Hernie und Verdauungsbeschwerden: Wenn Blähungen mehr als nur Verdauung sind

Viele Menschen leiden regelmäßig unter Blähbauch, Verstopfung oder einem unangenehmen Völlegefühl – oft ohne erkennbare Ursache. Ernährungsumstellungen, Probiotika oder Bewegung helfen kaum. Was viele nicht wissen: Diese Beschwerden können auf eine versteckte Bauchwandhernie hinweisen – selbst ohne sichtbare Vorwölbung. Besonders Leisten-, Narben- und Nabelhernien können durch innere Reizungen die Verdauung beeinflussen.

Ultraschalluntersuchung bei Patient*in mit Hernie und Verdauungsbeschwerden in venaziel berlin hernienzentrum in kreuzberg checkpoint charlie and berlin mitte

Medizinisch geprüft von:

Dr. Hamidreza Mahoozi, FEBTS, FCCP

Erstveröffentlichung:

Juni 19, 2025

Aktualisiert:

Juni 26, 2025

Wie kann eine Hernie Verdauungsbeschwerden verursachen?

Eine Hernie entsteht, wenn sich Bauchinhalt durch eine Lücke in der Bauchwand schiebt. Dabei kommt es zu mechanischen und funktionellen Reizen, die das Verdauungssystem beeinflussen:

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Wie kann eine Hernie Verdauungsbeschwerden verursachen?

Eine Hernie entsteht, wenn sich Bauchinhalt durch eine Lücke in der Bauchwand schiebt. Dabei kommt es zu mechanischen und funktionellen Reizen, die das Verdauungssystem beeinflussen:

Besonders bei kleinen oder tiefliegenden Hernien werden diese Effekte oft übersehen – die Beschwerden gelten als „funktionell“, obwohl eine organische Ursache zugrunde liegt.

 

Typische Verdauungsbeschwerden bei versteckten Hernien

Patient*innen berichten häufig über:

  • Blähungen, besonders nach dem Essen
  • Völlegefühl trotz kleiner Mahlzeiten
  • Verstopfung oder unvollständige Darmentleerung
  • Ziehende Schmerzen im Unterbauch oder in der Leistengegend
  • Druckgefühl beim Sitzen oder Bücken
  • Plötzlicher Harndrang durch Reizung der Blase

Oftmals verschlimmern sich diese Symptome bei Belastung – z. B. beim Heben, Pressen oder Husten.

 

Welche Hernienformen sind oft „unsichtbar“?

Nicht jede Hernie wölbt sich nach außen. Besonders folgende Typen bleiben oft unentdeckt:

In all diesen Fällen entsteht kein typischer „Bruchsack“ an der Hautoberfläche – die Beschwerden entstehen „von innen heraus“.

 

Moderne Diagnostik: Ultraschall reicht oft aus

Viele Hernien lassen sich bereits durch sorgfältigen Tastbefund und hochauflösenden Ultraschall diagnostizieren. In einigen Fällen ist eine MRT- oder CT-Untersuchung im Stehen sinnvoll – z. B. bei Narbenhernien oder zur Abgrenzung zu Endometriose oder Tumoren.

Wichtig: Bei unspezifischen Verdauungsbeschwerden sollte immer auch an eine Hernie gedacht werden – besonders, wenn sie belastungsabhängig sind oder einseitig auftreten.

 

Therapieoptionen: Minimalinvasiv und schonend

Wenn eine Hernie als Ursache bestätigt wird, stehen moderne, gewebe- und nervenschonende OP-Verfahren zur Verfügung:

  • Laparoskopische Netzimplantation (z. B. TAPP-Methode)
  • Offene Versorgung in Lokalanästhesie bei kleinen Brüchen
  • Netzfreie Techniken bei jungen Patient*innen oder bei Wunsch

Je nach Befund ist die Operation ambulant in Lokalanästhesie möglich – mit Rückkehr in den Alltag meist nach wenigen Tagen.

 

FAQ: Häufige Fragen

1. Kann eine Hernie wirklich nur durch Verdauungsbeschwerden auffallen?
Ja. Viele „stille“ Hernien verursachen keine sichtbare Vorwölbung, sondern machen sich durch Druckgefühl, Völlegefühl oder Blähungen bemerkbar – insbesondere nach dem Essen oder bei körperlicher Belastung.

2. Wird eine Hernie im Ultraschall immer erkannt?
Erfahrene Ärzt*innen erkennen Hernien häufig bereits klinisch oder im Steh-Ultraschall. In seltenen Fällen ist eine ergänzende Bildgebung (z. B. MRT) nötig.

3. Was unterscheidet eine funktionelle Störung von einer Hernie?
Bei funktionellen Störungen wie Reizdarm sind Darmstruktur und Bauchwand intakt. Eine Hernie ist dagegen ein anatomischer Defekt – sie lässt sich meist behandeln und heilt nicht von selbst.

4. Ist eine Operation bei jeder Hernie notwendig?
Nicht unbedingt. Entscheidend sind Beschwerden, Größe, Lage und das Risiko einer Einklemmung. Kleine, symptomlose Hernien können beobachtet werden.

5. Können sich Symptome nach OP sofort bessern?
In der Regel ja. Viele Patient*innen berichten schon wenige Tage nach der Operation über deutlich gebesserte Verdauungsbeschwerden und mehr Lebensqualität.

6. Was passiert, wenn man eine Hernie ignoriert?
Es besteht das Risiko einer Einklemmung von Darmschlingen – was im Notfall eine größere Operation erfordert. Eine frühzeitige Versorgung ist meist sicherer und schonender.

 

Blähbauch oder Hernie? 6 Unterschiede auf einen Blick

MerkmalReizdarmVersteckte Hernie
Druck bei Hustenneinja
Verschlimmerung beim Hebenseltenhäufig
Einseitiges Ziehenseltentypisch
Beschwerden beim Bücken/Sitzengelegentlichhäufig
Punktuelle Druckempfindlichkeitneinja
Tageszeitabhängigkeitmeist abendsindividuell

 

Denken Sie bei Verdauungsbeschwerden auch an eine Hernie

Blähungen, Verstopfung oder Völlegefühl sind nicht immer harmlos – sie können ein Frühzeichen für eine Hernie sein. Besonders wenn klassische Behandlungen nicht helfen oder die Beschwerden belastungsabhängig sind, lohnt sich der Gang ins Hernienzentrum Berlin bei VenaZiel.

 

Wissenschaftliche Referenzen:

  • Köckerling F, et al. The Relevance of Preoperative Pain in Inguinal Hernia Repair. Front Surg. 2020.
  • Fitzgibbons RJ, Forse RA. Clinical practice: Groin hernias in adults. N Engl J Med. 2015.
  • van den Heuvel B, Dwars BJ, Klassen DR, Bonjer HJ. Is watchful waiting a safe strategy for managing asymptomatic inguinal hernias? J Am Coll Surg. 2011.
  • Miserez M, et al. European Hernia Society Guidelines on the treatment of inguinal hernia in adult patients. Hernia. 2014.