vulvavarikose (Krampfader an der Schamlippe) – die häufigste Form
Unter Vulvavarikose versteht man Krampfadern im Bereich der Vulva, also konkret erweiterte Venen an den Schamlippen. Diese treten besonders häufig bei Schwangeren auf und gelten in den meisten Fällen als harmlos. Die geschlängelten, bläulich-violetten Venen können sowohl an den großen als auch kleinen Schamlippen sichtbar werden und erscheinen dann meist geschwollen und knotig. Medizinisch werden Krampfadern an den Schamlippen auch als Vulvavarizen oder Vulvavarikosis bezeichnet. Viele Frauen erschrecken zunächst über das ungewohnte Aussehen, doch wichtig zu wissen: In der Regel bilden sich solche Vulvavarizen einige Wochen nach der Geburt von selbst wieder zurück.
Vulvavarizen bleiben während der Schwangerschaft nicht selten unentdeckt, da sie oft keine starken Beschwerden verursachen. Außerdem wird es durch den wachsenden Babybauch immer schwieriger, Veränderungen im Schambereich überhaupt zu bemerken. Einige Frauen empfinden die knotigen Venen an den Schamlippen jedoch als so unangenehm oder schambehaftet, dass sie den Gang zur Ärztin zunächst scheuen. Hier ist wichtig zu betonen, dass Scham unbegründet ist – das medizinische Personal ist vertraut mit solchen Befunden, und es lohnt sich, Veränderungen frühzeitig abklären zu lassen.
4.2. Weitere Formen im Intimbereich
Neben der Vulvavarikose gibt es weitere Varizen im Intimbereich:
- Perineale Varizen: Krampfadern im Dammbereich (Bereich zwischen Scheide und After). Sie können gemeinsam mit Vulvavarizen auftreten, besonders bei starkem Blutstau im Becken.
- Vaginalvarizen: Krampfadern in der Scheide selbst. Diese sind von außen nicht sichtbar, können aber z.B. bei gynäkologischen Untersuchungen festgestellt werden. Betroffene bemerken oft lediglich, dass die Schamlippen durch mitbeteiligte Venen etwas anschwellen. Die gute Nachricht: Nach der Geburt verschwinden diese Aussackungen im Genitalbereich meist von alleine wieder.
- Rektale Varizen (Hämorrhoiden): Auch im Analbereich können sich krampfaderartige Gefäßpolster bilden. Hier spricht man üblicherweise von Hämorrhoiden, einer Sonderform von Krampfadern am Enddarm. Gerade in der Schwangerschaft sind Hämorrhoidalbeschwerden sehr häufig – Schätzungen zufolge haben bis zu 70 % der Schwangeren Probleme mit Hämorrhoiden. Hämorrhoiden machen sich durch Juckreiz, Druckgefühl oder Blutungen bemerkbar, sind aber meist ungefährlich und bilden sich nach der Geburt oft zurück.
Zusätzlich können bei ausgeprägter Venenschwäche auch Krampfadern an angrenzenden Regionen sichtbar werden, z.B. an der Leiste, den Oberschenkeln oder am Gesäß. Solche ungewöhnlichen Lokalisationen hängen oft mit einem Rückstau in den Beckenvenen zusammen. Insgesamt gilt: Krampfadern im Intimbereich treten vor allem in Zusammenhang mit Schwangerschaft oder Beckenvenenproblemen auf und sind von außen eventuell nicht immer sichtbar.
4.3. Ursachen und Risikofaktoren
Schwangerschaft ist der mit Abstand häufigste Auslöser für Krampfadern im Intimbereich. In der Schwangerschaft kommen mehrere Faktoren zusammen, die Venenleiden begünstigen: Der Hormonspiegel (vor allem Progesteron) steigt stark an und entspannt die Gefäßwände, wodurch sich die Venen leichter erweitern. Gleichzeitig nimmt die Blutmenge im Körper deutlich zu, und die wachsende Gebärmutter drückt auf die Beckenvenen – das Blut kann nicht mehr so ungehindert zum Herzen zurückfließen und staut sich verstärkt.
Diese Kombination aus hormoneller Umstellung, gestiegenem Blutvolumen und erhöhtem Venendruck durch das Kind führt dazu, dass sich Venen im Beckenbereich und an den Schamlippen erweitern und Krampfadern entstehen können. Oft zeigen sich Vulvavarizen erst im zweiten Schwangerschaftsdrittel (ca. 12. bis 24. Schwangerschaftswoche) – bei Erstgebärenden tendenziell später, in Folgeschwangerschaften aufgrund der Vorschädigung jedoch meist früher und ausgeprägter. Je mehr Schwangerschaften eine Frau erlebt hat, desto größer ist ihr Risiko für solche Intim-Varizen.
Neben der Schwangerschaft spielen auch individuelle Veranlagungen eine Rolle. Es gibt eine genetische Disposition – Venenleiden treten in manchen Familien gehäuft auf. Frauen sind generell häufiger betroffen als Männer (etwa drei Mal so oft), was unter anderem an hormonellen Faktoren und Schwangerschaften liegt. Weitere Risikofaktoren sind alles, was den Venendruck erhöht: zum Beispiel langes Stehen oder Sitzen, Übergewicht oder chronisches Pressen (etwa bei Verstopfung), was insbesondere die Entstehung von Hämorrhoiden begünstigt.
Auch hormonelle Einflüsse außerhalb der Schwangerschaft – etwa die Einnahme von Östrogen (Pille, Hormonersatztherapie) – können die Entwicklung von Krampfadern begünstigen. Östrogen beeinflusst das Bindegewebe und die Venenwände, sodass diese nachgiebiger werden.
Schließlich können Beckenvenenerkrankungen ein Faktor sein: In seltenen Fällen entstehen Krampfadern im Intimbereich unabhängig von einer Schwangerschaft, zum Beispiel im Rahmen eines Beckenvenenstauungssyndroms (Pelvic Congestion Syndrome).
Dabei liegen chronisch erweiterte Beckenvenen vor, meist bei Frauen mit mehrfachen Schwangerschaften. Diese führen zu einem dauerhaften Blutstau im Unterbauch und können Vulva- und Vaginalvarizen sowie Schmerzen verursachen. Allerdings: Nicht alle Frauen mit solchen Beckenvarizen haben Beschwerden.
Die genauen Ursachen dieses Syndroms sind noch Gegenstand der Forschung, doch auch hier gelten genetische Veranlagung, hormonelle Faktoren und Venenklappenschwächen als mitbeteiligt.
4.4. Symptome und Beschwerden
Krampfadern im Intimbereich können ganz unterschiedliche Symptome verursachen – von kaum merklich bis stark beeinträchtigend. Typische Beschwerden bei Vulvavarizen sind unter anderem:
- Sichtbare Schwellungen: An den Schamlippen treten geschwollene, geschlängelte Venen hervor, meist bläulich verfärbt. Im Stehen sind diese deutlicher erkennbar als im Liegen (durch den Einfluss der Schwerkraft).
- Druck- und Schweregefühl: Viele Betroffene spüren einen unangenehmen Druck im Beckenbereich oder ein Schweregefühl im Unterleib, ähnlich wie bei einer starken Regelblutung.
- Schmerzen: Je nach Ausprägung können Schmerzen auftreten – etwa ziehende Schmerzen oder ein Wundgefühl in der Vulva. Längeres Gehen, Stehen oder Sitzen kann dann zur Qual werden, da die Belastung den Druck in den Venen erhöht. Manchmal strahlen die Schmerzen bis in die Leisten oder Oberschenkel aus. Auch beim Geschlechtsverkehr können Schmerzen auftreten, was sehr belastend sein kann.
- Juckreiz und Brennen: Vergrößerte Venen können ein Jucken oder Brennen im Intimbereich verursachen. Die Haut und Schleimhaut sind dort empfindlich, und die ungewohnte Dehnung der Gefäße kann diese Empfindungen auslösen.
- Häufiger Harndrang: Einige Frauen berichten von vermehrtem Harndrang, da die geschwollenen Venen auf die Blase drücken können.
Charakteristisch ist, dass sich die Beschwerden im Verlauf des Tages oft verstärken – abends, nach langem auf den Beinen sein, sind Schwellung und Druck häufig am stärksten spürbar. In Ruhe, insbesondere im Liegen, bessern sich die Symptome meist, da der venöse Rückfluss dann erleichtert ist.
Wichtig: Nicht jede Krampfader im Intimbereich verursacht Schmerzen oder Probleme. Manchmal sind die sichtbaren Veränderungen eher ein kosmetisches bzw. psychisches Problem. Gerade das Aussehen kann verunsichern: Es ist verständlich, dass die Vorstellung von „Krampfadern an den Schamlippen“ erst einmal beängstigend oder schambesetzt ist. Betroffene fühlen sich mitunter unwohl in ihrem Körper oder vermeiden aus Scham Intimitäten.
Hier hilft es, sich zu vergegenwärtigen, dass es sich um ein verbreitetes medizinisches Phänomen handelt und kein Grund besteht, sich zu schämen. Bei anhaltenden oder zunehmenden Beschwerden sollte man stets ärztlichen Rat suchen, anstatt die Symptome still zu erdulden.
4.5. Bilder oder medizinische Illustrationen
Krampfadern im Intimbereich treten häufig in der Schwangerschaft auf. Das Foto zeigt eine Schwangere – in dieser Zeit begünstigen hormonelle Veränderungen und der wachsende Bauch die Bildung von Vulvavarizen.
Typischerweise sieht eine Vulvavarikose so aus, dass eine oder mehrere erweiterte Venen als weiche, bläuliche Knoten an der Schamlippe sichtbar werden. Die Veränderungen können einseitig oder beidseitig auftreten. Mitunter ähnelt das Bild einer „Besenreiser“-Zeichnung oder einem dicken, geschwollenen Venenstrang an der Vulva. Ärzte und Ärztinnen erkennen ausgeprägte Varizen oft schon durch Betrachtung im Stehen; bei Bedarf kann eine Untersuchung im Liegen und im Stehen erfolgen, da die Ausprägung lageabhängig variieren kann.
Falls vorhanden, können auch Ultraschallbilder der Beckenvenen angefertigt werden, um das Ausmaß der Venenerweiterungen im Inneren (z.B. in der Vagina oder im Becken) zu beurteilen. Auf solchen Bildern würde man gestauten Blutfluss und erweiterte Venenplexus sehen, was die Diagnose untermauert. In der Regel genügen jedoch Blickdiagnose und Ultraschalluntersuchung von außen, um eine Vulvavarikose festzustellen.
Wichtig ist zudem die Abgrenzung von anderen Befunden: Geschwollene Schamlippen können z.B. auch durch Entzündungen oder Zysten entstehen – die Ärztin wird diese Differentialdiagnosen ausschließen. Die hier gezeigte Abbildung soll betroffenen Frauen verdeutlichen, dass Krampfadern im Intimbereich ein reales und behandelbares medizinisches Bild sind.
4.6. Was sollten Patient*innen wissen?
Betroffene Frauen stehen mit dem Problem nicht allein. Gerade in der Schwangerschaft sind Krampfadern im Intimbereich keine Seltenheit und in den meisten Fällen kein Grund zur Panik. Wichtig ist jedoch, Veränderungen ernst zu nehmen und fachärztlich abklären zu lassen. Eine Frauenärztin oder ein Frauenarzt kann bestätigen, ob es sich tatsächlich um Vulva-Varizen handelt und nicht um etwas anderes.
Zudem kann geklärt werden, ob und welche Behandlung nötig ist. Oft reicht die beruhigende Auskunft, dass die Varizen ungefährlich sind und sich vermutlich nach der Schwangerschaft zurückbilden. Dieses Wissen allein kann schon helfen, die Situation gelassener zu sehen.
Tipps zur Selbsthilfe: Viele Maßnahmen, die bei gewöhnlichen Krampfadern empfohlen werden, helfen auch im Intimbereich. Hier einige praktische Ratschläge:
- Druck entlasten: Versuchen Sie, langes Stehen oder Sitzen zu vermeiden. Legen Sie im Alltag regelmäßige Pausen ein, lagern Sie die Beine hoch oder legen Sie sich zwischendurch flach auf die Seite. In Liegeposition kann das Blut besser abfließen, was Druck und Schwellung reduziert. In der Schwangerschaft ist insbesondere das Liegen auf der linken Seite empfehlenswert, da so der Druck der Gebärmutter auf die große Hohlvene verringert wird.
- Kompression & Stütze: Spezielle Kompressionsstrumpfhosen für Schwangere können helfen, den Rückstau in den Bein- und Beckenvenen zu reduzieren. Allerdings üben normale Strümpfe im Genitalbereich oft nicht genügend Druck aus. Hier kann spezielle Unterstützungskleidung sinnvoll sein: Es gibt z.B. Schwangerschafts-Bodys oder Bandagen, die gezielt Gegendruck auf die Vulva ausüben und die Venen stützen. Solche Hilfsmittel (teilweise als Venen-Slip oder vulväres Stützkissen bekannt) können das unangenehme Schweregefühl deutlich lindern. Fragen Sie Ihre Ärztin oder Hebamme nach geeigneten Produkten.
- Bewegung: Bleiben Sie moderat körperlich aktiv, soweit es Ihre Schwangerschaft bzw. Situation zulässt. Leichte Ausdauerbewegung wie Spazierengehen oder Schwimmen fördert den Blutfluss und kann einem Blutstau entgegenwirken. Auch Wechselduschen oder kühle Wassergüsse im Intimbereich (zum Beispiel beim Duschen das Wasser einige Sekunden über die Vulva laufen lassen) können wohltuend sein – Kälte lässt die Gefäße sich zusammenziehen und mindert Schwellungen etwas.
- Lagerung & Hilfsmittel: Verursacht die Vulvavarikose beim Sitzen Schmerzen, kann ein weiches Sitzkissen (z.B. ein donut-förmiges Kissen oder „Schwimmring“) Entlastung bringen. Setzen Sie sich möglichst nicht direkt auf harte Unterlagen. Tragen Sie auch bequeme Kleidung – eng einschnürende Hosen oder Slips sollten vermieden werden, wohingegen stützende Umstandsunterwäsche von Vorteil sein kann.
4.7. Wann zur Ärztin?
Im Zweifel lieber früher als später. Suchen Sie Ihre Gynäkologin auf, wenn Sie ungewohnte Schwellungen oder Schmerzen im Intimbereich bemerken. Dies gilt besonders in der Schwangerschaft, aber auch außerhalb davon. Die ärztliche Untersuchung (meist reicht ein Blick und Abtasten, ggf. ergänzt durch einen Ultraschall/Doppler) schafft Klarheit.
Sollte Ihre Ärztin Ihr Anliegen nicht ernst nehmen, zögern Sie nicht, eine zweite Meinung einzuholen – Sie haben ein Recht darauf, dass Ihre Beschwerden ernst genommen werden. In aller Regel wird man Sie beruhigen können. Wenn Krampfadern an den Schamlippen tatsächlich vorliegen, wird Ihr Arzt/Ihre Ärztin mit Ihnen besprechen, wie weiter vorzugehen ist.
Diagnose & Verlauf: Zur Diagnose von Intim-Krampfadern genügt oft die körperliche Untersuchung. Ein Doppler-Ultraschall (eine spezielle Ultraschalluntersuchung der Blutflüsse) kann eingesetzt werden, um den Blutrückstau in den Venen sichtbar zu machen. In komplexen Fällen – etwa beim Verdacht auf ein Beckenvenenstauungssyndrom – können weitere bildgebende Verfahren wie eine Phlebografie (Röntgendarstellung der Venen mit Kontrastmittel) oder MRT sinnvoll sein. Diese werden aber meist erst nach der Schwangerschaft durchgeführt, falls die Beschwerden anhalten.
Die Behandlungsmöglichkeiten hängen davon ab, wie stark die Beschwerden sind und ob eine Schwangerschaft vorliegt. In der Schwangerschaft selbst beschränkt man sich meist auf symptomatische Maßnahmen (siehe Selbsthilfe-Tipps oben), da invasive Eingriffe vermieden werden sollen. Eine Verödung (Sklerotherapie) oder operative Behandlung von Vulvavarizen wird in der Regel nicht während der Schwangerschaft durchgeführt – zum einen, weil die meisten Fälle sich von selbst bessern, zum anderen aus Sicherheitsgründen für Mutter und Kind.
Nach der Geburt sieht die Situation oft schon viel besser aus: Bei vielen Frauen schrumpfen die hervorgetretenen Venen bereits direkt nach der Entbindung deutlich und bilden sich innerhalb von 2 bis 8 Monaten vollständig zurück. Dieser Rückbildungsprozess kann sich nach dem Abstillen noch beschleunigen. Das bedeutet, in den meisten Fällen erledigt sich das Problem fast von alleine, sobald die auslösenden Faktoren (Hormone, Druck durch die Schwangerschaft) wegfallen.
Sollten die Krampfadern im Intimbereich allerdings nicht vollständig verschwinden oder bereits vor einer Schwangerschaft bestanden haben, gibt es verschiedene Behandlungsmethoden analog zu gewöhnlichen Krampfadern an den Beinen. Dazu zählen etwa die Sklerosierung (Verödung durch Einspritzen eines Verödungsmittels in die Vene) oder Lasertherapie, bei der die Vene durch einen feinen Katheter mittels Laser verschlossen wird. Solche Eingriffe können meist ambulant und in örtlicher Betäubung durchgeführt werden.
Auch operative Verfahren stehen zur Verfügung – zum Beispiel das Unterbinden oder Entfernen betroffener Venenabschnitte. Bei zugrundeliegenden Beckenvenen-Problemen (z.B. undichten Eierstockvenen) kann in spezialisierten Zentren eine Embolisation (Verschluss der defekten Vene von innen) oder ein operativer Eingriff erwogen werden. Ihre behandelnde Ärztin wird Sie hierzu entsprechend überweisen, falls nötig.
Ausblick: Für die meisten Frauen mit Vulvavarizen gilt: Mit etwas Geduld und unterstützenden Maßnahmen verschwinden die Intim-Krampfadern oft wieder. Wichtig ist, sich nicht zu sehr zu sorgen und bei Beschwerden frühzeitig Hilfe zu suchen. Durch Kompression, Entlastung und ggf. nach der Familienplanung auch moderne Venenbehandlungen lässt sich das Problem in den Griff bekommen.
Nach der Schwangerschaft normalisiert sich die Situation häufig – viele Betroffene sind erleichtert, dass die Vulvavarizen sich von selbst zurückbilden. Und falls nicht, stehen schonende Therapien bereit, um Ihnen zu helfen. Zögern Sie also nicht, Fragen an Ihre Ärztin oder Hebamme zu stellen. Mit der richtigen Betreuung und ein paar gezielten Maßnahmen können Sie trotz Krampfadern im Intimbereich Ihre Schwangerschaft und Ihr Leben weiterhin möglichst unbeschwert genießen.
5. Stadien der Varikosis: CEAP-Klassifikation und weitere medizinische Systeme
Die CEAP-Klassifikation unterteilt chronische Venenerkrankungen in klinische Stadien von C0 bis C6. Sie ist der aktuelle Standard und umfasst alle Formen chronischer Venenleiden – im Gegensatz zu älteren Systemen, die sich nur auf schwere Verläufe konzentrieren. Die einzelnen CEAP-Stadien (Clinical Classes) bedeuten im Detail:
- C0: Keine sichtbaren oder tastbaren Anzeichen einer Venenschwäche. In diesem Stadium sind zwar mit bloßem Auge keine Veränderungen erkennbar, aber Betroffene berichten gelegentlich über unspezifische Symptome wie schwere, müde Beine nach langem Stehen.
- C1: Besenreiser (medizinisch: Teleangiektasien) oder netzförmige retikuläre Venen. Hier zeigen sich feine rötlich-bläuliche Äderchen unter der Haut, oft an Knöcheln oder Oberschenkeln. Diese kleinsten Krampfadern sind meist ein kosmetisches Problem. Mögliche Symptome sind leichte Spannungsgefühle oder vorübergehende Schwellungen nach Belastung, die über Nacht wieder abklingen.
- C2: Krampfadern (Varizen) – deutlich sicht- und tastbare, erweiterte Venen. In diesem Stadium liegen „echte“ Krampfadern vor, z.B. geschlängelte Venen an Wade oder Oberschenkel. Die Venen sind dauerhaft erweitert (Durchmesser > 3 mm) und die Venenklappen schließen nicht mehr richtig. Patienten in C2 haben oft Symptome wie Schweregefühl, ziehende Schmerzen oder nächtliche Wadenkrämpfe, können aber auch weitgehend beschwerdefrei sein. (C2* r steht für Rezidivvarikose, also wiederkehrende Krampfadern nach einer Behandlung)
- C3: Ödeme – also Schwellungen des Beines aufgrund der Venenerkrankung. Typisch ist eine sicht- und fühlbare Wassereinlagerung vor allem um den Knöchel und am Unterschenkel. Ab Stadium C3 spricht man von einer beginnenden chronisch-venösen Insuffizienz (CVI), da die Venenschwäche nun zu Funktionsstörungen wie dem Flüssigkeitsstau im Gewebe führt. Die Beine fühlen sich oft schwer an; abends passen Schuhe u.U. nicht mehr.
- C4: Hautveränderungen durch chronische Venenschwäche. In diesem fortgeschrittenen Stadium verursachen die langjährigen Durchblutungsstörungen typische Haut- und Gewebeveränderungen am Unterschenkel. Man unterscheidet: C4a – bräunliche Pigmentierungen (Eisenablagerungen) und/oder ein juckendes Stauungsekzem (Entzündung der Haut); C4b – verhärtetes Narbengewebe der Unterhaut (Dermato- oder Lipodermatosklerose) und/oder Atrophie blanche (weiße, narbige Hautareale); C4c – Corona phlebectatica, ein Kranz aus fein erweiterten bläulichen Venen um den Knöchel. In C4 sind die Beine oft chronisch entzündet, verfärbt und empfindlich – ein klarer Warnhinweis, dass ohne Behandlung ein offenes Bein drohen kann.
- C5: Abgeheilte Ulcus cruris – ein verheilter offener Unterschenkelgeschwür, zurückgeblieben als Narbe. Der Volksmund spricht vom “offenen Bein” (medizinisch Ulcus cruris venosum), das hier bereits durch Therapie oder spontane Heilung verschlossen ist. Es bleibt aber eine empfindliche Narbe, und die venöse Zirkulation ist weiterhin gestört.
- C6: Aktives Ulcus cruris – ein aktuell offenes, nicht verheiltes venöses Geschwür am Unterschenkel oder Knöchel. Dies ist das Endstadium der unbehandelten Varikosis. Die Haut ist aufgeplatzt, und es besteht eine schlecht heilende Wunde, meist im Knöchelbereich. Diese venösen Ulzera können äußerst schmerzhaft sein und die Lebensqualität stark beeinträchtigen. (C6* r bezeichnet ein rezidivierendes Ulcus, das nach Abheilung erneut auftritt.)
Hinweis: Zusätzlich kann jeder CEAP-Klasse noch ein „A“ (asymptomatisch) oder „S“ (symptomatisch) zugeordnet werden, je nachdem ob der Patient Beschwerden hat. Außerdem umfasst CEAP noch Angaben zur Ursache (primär, sekundär usw.), Anatomie (oberflächliche, tiefe oder Perforans-Venen) und Pathophysiologie (Reflux oder Abflussbehinderung) – für Patienten ist jedoch vor allem die klinische Klasse C0–C6 relevant, um den Schweregrad zu verstehen.
5.1. Stammvarikose der Vena saphena magna – was bedeutet das?
Eine Stammvarikose liegt vor, wenn die Hauptstammvene des oberflächlichen Venensystems von Krampfadern betroffen ist. Die Vena saphena magna – auch große Rosenvene genannt – verläuft vom Innenknöchel entlang der Innenseite des Beins bis in die Leiste. Ist diese Stammvene krankhaft erweitert und die Klappen defekt, spricht man von einer Stammvarikose der V. saphena magna. Praktisch bedeutet das: Die größte oberflächliche Vene des Beins selbst ist zur Krampfader geworden, oft tastbar als strangförmige, hervortretende Vene an Oberschenkel oder Unterschenkel.
Diese Form der Varikose gehört mindestens in CEAP-Stadium C2 (sichtbare Varizen). Häufig geht sie mit Beschwerden wie Schweregefühl, Schmerzen oder Schwellneigung einher, da der „Hauptabfluss“ über die saphena magna gestört ist. Unbehandelt kann eine Stammvarikose zu Folgestadien führen: durch den chronischen Rückstau entstehen Ödeme (CEAP C3) und nach längerer Zeit Hautschäden wie Verfärbungen oder Verhärtungen (CEAP C4). Man ordnet Stammvarizen damit typischerweise den Klassen C2–C4 zu.
Wichtig zu wissen: Eine Stammvarikose der V. saphena magna ist meist die Ursache für weitere Seitenast-Varizen und Besenreiser. Durch den Druckanstieg in der Rosenvene entstehen vermehrt Krampfadern an den Seitenästen. Daher wird bei der Untersuchung besonders auf Stammvarizen geachtet, da ihre Behandlung (z.B. Verödung oder Entfernung der Rosenvene) oft nötig ist, um das gesamte Krampfaderleiden erfolgreich zu therapieren.
5.2. Stadium 3 und 4: Was passiert bei fortgeschrittener Varikosis?
In den Stadien C3 und C4 zeigen sich die Folgen einer länger bestehenden Venenschwäche sehr deutlich. Ab C3 lagert sich durch den chronischen Blutstau Flüssigkeit im Gewebe ein – es entstehen dauerhafte Beinödeme, meist um die Knöchel und an den Unterschenkeln. Die Schwellungen nehmen abends zu und können sich nur teilweise über Nacht zurückbilden.
Patienten bemerken z.B., dass Sockenbündchen tiefe Abdrücke hinterlassen oder die Beine spannen. Dieses Ödem-Stadium markiert den Übergang zur chronisch-venösen Insuffizienz (CVI) im engeren Sinne: Die Venenerkrankung beeinträchtigt nun deutlich die Durchblutung und den Lymphabfluss.
Ab C4 kommt es zu trophischen Hautveränderungen, also sichtbaren Strukturänderungen der Haut und Unterhaut infolge der chronischen Minderdurchblutung. Typische Veränderungen in Stadium 4 sind:
- Braun-bräunliche Verfärbungen der Haut (Hyperpigmentierungen) durch Ablagerung von Blutabbauprodukten – oft zuerst am Innenknöchel auftretend.
- Atrophie blanche, kleine weiße Narbenfelder, umgeben von dunkler Pigmentierung – Zeichen abgeheilter Mikrogeschwüre.
- Stauungsdermatitis bzw. -ekzem: gerötete, schuppende und juckende Hautareale am Unterschenkel, durch die chronische Entzündung bedingt.
- Dermatoliposklerose: Verhärtung des Unterhautfettgewebes zu festem Bindegewebe (die Haut wirkt straff gespannt und ledrig).
Diese Veränderungen machen die Haut verletzlich: Schon kleinere Verletzungen heilen schlecht und können in ein Geschwür münden. Man spricht insgesamt von Zeichen der CVI Stadium II nach Widmer (siehe unten), die äquivalent zu CEAP C4 sind – es liegt also eine schwere chronische Venenerkrankung vor. Spätestens jetzt sollten Betroffene in ärztlicher Behandlung sein, um Komplikationen zu vermeiden.
Fortgeschrittene chronische Venenschwäche (CEAP C4–C6): Dieses Bild zeigt die Innenknöchelregion bei einer Patientin mit langjähriger Varikosis. Deutlich erkennbar sind bräunliche Hautverfärbungen und ein glänzendes, verhärtetes Hautareal – typische Zeichen der CVI im Stadium 4.
In der Bildmitte befindet sich eine hellere Narbe: Hier war zuvor ein offenes Bein (Ulcus cruris) aufgetreten, das nach intensiver Behandlung abgeheilt ist (CEAP C5). Solche Hautschäden und Geschwüre treten meist nach jahrelang unbehandelter Varikose auf und sollten dringend durch frühzeitige Therapie verhindert werden.
5.3. Früherkennung: Krampfadern im Stadium 1 erkennen
Je früher ein Venenleiden erkannt wird, desto besser lässt sich das Fortschreiten aufhalten. Stadium C1 (Besenreiser und retikuläre Varizen) wird von vielen Patienten zunächst nur als Schönheitsmakel wahrgenommen. Doch diese feinen oberflächlichen Venenzeichnungen – etwa Besenreiser am Innen- oder Außenknöchel oder ein Netz blau-roter Äderchen am Oberschenkel – können ein erster Hinweis auf eine Venenschwäche sein.
Oft treten in diesem Anfangsstadium auch vorübergehende Symptome auf: Zum Abend hin können die Beine anschwillen oder es zeigt sich ein leichtes Schwere- und Spannungsgefühl, das bei Hochlagern der Beine besser wird. Solche Beschwerden verschwinden über Nacht wieder vollständig. Auch gelegentliche Wadenkrämpfe oder “unruhige Beine” können erste Anzeichen einer beginnenden Varikosis sein, noch bevor dicke Krampfadern sichtbar sind.
Woran erkennt man also Krampfadern im Frühstadium? Typisch sind sichtbar werdende kleine Venen (Besenreiser) und gelegentlich geschwollene Knöchel am Abend. Die Haut kann im Knöchelbereich ein leicht blau-rotes Gefäßmuster zeigen (sogenannte Corona phlebectatica, ein Kranz von Besenreisern um den Knöchel).
Wichtig: Diese frühen Zeichen sollten ernst genommen werden, auch wenn sie anfangs nur ein optisches Problem darstellen. Betroffene können durch einfache Maßnahmen (viel bewegen, Beine hochlagern, Kompressionsstrümpfe in diesem Stadium) gegensteuern – und sie sollten beobachten, ob sich die Besenreiser ausbreiten oder Beschwerden zunehmen.
Frühes Stadium C1 (Besenreiser): Im Bild sind an einem Oberschenkel einer Patientin kleine spider veins (gelb eingekreist) erkennbar. Solche Besenreiser sind feine, verästelte Venen direkt unter der Hautoberfläche. Sie verursachen oft keine Schmerzen, können aber auf eine venöse Abflussstörung hindeuten. Treten Besenreiser vermehrt zusammen mit Schweregefühlen oder abendlichen Schwellungen auf, ist dies ein Signal, frühzeitig einen Venenspezialisten aufzusuchen, damit sich daraus keine größeren Krampfadern entwickeln.
5.4. Alternative Klassifikationen: Hach, Widmer und Marshall
Neben der CEAP-Klassifikation existieren historisch weitere Einteilungssysteme für Venenerkrankungen. In Deutschland waren vor allem die Widmer-Klassifikation (bzw. deren Modifikation nach Marshall und Wüstenberg) und die Hach-Klassifikation gebräuchlich:
- Widmer-Klassifikation: Eingeführt 1978 von Widmer, teilte sie die chronisch-venöse Insuffizienz (CVI) in drei Schweregrade ein. Grad I entsprach dabei beginnenden Veränderungen (Besenreiser am Fußrand, abends Knöchelödeme) – vergleichbar mit CEAP C1/C2. Grad II umfasste ausgeprägte Ödeme und Hautveränderungen (Pigmentierung, Ekzem, Lipodermatosklerose), entsprechend etwa CEAP C3/C4. Grad III bezeichnete ein offenes Bein (Ulcus cruris venosum).Marshall ergänzte 1994 eine Unterteilung von Grad III inIIIa (abgeheiltes Ulcus) und IIIb (aktives Ulcus). Die Widmer/Marshall-Klassifikation bezieht sich also speziell auf die CVI (chronische Venenschwäche) und weniger auf rein kosmetische Varizen. Heute gilt sie allerdings als veraltet und wird von Fachgesellschaften nicht mehr empfohlen. Sie wurde durch CEAP abgelöst, das feiner unterscheidet und alle Stadien (auch leichte Varizen ohne CVI) mit einbezieht.
- Hach-Klassifikation: Diese Einteilung – benannt nach einem deutschen Phlebologen – beschreibt das Ausmaß der Stammvarikose an den großen Venen (Vena saphena magna und parva). Sie gliedert die Insuffizienz der Stammvenen in Stadium I–IV je nach Ausbreitung der Klappenschäden: Hach I bedeutet ein insuffizienter Venenklappenbereich nur im obersten Abschnitt (Mündungsbereich in der Leiste bzw. Kniekehle), Hach IV dagegen ein Reflux über die gesamte Länge der Vene bis zum Knöchel. Einfach gesagt, gibt die Hach-Klassifikation an, wie lang der kranke Venenabschnitt in der Stammvene ist.Wichtig: Sie sagtnichts über die Symptomschwere aus. Ein Patient mit Hach III (ausgedehnte Stammvarikose) kann klinisch z.B. noch in CEAP C2 sein, sofern „nur“ die Vene erweitert ist, aber noch keine Ödeme/Hautschäden bestehen. Die Hach-Einteilung wird vor allem von Phlebologen zur Planung der Therapie genutzt (etwa ob die Stammvene ganz oder teilweise behandelt werden muss). Im internationalen Vergleich spielt sie eine untergeordnete Rolle; hier wird meist direkt mit CEAP und der Duplex-Diagnostik gearbeitet.
Zusammenfassend dienen Hach, Widmer und Marshall also der ergänzenden Beschreibung: Widmer/Marshall fokussieren auf die Schwere der CVI (Ödeme, Haut, Ulcus), Hach auf die anatomische Ausdehnung der Stammveneninsuffizienz. Für Patient*innen hat sich jedoch die CEAP-Klassifikation als verständlicher und universeller erwiesen, da sie alle Aspekte berücksichtigt und weltweit einheitlich verwendet wird.
5.6. Diagnose: Wie wird das Stadium festgestellt und wann zum Arzt?
Die Einordnung einer Varikosis in ein bestimmtes Stadium erfolgt durch eine ärztliche Untersuchung. Wichtigste Schritte dabei sind:
- Anamnese (Gespräch): Die Ärztin oder der Arzt erkundigt sich nach Symptomen (Schwellungen, Schmerzen, Schweregefühl, familiäre Belastung etc.) und dem Verlauf. So erfährt man, ob z.B. abends Ödeme auftreten oder schon Hautveränderungen bemerkt wurden. Auch Risikofaktoren wie Beruf (langes Stehen/Sitzen), Schwangerschaften oder Thrombosen in der Vorgeschichte werden erfasst. Diese Informationen geben erste Hinweise auf das mögliche Stadium.
- Körperliche Untersuchung: Anschließend werden die Beine im Stehen begutachtet – denn Krampfadern zeigen sich unter Schwerkraft am deutlichsten. Der Arzt inspiziert die typischen Stellen: Gibt es Besenreiser, knotige oberflächliche Venen (Varizen) an den üblichen Orten (Innenknöchel, Wade, Kniekehle, Oberschenkelinnenseite)? Gibt es Anzeichen von Ödemen (schwellbare Knöchel) oder Hautverfärbungen und Ekzeme? Auch tastet er die Venen ab und prüft, ob Schmerzen oder Verhärtungen bestehen.Zudem werden die Fußpulse kontrolliert, um arterielle Durchblutungsstörungen auszuschließen – das ist wichtig für die Planung der Behandlung (z.B. ob Kompression sicher angewendet werden kann).
- Apparative Diagnostik: Zur genauen Stadienbestimmung ist ein Duplex-Ultraschall der Beinvenen unerlässlich. Die farbkodierte Duplexsonographie ist laut Leitlinien die Methode der ersten Wahl bei der Varikose-Diagnostik. Sie ist schmerzfrei und ohne Strahlenbelastung. Mit Ultraschall kann der Arzt sichtbar machen, welche Venen betroffen sind und ob die Venenklappen schließen oder Reflux zeigen. So lässt sich feststellen, ob eine Stammvarikose der V. saphena magna vorliegt und wie weit diese reicht (ggf. Hach-Stadium).
Außerdem können tiefe Venenthrombosen ausgeschlossen werden. Anhand der Ultraschallbefunde in Kombination mit den klinischen Zeichen legt der Phlebologe dann das CEAP-Stadium fest – zum Beispiel C2, Ep, As, Pr für „primäre Stammvarikose der saphena magna mit Reflux, klinisch als Varizen (C2)“.
In speziellen Fällen kommen zusätzliche Untersuchungen zum Einsatz (z.B. Lichtreflexionsrheographie zur Beurteilung der venösen Pumpfunktion oder Phlebographie, eine Röntgen-Kontrastdarstellung, in Ausnahmesituationen). Meist reicht jedoch Ultraschall völlig aus, um das Krankheitsstadium genau zu bestimmen.
Wann sollte man ärztlichen Rat suchen? Experten raten: Lieber frühzeitig. Schon bei ersten Anzeichen wie regelmäßig schweren, müden Beinen, Spannungsgefühl oder ziehenden Schmerzen in den Waden sollte man dies ernst nehmen und eine(n) Gefäßspezialisten aufsuchen. Eine frühzeitige Diagnosestellung und Behandlung der Varikose kann das Fortschreiten der Erkrankung und das Auftreten von Komplikationen verhindern.
Konkret heißt das: Wenn Besenreiser zunehmen, die Knöchel abends anschwellen oder sich Hautveränderungen zeigen, wartet man besser nicht ab, bis ein „offenes Bein“ entsteht. Auch wer ausgeprägte, sichtbare Krampfadern (C2) hat – selbst wenn sie noch nicht stark wehtun – sollte diese vom Arzt beurteilen lassen. Moderne Therapieverfahren sind schonend und effektiv; sie können Krampfadern entfernen, bevor sie Schaden anrichten.
Die Stadieneinteilung der Varikosis nach CEAP (C0–C6) hilft Patient*innen zu verstehen, wie schwer ihr Venenleiden ist. Von den ersten Besenreisern (C1) über sichtbare Krampfadern (C2) und geschwollene Beine (C3) bis hin zu Hautveränderungen (C4) und Ulcus cruris (C6) – jedes Stadium hat typische Merkmale und Symptome.
Wichtig ist, bereits frühe Stadien ernst zu nehmen und ärztlichen Rat einzuholen. So kann oft verhindert werden, dass aus einer “harmlosen” Krampfader ein schweres chronisches Venenleiden wird. Im nächsten Abschnitt stellen wir die möglichen Therapiemethoden vor, um Krampfadern in jedem Stadium wirksam zu behandeln und Beschwerden zu lindern.
Nachdem wir im vorherigen Abschnitt die Stadieneinteilung der Varikosis (Krampfaderleiden) betrachtet haben, stellt sich nun die Frage, wie die Diagnose einer Varikosis medizinisch erfolgt. Die richtige Diagnostik ist entscheidend, um den Schweregrad der Venenkrankheit festzustellen und darauf aufbauend passende Therapieoptionen im nächsten Abschnitt zu wählen.
Viele Betroffene empfinden Krampfadern zunächst als kosmetisches Problem und zögern den Arztbesuch hinaus. Doch eine frühzeitige Untersuchung hilft, das Fortschreiten der Krankheit aufzuhalten und Komplikationen zu vermeiden. Im Folgenden erfahren Sie, welche Untersuchungen eine Venenspezialistin durchführt – von der klinischen Untersuchung über den Ultraschall bis hin zu besonderen Verfahren – und wann Sie bei Krampfadern zum Arzt gehen sollten.
6. Diagnose: Wie wird Varikosis festgestellt?
6.1. Klinische Untersuchung durch den Venenspezialisten: Anamnese, Inspektion und Palpation
Der Diagnosestellung geht ein ausführliches Gespräch (Anamnese) voraus, in dem der Arzt nach typischen Symptomen wie Schweregefühl, Schmerzen oder Schwellungen und nach familiären Venenleiden fragt. Auch Risikofaktoren (z. B. langes Stehen, frühere Thrombosen oder Schwangerschaften) werden erhoben. Anschließend folgt die gründliche körperliche Untersuchung der Beine im Stehen und Liegen. Der Arzt betrachtet die Beine genau (Inspektion) und erkennt bereits mit bloßem Auge aufgeweitete, geschlängelte Venen und knotige Vorwölbungen unter der Haut – die typischen Krampfadern.
Auch feine Besenreiser werden dokumentiert. Wichtig ist zudem der Blick auf Hautveränderungen: Gibt es Verfärbungen, Verdickungen oder Ekzeme an Unterschenkel und Knöchelbereich, die auf eine chronische Venenschwäche hinweisen? All diese Befunde – von Besenreisern bis zu ausgeprägten Stamm- und Seitenastvarizen – hält der Venenspezialist sorgfältig fest.
Im nächsten Schritt tastet der Arzt die Venen und umgebenden Bereiche ab (Palpation). Dabei prüft er unter anderem die Regionen, in denen die oberflächlichen Venen in die tiefen Leitvenen münden (z. B. Leiste für die Vena saphena magna und Kniekehle für die Vena saphena parva). Durch das Abtasten im Stehen lassen sich Füllungszustand und eventuelle druckschmerzhafte Areale feststellen. Im Liegen überprüft der Arzt, ob sich die Krampfadern entleeren lassen.
Zusätzlich werden die Fußpulse an Innenknöchel und Fußrücken gefühlt, um Durchblutungsstörungen der Arterien (periphere arterielle Verschlusskrankheit) auszuschließen. Gegebenenfalls achtet der Untersucher auch auf Anzeichen einer oberflächlichen Venenentzündung, etwa verhärtete, warme und gerötete Venenstränge.
Die klinische Untersuchung liefert somit ein umfassendes Bild: Sie klärt, wie ausgeprägt die Krampfaderbildung ist, ob eher eine primäre oder sekundäre Varikose vorliegt und ob bereits Folgeschäden bestehen. Natürlich wird der Arzt auch andere Ursachen für Beinbeschwerden ausschließen – beispielsweise Herzschwäche, Nierenerkrankungen oder Lymphödeme, die ebenfalls zu Beinschwellungen führen können.
6.2. Dopplersonographie & farbkodierter Duplex-Ultraschall: Veneninsuffizienz sichtbar machen
Um die Verdachtsdiagnose Krampfadern zu bestätigen und das Ausmaß der Venenerkrankung genau zu bestimmen, schließt sich meist eine Ultraschall-Untersuchung der Beinvenen an. Die farbkodierte Duplexsonografie gilt heute als Goldstandard in der Varikosis-Diagnostik. Dieses Verfahren kombiniert den klassischen Doppler-Ultraschall – der Strömungsgeräusche des Blutes in ein hör- und messbares Signal umwandelt – mit einem B-Bild-Ultraschall, der die Gefäße bildlich darstellt.
Auf dem Ultraschallbild können Arzt und Patient somit live verfolgen, wie breit die Venen sind und in welche Richtung das Blut fließt. Durch Zuschalten der Farbskala werden arterieller Zufluss (zum Herzen hin, üblicherweise rot gefärbt) und venöser Reflux (zurück zum Fuß, blau markiert) unterscheidbar.
So lassen sich undichte Venenklappen und Rückfluss-Strecken eindeutig erkennen. Die Duplexsonografie zeigt zudem, welche oberflächlichen Venenabschnitte betroffen sind und ob die tiefen Venen frei durchgängig sind. Auch die Länge und der Durchmesser der Varizen werden erfasst, was für die Therapiplanung wichtig ist.
Die Dopplersonographie (z. B. mit einem Hand-Dopplergerät) kann in einfachen Fällen oder wenn kein Duplex verfügbar ist, erste Hinweise geben, indem sie hörbar macht, ob beim Druck auf die Wade ein Blutrückfluss auftritt. Allerdings liefert erst die Duplex-Untersuchung ein vollständiges Bild.
Sie ist nicht-invasiv, schmerzfrei und ohne Strahlenbelastung – ein Verfahren, das beliebig oft wiederholt werden kann. Daher hat der Ultraschall die früher übliche Röntgen-Kontrastmitteldarstellung der Venen (Phlebografie) als Standard abgelöst.
In den aktuellen Leitlinien wird die farbkodierte Duplexsonografie ausdrücklich als erstes apparatives Verfahren empfohlen. Im Praxisalltag gehört der Ultraschall der Beinvenen somit zur Routinediagnostik bei Krampfaderleiden. Er hilft nicht nur bei der Erstdiagnose, sondern auch beim Ausschluss einer akuten Thrombose und bei Verlaufskontrollen nach Behandlungen.
In manchen Fällen wird die Duplexsonografie sogar unmittelbar in die Therapie eingebunden, etwa um während eines Eingriffs den korrekten Sitz von Kathetern zu überprüfen – doch dazu mehr im Abschnitt über die Therapie.
6.3. Weitere bildgebende Verfahren in Spezialfällen: Phlebografie, MR-Phlebografie & LRR
In den allermeisten Fällen genügen klinische Untersuchung und Ultraschall, um eine Varikosis sicher zu diagnostizieren. Weitere bildgebende Verfahren kommen nur in Spezialfällen zum Einsatz. Früher war die aufsteigende Phlebographie (Röntgen-Kontrastmitteldarstellung der Venen) das Mittel der Wahl, doch sie wurde durch die Duplexsonografie nahezu vollständig ersetzt.
Eine Phlebografie wird heute nur noch durchgeführt, wenn Ultraschallbefunde unklar sind oder besondere Fragestellungen bestehen – zum Beispiel bei wiederkehrenden Krampfadern (Rezidiv-Varikose) unklarer Ursache oder beim Verdacht auf komplexe Venenanomalien. Da die Phlebografie eine invasive Untersuchung mit Kontrastmittel und Strahlenbelastung ist, wird sie nur noch selten benötigt und steht nicht mehr überall zur Verfügung.
Stattdessen greift man in schwierigen Fällen eher auf moderne Bildgebung wie die Magnetresonanz- oder CT-gestützte Phlebografie zurück. Eine MR-Phlebographie (oder CT-Phlebographie mit Kontrastmittel) kann beispielsweise bei angeborenen Gefäßfehlbildungen, Beckenvenen-Varizen oder zum Nachweis von Venenthrombosen im Bauch- und Beckenbereich hilfreich sein.
In der Schwangerschaft, wenn der Ultraschall keine eindeutigen Ergebnisse liefert, wird aufgrund der fehlenden Röntgenstrahlen bevorzugt eine MR-Untersuchung erwogen. Solche Verfahren bleiben jedoch besonderen Situationen vorbehalten und werden meist in spezialisierten Zentren durchgeführt.
Neben bildgebenden Verfahren gibt es funktionelle Tests wie die Lichtreflexionsrheographie (LRR) oder die Venenverschlussplethysmographie. Diese nicht-invasiven Untersuchungen messen die Leistungsfähigkeit des venösen Systems. Bei der LRR wird die Pumpfunktion der Venen beurteilt – also wie schnell das Blut nach kurzzeitiger Entleerung (etwa durch Fußgymnastik) wieder zurück in die Hautvenen fließt.
Die Venenverschluss-Plethysmographie ermittelt hingegen das Fassungsvermögen der Venen und die Flussgeschwindigkeit des Blutes (Drainage).
In fortgeschrittenen Fällen von Krampfadern zeigt sich typischerweise eine verminderte Pumpfunktion bei gleichzeitig erhöhter Füllkapazität der Venen. Solche Messungen werden vor allem als ergänzende diagnostische Hilfsmittel oder zur Verlaufskontrolle eingesetzt. Im Praxisalltag sind sie jedoch nicht routinemäßig nötig, solange die Duplexsonografie klare Ergebnisse liefert.
Ihr Arzt wird diese Tests nur vorschlagen, wenn sie für die Beurteilung Ihres individuellen Venenleidens einen Mehrwert bieten.
6.4. Wann zum Arzt? Warnzeichen bei Venenbeschwerden richtig deuten
Krampfadern entwickeln sich meist langsam, und viele Menschen gehen erst spät oder gar nicht zum Arzt. Doch wann sollte man bei Krampfadern zum Arzt gehen? Experten raten, bereits bei den ersten Anzeichen einer Venenschwäche eine ärztliche Abklärung vornehmen zu lassen.
Ihre Hausärztin kann einschätzen, ob es sich um behandlungsbedürftige Varizen handelt und Sie gegebenenfalls an einen Venenspezialistin (Phlebolog*in) überweisen. Eine frühzeitige Diagnose und Therapie kann das Fortschreiten der Erkrankung bremsen und Folgeschäden verhindern.
Manche Symptome weisen zudem auf akute Warnzeichen hin, bei denen Sie nicht zögern sollten, umgehend medizinische Hilfe zu suchen. Folgende Beschwerden sind ernst zu nehmen und erfordern rasche ärztliche Abklärung:
- Plötzliche einseitige Beinschwellung oder ungewohnt starke Schmerzen im Bein – hier besteht der Verdacht auf eine tiefe Venenthrombose, gehen Sie sofort zum Arzt. Treten zusätzlich akute Atemnot oder Brustschmerzen auf, alarmieren Sie umgehend den Notarzt (Notruf 112), da eine Lungenembolie vorliegen könnte.
- Rötung, Überwärmung und Druckschmerz entlang einer Vene – dies spricht für eine oberflächliche Venenentzündung (Thrombophlebitis). Auch wenn diese meist weniger gefährlich ist, sollte sie zeitnah von einer Ärztin oder einem Arzt begutachtet und behandelt werden, um ein Ausbreiten des Gerinnsels zu verhindern. Häufig ist ein verhärteter, schmerzhafter Venenstrang tastbar.
- Hautveränderungen an den Unterschenkeln wie bräunliche Verfärbungen, verhärtetes Unterhautfettgewebe oder Juckreiz – solche Veränderungen deuten auf eine fortgeschrittene chronisch-venöse Insuffizienz hin. Spätestens jetzt ist ein Arztbesuch wichtig, um ein offenes Bein (Ulcus cruris) zu verhindern.
- Offene Wunden am Unterschenkel (schlecht heilende Geschwüre) – ein Ulcus cruris entsteht oft aus unbehandelten Krampfadern. Bitte suchen Sie umgehend ärztliche Hilfe, da hier infektionsgefährdete Hautdefekte vorliegen.
- Blutung aus einer Krampfader – selten kann eine Krampfader reißen und zu erheblichem Blutverlust führen. Sichtbares Zeichen ist eine plötzlich einsetzende, starke venöse Blutung am Unterschenkel. Dies ist ein Notfall, bei dem sofort das Bein hochgelagert und mit Druck auf die Blutungsstelle reagiert werden muss. Lassen Sie in diesem Fall unverzüglich einen Notarzt kommen, da eine schnelle Wundversorgung und Blutstillung erforderlich sind.
Grundsätzlich gilt: Nehmen Sie Ihre Beinbeschwerden ernst. Lieber einmal mehr zum Arzt gehen und Entwarnung erhalten, als eine ernsthafte Entwicklung zu übersehen. Bei Unsicherheit – etwa ob es sich bei einer Schwellung um ein „normales“ Krampfadersymptom oder um eine Thrombose handeln könnte – ist es immer ratsam, kurzfristig ärztlichen Rat einzuholen.
6.5. Wichtige Fragen, die Sie beim Arzttermin stellen sollten
Eine gute Vorbereitung auf das Arztgespräch hilft, alle wichtigen Punkte zu klären. Notieren Sie sich im Vorfeld Fragen, die Ihnen auf dem Herzen liegen. Hier sind einige konkrete Fragen, die Sie Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt bei der Diagnose von Krampfadern stellen können:
- Wie ausgeprägt ist meine Varikose? Befinden sich meine Venen im Anfangsstadium oder schon in einem fortgeschrittenen Stadium?
- Sind meine Beschwerden tatsächlich durch Krampfadern verursacht, oder könnten auch andere Ursachen dahinterstecken?
- Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es in meinem Fall – von Kompressionsstrümpfen bis zu operativen Verfahren – und welche empfehlen Sie mir?
- Was passiert, wenn nicht behandelt wird? Besteht ein Risiko, dass sich meine Krampfadern verschlimmern oder Komplikationen auftreten (z. B. Thrombose, „offenes Bein“)?
- Kann ich selbst etwas tun, um die Beschwerden zu lindern oder das Fortschreiten zu verlangsamen? (Bewegung, Hochlagern, Gewichtskontrolle, etc.)
- Muss ich Kompressionsstrümpfe tragen? Wenn ja, in welcher Stärke und wie häufig?
- Wäre in meinem Fall eine Operation oder Verödung sinnvoll, und welche Vor- und Nachteile hätte das Verfahren?
- Wie hoch ist mein persönliches Thromboserisiko und wie erkenne ich Warnsignale rechtzeitig?
Diese Fragen dienen als Anregung. Je nach individueller Situation kommen vielleicht weitere Punkte hinzu – etwa wenn eine Schwangerschaft geplant ist oder bereits Vorbehandlungen stattgefunden haben. Zögern Sie nicht, offen nachzufragen. Ein guter Arzt wird sich Zeit nehmen, um Ihnen die Befunde und nächsten Schritte verständlich zu erklären.
6.6. Hausarzt, Phlebologe oder Gefäßchirurg – wer ist der richtige Ansprechpartner?
Bei Venenbeschwerden stellt sich oft die Frage, welcher Arzt für Krampfadern zuständig ist. Im deutschen Gesundheitssystem können Sie sich zunächst an Ihren Hausarzt/Hausärztin wenden. Hausärzte kennen Ihre Vorgeschichte und können eine erste Einschätzung vornehmen. Sie überweisen bei Bedarf zu einem Spezialisten. Spezialisierte Venentherapeuten führen die Bezeichnung Phlebologe/Phlebologin (Venenarzt).
Phlebologie ist in Deutschland eine Zusatzweiterbildung, die von Ärzten verschiedener Fachrichtungen erworben werden kann, häufig von Dermatologen, Gefäßchirurgen oder Angiologen. Daher kann ein Phlebologe ursprünglich Hautarzt, Chirurg oder Internist sein – entscheidend ist seine Erfahrung in der Venendiagnostik und -behandlung.
Auch rein ausgebildete Angiologinnen (Fachärzte für Gefäßmedizin, ein Teilgebiet der Inneren Medizin) befassen sich mit Venenleiden und können Krampfadern diagnostizieren und therapieren.
In vielen Fällen wird Ihr Hausarzt Sie an einen Phlebologin überweisen, wenn Krampfadern auffällig werden. Sie können aber auch direkt einen Venenspezialisten konsultieren; viele Städte haben spezialisierte Venenkliniken oder phlebologische Praxen. Wichtig ist, dass derdie Behandlerin Erfahrung mit modernen Verfahren der Venendiagnostik (v. a. Duplexultraschall) hat.
Für operative Therapieoptionen – falls z. B. ein Venen-Stripping oder endovenöses Verfahren nötig ist – kommen Gefäßchirurgen ins Spiel, oft in enger Zusammenarbeit mit Phlebologen.
Angiologen und Phlebologen kümmern sich eher um die Diagnostik, konservative Therapie (etwa Kompression, Sklerosierung) und minimalinvasive Maßnahmen; Gefäßchirurgen führen klassische Operationen an den Venen durch. Letztlich arbeiten diese Fachrichtungen Hand in Hand. Wenn Sie unsicher sind, welchen Arzt Sie aufsuchen sollen, kann eine Empfehlung Ihres Hausarztes helfen.
Auch die Arztsuche etwa über die Deutsche Gesellschaft für Phlebologie kann weiterführen – hier sind zertifizierte Venenspezialisten gelistet. Wichtig ist: Suchen Sie bei anhaltenden Venenbeschwerden überhaupt einen Arzt auf – ob Hausarzt oder Spezialist, Hauptsache, Sie lassen Ihre Beschwerden abklären.
6.7. Tipps zur Vorbereitung auf den Arztbesuch bei Venenleiden
Eine gute Vorbereitung hilft Ihnen, den Arztbesuch optimal zu nutzen und keine wichtigen Informationen zu vergessen. Hier einige nützliche Tipps, wie Sie sich auf die Untersuchung Ihrer Krampfadern vorbereiten können:
- Symptom-Tagebuch führen: Notieren Sie über einige Tage, welche Beschwerden auftreten (z. B. Schwellung abends, Schmerzen nach langem Stehen) und was Linderung bringt. So kann der Arzt Ihr Beschwerdebild besser einordnen.
- Vorbefunde und Vorerkrankungen auflisten: Stellen Sie alle relevanten Informationen zusammen – frühere Venenthrombosen oder Operationen, bekannte chronische Krankheiten (z. B. Diabetes), Medikamente, die Sie einnehmen, sowie Allergien. Bringen Sie vorhandene Arztbriefe oder Befunde (z. B. alte Ultraschalluntersuchungen) mit.
- Fragen notieren: Überlegen Sie vorab, was Sie den Arzt fragen möchten (siehe oben). Schreiben Sie sich diese Fragen auf und nehmen Sie den Zettel mit, damit im Gespräch nichts unter den Tisch fällt.
- Dokumentation durch Fotos: Falls Ihre Krampfadern zu bestimmten Tageszeiten oder unter bestimmten Umständen besonders deutlich hervortreten (etwa abends oder nach langem Stehen), kann es hilfreich sein, dies mit Fotos festzuhalten. So kann der Arzt sich ein Bild vom Maximum der Varikose machen, selbst wenn Ihre Beine bei Terminbeginn gerade entlastet sind.
- Praktische Kleidung wählen: Tragen Sie am Untersuchungstag bequeme Kleidung, die sich leicht an- und ausziehen lässt. Für die Beinuntersuchung sind z. B. eine kurze Hose oder weite Trainingshose ideal. Vermeiden Sie es, direkt vor dem Termin stark fettende Cremes auf die Beine aufzutragen, da dies die Ultraschalluntersuchung beeinträchtigen könnte.
Mit diesen Vorbereitungen tragen Sie dazu bei, dass die Diagnose Ihrer Varikosis reibungslos und effektiv verläuft. Ihr Arzt kann sich ein umfassendes Bild machen und Ihnen gezielt weiterhelfen. Denken Sie daran: Sie als Patient*in dürfen und sollen aktiv mitwirken – stellen Sie Fragen, berichten Sie offen von Ihren Beschwerden und äußern Sie ruhig Ihre Sorgen. So wird der Weg zur passenden Therapie Ihrer Krampfadern gemeinsam erfolgreich bestritten.
7. Behandlungsmöglichkeiten bei Varikosis (Krampfadern)
Jetzt, da Ausprägung und Diagnose Ihrer Varikosis feststehen, geht es um die passenden Therapiemöglichkeiten. Je nach Schweregrad gibt es konservative Maßnahmen zur Linderung, moderne minimalinvasive Verfahren zum Krampfadern behandeln sowie klassische operative Eingriffe.
Im Folgenden erhalten Sie eine verständliche Übersicht über konservative, minimalinvasive und operative Therapieoptionen – und wann welche Methode geeignet ist. (Ein Ausblick: Nach der Behandlung geht es im nächsten Abschnitt darum, was Sie selbst tun können, um den Behandlungserfolg zu unterstützen.)
7.1. Konservative Maßnahmen
Konservative Therapien zielen vor allem darauf ab, Beschwerden zu lindern und ein Fortschreiten der Varikosis zu verhindern. Wichtig ist zu wissen: Konservative Behandlungen können die Ursache der Krampfadern nicht beseitigen, sondern vorübergehend Symptome verbessern. Oft werden sie eingesetzt, wenn ein Eingriff (noch) nicht nötig oder nicht möglich ist.
Beispiel: Medizinische Kompressionsstrümpfe bis zum Oberschenkel. Sie üben Druck auf die Beine aus und unterstützen den Blutrückfluss in den Venen.
Kompressionsstrümpfe und -verbände:
Das Tragen von Kompressionsstrümpfen ist eine grundlegende konservative Therapie. Durch den kontrollierten Druck auf das Bein werden die Venen verengt und die Muskelpumpe unterstützt, sodass das Blut besser zum Herzen zurückfließen kann. Es gibt vier medizinische Kompressionsklassen (I–IV), die sich in der Druckstärke unterscheiden. Je nach Ausprägung der Varikose wird meist ein Strumpf der Klasse II oder höher angepasst.
Wichtig ist, die Strümpfe konsequent tagsüber zu tragen – insbesondere beim langen Sitzen oder Stehen. Anfangs können sie ungewohnt oder unangenehm sein, vor allem bei warmem Wetter. Moderne Kompressionsstrümpfe sind jedoch in verschiedenen Materialien, Farben und auch als Maßanfertigung erhältlich, was den Tragekomfort erhöht. Kompressionsbandagen kommen vor allem bei ausgeprägten Ödemen (Schwellungen) zum Einsatz, etwa initial zur Entstauung, und werden häufig in Fachpraxen angelegt.
Bewegung, Venengymnastik und Hochlagern
Regelmäßige Bewegung ist eine der besten Maßnahmen, um die Venenfunktion zu unterstützen. Durch Venengymnastik (wie das Wippen mit den Füßen oder Zehenspitzenstand) wird die Wadenmuskulatur aktiviert und der venöse Rückfluss verbessert. Im Alltag gilt: vermeiden Sie langes Stehen und Sitzen am Stück. Stehen Sie zwischendurch auf oder gehen Sie ein paar Schritte, um den Blutfluss anzuregen.
Falls Sie berufsbedingt viel stehen müssen, können Kompressionsstrümpfe und kleine Übungen zwischendurch die Belastung reduzieren. Legen Sie außerdem bei Gelegenheit die Beine hoch – schon 20–30 cm über Herzhöhe reichen, um den Rückfluss des Blutes zu erleichtern. Auch das Hochlagern in der Nacht (z. B. mithilfe eines Kissens) kann Schwellungen mindern.
Ernährung, Gewichtskontrolle und Risikofaktoren
Übergewicht gilt als Risikofaktor für Krampfadern, daher hilft eine Normalisierung des Gewichts, den venösen Druck in den Beinen zu senken. Eine gesunde, ballaststoffreiche Ernährung unterstützt zudem die Gefäßgesundheit (und beugt Verstopfung vor, die den Venendruck erhöhen kann). Ausreichende Flüssigkeitszufuhr hält das Blut “flüssig”. Das Rauchen aufzugeben empfiehlt sich ebenfalls, da Nikotin Gefäße schädigen kann.
Darüber hinaus sollten bekannte Auslösefaktoren gemieden werden: Heiße Bäder oder Saunagänge können die Venen erweitern – kühlen Sie die Beine danach ggf. mit kaltem Wasser ab.
Engeinschnürende Kleidung sowie hohe Absätze sollte man reduzieren, da sie den Blutfluss behindern. Langes Sitzen oder Stehen möglichst vermeiden oder regelmäßige Pausen mit Bewegung einlegen. All diese Maßnahmen können helfen, Schweregefühl, Schwellungen oder nächtliche Wadenkrämpfe zu vermindern. Dennoch ersetzen sie keine ursächliche Therapie der Varikose.
Grenzen der konservativen Therapie
Konservative Maßnahmen können Symptome oft nur vorübergehend bessern. Studien zeigen, dass Kompressionsstrümpfe Beschwerden wie Schmerzen und Schwellungen allenfalls geringfügig lindern. Sie müssen zudem dauerhaft angewendet werden, solange die Varikose besteht, da die Venen ohne Kompression wieder nachgeben.
Wichtig ist auch zu wissen, dass Kompressionsbehandlung allein keine Krampfadern “verschwinden” lässt – die erweiterten Venen bleiben trotz Linderung weiter bestehen. Leitlinien empfehlen Kompression daher vor allem als begleitende Maßnahme oder wenn Eingriffe nicht infrage kommen. Sollten allgemeine Maßnahmen nicht ausreichen, stehen minimalinvasive oder operative Verfahren zur Verfügung.
7.2. Minimalinvasive Verfahren
Unter minimalinvasiven Verfahren versteht man schonende Eingriffe, die ohne großen Schnitt auskommen. Meist werden die betroffenen Venen nicht herausoperiert, sondern von innen verschlossen – entweder mittels Spezialkleber, Hitze oder Verödungsmittel. Diese Methoden haben in den letzten Jahrzehnten enorme Fortschritte gemacht und gelten heute als wirksame Alternativen zur klassischen Operation.
In vielen Fällen sind sie sogar die Therapie der ersten Wahl, da sie ähnlich erfolgreich, aber mit weniger Risiken und schnellerer Erholung verbunden sind. Hier ein Überblick:
VenaSeal™ (Venenkleber)
Eine der neueren Methoden zur Behandlung von Krampfadern ist die Therapie mit einem medizinischen Venenkleber (Handelsname VenaSeal™). Dabei handelt es sich um einen Gewebeklebstoff (Cyanoacrylat), der über einen dünnen Katheter in die erkrankte Vene eingebracht wird.
Unter Ultraschallkontrolle platziert der Arzt den Katheter in der Vene und appliziert eine kleine Menge des Klebers, während er den Katheter langsam zurückzieht. Der Klebstoff verschließt die Vene dauerhaft von innen, sodass kein Blut mehr zurückfließen kann. Der Körper baut die verklebte Vene mit der Zeit ab.
Vorteile: Das Verkleben der Vene kommt ohne Hitze und ohne Tumeszenz-Lokalanästhesie aus. Das heißt, es sind keine vielen Betäubungsspritzen entlang der Vene nötig, wie sie bei Laser oder Radiofrequenz üblich sind. Dadurch verläuft die Behandlung für Patient*innen oft komfortabler.
In Studien zeigte die Klebetechnik Erfolgsraten (Venenverschluss) von über 90 % nach 1–3 Jahren, vergleichbar mit der Radiofrequenzablation. Auch die Komplikationsrate ist gering: Es treten sogar tendenziell weniger Blutergüsse oder Schmerzen auf als bei Hitzebehandlungen.
Ein weiterer Vorteil ist, dass nach VenaSeal meist keine Kompressionsstrümpfe getragen werden müssen oder nur für kurze Zeit, da die Vene sofort verschlossen ist. Der Eingriff erfolgt ambulant; man kann in der Regel direkt im Anschluss wieder normal gehen und Alltagsaktivitäten aufnehmen.
Risiken/Nebenwirkungen: Insgesamt ist der Venenkleber sehr sicher. In den ersten Wochen nach dem Eingriff kann es in etwa 1 von 4 Fällen zu einer leichteren Venenentzündung im behandelten Abschnitt kommen – eine lokale Reizung, die als „phlebitis‐artige Reaktion“ bezeichnet wird. Diese äußert sich durch Rötung, Verhärtung oder Spannungsgefühl über der verklebten Vene, klingt aber meist von selbst oder mit entzündungshemmender Salbe wieder ab. Selten (<1 %) kann eine allergische Reaktion auf den Klebstoff auftreten.
Schwerwiegende Komplikationen wie tiefe Thrombosen oder Embolien sind äußerst selten und traten in Studien bis zu 5 Jahren Nachbeobachtung praktisch nicht auf. Insgesamt gilt der Venenkleber als schonende und sichere Methode, speziell für Patient*innen, die auf eine rasche Erholung und minimalen Eingriff Wert legen.
Radiofrequenzablation (RFA) und endovenöser Laser (EVL)
Die Radiofrequenzablation und die endovenöse Lasertherapie sind etablierte Katheterverfahren, bei denen die Krampfader mittels Wärme von innen „verödet“ wird. Beide gehören zu den endovenösen (innen in der Vene wirkenden) Verfahren. Der Ablauf: Nach örtlicher Betäubung führt der Arzt einen feinen Katheter in die betroffene Stammvene (z. B. die Vena saphena magna) ein.
Über den Katheter wird entweder eine Radiowellen-Sonde (bei RFA) oder ein Laserfaser-Lichtleiter (bei EVL) eingeführt. Dann wird entlang der Vene eine Tumeszenzlösung eingespritzt – eine verdünnte Betäubungslösung, die die Vene umgibt und das umliegende Gewebe vor Hitze schützt. Anschließend wird die Sonde aktiviert und langsam zurückgezogen.
Durch die Hitze (ca. 100 °C bei Laser, 120 °C bei RFA) werden die Veneninnenwände gezielt verschmort und versiegelt. Die Vene schrumpft und bleibt als bindegewebiger Strang zurück, der Körper baut sie nach und nach ab.
Die Radiofrequenz- und Lasertherapie unterscheiden sich technisch in der Energiequelle (Radiowellen vs. Laserlicht), klinisch sind ihre Ergebnisse aber vergleichbar. Beide erzielen sehr hohe Verschlussraten: Unmittelbar nach dem Eingriff >95 %, und auch nach 5 Jahren sind je nach Studie ~80–90 % der behandelten Venen dauerhaft geschlossen.
RFA kann mit speziellen Segment-Kathetern etwas gleichmäßiger erhitzen, während moderne Lasersysteme mit radial abstrahlenden Fasern arbeiten – beides verbessert die Effektivität und senkt Nebenwirkungen im Vergleich zu älteren Techniken.
Für wen geeignet: Endovenöse Thermoverfahren werden bei größeren Stammkrampfadern (insbesondere Insuffizienz der Vena saphena magna oder parva) heute als Therapie der ersten Wahl angesehen. Die europäischen Leitlinien empfehlen sie, sofern anatomisch machbar, vor einer offenen Operation. Sie eignen sich fast für alle Patientengruppen und Altersklassen, da sie in Lokalanästhesie ambulant durchgeführt werden können.
Bei sehr geschlängelten („kurvigen“) Venen kann es allerdings technisch schwierig sein, den Katheter vollständig vorzuschieben – in solchen Fällen käme alternativ die Schaumsklerosierung oder ein operatives Vorgehen infrage. Auch wenn bereits eine starke Narbenbildung oder Gefäßveränderung vorliegt (z. B. nach früheren Thrombosen), muss individuell entschieden werden, ob ein endovenöser Zugang möglich ist.
In den meisten Fällen können RFA/EVL jedoch durchgeführt werden, selbst bei höherem Lebensalter oder Begleiterkrankungen, da keine Vollnarkose nötig ist.
Risiken/Nebenwirkungen: Die Komplikationsrate ist niedriger als bei der konventionellen Operation. Typisch sind vorübergehende lokale Beschwerden: Ein Ziehen im Behandlungsverlauf, leichte Schmerzen, Blutergüsse oder Verhärtungen unter der Haut. Diese klingen meist innerhalb von wenigen Wochen ab.
Gelegentlich tritt ein Taubheitsgefühl an kleinen Hautarealen auf, wenn ein Hautnerv durch die Hitze irritiert wurde – dies ist selten und bildet sich meistens zurück. Größere Komplikationen (Infektionen, tiefe Venenthrombosen, Verletzung von tieferen Gefäßen oder Nerven) sind sehr selten.
In Studien traten z. B. Thrombosen in deutlich unter 1 % der Fälle auf. Nach dem Eingriff wird häufig empfohlen, für einige Tage bis zwei Wochen Kompressionsstrümpfe zu tragen und regelmäßig zu gehen, um die Heilung zu fördern. Die meisten Patient*innen sind aber bereits am Folgetag wieder arbeitsfähig oder können ihrem Alltag nachgehen.
Heilungsverlauf und Erfolg: Die Erholungszeit nach RFA oder EVL ist kurz – oft verspürt man schon nach wenigen Tagen kaum noch Beschwerden. Da keine größeren Schnitte notwendig sind, entstehen nur punktförmige Narben. Langzeitstudien zeigen, dass die Ergebnisse mit denen einer Operation vergleichbar sind.
Wichtig ist zu wissen, dass – wie bei jeder Krampfaderbehandlung – neue Varizen im Laufe der Jahre auftreten können. Nach einigen Jahren sind bei ca. 20–30 % der Behandelten wieder neue Krampfadern sichtbar, entweder durch Wiederöffnung der behandelten Vene oder durch Erweiterung anderer Venen.
Dies entspricht in etwa der Rezidivrate nach einer klassischen OP. Gegebenenfalls kann dann erneut ein minimalinvasiver Eingriff erfolgen. Insgesamt haben RFA und Laser jedoch eine sehr hohe initiale Erfolgschance und ermöglichen vielen Betroffenen eine deutliche Besserung der Beschwerden und Beinästhetik mit minimaler Ausfallzeit.
7.3. Schaumsklerosierung (Verödung)
Die Sklerotherapie (Verödung) ist ein injektives Verfahren, bei dem ein Verödungsmittel in die erweiterte Vene gespritzt wird, um sie zum Veröden und Vernarben zu bringen. Man unterscheidet die Flüssig- und die Schaumsklerosierung. Insbesondere für größere Varizen (Seitenast- oder Stammvenen) wird heute meist ein Verödungsschaum verwendet, da dieser sich in der Vene besser verteilt. Der Arzt spritzt unter Ultraschallkontrolle einen feinblasigen Schaum (eine Mischung aus Verödungsmittel und Luft/CO₂) in die Vene.
Der Wirkstoff – oft Polidocanol oder Ätzdorn – schädigt die Innenwand der Vene, wodurch die Vene sich zusammenzieht und im Verlauf zu einem bindegewebigen Strang umgebaut wird. Auch diese Methode entfernt die Vene nicht physisch, sondern verschließt sie von innen. Kleinere Krampfadern (z. B. retikuläre Venen und Besenreiser) können oft schon durch Flüssiginjektionen verödet werden, während größere Venen mit Schaum behandelt werden.
Typische Indikationen: Die Schaumsklerosierung ist vielseitig einsetzbar. Sie wird häufig für Seitenast-Varizen angewendet, also mittelgroße Krampfadern, die z. B. nach einer Stammvenenbehandlung noch verbleiben. Auch rezidivierte Krampfadern (erneut aufgetretene Varizen nach früherer OP) lassen sich gut durch Schaum behandeln, falls die Anatomie einen Katheter nicht zulässt.
In manchen Fällen kann sogar eine insuffiziente Stammvene (V. saphena) anstelle einer Operation mit Schaum verschlossen werden – insbesondere wenn Patienten kein invasiveres Verfahren wünschen oder gesundheitliche Risiken eine OP verbieten.
Allerdings ist die Erfolgsrate bei sehr großen Stammvenen begrenzt; Leitlinien sehen die Schaumsklerotherapie primär als Option, wenn Laser/RFA ungeeignet sind oder bei kleineren Venen. Oft wird die Verödung auch ergänzend zu anderen Verfahren eingesetzt (z. B. Verödung kleiner Restäste nach RFA, oder Kombination von Schaum und Kompressionstherapie).
Ablauf: Die Behandlung erfolgt ambulant. Meist sind mehrere Sitzungen erforderlich, je nachdem wie viele Venenabschnitte verödet werden müssen. Pro Sitzung kann nur eine gewisse Menge an Sklerosierungsmittel verwendet werden. Nach der Injektion wird die Vene mit einem Kompressionsverband oder -strumpf versorgt, den man einige Tage bis Wochen tragen muss, damit die Venenwände verkleben und Entzündungen gering gehalten werden.
Schon kurz nach der Injektion sollen die Patient*innen 30–60 Minuten umhergehen, um den Blutfluss in tiefen Venen zu fördern. Alltägliche Aktivitäten sind ansonsten kaum eingeschränkt – ein großer Vorteil gegenüber der Operation.
Risiken/Nebenwirkungen: Lokale Reizungen sind relativ häufig, aber meist harmlos. Es kann zu Rötungen, Juckreiz oder einem kurzen Brennen an der Einstichstelle kommen. Eine bekannte unerwünschte Wirkung sind Hautverfärbungen: Bei ca. 10–30 % der Behandelten entsteht eine bräunliche Pigmentierung entlang der verödeten Vene.
Diese verfärbten Stellen verschwinden oft innerhalb von Monaten, können in manchen Fällen aber auch dauerhaft sichtbar bleiben. Außerdem kann sich ein kleiner Venenast entzünden (oberflächliche Thrombophlebitis), was sich als schmerzhaftes verhärtetes „Knötchen“ zeigt – dieses wird ggf. punktiert oder mit Heparinsalbe behandelt und ist nicht gefährlich. Seltener als bei einer Operation treten Komplikationen wie Nervenschäden oder größere Blutergüsse auf.
Ernsthafte Komplikationen (tiefe Thrombosen, allergische Reaktionen, Sehstörungen oder – extrem selten – Schlaganfälle) sind in der Literatur beschrieben, kommen aber bei korrekter Technik und Ultraschallkontrolle nur in Ausnahmefällen vor. Insgesamt gilt die Schaumverödung als relativ sicheres Verfahren. Dennoch wird sie vor allem bei kleineren und mittelschweren Varizen eingesetzt, wo das Nutzen-Risiko-Profil günstig ist.
Erfolg und Rezidivrate: Eine Sklerotherapie kann viele Krampfadern wirksam behandeln. Gerade für Seitenäste und Besenreiser ist sie das Mittel der Wahl. Bei größeren Stammvenen ist die Anfangserfolgsrate zwar hoch, doch die Wahrscheinlichkeit einer Wiedereröffnung oder Neubildung ist höher als bei Laser oder Stripping.
Eine vergleichende Studie ergab nach 4 Jahren rezidivfreie Raten von nur ~51 % nach Schaumsklerosierung, gegenüber ~81 % nach einer Stripping-OP. Das heißt, etwa jede zweite verödete große Vene kann mittelfristig wieder durchgängig werden oder sich Kollateralen bilden. Oft sind daher Nachbehandlungen nötig – entweder erneute Sklerotherapien oder ein Wechsel zu einer anderen Methode.
Dennoch hat auch die Schaumverödung Vorteile: Sie ist kostengünstiger, erfordert keine Anästhesie und erlaubt die schnelle Rückkehr in den Alltag. In der Hand erfahrener Phlebologen und für geeignete Venenabschnitte ist sie ein wertvolles Verfahren, um Krampfadern ohne Operation zu beseitigen.
Aktuelle Entwicklungen und Kombinationstherapien
Die Phlebologie entwickelt sich stetig weiter. Mikroschaum-Verödungen sind eine verfeinerte Form der Schaumsklerotherapie: Durch spezielle Mischverfahren entsteht ein besonders homogener, stabiler Schaum mit sehr kleinen Bläschen. Dieser Mikroschaum (z. B. das in den USA zugelassene Polidocanol-Mikroschaum) verteilt sich optimal in der Vene und kann möglicherweise noch bessere Verschlussraten erzielen.
Studien laufen, um zu bewerten, ob Mikroschaum der klassischen Schaumsklerosierung überlegen ist. Ebenfalls in Entwicklung sind neue Sklerosierungsmittel und Klebematerialien, die verträglicher und effizienter wirken sollen. So wird z. B. an alternativen medizinischen Klebstoffen geforscht, die neben VenaSeal zum Einsatz kommen könnten, sowie an kombinierten Verfahren.
Ein Beispiel für Letzteres ist die mechanochemische Ablation (MOCA, z. B. „ClariVein®“): Hierbei verursacht ein rotierender Katheter mechanisch eine Schädigung der Venenwand und gleichzeitig wird ein Verödungsmittel eingebracht – diese Kombination soll die Vorteile beider Prinzipien nutzen, ganz ohne Hitze. Erste Ergebnisse zeigen gute Erfolgsraten bei minimalen Nebenwirkungen, allerdings fehlen noch Langzeitdaten.
Zudem werden häufig Therapiekombinationen angewandt, um optimale Ergebnisse zu erzielen. In der Praxis wird z. B. eine große Stammvene mit Laser oder RFA behandelt und anschließend kleinere Seitenäste per Schaum verödet oder mittels Miniphlebektomie entfernt. Auch die Kombination mit Kompression hat sich bewährt: Nach praktisch jedem endovenösen oder operativen Eingriff wird eine zeitlich begrenzte Kompressionstherapie empfohlen, da Studien darauf hinweisen, dass dies die Heilung fördert und Komplikationen reduziert.
Medikamentöse Ergänzungen spielen dagegen eine untergeordnete Rolle: So können venentonisierende Mittel (wie rotes Weinlaub oder Rosskastanien-Extrakt) subjektive Symptome lindern, ersetzen aber keine interventionelle Therapie. Insgesamt ermöglicht der Mix aus verschiedenen Verfahren eine individualisierte Behandlung – je nach Befund werden oft mehrere Methoden eingesetzt, um ein bestmögliches Behandlungsergebnis zu erzielen.
7.4. Operative Verfahren
Operative Eingriffe an den Venen haben eine lange Tradition und galten lange als Goldstandard in der Krampfadertherapie. Auch heute noch sind sie in bestimmten Fällen notwendig oder sinnvoll – etwa bei sehr ausgeprägten Varizen, wenn minimalinvasive Methoden nicht durchführbar sind oder ein hoher Rezidivbefund vorliegt.
Moderne Operationstechniken sind schonender geworden; viele Eingriffe erfolgen ambulant. Die klassischen OP-Methoden bei Varikosis sind das Venenstripping und die Crossektomie (Unterbindung an der Venenmündung), oft in Kombination mit der Entfernung von Seitenästen. Hierbei wird die Krampfader tatsächlich aus dem Körper entfernt.
Der Vorteil: Die erkrankte Vene ist vollständig weg, was langfristig etwas geringere Wiederauftretensraten zeigen kann. Nachteil sind natürlich die invasivere Natur und möglichen Wundheilungsprobleme. Im Folgenden die wichtigsten operativen Verfahren:
Venenstripping (nach Babcock)
Das Stripping („Ziehen“) der Vene ist die bekannteste Krampfader-Operation. Ein typisches Beispiel ist das Babcock-Stripping der Vena saphena magna. Dabei werden zwei kleine Schnitte gesetzt: einer in der Leiste (oder Kniekehle bei der kleinen Stammvene) und ein zweiter weiter unten am Unterschenkel oder Knöchel.
Zunächst wird an der Leiste die erweiterte Stammvene von der tiefen Vene abgetrennt (Crossektomie: Unterbindung der Vena saphena an der Crosse). Anschließend führt der Chirurg vom unteren Schnitt aus eine flexible Sonde in die Vene ein und schiebt sie bis zur Leiste hoch. An der Sonde wird dann die Vene fixiert – klassisch mit einem „Olivenkopf“-Aufsatz – und über den Leistenstich herausgezogen.
Auf diese Weise wird der gesamte krankhafte Venenabschnitt entfernt. Zusätzlich werden oft sichtbare Seitenast-Krampfadern durch Miniphlebektomie beseitigt: Über winzige, punktförmige Hautschnitte (<5 mm) hakt man die Nebenäste mit speziellen Häkeln heraus und zieht sie stückweise heraus. Diese Methode hinterlässt nur minimale Narben. Das entfernte Venenmaterial spielt für den Blutkreislauf keine Rolle mehr – das Blut fließt durch tiefe und andere oberflächliche Venen zurück, was durch die Operation nicht beeinträchtigt wird.
Indikation: Ein Stripping wird vor allem bei ausgedehnter Stammvarikose durchgeführt, wenn also die große oder kleine Stammvene auf ganzer Länge insuffizient ist. Auch bei Rezidivvarikosis (erneuten Varizen nach Vorbehandlung) kann ein Stripping sinnvoll sein, um verbliebene oder neu entstandene Venenabschnitte vollständig zu entfernen.
In bestimmten Stadien (z. B. C2–C5 nach CEAP mit Beschwerden) kann eine operative Entfernung erwogen werden, insbesondere wenn minimalinvasive Verfahren nicht geeignet sind (etwa wegen extrem geschlängelter Venen oder sehr großer Venendurchmesser >2 cm). Bei sehr jungen Patienten mit lang erwartbarer Lebenszeit argumentieren manche Phlebologen ebenfalls für eine radikalere Entfernung, um Rezidiven vorzubeugen – allerdings ist dies umstritten, da Rezidive auch nach Stripping auftreten können, z. B. durch Neovaskularisation.
Risiken/Nebenwirkungen: Wie bei jeder Operation können Wundschmerzen, Blutergüsse und Schwellungen in den Tagen danach auftreten. Insbesondere das Stripping kann zu ausgedehnten blauen Flecken entlang dem entfernten Venenverlauf führen. Durch die Schnitte entstehen Narben – in der Leiste wenige Zentimeter, am Unterschenkel oft <1 cm, und zahlreiche Mini-Narben von der Phlebektomie. Bei etwa 15 % der Operierten kommt es zu einer behandlungsbedürftigen Nebenwirkung wie Wundinfektion, Nachblutung, anhaltender Schwellung oder auffälliger Narbenbildung.
Schwerwiegende Komplikationen sind selten, aber möglich: Dazu zählen Verletzungen der benachbarten Strukturen (z. B. Nervenverletzungen, die zu Taubheitsbereichen führen können) oder tiefe Venenthrombosen durch Verletzung eines tiefen Venenastes. Eine spezielle, seltene Komplikation beim Stripping der kleinen Stammvene ist die Schädigung des Wadenbeinnervs (N. suralis), der am Unterschenkel neben der Vene verläuft – dies kann zu einem anhaltenden Taubheitsgefühl am lateralen Fuß führen.
Insgesamt ist das Risiko für ernste Komplikationen jedoch sehr gering (schwere Probleme treten in deutlich unter 1 % auf). Dank moderner OP-Technik und erfahrener Chirurgen ist das Stripping heute ein sicheres Verfahren.
Heilungsdauer: Nach einem Venenstripping können Sie häufig noch am gleichen Tag oder am Folgetag nach Hause gehen. In den ersten Tagen sollten Sie die Beine schonen, aber früh mobilisieren – häufig wird schon am Tag der OP das Laufen mit Kompressionsverband empfohlen, um die Durchblutung zu fördern. Die Fäden (sofern nicht selbstauflösend) werden nach ca. 7–10 Tagen gezogen.
Schwellungen und Blutergüsse klingen meist innerhalb von 2–3 Wochen ab. Je nach Beruf kann eine Krankschreibung von ungefähr 1–3 Wochen notwendig sein, insbesondere wenn körperliche Arbeit oder langes Stehen ausgeübt wird. Sportliche Aktivitäten (außer Schwimmen, solange Wunden nicht verheilt sind) sind nach etwa 2 Wochen wieder möglich, sobald keine Schmerzen mehr bestehen. Insgesamt ist die Erholungszeit nach Stripping etwas länger als bei den minimalinvasiven Verfahren, aber dennoch überschaubar.
Erfolg und Rezidive: Ein Stripping lindert bei über 80 % der Patient*innen die Symptome deutlich oder lässt sie ganz verschwinden. Auch das ästhetische Ergebnis ist in der Regel gut – die krummen, hervortretenden Adern sind entfernt, und das Bein sieht wieder glatter aus. Allerdings können sich auch nach einer Operation neue Krampfadern bilden.
In Studien trat bei rund 30 % der Operierten innerhalb von 2 Jahren wieder eine Varikose auf. Langfristig (nach vielen Jahren) können sogar bis zu 50 % erneut betroffen sein, vor allem wenn erbliche Veranlagung vorliegt. Die Ursache für solche Rezidive sind oft neue Verbindungsvenen an der Crosse (Neovaskularisation) oder unbemerkt verbliebene Venenabschnitte, die sich erweitern. Interessant ist, dass ein radikales Stripping nachweislich weniger Rezidive verursacht als nur ein begrenzter Eingriff: Wird z. B. nur die Crosse unterbunden ohne die Vene zu ziehen, ist die Wiederkehrquote deutlich höher. Auch gegenüber der Schaumsklerosierung schneidet das Stripping hinsichtlich Dauerhaftigkeit besser ab.
Dennoch bleibt ein Rest-Risiko. Falls erneut Krampfadern auftreten, können auch nach Jahren nochmal Behandlungen erfolgen – sei es ein erneutes Stripping von Restabschnitten, eine Nachverödung oder ein endovenöses Verfahren. Insgesamt bietet das Venenstripping aber sehr gute Erfolgschancen mit relativ niedriger Rezidivrate bei passenden Indikationen.
Crossektomie und Perforansvenen-Ligatur
Unter Crossektomie versteht man die operative Unterbindung der Einmündungsstelle einer oberflächlichen Vene in das tiefe Venensystem. Praktisch heißt das z. B.: die V. saphena magna wird in der Leiste dort durchtrennt und abgebunden, wo sie in die tiefe V. femoralis mündet (dieser Bereich heißt Crosse). Eine Crossektomie ist oft Bestandteil des Strippings (der erste Schritt dabei). In seltenen Fällen kann sie auch als alleiniger Eingriff durchgeführt werden – etwa bei älteren Patienten, bei denen man kein vollständiges Stripping mehr vornehmen will, oder wenn die Stammvene nur im oberen Abschnitt insuffizient ist.
Allerdings gilt: Ohne das nachfolgende Entfernen der Vene ist die Rückfallquote höher. Studien zeigen, dass nach alleiniger Crossektomie viel häufiger erneut Krampfadern auftreten oder Reoperationen nötig werden, verglichen mit Crossektomie plus Stripping. Daher wird eine isolierte Crossektomie heute kaum noch durchgeführt, außer es sprechen besondere Gründe dagegen, die Vene zu entfernen.
Sollte eine alleinige Crossektomie erfolgen, ist dies ein recht kleiner Eingriff (im Prinzip nur der Leistenschnitt wie beim Stripping, aber ohne das lange „Ziehen“ der Vene). Die Risiken entsprechen denen beim Stripping, sind aber insgesamt geringer, da weniger Gewebe traumatisiert wird. Dennoch besteht auch hier ein (noch höheres) Rezidivrisiko, weshalb diese Maßnahme eher selten isoliert angewandt wird.
Die Perforansvenen-Ligatur ist ein weiteres operatives Verfahren, das allerdings nur in speziellen Situationen notwendig wird. Perforansvenen sind Verbindungsvenen zwischen dem oberflächlichen und tiefen Venensystem. Bei fortgeschrittener chronisch-venöser Insuffizienz (CVI), insbesondere wenn sich bereits ein Ulcus cruris venosum (offenes Bein) gebildet hat, sind häufig bestimmte Perforansvenen insuffizient. Das bedeutet, Blut fließt aus dem tiefen System zurück in oberflächliche Bereiche und staut sich im Gewebe – was die Wundheilung eines Ulkus behindert.
In solchen Fällen kann die Unterbindung dieser fehlgeleiteten Perforansvenen erforderlich sein, um den Druck im Gewebe zu senken und die Heilung zu ermöglichen. Dies geschieht entweder offen chirurgisch durch einen Hautschnitt über der entsprechenden Vene oder durch ein endoskopisches Verfahren (SEPS – subfasciale endoskopische Perforansvenenligatur). Aufgrund des zusätzlichen OP-Aufwands und nicht unerheblichen Risikos (Wundheilungsstörungen etc.) wird eine SEPS aber sehr zurückhaltend indiziert und praktisch nur bei therapieresistenten Ulzera vorgenommen.
Die Perforans-Ligatur wird meist mit anderen Eingriffen kombiniert (z. B. im Rahmen eines Strippings, wenn am Unterschenkel insuffiziente Perforansvenen identifiziert wurden). Für die meisten gewöhnlichen Krampfader-Patient*innen ohne Ulcus ist dieses Verfahren nicht relevant. Sollte es doch nötig sein, wird Ihr Gefäßchirurg dies gezielt mit Ihnen besprechen.
7.5. Welche Methode für wen? – Patientenperspektive
Angesichts der Vielzahl an Therapieoptionen stellt sich die Frage: Welche Behandlung ist in meinem Fall die richtige? Die Antwort hängt von mehreren Faktoren ab, insbesondere vom Stadium der Varikose, Ihren Beschwerden, dem allgemeinen Gesundheitszustand und auch Ihren persönlichen Vorlieben. Grundsätzlich gilt:
- Allgemeine Maßnahmen zuerst: Bei milden Befunden (z. B. wenige Krampfadern ohne Symptome) oder in frühen Stadien wird oft zunächst konservativ behandelt. Kompression, Bewegung und Risikofaktoren-Management können ausprobiert werden.
Wenn damit Beschwerdefreiheit erreicht wird, muss nicht zwingend sofort interveniert werden. Allerdings verschwinden bestehende Krampfadern dadurch nicht. Sobald Symptome auftreten oder die Varizen fortschreiten, sollte über weitere Schritte nachgedacht werden.
- Minimalinvasiv vor operativ: Nach aktuellen Leitlinien sollten Patient*innen mit behandlungsbedürftigen Krampfadern bevorzugt ein endovenöses Verfahren angeboten bekommen – an erster Stelle steht hier zunehmend das VenaSeal™ (Venenkleber), gefolgt von bewährten Techniken wie der Radiofrequenzablation oder der endovenösen Lasertherapie. Diese Methoden sind für die meisten geeignet, da sie ambulant, in Lokalanästhesie und mit kurzer Ausfallzeit einhergehen. Auch aus medizinischer Sicht gelten sie bei Stammveneninsuffizienz als Behandlungsstandard (Empfehlungsgrad I).
Ausnahmen sind besondere anatomische Gegebenheiten, die ein endovenöses Vorgehen ausschließen. Ist ein Thermoverfahren nicht möglich (z. B. sehr gewundene Vene oder Kontraindikationen für die erforderliche Betäubung), kommt als nächstes die ultraschallgestützte Schaumsklerosierung in Betracht. Diese eignet sich gut für etwas kleinere Stammvenen oder ausgeprägte Seitenastvarizen.
Sie kann auch eine Alternative sein, wenn jemand keinen operativen Eingriff wünscht. Erst wenn weder Laser/RFA noch Sklerotherapie infrage kommen (oder erfolglos waren), sollte eine Operation (Stripping) erwogen werden. Natürlich gibt es auch Situationen, in denen direkt operiert wird – etwa bei sehr großen Krampfadern mit Komplikationen, oder wenn gleichzeitig andere venöse Probleme chirurgisch behoben werden müssen.
- Schwere der Varikose und Beschwerden: Bei fortgeschrittener chronisch-venöser Insuffizienz (C3 mit starken Ödemen, C4 Hautveränderungen, C5 abgeheilte Ulzera, C6 offene Ulzera) sollte eine interventionelle Therapie nicht zu lange hinausgezögert werden. Hier ist die Gefahr von Komplikationen (Ulcus, Thrombophlebitis etc.) erhöht, und eine Behandlung kann das Fortschreiten stoppen.
Beispielsweise wird bei einem offenen Bein stets geprüft, die zugrunde liegende venöse Hypertension zu behandeln – oft durch Kombination aus Stripping/RFA und Perforansligatur, um das Ulkus zur Abheilung zu bringen. Umgekehrt gilt: Bei rein kosmetischen Krampfadern ohne Beschwerden besteht medizinisch kein Zwang zur sofortigen Behandlung. Patient*innen können in Absprache mit dem Arzt entscheiden, ob sie aus ästhetischen Gründen eine Verödung oder Lasertherapie wünschen. Die Krankenkasse übernimmt in solchen rein kosmetischen Fällen die Kosten allerdings meist nicht.
- Alter und Begleiterkrankungen: Das Patientenalter allein ist kein strikter Ausschluss für irgendeine Methode. Auch Senior*innen über 70 oder 80 können von einer Krampfaderbehandlung profitieren, vor allem wenn Beschwerden bestehen. Minimalinvasive Methoden sind wegen fehlender Vollnarkose hier besonders vorteilhaft.
Falls die Lebenserwartung jedoch begrenzt ist oder schwere Erkrankungen vorliegen, wird man Nutzen und Risiken gut abwägen – manchmal bleibt es dann bei rein konservativer Therapie. Jüngere Patienten haben tendenziell länger etwas von einer definitiven Entfernung (weniger Rezidive in naher Zukunft), doch auch sie müssen mit möglichen Rückfällen rechnen.
Wichtig zu wissen: Neubildungen von Varizen sind nach jeder Methode möglich. Kein Verfahren kann garantieren, dass nicht in einigen Jahren neue Krampfadern auftreten. Daher sollten alle Patienten – ob operiert oder nicht – langfristig ihre Venen durch einen gesunden Lebensstil unterstützen (Bewegung, Normalgewicht, Kompression bei Bedarf etc.).
- Patientenpräferenz: Ihre persönlichen Wünsche spielen eine große Rolle. Legen Sie Wert darauf, die Varizen sichtbar loszuwerden? Dann könnte eine operative Entfernung oder endovenöse Ablation für ein rasches kosmetisches Ergebnis sorgen. Scheuen Sie eine OP und möchten einen besonders sanften Weg? Dann ist vielleicht die Klebetechnik oder Schaumverödung attraktiv.
Einige Patient*innen möchten “auf Nummer sicher” gehen und wählen lieber das klassische Stripping, in der Annahme, damit „alles raus“ zu haben – tatsächlich hat das Stripping in passenden Fällen sehr gute Langzeitergebnisse, doch minimalinvasive Methoden stehen dem kaum nach und schonen dabei mehr.
Andere wiederum möchten unbedingt eine Vollnarkose vermeiden oder so schnell wie möglich wieder fit sein – hier wären Laser/RFA oder VenaSeal ideal. Lassen Sie sich von Ihrem Venenspezialisten beraten: In vielen Fällen gibt es mehrere gleichwertige Optionen, und die Entscheidung kann nach individueller Abwägung getroffen werden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Therapie der Varikosis heute sehr individuell gestaltet werden kann. Dank konservativer Maßnahmen können viele Betroffene selbst zur Linderung beitragen. Moderne minimalinvasive Verfahren (Laser, Radiofrequenz, Venenkleber, Schaum) ermöglichen eine effektive Behandlung mit geringer Belastung – sie sind daher für die meisten Patient*innen mit behandlungsbedürftigen Krampfadern geeignet und empfohlen.
Die operative Therapie (Stripping, Crossektomie) bleibt ein wichtiger Baustein, vor allem bei komplexen oder schweren Fällen, und bietet nach wie vor exzellente Ergebnisse. Letztlich sollten Sie gemeinsam mit Ihrem Arzt entscheiden, welche Methode Ihren medizinischen Erfordernissen und persönlichen Vorstellungen am besten entspricht.
Wichtig ist, dass Sie verstehen: egal für welche Therapie Sie sich entscheiden, Ihre Gesundheit steht im Mittelpunkt – und nach der Behandlung können Sie selbst viel dafür tun, das Ergebnis zu erhalten. Wie Sie durch Lebensstil und Eigenmaßnahmen Ihre Venen unterstützen können, erfahren Sie im nächsten Abschnitt.
8. Prävention von Krampfadern: Effektive Maßnahmen für gesunde Venen
Krampfadern (Varikosis) entstehen meist durch eine Kombination aus Veranlagung und Lebensstil. Etwa 20 % der Erwachsenen entwickeln im Laufe ihres Lebens Krampfadern – Frauen häufiger als Männer. Begünstigende Faktoren sind vor allem genetische Veranlagung, zunehmendes Alter, Übergewicht und berufliche Tätigkeiten mit langem Stehen (z. B. Pflege, Verkauf).
Auch Bewegungsmangel und langes Sitzen erschweren den Blutrückfluss in den Beinvenen und fördern auf Dauer die Bildung von Varizen. Schwangerschaften können ebenfalls vorübergehend Krampfadern hervorrufen, da hormonelle Veränderungen und das Gewicht des Kindes den Blutabfluss aus den Beinen erschweren.
Gerade wenn familiär eine Venenschwäche vorliegt oder man in einer Lebensphase mit erhöhtem Risiko ist (Schwangerschaft, stehender Beruf), lohnt sich aktive Vorbeugung. Dadurch lassen sich Beschwerden oft hinauszögern oder abmildern – auch wenn sich eine ererbte Bindegewebsschwäche natürlich nicht völlig verhindern lässt. Im Folgenden erfahren Sie, wie Sie Ihre Venengesundheit erhalten können und Krampfadern vorbeugen – mit der richtigen Bewegung, Haltung, Kleidung, Ernährung und weiteren vorbeugenden Maßnahmen.
8.1. Warum Vorbeugung so wichtig ist
Frühzeitig vorsorgen statt später operieren: Krampfadern sind nicht nur ein kosmetisches Problem, sie können schwere Beine, Schwellungen und Schmerzen verursachen. Unbehandelt drohen in seltenen Fällen sogar Komplikationen wie Thrombosen oder Beingeschwüre. Es ist deshalb sinnvoll, die Venen zu stärken, bevor dauerhaft erweiterte Venen entstehen.
Besonders Personen mit Risikofaktoren – etwa familiärer genetischer Vorbelastung, Schwangerschaften oder langem Stehen/Sitzen im Beruf – sollten Wert auf venengesunde Gewohnheiten legen. Je besser die Venenklappen und Gefäßwände durch Training und gesunde Lebensweise in Form gehalten werden, desto eher lassen sich Krampfadern vermeiden oder zumindest verzögern.
Zudem können viele der folgenden Maßnahmen auch Beschwerden lindern, falls bereits eine leichte Venenschwäche besteht. Insgesamt gilt: Krampfadern komplett zu verhindern ist nicht immer möglich, aber durch vorbeugende Maßnahmen sinkt das Risiko und Venenprobleme treten später oder milder auf.
8.2. Bewegung im Alltag: Venen in Schwung halten
Regelmäßige Bewegung ist die beste Venentherapie – und auch die beste Prävention. Gerade Sportarten, die die Beinmuskulatur beanspruchen, unterstützen das Venensystem bei seiner Hauptaufgabe, nämlich dem Rücktransport des Blutes zum Herzen. Jeder Schritt aktiviert die Wadenmuskelpumpe, welche das Blut aus den Beinvenen nach oben drückt. Daher lassen sich Krampfadern im wahrsten Sinne des Wortes davonlaufen. Bewegung verbessert außerdem die Durchblutung und hilft, ein normales Körpergewicht zu halten – wichtig, da Übergewicht die Entstehung und Verschlechterung von Venenleiden fördert.
Empfohlene venenfreundliche Aktivitäten: Optimal sind Ausdauersportarten mit gleichmäßiger Beinbewegung. Besonders Gehen, zügiges Walken, leichtes Joggen, Radfahren und Tanzen bringen die Waden in Schwung. Auch im Wasser sind Ihre Venen in ihrem Element: Schwimmen, Aqua-Gymnastik oder Aqua-Jogging entlasten die Beine doppelt – durch Bewegung und Wasserdruck.
Wasserdruck und kühlere Wassertemperaturen wirken wie eine natürliche Kompressionsmassage, ziehen die Gefäßwände zusammen und unterstützen den Blutabfluss. Schon 10–15 Minuten im Schwimmbecken fördern den Abtransport von eingelagerter Flüssigkeit; viele bemerken das daran, dass sie danach vermehrt zur Toilette müssen. Außerhalb des Wassers gelten Wandern, Nordic Walking, moderates Inline-Skating oder Training auf dem Crosstrainer/Stepper als „venenfreundlich“.
Ihr gemeinsames Merkmal ist eine gleichmäßige, rhythmische Kontraktion der Bein- und Wadenmuskulatur. Auch Radfahren ist hervorragend, wenn die Sitzposition stimmt: Eine aufrechte Haltung (Hollandrad statt Rennrad) verhindert, dass die Venen in Leiste und Bauch abknicken. Im Winter bieten sich Alternativen wie Langlaufen oder Schneeschuh-Wandern an – Hauptsache, die Beine bleiben in Bewegung. Wichtig: Bewegung tut in jedem Alter gut, auch Ältere profitieren von regelmäßigen Spaziergängen oder Gymnastikübungen, um den venösen Rückfluss zu unterstützen.
Venengymnastik für zwischendurch: Neben sportlichen Einheiten lässt sich auch im Alltag viel für die Venengesundheit tun. Spezielle Venenübungen kann man zu Hause, im Büro oder unterwegs ohne Hilfsmittel durchführen. Schon ein paar Minuten täglich wirken Wunder und helfen sogar Menschen mit gesunden Venen, einen langen Arbeitstag im Sitzen oder Stehen ohne geschwollene und schwere Beine zu überstehen. Versuchen Sie zum Beispiel folgende Übungen (mehrmals am Tag, z. B. morgens und abends oder in Pausen):
- Fußwippe: Im Sitzen beide Füße flach nebeneinander auf den Boden stellen. Dann abwechselnd die Fersen anheben und senken, sodass die Zehen auf dem Boden bleiben, und umgekehrt die Zehen anheben (Fersen am Boden). Dieses Wippen aktiviert die Wadenpumpe. Variationen: Im Stehen immer wieder auf Zehenspitzen und zurück auf die Fersen wippen, um den venösen Rückstrom anzukurbeln.
- Fußkreisen: Setzen Sie sich hin und stellen die Zehen auf den Boden. Heben Sie nun abwechselnd die Füße leicht an und kreisen Sie die Füße im Sprunggelenk, mal nach innen, mal nach außen. Das geht auch unterm Schreibtisch oder sogar im Flugzeug.
- Zehenspitzen strecken: Strecken Sie im Sitzen ein Bein nach vorne aus und ziehen Sie die Fußspitze Richtung Knie (als würden Sie die Zehen zum Schienbein ziehen). Dann strecken Sie den Fuß nach vorne durch. Wiederholen Sie dies mehrmals pro Bein. Diese Übung trainiert den Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung der Wadenmuskulatur – ideal gegen „Bürobeine“.
Tipps für Berufstätige: Viele Berufe zwingen uns, lange zu sitzen (Büroarbeit, Autofahrer) oder zu stehen (Pflege, Verkauf). Wichtig ist der Ausgleich: Nutzen Sie jede Gelegenheit zur Bewegung, um die Venen zu entlasten. Etwa so:
- Aktiver Arbeitsweg: Nehmen Sie nach Möglichkeit die Treppe statt des Aufzugs. Lassen Sie für kurze Strecken das Auto stehen und gehen Sie zu Fuß oder mit dem Rad.
- Bewegungspausen: Stehen Sie im Büro regelmäßig auf, strecken Sie die Beine oder gehen Sie ein paar Schritte. Greifen Sie nicht immer zum Telefon, sondern besuchen Sie Kolleg*innen persönlich – so kommen automatisch ein paar Schritte zusammen. In der Pflege oder im Verkauf können Mikro-Pausen genutzt werden, um z. B. kurz die Füße zu wippen oder das Gewicht von einem Bein aufs andere zu verlagern.
- Im Stehen entlasten: Wenn Sie lange stehen müssen, gehen Sie zwischendurch auf der Stelle. Auch das abwechselnde Anheben von Zehenspitzen und Fersen (siehe Fußwippe) funktioniert dezent und hilft, das Blut aus den Beinen nach oben zu pumpen.
- Im Sitzen entlasten: Sitzen Sie nicht stundenlang starr in derselben Haltung. Besser ist dynamisches Sitzen: häufige Positionswechsel, zwischendurch aufstehen und kleine Übungen (Fußkreisen, Zehen wippen) am Platz machen. Dadurch bleibt die Muskelpumpe aktiv, anstatt vollständig „abzuschalten“.
Fazit: Bewegung, Bewegung, Bewegung! Alles, was die Wadenmuskulatur regelmäßig arbeiten lässt, hilft dabei, Krampfadern vorzubeugen. Ideal ist eine Mischung aus Alltagsaktivitäten (Treppensteigen, Gehen) und gezieltem Training (Sport und Venengymnastik). Schon kleine Änderungen – z. B. mittags eine Runde um den Block gehen, statt sitzen zu bleiben – zeigen Wirkung. Bauen Sie die Bewegung fest in Ihren Tagesablauf ein, damit Ihre Venen dauerhaft in Form bleiben.
8.3. Richtig sitzen und stehen: Dynamik statt Dauerbelastung
„Lieber liegen und laufen statt sitzen und stehen“ – dieses Sprichwort der Venenspezialisten bringt es auf den Punkt. Langes ununterbrochenes Sitzen oder Stehen belastet die Beinvenen enorm: Das Blut muss ständig gegen die Schwerkraft nach oben gepumpt werden, aber die nötige Muskelpumpe ist in diesen Haltungen kaum aktiv.
Die Folge: Das Blut staut sich leichter in den Beinvenen, Flüssigkeit kann ins Gewebe austreten (Schwellungen) und auf Dauer werden die Venenwände überdehnt. Deshalb sollte man langes Sitzen und Stehen möglichst vermeiden oder häufig unterbrechen. Natürlich lässt sich das nicht immer einrichten – doch man kann durch richtiges Verhalten im Sitzen/Stehen die Venen entlasten:
Dynamisches Sitzen: So bleiben Ihre Venen in Bewegung
Bewegung trotz Sitzen:
Wer viel sitzt – ob im Büro, beim Autofahren oder privat – sollte auf eine aktive Sitzhaltung achten.
Das bedeutet:
Regelmäßig die Sitzposition wechseln
Zwischendurch aufstehen
Die Füße regelmäßig bewegen (z. B. Venengymnastik)
Wichtig: Beine nicht dauerhaft übereinanderschlagen.
Dadurch werden Venen in der Kniekehle abgedrückt.
Besser: Beide Füße nebeneinander aufstellen.
Richtige Sitzhöhe und Stuhlwahl:
Die Füße sollten flach auf dem Boden stehen – nicht baumeln.
Alternativ hilft eine Fußstütze.
Die Sitzvorderkante darf nicht gegen die Oberschenkel drücken – sonst werden die Venen in den Beinen eingeengt.
Ideal sind ergonomische Stühle mit einstellbarer Höhe und Sitzneigung.
Tipp:
Eine kleine Fußbank kann helfen, die Beine leicht erhöht und entlastet zu lagern.
Auch im Auto wichtig:
Machen Sie alle 1–2 Stunden eine Pause.
Gehen Sie ein paar Schritte oder machen Sie Fußübungen, um die Durchblutung anzuregen und „Sitzstarre“ zu vermeiden.
Richtig stehen: Wenn Ihr Alltag oder Beruf langes Stehen erfordert, versuchen Sie auch hier, Bewegung einzubauen. Verlagern Sie regelmäßig das Gewicht von einem Bein aufs andere, gehen Sie zwischendurch ein paar Schritte. Sehr wirksam ist es, beim längeren Stehen ab und zu auf Zehenspitzen zu gehen und wieder abzurollen – quasi Wadenheben an Ort und Stelle.
Das aktiviert die Muskelpumpe und verhindert, dass das Blut in den Unterschenkeln versackt. Falls möglich, setzen Sie zwischendurch einen Fuß für kurze Zeit etwas erhöht ab (z. B. auf einer niedrigen Fußstütze oder einem Treppenabsatz); auch das entlastet kurzfristig die Beinvenen. Nutzen Sie Pausen, um die Beine auszuschütteln oder hochzulegen.
Beine hochlagern – wann, wie oft, wie lange? Hochlegen ist die einfachste Venentherapie, denn es nutzt die Schwerkraft zu Ihren Gunsten. Sobald Sie Gelegenheit haben, legen Sie die Beine hoch – selbst 2–3 Minuten zwischendurch auf einem Hocker, einer Ablage oder (im Büro) z. B. dem Papierkorb unter dem Schreibtisch helfen bereits. Durch das Hochlagern kann das Blut leichter zum Herzen zurückströmen und staut sich nicht in den Beinen. Gerade nach langem Stehen oder Sitzen ist Beine-Hochlegen ideal, um angestaute Flüssigkeit abzutransportieren und geschwollene Knöchel wieder abzuschwellen. Gönnen Sie Ihren Beinen vor allem abends zu Hause eine längere Pause in erhöhter Position – etwa auf dem Sofa mit Kissen unter den Füßen.
Nach einem anstrengenden Tag dürfen Sie ruhig eine halbe Stunde die Beine hochlegen. Auch in der Nacht kann es sinnvoll sein, die Beine etwas erhöht zu lagern, falls Sie zu Schwellungen oder schweren Beinen neigen. Es reicht schon, wenn die Füße beim Schlafen etwa 5–10 cm höher liegen als das Herz – beispielsweise durch ein verstellbares Lattenrost oder ein Holzbrett unter den Bettpfosten am Fußende. Diese kleine Neigung unterstützt den venösen Rückfluss über Stunden. Alternativ können Sie ein Kissen unter die Matratze am Fußende legen. Achten Sie aber darauf, dass es nicht zu hoch ist, damit die Schlafposition bequem bleibt.
Zusätzliche Alltagstipps fürs Sitzen/Stehen: Achten Sie im Alltag auf venenschonende Gewohnheiten. Vermeiden Sie z. B., über längere Zeit mit stark angewinkelten Beinen zu schlafen (etwa im Sitzen, z. B. im Flugzeug), denn dabei werden die Venen abgeklemmt. Stehen Sie nach Möglichkeit regelmäßig auf und bewegen Sie sich, anstatt stundenlang in einer Position zu verharren.
Wenn Sie Schlaftabletten oder Beruhigungsmittel einnehmen (etwa auf langen Reisen), seien Sie vorsichtig – diese fördern eine starre Sitzhaltung; bleiben Sie lieber wach und bewegen Sie ab und zu Ihre Beine. Insgesamt gilt: Dynamik ist Trumpf. Wechsel zwischen Belastung und Entlastung, Bewegung und Hochlagern halten den venösen Kreislauf in Gang. So beugen Sie Stauungen effektiv vor.
8.4. Schuhe, Kleidung und Temperatur: Worauf Sie achten sollten
Venenfreundliche Schuhe
Das richtige Schuhwerk entlastet die Venen bei jedem Schritt. Am besten sind bequeme, flache Schuhe mit einer flexiblen Sohle und ausreichend Platz für die Zehen. Darin können Sie den Fuß beim Gehen gut abrollen und die Zehen bewegen, was die Muskel-Gelenkpumpe in Gang setzt. Hohe Absätze dagegen sehen zwar schick aus, erschweren aber das Abrollen des Fußes und die Bewegung im Sprunggelenk – die Wadenpumpe bleibt weitgehend untätig. Dadurch staut sich eher Blut in den Beinvenen. Sie müssen nicht gänzlich auf Absätze verzichten, aber tragen Sie High Heels nur zu besonderen Anlässen.
Im Alltag sind flache Schuhe oder solche mit maximal kleinem Absatz (3–4 cm) die bessere Wahl für Ihre Venengesundheit. Tipp: Wenn Sie lange hohe Schuhe getragen haben, laufen Sie danach ein paar Minuten barfuß oder in flachen Schuhen, um die Füße zu entspannen und die Durchblutung anzuregen. Auch Barfußlaufen selbst ist übrigens gesund für die Venen – es trainiert die Fußmuskulatur und fördert ein natürliches Abrollverhalten.
Nicht zu eng: Kleidung, die die Venen nicht abschnürt
Enge Kleidung kann den Blutfluss in den Beinvenen behindern. Verzichten Sie daher möglichst auf einschnürende Kleidungsstücke im Becken- und Leistenbereich – zum Beispiel zu enge Hosen, Mieder oder formende Unterwäsche (Shapewear). Solche Stücke können den Rückstrom des Bluts aus den Beinvenen zum Herzen abbremsen und auch den Lymphabfluss beeinträchtigen. Auch sehr eng anliegende Jeans oder Leggings, die keinen Spielraum lassen, sind ungünstig für die Venenzirkulation.
Achten Sie zudem auf passende Socken und Strümpfe: Diese sollten nicht einschneiden. Wenn Strümpfe Falten werfen oder ein enges Gummibündchen haben, können sie in die Wade einschneiden und den Blut- und Lymphfluss stören. Besser: Strümpfe in der richtigen Größe, die flächig anliegen und keinen Druckrand hinterlassen. Im Zweifelsfall greifen Sie zu speziellen Stützstrümpfen oder lassen Sie sich im Sanitätshaus beraten, damit nichts kneift.
Lockere, atmungsaktive Kleidung ist besonders an warmen Tagen wichtig. Hitze lässt die Gefäße ohnehin erweitern – wenn dann noch enge Kleidung getragen wird, „staut“ sich zusätzlich die Wärme am Körper. Weite, luftige Outfits (z. B. Sommerkleider, lockere Hosen) verhindern einen Wärmestau und sind dadurch für die Beinvenen angenehmer. Wenn Sie bereits Kompressionsstrümpfe tragen (siehe unten), gilt dies umso mehr: Im Sommer unterstützen lockere Kleidungsstücke das Körperklima und den Tragekomfort der Strümpfe.
Hitze, Kälte, Duschen und Baden
Extreme Temperaturen wirken sich spürbar auf die Venen aus: Wärme weitet die Gefäße, Kälte zieht sie zusammen. Viele Menschen mit Venenproblemen merken das deutlich: Heiße Sommertage oder eine sehr warme Badewanne verstärken oft Schwellungen und Schweregefühl in den Beinen. Kälte hingegen tut gut – z. B. kaltes Wasser verschafft rasch Linderung bei „müden“ Beinen. Daraus leiten sich einige praktische Empfehlungen ab:
- Heiße Bäder nur in Maßen: Ein warmes Bad entspannt zwar, aber bei ausgeprägten Krampfadern oder chronischer Venenschwäche sollte man nicht zu lange und nicht zu heiß baden. Durch die Hitze weiten sich die Venen stark; bei vorgeschädigter Haut (braune Verfärbungen, dünne Hautstellen über Krampfadern) kann ausgedehntes Baden die Haut zusätzlich aufweichen und im Extremfall das Risiko von Venenblutungen erhöhen.
Fachleute raten z. B. direkt nach einer Venen-OP oder bei akuter Thrombose ganz von heißen Wannenbädern ab. Gegen ein kurzes, moderat warmes Bad ist aber nichts einzuwenden: Achten Sie darauf, dass die Wassertemperatur etwa unter der Körpertemperatur (max. ~37 °C) liegt. So können Sie auch als Venenpatient gefahrlos entspannen. Anschließend empfiehlt es sich, die Beine kalt abzuduschen, um die Gefäße wieder zu verengen.
- Saunieren – ja oder nein? Sauna bedeutet zunächst einmal sehr große Hitze (80–100 °C) und ist bei akuten Venenleiden (Thrombosen) verboten, da Hitze Gerinnselbildung fördert und Schwellung verstärken kann. Für ansonsten gesunde Venen gilt ähnlich wie beim Baden: Es gibt keine eindeutigen wissenschaftlichen Belege, dass Sauna die Venengesundheit positiv oder negativ beeinflusst.
Fakt ist: In der Sauna erweitern sich die Gefäßwände durch die Hitze, doch durch den Kaltguss danach ziehen sie sich wieder zusammen. Dieser Wechsel von Weitstellung und Verengung wirkt wie ein Gefäßtraining für die Venen – ähnlich den Kneipp’schen Anwendungen. Wenn Sie Saunagänger sind und keine akuten Venenprobleme haben, können Sie die Sauna in Maßen genießen.
Beobachten Sie aber, wie Ihre Beine darauf reagieren. Empfehlenswert sind kurze Saunagänge (ein bis zwei Durchgänge) und dazwischen/anschließend immer ein kalter Wasserguss der Beine. Legen Sie in der Sauna die Beine hoch, um den Rückfluss zu erleichtern, und kühlen Sie sie danach gründlich ab. Viele Venenpatienten berichten, dass ihnen diese Vorgehensweise bekommt – probieren Sie aus, ob es auch für Sie passt.
- Kaltwasser-Anwendungen (Wechselduschen): Kalte Güsse oder Wechselduschen zählen zu den bekanntesten Tipps gegen Venenschwäche – und tatsächlich sind sie sehr zu empfehlen. Kaltwasseranwendungen bewirken, dass sich die Venen zusammenziehen, was Schwellungen und das Schweregefühl deutlich lindert.
Gerade an heißen Tagen oder nach langem Stehen sind kalte Duschen der Beine eine Wohltat. Sie fördern den venösen Rückstrom und können Beschwerden gar nicht erst aufkommen lassen. Optimal wirkt der Kältereiz, wenn er nach der klassischen Kneipp-Methode durchgeführt wird. Dabei wird jeder Beinabschnitt gezielt abgekühlt: Beginnen Sie mit dem rechten Fuß außen, führen Sie den kalten Wasserstrahl die Außenseite des rechten Beins hinauf bis zur Leiste, dann innen am Bein wieder hinab zum Fuß. Wiederholen Sie das an der Innenseite. Verfahren Sie genauso mit dem linken Bein. Abschließend auch die Fußsohlen kurz kalt abduschen. Diese Prozedur – bekannt als Kneippscher Guss – regt die Durchblutung an und strafft die Gefäßwände.
Wichtig: Der Körper sollte vor dem Kaltguss gut aufgewärmt sein (z. B. nach dem Aufstehen oder nach dem Sport). Wer mag, kann alternativ Wechselduschen durchführen (abwechselnd warm und kalt duschen, immer mit kalt enden). Das ist ebenfalls ein Venentraining und stärkt zusätzlich das Immunsystem. Achten Sie darauf, sich danach warm zu halten, damit der Körper wieder auf normale Temperatur kommt.
Zusammengefasst: Hitze möglichst kurz, Kälte ruhig öfter. Alles, was übermäßige Wärmebelastung der Beine vermeidet (keine extrem heißen Bäder, Sonne in Maßen, keine Wärmflasche auf Krampfadern), ist positiv. Abkühlung hingegen – in Form von kaltem Wasser oder kühler Luft – tut den Venen gut.
Viele Venenpatienten lagern im Sommer zum Beispiel eine Sprühflasche mit Wasser im Kühlschrank und besprühen damit zwischendurch die Beine. Das verschafft sofort Erleichterung bei schweren Beinen. Nutzen Sie also ruhig die Kraft des Wassers: Wechselduschen und kalte Bein-Güsse sind einfache, aber wirksame Methoden, um Venen fit zu halten.
8.5. Venenfreundliche Ernährung: Von innen vorbeugen
Eine gesunde Ernährung kann zur Venengesundheit beitragen, indem sie Überlastungen vermindert und die Gefäßwände stärkt. Hier die wichtigsten Aspekte:
- Gewicht im Griff behalten: Übergewicht belastet die Beinvenen erheblich. Jedes überflüssige Kilo erhöht den Druck auf die Beinvenen und erschwert den Blutrücktransport. Zudem bewegen sich übergewichtige Menschen oft weniger, wodurch zwei venenschädliche Faktoren zusammenkommen. Daher gilt: Halten Sie Ihr Gewicht möglichst im Normalbereich. Falls Sie Übergewicht haben, versuchen Sie, schrittweise abzunehmen – schon ein paar Kilo weniger entlasten das Venensystem.
Tipp: Eine ausgewogene, kalorienbewusste Kost mit viel Gemüse und Obst hilft beim Abnehmen und liefert gleichzeitig wichtige Nährstoffe für die Gefäße.
- Ballaststoffreich essen: Verstopfung ist ein oft unterschätzter Feind der Venen. Starkes Pressen beim Stuhlgang erhöht den Druck im Bauchraum und damit auch in den Beinvenen, was auf Dauer die Venenwände schädigen kann. Beugen Sie vor, indem Sie reichlich Ballaststoffe in Ihre Ernährung einbauen: Vollkornprodukte, Gemüse, Obst und Hülsenfrüchte halten die Verdauung in Schwung und den Stuhl weich. So vermeiden Sie starkes Pressen.
Hinweis: Es wird diskutiert, dass ballaststoffarme Ernährung und daraus resultierende chronische Verstopfung ein Risikofaktor für Krampfadern sein könnten – wissenschaftlich eindeutig bewiesen ist dieser Zusammenhang jedoch nicht. Unbestritten ist aber, dass eine gute Verdauung dem gesamten Körper gut tut und Bauchpressen die Venen belastet. Tun Sie Ihren Venen daher den Gefallen und essen Sie genügend Ballaststoffe.
- Ausreichend trinken: Hydration ist für den Blutkreislauf entscheidend. Trinken Sie mindestens ~2 Liter Flüssigkeit pro Tag (bei Hitze entsprechend mehr) – am besten Wasser oder ungesüßten Tee. Ausreichend Flüssigkeit hält den Stuhl weich und das Blut dünnflüssig, wodurch das Thromboserisiko sinkt. Wer zu wenig trinkt, riskiert, dass das Blut dicker wird und eher zu Gerinnseln neigt. Besonders auf Flugreisen oder im Sommer ist Trinken wichtig, da der Körper sonst austrocknet (im Flugzeug ist die Luft z. B. sehr trocken, was den Körper Flüssigkeit verlieren lässt).
Experten empfehlen auf Langstreckenflügen etwa 0,25 Liter Wasser pro Flugstunde zu trinken. Meiden Sie übermäßigen Salzverbrauch: Eine salzarme Kost hilft, Wassereinlagerungen im Gewebe zu reduzieren. Zu viel Salz führt dazu, dass der Körper Wasser speichert – das kann zu geschwollenen Beinen beitragen. Daher besser frisch kochen und Fertigprodukte, die oft sehr salzreich sind, begrenzen. Tipp: Würzen Sie verstärkt mit Kräutern statt Salz. (Nebenbei senken Sie so auch Ihr Blutdruckrisiko.)
- Vitamine und Gefäßschutz: Bestimmte Vitamine und Antioxidantien spielen eine Rolle für gesunde Gefäße. Vor allem Vitamin C ist wichtig für die Kollagenbildung und damit für stabile Venenwände. Essen Sie daher reichlich Vitamin-C-haltiges Obst und Gemüse (z. B. Zitrusfrüchte, Beeren, Paprika). Bioflavonoide – sekundäre Pflanzenstoffe, die oft gemeinsam mit Vitamin C vorkommen – gelten ebenfalls als gefäßschützend. Sie stecken z. B. in roten Weintrauben, Beeren, Zitrusfrüchten (weiße Haut der Orange), Buchweizen und grünem Tee.
Auch Vitamin E und Beta-Carotin (Karotten, Süßkartoffeln, Spinat, Nüsse) wirken als Antioxidantien und können helfen, Gefäßwände vor freien Radikalen zu schützen. Insgesamt ist eine bunte, obst- und gemüsereiche Ernährung ideal, um die Venen mit Mikronährstoffen zu versorgen. Hinweis: Isolierte Vitaminpräparate sind in der Regel nicht nötig, wenn Sie sich ausgewogen ernähren. Natürliche Lebensmittel liefern ein ganzes Paket an schützenden Substanzen.
- Salz und Alkohol in Maßen: Wie erwähnt fördert Salz Wassereinlagerungen, was für Venen ungünstig ist. Alkohol erweitert die Gefäße und wirkt zudem entwässernd (der Körper verliert Flüssigkeit und das Blut „dickt“ ein). Beides belastet die Venenfunktion. Gönnen Sie sich Alkohol deshalb nur gelegentlich und in moderaten Mengen.
Rauchen schädigt vor allem die Arterien, aber auch die Venen profitieren vom Rauchstopp: Studien zeigen, dass Risikofaktoren wie Rauchen, Bluthochdruck und Diabetes nicht nur dem Herzen, sondern auch den Venen schaden können. Außerdem begünstigt Rauchen die Bildung von Blutgerinnseln. Kurzum: Ein venenfreundlicher Lebensstil schließt Nikotinverzicht und maßvollen Umgang mit Alkohol ein. Im Gegensatz dazu können Sie von Genussmitteln wie Beinwell- oder Ringelblumentee, die traditionell bei Venenschwäche empfohlen werden, durchaus profitieren – auch wenn deren Nutzen wissenschaftlich nicht eindeutig belegt ist, schaden sie nicht und fördern die Flüssigkeitsaufnahme.
Nahrungsergänzungsmittel – hilfreich oder nur Placebo?
Der Markt bietet zahlreiche pflanzliche Venenmittel und Nahrungsergänzungsmittel, die Linderung versprechen – von Rosskastanien-Extrakt über rotes Weinlaub bis hin zu Kombipräparaten mit Vitaminen und Bioflavonoiden. Doch was ist davon zu halten? Wichtig zu wissen: Cremes, Tabletten und Mittelchen können geschädigte Venenklappen oder ausgeprägte Krampfadern nicht „wegzaubern“. Heilen lässt sich eine Varikosis dadurch nicht. Studien zeigen allerdings, dass einige pflanzliche Veno-Therapeutika durchaus Beschwerden lindern können.
So hat eine Übersichtsarbeit der Cochrane Collaboration ergeben, dass Rosskastaniensamen-Extrakt kurzfristig Schwellungen und Schmerzen bei chronischer Venenschwäche verringern kann. Auch rotes Weinlaub wird eine ähnliche Wirkung nachgesagt (abschwellend, entzündungshemmend). Dabei gilt: Solche Mittel können allenfalls ergänzend eingesetzt werden – anstelle der bewährten Maßnahmen (Bewegung, Kompression etc.) sollten sie nicht verwendet werden.
Die wissenschaftliche Beweislage zu Nahrungsergänzungsmitteln ist insgesamt dürftig. Die Deutsche Gesellschaft für Phlebologie betont, dass die Wirksamkeit von beworbenen Venenmitteln nicht eindeutig belegt ist. Viele Präparate haben in Studien allenfalls einen Placebo-Effekt oder sehr geringe Vorteile gezeigt. Wer sie einnimmt, sollte sich keine Wunder erwarten. Trotzdem können seriöse Produkte im Einzelfall subjektiv helfen (z. B. Gefühl leichterer Beine).
Wenn Sie solche Mittel probieren möchten, sprechen Sie vorher mit Ihrem Arzt, besonders wenn Sie andere Medikamente nehmen (es können Wechselwirkungen bestehen). Achten Sie darauf, hochwertige Produkte zu wählen – gerade bei pflanzlichen Extrakten gibt es wirkstoffarme Billigpräparate, die nichts bringen. Im Zweifel lieber in der Apotheke beraten lassen.
Fazit: Nahrungsergänzungsmittel ersetzen keine Lebensstilmaßnahmen und keine ärztliche Therapie. Sie können unterstützend wirken (z. B. leichte Schwellungen reduzieren), sind aber kein Wundermittel gegen Krampfadern. Investieren Sie Ihr Geld lieber in gesunde Ernährung und Kompressionsstrümpfe, davon profitieren Ihre Venen weitaus mehr.
8.6. Kompressionsstrümpfe als Prävention
Kompressionsstrümpfe üben Druck auf die Beinvenen aus und unterstützen so den Blutfluss zum Herzen. Sie sind ein Eckpfeiler der Behandlung von Venenerkrankungen – doch kann man sie auch vorbeugend einsetzen? Ja, in bestimmten Situationen ist das durchaus sinnvoll:
- In der Schwangerschaft: Viele Frauen entwickeln während der Schwangerschaft zum ersten Mal Krampfadern. Das Tragen von Kompressionsstrümpfen ab dem frühen Schwangerschaftsstadium kann hier vorbeugend wirken. Der äußere Druck der Strümpfe verhindert, dass sich Blut in den Beinvenen staut, und kann so Schwellungen und Schmerzen verringern.
Fachleute raten Schwangeren mit Venenproblemen oder familiärer Vorbelastung oft, frühzeitig Kompressionsstrümpfe anzuziehen – spätestens sobald erste Anzeichen wie Schweregefühl oder Besenreiser auftreten. Meist wird Kompressionsklasse II (mittelstark) als Schwangerschaftsstrumpf verordnet, da diese einen guten Druck bietet, aber noch relativ bequem ist. Fragen Sie Ihren Gynäkologen oder Phlebologen danach; Kompressionsstrümpfe in der Schwangerschaft werden in der Regel vom Arzt verschrieben und von der Krankenkasse übernommen.
- Bei stehenden oder sitzenden Berufen: Wer im Beruf täglich viele Stunden steht (z. B. Verkäufer, Pflegepersonal) oder sitzt (Büro, Berufskraftfahrer), kann von präventivem Tragen von Stütz- oder Kompressionsstrümpfen profitieren. Gerade wenn abends oft die Beine geschwollen sind, schaffen spezielle Stützstrümpfe (Kompressionsklasse I) Abhilfe. Sie sind dünner und elastischer als medizinische Kompressionsstrümpfe höherer Klassen, üben aber dennoch ausreichend Druck aus, um die Entstehung von Ödemen zu verhindern.
Indem sie die Venen eng stellen, unterstützen sie den Blutrückfluss ähnlich wie eine kontinuierliche sanfte Massage. Viele Betroffene berichten, dass ihre Beine durch das Tragen im Alltag weniger müde und schwer sind. Im Stehberuf kann es also sinnvoll sein, bereits prophylaktisch Kompressionskniestrümpfe zu tragen, bevor ernsthafte Venenbeschwerden auftreten. Im Sitzen (Büro) helfen sie ebenfalls gegen Schwellneigung, vor allem wenn man nicht ständig aufstehen kann.
- Auf Reisen und langen Fahrten: Stützstrümpfe sind besonders auf Flugreisen oder langen Bus-/Autofahrten zu empfehlen. Stundenlanges Sitzen mit wenig Beinfreiheit erhöht nämlich das Risiko einer Venenthrombose. Studien haben gezeigt, dass knielange Kompressionsstrümpfe auf Langstreckenflügen die Wahrscheinlichkeit einer tiefen Beinvenenthrombose deutlich verringern. Selbst bei Reisenden ohne bekanntes hohes Risiko senkt das Tragen solcher Strümpfe die Thrombosegefahr erheblich.
Deshalb gilt: Auf Flügen ab ~4 Stunden Dauer sollten Sie über Kompressionsstrümpfe nachdenken – es ist eine einfache Maßnahme, mit der Sie „auf Nummer sicher“ gehen. Gleiches gilt für lange Busreisen oder Autofahrten, insbesondere wenn Sie zu Thrombosen neigen oder bereits Krampfadern haben. Neben den Strümpfen natürlich trotzdem regelmäßig Pausen und Übungen (siehe oben) einlegen. Mit der Kombination aus Bewegung und Kompression kommen Ihre Beine sicherer ans Ziel.
Die richtige Wahl der Strümpfe: Kompressionsstrumpf ist nicht gleich Kompressionsstrumpf. Es gibt vier Kompressionsklassen (I = leicht, II = mittel, III = stark, IV = sehr stark) mit aufsteigendem Druck. Zur Vorbeugung und bei leichten Beschwerden wird meist Klasse I oder II verordnet. Wichtig ist, dass der Strumpf regelmäßig getragen wird, damit er wirkt – lieber konsequent einen etwas leichteren Strumpf anziehen, als einen zu starken aus Unbehagen im Schrank liegen zu lassen. Oft wird z. B. ein Kniestrumpf gewählt, da dieser im Alltag angenehmer und leichter anzuziehen ist als ein Oberschenkelstrumpf – und ein angezogener Kniestrumpf ist besser als ein Oberschenkelstrumpf im Schrank. Bei beginnender Venenschwäche oder zur Prävention reichen Knie-Kompressionsstrümpfe meist aus, da die wichtigen Venenklappen in den Unterschenkeln unterstützt werden.
Anpassung und Anwendung von Kompressionsstrümpfen
Richtige Größe ist entscheidend:
Lassen Sie sich unbedingt fachkundig vermessen, um die passende Größe und Länge zu erhalten.
Kompressionsstrümpfe müssen gut sitzen – sie dürfen weder rutschen noch einschnüren.
Wann und wo messen lassen?
Am besten morgens ins Sanitätshaus oder in die Apotheke gehen, wenn die Beine noch wenig geschwollen sind.
Dort misst geschultes Personal an mehreren Stellen Ihres Beins – zum Beispiel:
Fußgelenk
Wade
ggf. Oberschenkel
Auswahl und Rezept:
Das Fachpersonal hilft Ihnen bei der Auswahl von:
Material (z. B. fein oder robust)
Modell (z. B. Kniestrumpf oder Schenkelstrumpf)
In Deutschland können alle Kassenärzt*innen bei medizinischer Notwendigkeit Kompressionsstrümpfe auf Rezept verordnen.
Die Krankenkasse übernimmt dann die Kosten – Sie zahlen nur die gesetzliche Zuzahlung von 5 bis 10 €.
Ablauf im Fachgeschäft:
Mit dem Rezept gehen Sie in ein Sanitätshaus oder eine entsprechende Apotheke.
Dort wird Ihr passendes Paar nach Maß bestellt.
Anprobe und Anleitung:
Sobald die Strümpfe da sind:
Probieren Sie sie direkt vor Ort an.
Lassen Sie sich zeigen, wie man sie korrekt anzieht.
Wichtig bei der Passform:
Ein guter Strumpf:
darf keine Falten werfen
darf nicht einschneiden
sollte sich idealerweise kaum bemerkbar machen
Etwas Übung nötig:
Das Anziehen erfordert anfangs etwas Geduld – es gibt aber auch praktische Anziehhilfen.
Nach einigen Tagen passt sich das Material an und das Anziehen wird deutlich einfacher.
Wann tragen? Am effektivsten sind Kompressionsstrümpfe, wenn man sie morgens direkt nach dem Aufstehen anzieht und bis zum Abend trägt. Dann haben die Beine erst gar keine Chance, stark anzuschwellen. Gerade an Tagen, an denen langes Stehen/Sitzen ansteht (Arbeit, Reisen), sollten Sie die Strümpfe anlegen. In weniger belastenden Situationen können Sie auch pausieren. Hören Sie auf Ihren Körper: Wenn Sie ohne Strümpfe keine Beschwerden haben, müssen Sie sie nicht immer tragen. In der Schwangerschaft wird meist tägliches Tragen empfohlen, um bestmöglich vorzubeugen. Auf Flugreisen sollten die Strümpfe ebenfalls konsequent die ganze Reisezeit über angezogen bleiben.
Hinweis: Kompressionsstrümpfe dienen vor allem der Vorbeugung von Beschwerden und Komplikationen (Schwellungen, Thrombosen). Krampfadern verschwinden dadurch nicht, aber oft bilden sich kleinere Venen unter dem Druck etwas zurück. Unklar ist laut Experten noch, ob regelmäßiges Tragen das Fortschreiten von Krampfadern tatsächlich verlangsamt. Dennoch: Viele Phlebologen befürworten das frühzeitige Tragen, weil es risikoarm ist und zumindest die Symptome deutlich bessert. Wichtig ist die richtige Anwendung – nur dann entfalten die Strümpfe ihren Nutzen. Wenn Sie unsicher sind oder Probleme beim Tragen haben (z. B. Rutschen, Druckstellen), halten Sie Rücksprache mit dem Arzt oder Orthopädie-Techniker. Oft kann durch kleine Anpassungen oder ein anderes Modell geholfen werden. Bei richtiger Nutzung sind Kompressionsstrümpfe eine einfache und effektive Maßnahme, um Venenerkrankungen vorzubeugen oder ihr Fortschreiten aufzuhalten.
8.7. Prävention in verschiedenen Lebenslagen
In der Schwangerschaft
Während der Schwangerschaft leisten die Venen Schwerstarbeit: Hormonell bedingt erschlafft das Bindegewebe, auch die Venenwände werden dehnbarer. Gleichzeitig nimmt das Blutvolumen zu und das wachsende Baby drückt auf die Beckenvenen. Kein Wunder, dass Krampfadern in der Schwangerschaft häufig erstmalig auftreten. Die gute Nachricht: Oft bilden sich diese „Schwangerschaftskrampfadern“ in den Monaten nach der Entbindung wieder zurück. Dennoch sollte man Beschwerden nicht einfach hinnehmen, denn auch vorübergehende Krampfadern können z. B. Thrombosen begünstigen. Vorbeugung und Linderung stehen daher im Vordergrund – auf operative Eingriffe verzichtet man in der Regel bis nach der Schwangerschaft.
Tipps für werdende Mütter: Bewegen Sie sich regelmäßig, soweit es Ihr Zustand erlaubt – Schwimmen oder Walking sind ideal, um die Venen zu entlasten (und auch geschwollene Beine zu reduzieren). Vermeiden Sie langes Stehen; legen Sie im Alltag zwischendurch immer wieder die Füße hoch.
Viele Schwangere schwören auf Wechselduschen der Beine am Morgen, um frisch und leicht in den Tag zu starten. Achten Sie auf eine gewichtsbewusste Ernährung – übermäßige Gewichtszunahme belastet zusätzlich. Und wie oben erwähnt: Kompressionsstrümpfe frühzeitig einsetzen! Scheuen Sie sich nicht, schon im ersten Trimester beim Arzt danach zu fragen, vor allem wenn Sie eine familiäre Venenschwäche haben oder bereits Besenreiser bemerken.
Lieber vorbeugen, als nachher monatelang mit ausgeprägten Krampfadern zu kämpfen. Nach der Geburt bilden sich viele Krampfadern zurück; verbleibende können dann immer noch behandelt werden (z. B. veröden oder entfernen lassen). In der Stillzeit sollten invasive Behandlungen ebenfalls nur nach Rücksprache erfolgen. Insgesamt gilt: Genießen Sie Ihre Schwangerschaft und unterstützen Sie Ihre Venen durch gesunde Gewohnheiten – Ihre Beine werden es Ihnen danken.
Im höheren Alter
Mit steigendem Alter nimmt die Häufigkeit von Venenleiden zu. Das Gewebe wird natürlicherweise weniger elastisch und viele Menschen bewegen sich im Alter weniger. Doch gerade dann ist Bewegung wichtig! Auch Senioren können Krampfadern vorbeugen, indem sie aktiv bleiben. Regelmäßiges Gehen – sei es auch nur ein gemütlicher Spaziergang um den Block – hält die Wadenmuskulatur fit. Gymnastikübungen lassen sich an das individuelle Leistungsniveau anpassen; es gibt Venengymnastik speziell für Ältere (z. B. im Sitzen auf dem Stuhl ausführbar). Schwimmen ist ebenfalls gelenkschonend und gut für die Venen, falls es gesundheitlich machbar ist.
Ältere Menschen neigen manchmal zu Wasser in den Beinen (Ödeme), besonders an heißen Tagen oder bei Herzschwäche. Hier helfen die gleichen Maßnahmen: Beine hochlegen, viel trinken (so paradox es klingt – aber Austrocknung führt zu Wassereinlagerung, weil der Körper Salz/Wasser zurückhält), wenig Salz essen und bei Bedarf Kompressionsstrümpfe tragen.
Gerade wenn schon kleinere Krampfadern vorhanden sind oder die Beine abends schwer und geschwollen sind, sollte man im Alter nicht zögern, Kompressionsstrümpfe regelmäßig zu benutzen. Sie verhindern Folgeschäden wie Hautverfärbungen oder schlecht heilende Wunden. Wichtig: Lassen Sie Grunderkrankungen, die zu Ödemen beitragen können (Herzinsuffizienz, Nierenschwäche), ärztlich behandeln. Eine gut eingestellte Herz-/Kreislauffunktion kommt auch den Beinvenen zugute.
Falls das Gehvermögen eingeschränkt ist, versuchen Sie, zumindest im Sitzen Übungen zu machen: Fußwippen, Kreisen, An- und Entspannen der Beinmuskeln – jede Bewegung zählt. Manche Senioren profitieren von medizinischer Gymnastik oder Physiotherapie, um die Durchblutung zu fördern. Übernehmen Sie sich nicht, aber bleiben Sie so aktiv wie möglich. Und gönnen Sie sich Pausen mit hochgelegten Beinen, besonders wenn Sie lange gestanden oder gesessen haben.
Zusätzlich sollte im Alter verstärkt auf Hautpflege geachtet werden: Trockene Haut an krampfadernden Beinen neigt zu Juckreiz und Ekzemen. Sanfte cremes halten die Haut geschmeidig und widerstandsfähig.
Vermeiden Sie Verletzungen an den Unterschenkeln, da die Wundheilung schlechter sein kann, und ziehen Sie bequeme, nicht einengende Kleidung an. Kurz: Auch im hohen Alter kann man viel tun, um „seine Venen bei Laune zu halten“. Bewegung, Kompression, Hochlagern und eine gesunde Lebensweise wirken in jedem Lebensabschnitt – es ist nie zu spät, damit anzufangen.
Jugendliche und junge Erwachsene mit Veranlagung
Krampfadern gelten oft als Problem älterer Menschen, doch tatsächlich können – bei entsprechender erblicher Veranlagung – Varizen schon in jungen Jahren auftreten. Wenn angeboren Venenwände oder -klappen besonders schwach sind, können sich mitunter bereits im Teenager- oder Twen-Alter Krampfadern oder zumindest Besenreiser zeigen. Typischerweise passiert das zwar eher nach dem 25. Lebensjahr, aber Ausnahmen gibt es. Erste Warnzeichen können sichtbare blaue Äderchen an den Beinen, häufige Schwellungen oder ein frühes Schweregefühl in den Beinen (etwa nach langem Stehen) sein.
Junge Leute mit familiärer Vorbelastung – z. B. wenn Mutter oder Vater stark von Krampfadern betroffen sind – sollten daher frühzeitig auf ihre Venengesundheit achten. Die vorbeugenden Strategien unterscheiden sich nicht von denen für Ältere: Viel Bewegung (gerade junge Menschen neigen heute zu sitzender Lebensweise – Ausgleich durch Sport ist wichtig!), normales Körpergewicht halten und riskante Dauerbelastungen vermeiden. Wer z. B. in der Ausbildung den ganzen Tag steht, sollte in der Freizeit unbedingt für Ausgleich sorgen (Beine hoch, Sport treiben).
Schwere körperliche Belastungen wie intensives Krafttraining mit sehr hohem Gewicht könnten bei entsprechender Veranlagung ungünstig sein, da dabei der Druck in den Bauch- und Beinvenen stark steigt. Das heißt nicht, dass junge Menschen keinen Sport machen sollen – im Gegenteil, moderater Muskelaufbau stabilisiert auch die Gefäße. Aber extrem schweres Heben (wie Powerlifting) sollte, wenn familiär eine Venenschwäche besteht, mit Bedacht angegangen werden. Im Zweifel lieber mehr Wiederholungen mit moderatem Gewicht als maximalen Druck mit einem einzigen schweren Versuch.
Falls bereits erste Krampfadern im Jugendalter sichtbar sind, ist eine fachärztliche Abklärung ratsam. Ein Phlebologe kann per Ultraschall prüfen, ob eine behandlungsbedürftige Klappenschwäche vorliegt. Kleine Krampfadern bei jungen Menschen werden meist noch nicht sofort operiert, aber man beobachtet sie. Gegebenenfalls kann frühzeitiges Veröden (Sklerotherapie) kleiner Varizen sinnvoll sein, um das Fortschreiten zu bremsen – das entscheidet der Arzt individuell.
Wichtig ist, dass junge Patienten geschult werden, wie sie selbst zur Venengesundheit beitragen können. Viele sind erstaunt, dass z. B. langes Computerspielen ohne Bewegung durchaus negative Auswirkungen auf die Beinvenen haben kann. Hier hilft Aufklärung: Auch Jugendliche sollten zwischendurch aufstehen, umhergehen, beim Lernen die Füße bewegen und nicht stundenlang regungslos sitzen.
Zusammengefasst: Junge Menschen mit Venenschwäche in der Familie tun gut daran, früh Präventionsmaßnahmen umzusetzen. Durch einen aktiven, gesunden Lebensstil können sie möglicherweise das Auftreten von Krampfadern verzögern oder mildern. Und wenn doch frühzeitig Symptome auftreten, bitte nicht schämen oder ignorieren – ein Check beim Venenspezialisten gibt Klarheit und es können direkt geeignete Schritte (z. B. Kompressionsstrümpfe in besonderen Situationen, Venengymnastik) eingeleitet werden. So haben Krampfadern auch in jungen Jahren weniger Chance, sich auszubreiten.
8.8. Mythen rund um die Vorbeugung
Zum Thema „Krampfadern vorbeugen“ kursieren viele Tipps – doch nicht alle halten einer wissenschaftlichen Überprüfung stand. Wir klären drei verbreitete Mythen:
Mythos: Kaltes Duschen verhindert Krampfadern.
Fakt: Kalte Wassergüsse (Wechselduschen) stärken kurzfristig die Venenfunktion, da die Gefäße sich zusammenziehen – das lindert Schwellungen und schwere Beine. Insofern hilft kaltes Duschen durchaus dabei, Symptome zu bessern und das Wohlbefinden der Beine zu steigern. Es ist auch ein gutes Training für die Gefäße (durch den Kältereiz ziehen sie sich zusammen und weiten sich später wieder).
Allerdings kann man durch kaltes Duschen alleine keine vorhandenen Krampfadern „wegschrumpfen“ oder eine starke genetische Veranlagung aushebeln. Es ist eine unterstützende Maßnahme, die im Verbund mit Bewegung, Kompression und Co. sinnvoll ist – aber kein alleiniger Schutz. Dennoch: Kneipp-Anwendungen sind keineswegs überbewertet, sie sollten nur realistisch eingeordnet werden. Nutzen Sie kalte Güsse ruhig regelmäßig – Ihre Venen werden es danken (Beschwerden lassen sich so tatsächlich reduzieren), aber verlassen Sie sich nicht nur darauf.
Mythos: Nahrungsergänzungsmittel lassen Krampfadern verschwinden.
Fakt: Leider nein. Weder Vitaminpillen noch pflanzliche Präparate können bestehende Krampfadern auflösen oder verschwinden lassen. Rosskastanien-Extrakt, rotes Weinlaub & Co. können allenfalls Beschwerden lindern, z. B. Schwellungen etwas zurückdrängen. Sie heilen aber keine defekten Venenklappen. Die Wirksamkeit vieler frei verkäuflicher Venenmittel ist zudem nicht eindeutig wissenschaftlich belegt – manche zeigen in Studien kaum mehr Effekt als ein Placebo. Das heißt nicht, dass alle diese Produkte wirkungslos sind; einige können, korrekt eingesetzt, durchaus einen leichten Nutzen bringen (siehe Rosskastanie bei Venenschwäche). Doch man sollte keine falschen Erwartungen haben: Krampfadern lassen sich nicht „wegschlucken“. Werben Aussagen etwas anderes, ist Skepsis angebracht.
Tipp: Nutzen Sie Nahrungsergänzungen höchstens als Ergänzung (nach ärztlicher Beratung), aber setzen Sie weiterhin auf die bewährten Maßnahmen wie Bewegung und Kompression, um echte Effekte zu erzielen.
Mythos: Viel Bewegung allein schützt schon vor Krampfadern.
Fakt: Bewegung ist zwar der wichtigste Faktor – aber nicht der einzige.
Jemand mit starkem genetischen Risiko kann auch bei einem aktiven Lebensstil Krampfadern entwickeln.
Allerdings meist später und weniger stark ausgeprägt als ohne Bewegung.
Mehrere Faktoren spielen zusammen:
Veranlagung
Hormone
Lebensstil
Was Bewegung leisten kann:
Regelmäßige Bewegung kann die Entstehung von Krampfadern verzögern und ihre Ausprägung verringern.
Aber: Sie ist kein Garantieschein.
Weitere Einflüsse:
Langes Stehen schadet auch Sportler*innen, wenn sie tagsüber nicht darauf achten.
Extreme Hitze kann ebenfalls zu Venenproblemen führen – trotz Sport.
Optimale Vorbeugung heißt:
Ein ganzheitliches Konzept verfolgen:
Viel Bewegung
Risikobelastungen (wie langes Stehen) vermeiden
Gesund essen
Übergewicht vorbeugen
Bei Bedarf Kompression verwenden
Bewegung allein reicht nicht immer aus – vor allem nicht bei hoher Vorbelastung.
Aber sie ist die Grundlage jeder wirksamen Venenvorsorge.
Darauf bauen alle weiteren Maßnahmen auf.
In Kombination erreichen Sie den besten Schutz.
Zum Abschluss ein wichtiger Hinweis: Hören Sie auf die Signale Ihres Körpers. Wenn Sie trotz aller Prävention Anzeichen von Venenproblemen bemerken – z. B. anhaltend schwere, geschwollene Beine, sichtbare krumme Venen oder Hautveränderungen – suchen Sie frühzeitig einen Arzt auf. Je eher man eingreift, desto einfacher lassen sich Krampfadern behandeln. Vorbeugung ersetzt nicht die ärztliche Therapie, aber sie kann deren Notwendigkeit hinausschieben oder unterstützen.
Mit den hier vorgestellten Tipps können Sie Ihre Venengesundheit aktiv erhalten und Krampfadern wirksam vorbeugen. Ihre Beine tragen Sie durchs Leben – geben Sie ihnen die Aufmerksamkeit und Pflege, die sie verdienen!
9. Frühzeitige Diagnose ist entscheidend
Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung von Krampfadern kann das Fortschreiten der Erkrankung deutlich verlangsamen und das Auftreten schwerer Komplikationen verhindern. Anders ausgedrückt: Krampfadern sollten möglichst früh behandelt werden, da sie im fortgeschrittenen Stadium ernste Folgen wie Beingeschwüre verursachen können.
Durch eine rechtzeitige, vollständige Therapie sinkt zudem das Risiko von Rückfällen – alle erkrankten Venenabschnitte müssen behandelt werden, um Wiederauftreten zu vermeiden. Eine frühe Behandlung ist oft auch schonender: In Anfangsstadien reichen meist weniger invasive Therapien aus, während später oft größere Eingriffe nötig werden.
9.1. Krampfadern behandeln: Therapie je nach Stadium
Je nach Schweregrad des Krampfaderleidens (Varikosis) unterscheiden sich die geeigneten Behandlungsformen. In frühen Stadien genügen häufig konservative Maßnahmen (z. B. Bewegung, Venengymnastik, Kompressionsstrümpfe), ggf. ergänzt durch kleine Eingriffe wie Verödung. Bei fortgeschrittenen Stadien mit stärkeren Beschwerden kommen hingegen vermehrt invasive Verfahren zum Einsatz – spätestens, wenn allgemeine Maßnahmen nicht mehr helfen oder Komplikationen wie ein Beingeschwür auftreten.
Grundsätzlich kann in jedem Stadium eine konservative Therapie (vor allem Kompression) hilfreich sein, um die Venen zu entlasten. Die folgende Tabelle bietet eine Übersicht typischer Symptome und empfohlener Therapiemaßnahmen je nach Krampfadern-Stadium:
9.1.1. Stadium I – Anfangsstadium: Leicht ausgeprägte Varikose
Typische Symptome:
Sichtbare Besenreiser oder kleine oberflächliche Krampfadern
Meist keine Schmerzen – vor allem ein kosmetisches Problem
Empfohlene Maßnahmen:
Venengesunde Lebensweise:
Regelmäßige Bewegung
Beine hochlagern
Langes Sitzen oder Stehen vermeiden
Kompressionsstrümpfe bei Bedarf
Verödung (Sklerotherapie) bei kleinen Krampfadern zur kosmetischen Korrektur möglich
9.1.2. Stadium II – Moderates Stadium: Krampfadern mit Beschwerden
Typische Symptome:
Schwere, müde Beine
Spannungsgefühl und abendliche Knöchelschwellungen
Wadenkrämpfe, Beinschmerzen (besonders nachts oder bei langem Stehen)
Juckreiz, oft Zunahme der Beschwerden im Sommer
Empfohlene Maßnahmen:
Konservative Therapie:
Bewegung und Hochlagern
Gewichtskontrolle
Kompressionstherapie
Bei anhaltenden Beschwerden:
Verödung (Sklerotherapie)
Endovenöse Verfahren (Laser- oder Radiowellentherapie)
In einigen Fällen operative Therapie (abhängig vom Befund)
9.1.3. Stadium III – Schweres Stadium: Chronisch-venöse Insuffizienz
Typische Symptome:
Deutliche Schwellungen (Ödeme), v. a. an den Knöcheln
Hautveränderungen:
Bräunliche Verfärbungen
Stauungsekzeme (rötlich, juckend)
Pergamenthaut bei älteren Patient*innen
Schlechte Wundheilung, erhöhtes Risiko für offene Stellen
Empfohlene Maßnahmen:
Fachärztliche Abklärung dringend erforderlich
Konsequente Kompression im Alltag
Je nach Befund:
Endovenöse Verfahren (Laser, Radiowelle)
Operative Entfernung defekter Stammvenen (z. B. Stripping)
Hautpflege zur Vorbeugung von Ekzemen
Behandlung kleiner Wunden bei Bedarf
9.1.4. Stadium IV – Kompliziertes Stadium: Offenes Bein (Ulcus cruris)
Typische Symptome:
Schlecht heilende, offene Wunden an Unterschenkel oder Knöchel
Häufig mit entzündlicher Hautumgebung
Spätfolge einer lange unbehandelten Varikose
Empfohlene Maßnahmen:
Professionelle Wundversorgung durch medizinisches Fachpersonal
Therapie der zugrunde liegenden Veneninsuffizienz:
Operation oder endovenöser Eingriff zur Umleitung des Blutflusses
Ergänzende Maßnahmen:
Druckverband oder Kompression
Engmaschige Nachsorge zur Unterstützung der Heilung
9.2. Individuelle Hilfe im VenaZiel Venenzentrum
VenaZiel steht Ihnen als zertifiziertes Venen-Kompetenz-Zentrum mit spezialisierten Fachärzten zur Seite. Wir bieten eine individuelle Diagnostik auf dem neuesten Stand der Technik: Mittels farbkodierter Duplexsonografie (Doppler-Ultraschall) – dem Standard zur Beurteilung des Venenflusses und der Klappenfunktion – analysieren wir genau den Zustand Ihrer Venen. Auf Basis dieser gründlichen Untersuchung erhalten Sie eine Therapieempfehlung, die auf Ihren Befund, Ihre Lebenssituation und Ihre persönlichen Wünsche abgestimmt ist.
Wir planen die Behandlung also gemeinsam mit Ihnen, um sowohl medizinisch als auch persönlich die beste Lösung zu finden.
9.3. Beratung und erste Untersuchung – wir sind für Sie da
Zögern Sie nicht, sich bei Fragen oder Unsicherheit an uns zu wenden. Im VenaZiel Venenzentrum können Sie jederzeit unkompliziert einen Termin für eine erste Untersuchung bei unseren Venenspezialisten vereinbaren – telefonisch oder online. Unser freundliches Team berät Sie ausführlich und einfühlsam zu Ihren Möglichkeiten.
Wenn Sie unsicher sind, ob Ihre Beschwerden behandlungsbedürftig sind, klären wir das gern gemeinsam. Wir möchten, dass Sie sich gut aufgehoben fühlen und den für Sie optimalen Weg finden, um Ihre Krampfadern behandeln zu lassen.
10. Kosten einer Krampfaderbehandlung [2025]
Was sollten Patienten wissen? und wie hoch sind die Kosten?
Krampfadern sind nicht nur ein kosmetisches Problem, sondern können auch ernsthafte gesundheitliche Folgen haben. Daher ist eine frühzeitige Behandlung essenziell. Doch was kostet eine Krampfaderbehandlung und welche Kosten werden von der Krankenkasse übernommen?
Faktoren, die die Behandlungskosten beeinflussen
Die Kosten einer Krampfaderbehandlung variieren stark und hängen von mehreren Faktoren ab:
- Behandlungsmethode: Innovative Verfahren wie die VenaSeal-Methode (Venenkleber) sind oft teurer als herkömmliche chirurgische Eingriffe wie das Stripping.
- Anzahl der betroffenen Venen: Je mehr Venen betroffen sind, desto höher die Kosten.
- Schweregrad der Erkrankung: Fortgeschrittene Krampfadern erfordern meist komplexere Behandlungen.
- Zusatzkosten: Diagnostische Untersuchungen, Anästhesie und Nachsorge können die Gesamtkosten beeinflussen.
Kosten der gängigen Behandlungsmethoden
Im Venenzentrum VenaZiel Berlin stehen verschiedene Behandlungsmethoden zur Verfügung. Hier ein Überblick über die Kosten:
- VenaSeal-Methode (Venenkleber)
- Kosten: 2.300 – 3.700 Euro pro Bein
- Kostenerstattung: Nur private Krankenkassen übernehmen die Kosten, gesetzlich Versicherte müssen sie selbst tragen.
- Radiofrequenzablation (RFA)
- Kosten: 1.200 – 2.500 Euro pro Bein
- Kostenerstattung: Viele gesetzliche Krankenkassen (z. B. TK, diverse BKKs, IKK BB) übernehmen die Kosten, wenn eine medizinische Notwendigkeit besteht.
- Endovenöse Laserablation (EVLA)
- Kosten: 1.200 – 2.000 Euro pro Bein
- Kostenerstattung: Gesetzliche Krankenkassen wie TK oder BKKs übernehmen die Kosten bei medizinischer Notwendigkeit.
- Chirurgisches Stripping
- Kosten: 1.000 – 2.500 Euro pro Bein
- Kostenerstattung: Wird meist von gesetzlichen Krankenkassen übernommen.
Kostenübernahme durch Krankenkassen
Die Kostenübernahme variiert je nach Behandlungsmethode und Versicherungsstatus:
- Privatversicherte haben oft bessere Chancen auf vollständige Kostenübernahme.
- Gesetzlich Versicherte können RFA, EVLA und Stripping in vielen Fällen erstattet bekommen, während die VenaSeal-Methode eine Selbstzahlerleistung (IGeL) bleibt.
Das Team im VenaZiel Venenzentrum Berlin unterstützt Patienten bei der Klärung der Kostenübernahme und hilft bei der Kommunikation mit der Krankenkasse.
11. Häufige Fragen zu Krampfadern (FAQ)
Grundlagen & Ursachen
- Was sind Krampfadern – und wie entstehen sie?
Krampfadern (Varizen) sind dauerhaft erweiterte, geschlängelte Venen. Ursache ist meist ein Defekt der Venenklappen. Das Blut staut sich in den Beinen, statt zum Herzen zurückzufließen.
- Wie erkennt man beginnende Krampfadern?
Feine, sichtbare Venen, Schweregefühl oder Schwellung am Abend können erste Anzeichen sein.
- Erste Symptome: müde Beine, Spannungsgefühl, Wadenkrämpfe
- Frühdiagnose durch Ultraschall auch ohne sichtbare Zeichen möglich
- Welche Arten von Krampfadern gibt es (z. B. an Schamlippen, Hoden, Speiseröhre)?
Krampfadern können auch außerhalb der Beine auftreten – etwa im Becken, an Genitalien oder inneren Organen.
- Beinvarizen: Stammvenen, Seitenäste, Besenreiser
- Genitalbereich: vulväre Varizen, Varikozele (Hoden)
- Innere Organe: Ösophagusvarizen, anorektale Varizen
- Können Krampfadern von selbst wieder verschwinden?
Nein – sie bilden sich nicht spontan zurück, sondern schreiten unbehandelt meist fort. - Welche Rolle spielen Gene, Hormone, Übergewicht und Bewegungsmangel?
Eine zentrale – meist liegt eine Kombination dieser Faktoren vor.
- Genetik: häufig familiäre Veranlagung
- Hormone (z. B. Schwangerschaft) → Venenwände werden weicher
- Übergewicht & Bewegungsmangel → fördern venöse Stauung
- Warum treten Krampfadern oft nur an einem Bein auf?
Die Belastung oder Vorschädigung der Venen ist nicht immer symmetrisch.
- Ursachen: frühere Thrombosen, anatomische Besonderheiten
- Was fehlt dem Körper bei Krampfadern (z. B. Vitamine)?
In der Regel handelt es sich nicht um einen Nährstoffmangel, sondern um eine strukturelle Schwäche der Venenwände.
Symptome & Beschwerden
- Wie fühlen sich Krampfadern an?
Typisch sind Ziehen, Druck oder ein dumpfes Spannungsgefühl – vor allem abends.
- Beschwerden nehmen oft im Tagesverlauf oder bei Wärme zu
- Juckreiz, Krämpfe oder Hautveränderungen möglich
- Welche Beschwerden können plötzlich auftreten?
Plötzliche Schwellung, Schmerz oder Rötung können auf eine Entzündung oder Thrombose hinweisen. - Wie merkt man, dass eine Vene verstopft ist?
Eine schmerzhafte, einseitige Schwellung mit Spannungsgefühl kann ein Warnzeichen für eine tiefe Venenthrombose sein. - Können geschwollene Beine durch Krampfadern entstehen?
Ja – durch gestörten Blutfluss staut sich Flüssigkeit im Gewebe, v. a. abends oder bei Wärme. - Was bedeuten pochen oder Verhärtungen an den Venen?
Das kann auf eine oberflächliche Venenentzündung oder Thrombose hinweisen – bitte ärztlich abklären.
Risiken & Gefahren
- Ab wann sind Krampfadern gefährlich?
Bei Schmerzen, Entzündungen oder Hautveränderungen wird eine medizinische Behandlung wichtig. - Erhöhen Krampfadern das Risiko für Thrombosen oder Herzprobleme?
Das Thromboserisiko steigt – das Herz selbst ist in der Regel nicht direkt betroffen.
Wann & zu wem?
- Wann sollte man mit Krampfadern zum Arzt gehen?
Bei Beschwerden, sichtbaren Venenveränderungen oder familiärer Vorbelastung ist eine Untersuchung ratsam. - Welche Ärzt*innen behandeln Krampfadern – und welches Fachgebiet?
Phlebologinnen und Gefäßchirurginnen sind spezialisiert auf Venenerkrankungen.
→ Bei uns: VenaZiel – zertifiziertes Venen-Kompetenz-Zentrum - Wie läuft eine Diagnose ab?
Meist genügt ein schmerzfreier Ultraschall (Duplexsonografie). Bei Bedarf kommen ergänzende Verfahren hinzu.
Behandlungsmöglichkeiten
- Welche Therapien gibt es gegen Krampfadern?
- Kompressionsstrümpfe
- Sklerotherapie (Verödung)
- Laser- oder Radiofrequenzverfahren
- Mikroschaumbehandlung
- Chirurgische Entfernung (Stripping)
- VenaSeal™ (medizinischer Kleber)
- Muss ich operiert werden?
Nur in ausgeprägten Fällen. In vielen Fällen sind minimal-invasive Verfahren ausreichend. - Was ist besser: Lasern, Veröden oder Operieren?
Hängt vom Befund ab – Laser und Verödung sind heute meist erste Wahl. - Wie wirksam sind die einzelnen Verfahren?
Alle gängigen Methoden erzielen gute Langzeitergebnisse – wenn sie richtig ausgewählt werden. - Wie schmerzhaft ist die Entfernung von Krampfadern?
Moderne Verfahren sind meist nahezu schmerzfrei und erfordern nur lokale Betäubung. - Welche Nachteile hat das Venenstripping?
- Längere Erholungszeit
- Häufiger Blutergüsse
- Höheres Risiko von Nervenreizungen
- Wie hoch ist die Erfolgsquote der Laserbehandlung?
Über 90 % – bei richtiger Indikation und Technik. - Welche Risiken oder Nachteile hat die Lasertherapie?
- Gelegentlich Hautverfärbungen oder Taubheitsgefühl
- Sehr gute ästhetische Ergebnisse, kaum Narbenbildung
VenaSeal™ – moderne Klebetechnik
- Was ist VenaSeal™, und wie funktioniert es?
Ein medizinischer Kleber verschließt die Vene – ohne Hitze oder Schnitte. Oft ist keine Kompression nötig. - Welche Vorteile bietet VenaSeal™ gegenüber Laser oder Stripping?
- Keine thermische Belastung
- Weniger Blutergüsse
- Meist keine Betäubung entlang der Vene
- Schnelle Erholung
- In seltenen Fällen kann dennoch eine lokale Betäubung entlang einzelner Abschnitte nötig sein.
- Für wen ist VenaSeal™ geeignet?
Ideal bei Stammvenen-Insuffizienz – z. B. große Rosenvene. Die Eignung wird im Ultraschall geprüft. - Gibt es Kontraindikationen?
Ja, z. B. bei Allergie gegen den Kleber, akuter Thrombose oder stark geschlängelten Venen. - Wie läuft die Behandlung ab?
- Lokale Betäubung
- Einbringen des Klebers über Katheter
- Dauer: ca. 30–60 Minuten
- Keine oder kurze Kompression nötig
- Welche Risiken gibt es?
Selten: leichte Entzündungen, Schwellungen, allergische Reaktionen.
Kosten & Erstattung
- Wie viel kostet die VenaSeal™-Behandlung?
Zwischen 1.500 und 3.000 € pro Bein – je nach Aufwand. - Übernimmt die Krankenkasse die Kosten?
In medizinisch begründeten Fällen ja – kosmetische Behandlungen meist nicht. - Gibt es Alternativen, die von der Kasse übernommen werden?
Ja – z. B. Laser, Radiofrequenz oder Stripping bei medizinischer Indikation.
Langzeitergebnisse & Rückfallrisiko
- Können Krampfadern wiederkommen?
Ja – neue Venenabschnitte können sich krankhaft verändern. - Wie kann ich Rückfällen vorbeugen?
- Regelmäßige Bewegung
- Gewichtskontrolle
- Kompressionsstrümpfe bei Bedarf
- Jährliche Kontrolle beim Venenspezialisten
Lebensstil & Selbsthilfe
- Ist Sport hilfreich oder schädlich?
Leichte Bewegung ist förderlich – übermäßige Belastung kann Symptome verstärken. - Wann und wie lange sollte ich Kompressionsstrümpfe tragen?
Nach Therapie – abhängig vom Verfahren. Ihr Arzt berät individuell. - Welche Rolle spielt Ernährung?
- Ballaststoffreich
- Wenig Salz, Zucker, gesättigte Fette
- Viel trinken
- Ist langes Sitzen oder Stehen problematisch?
Ja – regelmäßige Bewegungspausen sind wichtig. - Welche Übungen eignen sich bei Krampfadern?
- Gehen, Radfahren, Schwimmen
- Venengymnastik, z. B. Zehenspitzenstand
- Was darf man bei Krampfadern nicht tun?
- Langes Sitzen/Stehen ohne Bewegung
- Sauna und heiße Bäder
- Enge Kleidung und überschlagene Beine
- Welche Salben, Öle oder Hausmittel können helfen?
- Rosskastanie, rotes Weinlaub – symptomlindernd
- Kühlende Gele – erfrischend, aber nicht ursächlich wirksam
Noch Fragen?
Wir beraten Sie gern persönlich.
Jetzt Termin vereinbaren – VenaZiel Venenzentrum Berlin