Bauchdeckenbruch Operation einfach erklärt – das sollten Sie wissen
Ein Bauchdeckenbruch (Hernie) zeigt sich oft als weiche Vorwölbung an Bauch oder Leiste (hier ein kleiner Nabelbruch). Ein Bauchdeckenbruch entsteht, wenn sich im Bereich der Bauchwand eine Lücke bildet und innere Organe (meist Bauchfell oder Darmanteile) durch diese Öffnung nach außen drücken. Von außen ist häufig eine sicht- oder fühlbare Ausstülpung (Bruch) erkennbar. Ursachen sind meist Schwachstellen im Gewebe in Kombination mit erhöhtem Druck im Bauchraum – zum Beispiel beim Heben schwerer Lasten oder anhaltendem Husten.

Medizinisch geprüft von:
Dr. Hamidreza Mahoozi, FEBTS, FCCP
Erstveröffentlichung:
Juni 16, 2025
Aktualisiert:
Juni 26, 2025
Ein Bauchdeckenbruch verheilt nicht von allein: In den meisten Fällen bleibt die Lücke dauerhaft bestehen oder vergrößert sich sogar ohne Behandlung. Die gute Nachricht ist, dass Hernien heute sehr gut behandelbar sind. Hernien-Operationen gehören zu den häufigsten Routineeingriffen in der Chirurgie – allein in Deutschland werden jedes Jahr über 350.000 Hernien operiert. Betroffene können also darauf vertrauen, dass viel Erfahrung und moderne Technik für eine sichere Behandlung zur Verfügung stehen.
Ursachen und Risikofaktoren eines Bauchdeckenbruchs
Ein Bauchdeckenbruch kann jede*n treffen, tritt aber häufiger bei bestimmten Risikofaktoren auf. Typische Ursachen und Risikofaktoren sind:
Schwaches Bindegewebe: Angeborene oder im Alter nachlassende Festigkeit der Bauchwand begünstigt Hernien. Manche Menschen haben von Geburt an eine Gewebeschwäche, bei anderen nimmt die Stabilität mit den Jahren ab. Eine schwache Bauchmuskulatur kann ebenfalls beitragen.
Erhöhter Bauchinnendruck: Alles, was den Druck im Bauch stark erhöht, kann eine Hernie auslösen oder vergrößern. Dazu zählen schweres Heben und Tragen, kräftiges Pressen (etwa bei chronischer Verstopfung) sowie anhaltendes Husten. Auch eine Schwangerschaft oder starkes Übergewicht erhöhen den Druck im Bauchraum und begünstigen Brüche.
Operationsnarben: Nach vorangegangenen Bauch-Operationen kann an der Narbe ein Narbenbruch entstehen. Das Gewebe ist dort geschwächt und unter Belastung kann sich die Narbe auseinanderziehen. Wundheilungsstörungen (zum Beispiel durch Infektionen, Rauchen oder Diabetes) steigern das Risiko einer Narbenhernie zusätzlich.
Anatomische Faktoren: Leistenbrüche (Hernien in der Leistengegend) treten häufiger bei Männern auf, da bei ihnen der Leistenkanal von Natur aus eine Schwachstelle bildet. Schenkelbrüche hingegen betreffen überwiegend Frauen. Nabelbrüche zeigen sich oft bei Säuglingen (hier heilen sie meist von selbst aus) und bei übergewichtigen Erwachsenen.
Warum heilt ein Bruch nicht von selbst?
Einmal entstanden, schließt sich die Lücke in der Bauchdecke nicht von alleine wieder. Das vorgewölbte Bauchfell und Gewebe (Bruchsack) können sich zwar gelegentlich zurückschieben, aber die Bruchpforte – also die Öffnung in der Bauchwand – bleibt bestehen. Bei körperlicher Belastung drücken Darm oder Bauchfell erneut nach außen und weiten die Öffnung weiter. Ohne Behandlung kann ein Bruch im Laufe der Zeit größer werden und zu stärkeren Beschwerden führen. Außerdem besteht das Risiko, dass sich Darmschlingen im Bruchsack einklemmen (Inkarzeration).
Eine eingeklemmte Hernie ist ein Notfall, der innerhalb von Stunden operiert werden muss, da sonst Durchblutungsstörungen und Entzündungen drohen. Konservative Hilfsmittel wie ein Bruchband (Stützgürtel) können den Bruch zwar vorübergehend zurückhalten, lösen das Problem aber nicht – im Gegenteil: Durch den dauerhaften Druck kann die Durchblutung der Haut gestört werden und die Bauchwandmuskulatur eher schwächer werden. Daher gilt: Ein Bauchdeckenbruch verschwindet nicht spontan, und die nachhaltige Heilung ist nur durch eine Operation möglich.
Moderne Hernien-Behandlung: So läuft die Operation ab
Da ein Bruch nicht von alleine zuwächst, stellt die Operation die einzige effektive Therapie dar. Der Eingriff ist in der Regel minimal-invasiv (Schlüssellochchirurgie) möglich und verläuft schonend. Dabei wird der vorgefallene Bruchsack zunächst wieder in den Bauchraum zurückgeschoben. Anschließend verschließt die Chirurgin oder der Chirurg die Bruchpforte – häufig mittels Naht, unterstützt durch ein feines Kunststoffnetz zur Verstärkung der Bauchdecke.
Bei der minimal-invasiven Methode (laparoskopische Operation) genügen einige kleine Hautschnitte. Durch diese öffnungen werden eine winzige Kamera (Laparoskop) und Instrumente eingeführt, um die Hernie von innen zu reparieren.
Dieses “Schlüsselloch”-Verfahren hat den Vorteil, dass es meist zu weniger Wundschmerzen und einer schnelleren Erholung führt als ein großer Bauchschnitt. Welche Operationsmethode im Einzelfall gewählt wird (minimal-invasiv oder konventionell/offen), hängt von der Art und Größe des Bruchs sowie vom Gesundheitszustand der Patientin oder des Patienten ab. In unserem Hernienzentrum werden Sie individuell beraten, welche Technik für Sie am besten geeignet ist – vertrauensvoll und auf dem neuesten Stand der Medizin. (Mehr zur OP-Methode erfahren)
Herniennetz – wann kommt es zum Einsatz und wie wirkt es?
Ein Herniennetz ist ein spezielles Netz aus Kunststoff (z. B. Polypropylen), das bei der Operation in die Bauchwand eingelegt wird. Es dient als dauerhaftes „Pflaster“ zur Verstärkung der Bauchdecke. Das Netz wird entweder vor oder hinter die Bruchlücke positioniert und mit wenigen Stichen oder Klammern fixiert. Wann ist ein Netz sinnvoll? In der modernen Hernienchirurgie wird bei den meisten Brüchen ein Netz eingesetzt, besonders wenn die Bruchpforte größer ist oder das Gewebe sehr schwach. Studien zeigen, dass dadurch die Gefahr eines Rückfalls (Rezidivs) deutlich sinkt.
Kleinere Hernien (z. B. sehr kleine Nabelbrüche) kann man in manchen Fällen allein durch eine Naht verschließen. Oft empfehlen Ärztinnen aber selbst bei mittleren Brüchen ein Netz, da Nahtverfahren ohne Netz häufiger zu neuen Brüchen führen können. Das Netzmaterial ist flexibel, feinporig und gut körperverträglich. Es verwächst nach der OP mit dem umgebenden Gewebe und bildet eine stabile Narbenplatte, die die Bauchwand langfristig stützt. Sie müssen sich nicht vorstellen, ein „Fremdkörper“ im Bauch zu haben, der stört – im Normalfall spüren Patientinnen das Netz überhaupt nicht.
Verträglichkeit und Erfolgsaussichten – was sagen die Studien?
Moderne Herniennetze gelten als sicher und gut verträglich. Schwerwiegende Abstoßungsreaktionen sind äußerst selten. Natürlich ist jedes Implantat ein Fremdkörper, der in Ausnahmefällen Komplikationen verursachen kann – zum Beispiel Infektionen, Vernarbungen oder chronische Schmerzen. Doch diese Fälle sind die Ausnahme. Große Registerstudien und langjährige Erfahrungen zeigen, dass die meisten Patienten sehr zufrieden sind und beschwerdefrei durch die OP werden.
Laut Experten tritt anhaltender, relevanter Schmerz nur bei circa 1 % der Operierten auf. Auch die Erfolgsquote ist hoch: Nur etwa 1–5 von 100 Patienten erleiden einen Wiederauftreten des Bruchs, und mit Netz liegt diese Quote in den ersten Jahren sogar nur etwa halb so hoch wie ohne Netz. Anders formuliert: Rund 95–99 % der Brüche können dauerhaft behoben werden. Die Operation führt meist zu einer deutlichen Verbesserung der Lebensqualität, gerade wenn vorher Schmerzen oder Einschränkungen bestanden.
Um die Behandlungsqualität weiter zu steigern, werden die Ergebnisse der Hernienchirurgie in Deutschland kontinuierlich ausgewertet. So fließen z. B. die Daten tausender Patienten freiwillig in ein bundesweites Hernienregister (Herniamed) ein. Auf diese Weise lassen sich Langzeitergebnisse über Jahre hinweg verfolgen und optimale Therapieverfahren entwickeln. Für Sie als Patient bedeutet das: Die Methoden werden ständig verbessert, und Sie profitieren von den neuesten Erkenntnissen.
Haben Sie Fragen oder möchten Sie Ihren Bauchdeckenbruch untersuchen lassen? Zögern Sie nicht, sich bei uns zu melden – wir sind mit Erfahrung und Empathie für Sie da. Nehmen Sie jetzt gerne Kontakt zu unserem Team auf, um eine persönliche Beratung zu erhalten. Jetzt Termin vereinbaren und Ihrem Bauchgefühl zuliebe frühzeitig handeln – wir helfen Ihnen kompetent und einfühlsam weiter!