Chronische Venöse Insuffizienz (CVI): Ursachen, Diagnose und Moderne Behandlungsmöglichkeiten

Die chronische venöse Insuffizienz (CVI) ist eine weit verbreitete Erkrankung des venösen Systems, die Millionen von Menschen weltweit betrifft. Sie entsteht durch eine unzureichende Funktion der Venenklappen, die normalerweise den Rückfluss des Blutes aus den Beinen zum Herzen verhindern. Wenn diese Klappen jedoch versagen, staut sich das Blut in den Venen der Beine, was zu erhöhtem Druck, Schwellungen und langfristigen Schäden wie Krampfadern (Varikosis), Hautveränderungen und sogar venösen Geschwüren führen kann.

CVI entwickelt sich schleichend und wird oft erst in späteren Stadien erkannt, wenn Symptome wie Schwellungen, Schmerzen oder sichtbare Krampfadern bereits auftreten. Besonders betroffen sind Menschen, die einen sitzenden Lebensstil führen oder beruflich lange stehen müssen. Da die Erkrankung chronisch ist, verschlechtert sich ihr Verlauf ohne Behandlung stetig. Eine frühzeitige Diagnose und die richtige Therapie sind entscheidend, um die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern und schwerwiegende Komplikationen zu verhindern.

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Medizinisch geprüft von:

Dr. Hamidreza Mahoozi, FEBTS, FCCP

Erstveröffentlichung:

Oktober 10, 2024

Aktualisiert:

Oktober 14, 2024

In diesem Artikel erfahren Sie, wie die CVI diagnostiziert wird, welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt, und warum moderne Methoden wie VenaSeal (Venenkleber) in der Phlebologie einen wichtigen Stellenwert einnehmen. Darüber hinaus wird erläutert, wie die Erkrankung mit Krampfadern (Varikosis) zusammenhängt und welche präventiven Maßnahmen Betroffene ergreifen können.

 

Ursachen der chronischen venösen Insuffizienz (CVI)

Die Ursachen der CVI sind vielfältig und resultieren meist aus einer Kombination von genetischen Faktoren und äußeren Einflüssen. Zu den wichtigsten Risikofaktoren gehören:

  • Genetische Veranlagung: Eine familiäre Prädisposition erhöht das Risiko, an CVI zu erkranken. Personen mit Verwandten ersten Grades, die unter Krampfadern oder anderen venösen Erkrankungen leiden, haben ein signifikant höheres Risiko, ebenfalls betroffen zu sein.
  • Langes Stehen oder Sitzen: Berufe, die langes Stehen oder Sitzen erfordern, begünstigen den Rückstau des Blutes in den Beinen. Der venöse Rückfluss wird erschwert, was zu einer chronischen Überlastung der Venen führt.
  • Übergewicht: Übergewicht übt zusätzlichen Druck auf die Venen der Beine aus und fördert die Entwicklung einer chronischen venösen Insuffizienz.
  • Schwangerschaft: Während der Schwangerschaft kommt es durch hormonelle Veränderungen und den Druck des wachsenden Fötus auf die Venen zu einer erhöhten Belastung des venösen Systems. Dies kann temporär oder langfristig zu einer CVI führen.
  • Alter: Mit zunehmendem Alter verschlechtert sich die Elastizität der Venenwände, was zu einer erhöhten Wahrscheinlichkeit einer Venenklappeninsuffizienz und somit zu CVI führt.

 

Zusammenhang zwischen CVI und Varikosis (Krampfadern)

Ein enger Zusammenhang besteht zwischen der CVI und der Entwicklung von Krampfadern, auch Varikosis genannt. Krampfadern entstehen durch den Rückfluss des Blutes in den oberflächlichen Venen, was zu deren Erweiterung führt. Bei der Stammvarikosis sind größere Venen, insbesondere die Vena saphena magna oder die Vena saphena parva, betroffen. Diese Venen spielen eine entscheidende Rolle beim Rücktransport des Blutes zum Herzen. Eine unbehandelte Varikosis kann die CVI verschlimmern und zu schwereren Komplikationen führen, wie Hautveränderungen, venöse Geschwüre oder eine tiefe Venenthrombose.

 

Klassifikation der CVI nach CEAP

Um den Schweregrad der CVI und die betroffenen anatomischen Strukturen besser einordnen zu können, wird die CEAP-Klassifikation verwendet. Sie basiert auf vier Kriterien: klinische Präsentation (C), Ätiologie (E), Anatomie (A) und Pathophysiologie (P). Diese Klassifikation hilft dabei, den Zustand der Venen und den Verlauf der Erkrankung genau zu dokumentieren.

C – Klinische Präsentation (Clinical)

  • C0: Keine sichtbaren oder fühlbaren Anzeichen einer venösen Erkrankung.
  • C1: Besenreiser (Teleangiektasien) und retikuläre Venen.
  • C2: Krampfadern (Varikosis), sichtbar geschlängelte Venen.
  • C3: Ödeme (Schwellungen), die auf eine gestörte Venenfunktion hinweisen.
  • C4a: Hautveränderungen wie Pigmentierung und Ekzeme.
  • C4b: Fortgeschrittene Hautveränderungen, einschließlich Lipodermatosklerose und Atrophie blanche.
  • C5: Geheilte venöse Ulzera.
  • C6: Aktive, offene venöse Ulzera (Geschwüre).

E – Ätiologie (Etiological)

  • Ep: Primäre venöse Insuffizienz ohne erkennbare Ursache.
  • Es: Sekundäre venöse Insuffizienz aufgrund einer vorausgegangenen tiefen Venenthrombose oder anderer venöser Erkrankungen.
  • Ec: Angeborene venöse Erkrankung.

A – Anatomie (Anatomical)

  • As: Oberflächliche Venen sind betroffen.
  • Ad: Tiefe Venen sind betroffen.
  • Ap: Perforansvenen (Verbindung zwischen tiefen und oberflächlichen Venen) sind betroffen.

P – Pathophysiologie (Pathophysiological)

  • Pr: Reflux (Rückfluss des Blutes aufgrund defekter Venenklappen).
  • Po: Obstruktion (Verengung oder Verschluss der Venen).

Die CEAP-Klassifikation ermöglicht es, die Krankheit systematisch zu erfassen und die richtige Therapie für den jeweiligen Schweregrad der CVI auszuwählen.

 

Diagnostik der CVI

Eine umfassende Diagnose der chronischen venösen Insuffizienz ist essenziell, um das Ausmaß der Erkrankung genau zu bestimmen und eine passende Therapie zu planen. Die moderne Phlebologie bietet verschiedene diagnostische Verfahren, die eine präzise Beurteilung der Venenfunktion ermöglichen.

1. Klinische Untersuchung und Anamnese

Der erste Schritt zur Diagnose der CVI ist eine ausführliche Anamnese, bei der der Phlebologe den Patienten zu Symptomen, familiären Vorbelastungen und möglichen Risikofaktoren befragt. Dabei wird besonders auf typische Beschwerden wie Schwellungen, Schweregefühl in den Beinen, Schmerzen, Krämpfe oder Hautveränderungen geachtet. Anschließend folgt die klinische Untersuchung, bei der der Arzt sichtbare Zeichen wie Krampfadern, Hautveränderungen oder Ulzera begutachtet.

2. Duplex-Sonografie (Ultraschall)

Die Duplex-Sonografie ist das wichtigste diagnostische Werkzeug bei der CVI-Diagnose. Es handelt sich um eine Kombination aus Ultraschall und Doppler-Technologie, mit der die Struktur der Venen und der Blutfluss in Echtzeit sichtbar gemacht werden können. Die Sonografie ermöglicht die genaue Beurteilung der Venenklappen und zeigt, ob es zu einem Rückfluss des Blutes (Reflux) kommt. Diese Methode ist nicht-invasiv, schmerzfrei und ermöglicht eine detaillierte Analyse der oberflächlichen und tiefen Venen.

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3. Lichtreflexionsrheografie (LRR)

Die Lichtreflexionsrheografie ist ein Verfahren zur Messung des venösen Rückflusses in den Beinen. Dabei wird infrarotes Licht auf die Haut gerichtet, um den Blutfluss in den oberflächlichen Venen zu erfassen. Diese Methode ist besonders hilfreich, um den Funktionszustand der Venenklappen zu bewerten und den Schweregrad der CVI zu bestimmen.

4. Phlebografie

Die Phlebografie wird bei komplexeren Fällen der CVI angewendet, insbesondere wenn der Verdacht auf tiefe Venenthrombosen besteht. Hierbei wird ein Kontrastmittel in die Venen injiziert, um deren Verlauf und mögliche Verengungen oder Verschlüsse auf Röntgenbildern sichtbar zu machen. Diese Methode wird seltener eingesetzt, da die Duplex-Sonografie in den meisten Fällen ausreichende Informationen liefert.

5. Venendruckmessung

Die Venendruckmessung ist ein weiteres Verfahren zur Beurteilung des Schweregrades der CVI. Hierbei wird der Druck in den Venen vor und nach einer Kompression gemessen, um festzustellen, wie gut die Venenklappen funktionieren und ob der venöse Rückfluss normal ist.

 

Moderne Behandlungsmethoden der CVI

Die Behandlung der chronischen venösen Insuffizienz hat sich in den letzten Jahren stark weiterentwickelt. Dank moderner, minimalinvasiver Verfahren ist es heute möglich, CVI effektiv zu behandeln, ohne dass aufwendige Operationen notwendig sind. Die wichtigsten Behandlungsmethoden sind:

1. Kompressionstherapie

Die Kompressionstherapie ist die Grundsäule jeder CVI-Behandlung. Sie wirkt durch das Tragen von Kompressionsstrümpfen oder -bandagen, die Druck auf die Venen ausüben und den Rückfluss des Blutes zum Herzen unterstützen. Die Kompressionstherapie ist besonders in den frühen Stadien der CVI wirksam, kann aber auch in Kombination mit anderen Behandlungsverfahren in fortgeschrittenen Stadien eingesetzt werden.

2. VenaSeal (Venenkleber)

VenaSeal ist ein innovatives, minimalinvasives Verfahren zur Behandlung der CVI und der Stammvarikosis, das auf der Anwendung eines speziellen medizinischen Klebers basiert. Bei dieser Methode wird der Venenkleber mit einer dünnen Kathetersonde in die erkrankte Vene injiziert, wo er die Venenwände zusammenklebt und die Vene verschließt. Der Blutfluss wird anschließend über gesunde Venen umgeleitet. VenaSeal ist besonders schonend, da keine Hitze oder Chemikalien verwendet werden und keine Kompressionsstrümpfe nach dem Eingriff erforderlich sind. Patienten können in der Regel noch am selben Tag zu ihren normalen Aktivitäten zurückkehren. Die Methode gilt als eine der effektivsten und komfortabelsten Behandlungen der CVI.

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3. Radiofrequenzablation (RFA)

Die Radiofrequenzablation ist ein minimalinvasives Verfahren, bei dem eine Kathetersonde in die betroffene Vene eingeführt wird. Durch Hochfrequenzwellen wird die Vene von innen erhitzt, was zu einem kontrollierten Verschluss führt. Die Radiofrequenzablation ist besonders schonend, da sie weniger schmerzhaft ist als die Lasertherapie und eine schnelle Erholungszeit ermöglicht. Die Methode eignet sich für Patienten mit Varikosis und chronischer venöser Insuffizienz.

4. Endovenöse Lasertherapie (EVLT)

Die endovenöse Lasertherapie ist eine weitere minimalinvasive Methode zur Behandlung von Krampfadern und CVI. Hierbei wird ein Laser in die betroffene Vene eingeführt, der die Vene durch Hitze verschließt. Der Vorteil dieser Methode liegt in ihrer Präzision und der schnellen Genesung der Patienten. Sie wird häufig in Kombination mit anderen Verfahren eingesetzt, insbesondere wenn größere Venen betroffen sind.

5. Sklerotherapie

Die Sklerotherapie wird häufig zur Behandlung kleinerer Venen oder Besenreiser eingesetzt. Bei diesem Verfahren wird eine spezielle Lösung in die betroffene Vene injiziert, die eine Entzündung der Venenwand auslöst. Dadurch wird die Vene verschlossen und der Blutfluss über gesunde Venen umgeleitet. Die Sklerotherapie ist besonders effektiv bei der Behandlung von kleineren Venen und kann in Kombination mit anderen Verfahren zur Behandlung von größeren Krampfadern angewendet werden.

 

Prävention und Lebensstiländerungen

Prävention spielt eine entscheidende Rolle, um das Fortschreiten der chronischen venösen Insuffizienz zu verhindern oder zu verlangsamen. Besonders Menschen mit genetischer Veranlagung oder Risikofaktoren sollten auf ihre Venen achten und bestimmte Lebensstiländerungen vornehmen.

1. Regelmäßige Bewegung

Regelmäßige Bewegung fördert die Durchblutung und verhindert, dass sich das Blut in den Beinen staut. Besonders effektiv sind Ausdauersportarten wie Gehen, Schwimmen oder Radfahren, da sie die Wadenmuskulatur aktivieren und den venösen Rückfluss unterstützen. Menschen, die lange sitzen oder stehen müssen, sollten regelmäßige Bewegungspausen einlegen.

2. Gewichtsmanagement

Übergewicht erhöht den Druck auf die Venen und fördert die Entwicklung einer CVI. Ein gesundes Körpergewicht trägt dazu bei, den Druck auf das venöse System zu reduzieren und das Risiko für Komplikationen zu verringern.

3. Beinbewegungen während langer Sitz- oder Stehzeiten

Wenn langes Sitzen oder Stehen nicht vermieden werden kann, sollten einfache Beinübungen durchgeführt werden, um den Blutfluss zu fördern. Das Hochlagern der Beine in Pausen oder das Kreisen der Füße hilft, Schwellungen zu vermeiden und den venösen Rückfluss zu verbessern.

4. Vermeidung enger Kleidung

Enge Kleidung im Bereich der Beine oder der Taille kann den Blutfluss behindern und sollte vermieden werden. Locker sitzende Kleidung unterstützt die Durchblutung und verringert das Risiko von Schwellungen und Beschwerden.

5. Rauchstopp

Rauchen beeinträchtigt nicht nur die Lungen- und Herzgesundheit, sondern verschlechtert auch die Durchblutung und erhöht das Risiko für Thrombosen. Ein Rauchstopp kann das Fortschreiten der CVI verlangsamen und das Risiko schwerwiegender Komplikationen verringern.

Fazit

Die chronische venöse Insuffizienz ist eine weit verbreitete und oft unterschätzte Erkrankung, die unbehandelt zu schwerwiegenden Komplikationen wie venösen Geschwüren führen kann. Dank moderner Behandlungsverfahren wie VenaSeal (Venenkleber), Radiofrequenzablation und endovenöser Lasertherapie können Patienten heute jedoch wirksam und schonend behandelt werden. Die frühzeitige Diagnose und Therapie sind entscheidend, um das Fortschreiten der Erkrankung zu stoppen und die Lebensqualität zu verbessern. VenaZiel bietet innovative und maßgeschneiderte Behandlungsmöglichkeiten, um Patienten mit CVI und Varikosis optimal zu versorgen.