Sinus pilonidalis – Ursachen, Symptome und die Notwendigkeit einer Operation

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Ein Sinus pilonidalis, auch als Steißbeinfistel bekannt, ist eine häufig auftretende, aber oft unterschätzte Erkrankung, die in der Steißbeinregion auftritt. Sie betrifft vor allem junge Erwachsene, insbesondere Männer, und kann erhebliche Beschwerden wie Schmerzen, Schwellungen oder anhaltenden Eiterausfluss verursachen. Viele Patienten fragen sich, ob eine Operation wirklich notwendig ist und welche Risiken mit der Erkrankung verbunden sind. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die Entstehung, Diagnose und moderne Behandlungsmöglichkeiten des Sinus pilonidalis, ergänzt durch aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse.

Was ist ein Sinus pilonidalis?

Der Sinus pilonidalis ist eine chronische Entzündung der Haut und des Unterhautgewebes im Bereich der Gesäßfalte. Charakteristisch ist ein Hohlraum, der durch eingewachsene Haare, Schmutzpartikel und abgestorbene Hautzellen entsteht. Dieser Hohlraum kann zu einer Fistel werden, die sich entzündet und eine dauerhafte Entzündungsreaktion auslöst. Der Begriff „pilonidal“ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „nest of hair“ – ein treffender Hinweis auf die zentrale Rolle von Haaren bei der Entstehung dieser Erkrankung.

Epidemiologie und Risikofaktoren

  • Alter und Geschlecht: Die Krankheit tritt am häufigsten bei jungen Erwachsenen zwischen 15 und 30 Jahren auf und betrifft Männer etwa doppelt so häufig wie Frauen.
  • Haarwuchs: Dichter Haarwuchs in der Gesäßregion begünstigt das Eindringen von Haaren in die Haut und die Bildung von Fisteln.
  • Mechanische Belastung: Langes Sitzen, insbesondere bei Büroarbeitern, Lkw-Fahrern und Studenten, sowie wiederholte mechanische Reibung erhöhen das Risiko.
  • Hygiene und Hautbeschaffenheit: Eine feuchte, schlecht belüftete Gesäßfalte, kombiniert mit unzureichender Reinigung, fördert die Ansammlung von Haaren und Schmutz.
  • Übergewicht: Erhöhter Druck und vermehrte Schweißbildung in der Steißregion können die Entstehung eines Sinus pilonidalis begünstigen.
  • Genetische Faktoren: Studien weisen darauf hin, dass familiäre Häufungen vorkommen, was auf eine genetische Veranlagung hindeutet.

Entstehung und Pathophysiologie

Die Entwicklung eines Sinus pilonidalis beginnt in der Regel mit eingewachsenen Haaren. Diese durchdringen die Haut und werden vom Körper als Fremdkörper wahrgenommen, was zu einer Entzündungsreaktion führt. Im weiteren Verlauf entsteht ein Hohlraum (Sinus), in dem sich Haarreste, abgestorbene Hautzellen und Bakterien ansammeln. Bleibt der Zustand unbehandelt, kann sich der Hohlraum vergrößern, Fistelgänge können sich bilden, und es kommt zu wiederkehrenden Infektionen und Abszessen. Ein akuter Abszess kann starke Schmerzen und Fieber verursachen und erfordert oft eine schnelle chirurgische Entlastung.

Symptome und klinische Manifestationen

Die Beschwerden eines Sinus pilonidalis reichen von mild bis schwer und hängen vom Krankheitsstadium ab:

  • Frühes Stadium: Keine oder nur geringe Symptome. Betroffene bemerken möglicherweise einen kleinen, schmerzlosen Hohlraum oder eine leichte Rötung in der Gesäßfalte.
  • Chronische Entzündung: Wiederkehrender Ausfluss von Eiter oder Blut aus den Fistelöffnungen, begleitet von Juckreiz, Schmerzen oder Hautreizungen.
  • Akuter Abszess: Plötzliche, starke Schmerzen, Schwellungen, Rötungen und gelegentlich Fieber deuten auf eine fortgeschrittene Infektion hin. In diesen Fällen ist eine schnelle chirurgische Intervention erforderlich, um die Infektion zu kontrollieren.

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Diagnose

Die Diagnose eines Sinus pilonidalis wird meist durch eine gründliche Anamnese und eine körperliche Untersuchung gestellt.

  • Anamnese: Patienten berichten oft über wiederkehrenden Ausfluss, Schmerzen und Schwellungen in der Steißregion. Fragen zur beruflichen Tätigkeit (z. B. langes Sitzen), Haarwuchs und familiärer Vorgeschichte sind hilfreich.
  • Klinische Untersuchung: Der Arzt inspiziert die Gesäßfalte auf sichtbare Fistelöffnungen, Schwellungen, Rötungen und Sekretaustritt.
  • Bildgebung: In komplexen oder wiederkehrenden Fällen können bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder MRT hilfreich sein, um die Ausdehnung der Fistelgänge darzustellen und die Planung eines chirurgischen Eingriffs zu erleichtern.

Therapieoptionen: Konservativ oder operativ?

Die Behandlung eines Sinus pilonidalis richtet sich nach dem Schweregrad und den individuellen Bedürfnissen des Patienten. Ziel ist es, die Entzündung zu kontrollieren, die Fistel zu entfernen und Rückfälle zu vermeiden.

  • Konservative Maßnahmen

  • Haarentfernung: Regelmäßiges Rasieren oder die Anwendung von Lasertechnologien kann das Risiko neuer Entzündungen senken.
  • Hygienemaßnahmen: Gründliche Reinigung und Trocknung der Gesäßfalte sind essenziell, um die Ansammlung von Haaren und Schmutz zu vermeiden.
  • Antibiotika: Bei leichten Infektionen können Antibiotika kurzfristig helfen, beseitigen jedoch nicht die zugrunde liegende Fistel.
  • Inzision und Drainage

  • Bei einem akuten Abszess ist eine schnelle chirurgische Entlastung erforderlich.
  • Ziel ist die Drainage von Eiter und die Linderung akuter Beschwerden.
  • Einschränkung: Die Fistel bleibt erhalten, und ohne weitere Maßnahmen besteht ein hohes Rückfallrisiko.
  • Chirurgische Entfernung

  • Offene Wundheilung: Die Fistel wird vollständig entfernt und die Wunde bleibt offen, um von innen heraus zu heilen.
    • Vorteile: Geringes Rückfallrisiko (ca. 10 %).
    • Nachteile: Längere Heilungsdauer (4–8 Wochen), aufwendige Wundpflege.
  • Primärer Wundverschluss: Die Wunde wird direkt nach Entfernung der Fistel verschlossen.
    • Vorteile: Kürzere Heilungszeit (2–3 Wochen).
    • Nachteile: Höheres Rückfallrisiko (bis zu 20 %).
  • Minimalinvasive Verfahren (z. B. Pit-Picking): Nur die betroffenen Fistelöffnungen und Gänge werden entfernt.
    • Vorteile: Schonend, schnelle Genesung.
    • Nachteile: Nicht geeignet für ausgedehnte Fisteln.

Langzeitprognose und Rückfallraten

  • Die Rückfallrate hängt stark von der gewählten Behandlungsmethode ab.
  • Laut einer Metaanalyse in Diseases of the Colon & Rectum (2017) liegt die Rezidivrate bei offener Wundheilung bei unter 10 %, während sie bei primärem Wundverschluss bis zu 20 % beträgt.
  • Die Einhaltung postoperativer Hygienemaßnahmen und regelmäßige Kontrollen sind entscheidend, um Rückfälle zu vermeiden.

Komplikationen bei unbehandeltem Sinus pilonidalis

  • Chronische, wiederkehrende Abszesse und Fisteln.
  • Ausbreitung tiefer Fistelgänge in das umliegende Gewebe.
  • In sehr seltenen Fällen können chronische Entzündungen zu bösartigen Veränderungen führen (Plattenepithelkarzinom).

Fazit

Der Sinus pilonidalis ist eine häufige Erkrankung, die ohne angemessene Behandlung zu erheblichen Beschwerden führen kann. Während konservative Maßnahmen in frühen Stadien hilfreich sein können, ist bei den meisten Patienten eine chirurgische Entfernung notwendig, um die Fistel dauerhaft zu beseitigen. Moderne minimalinvasive Techniken bieten heute eine schnelle und schonende Lösung, wobei die Auswahl der Methode individuell getroffen werden sollte.

Wiener Ziel – Ihre Experten für Sinus pilonidalis

Wenn Sie an einem Sinus pilonidalis leiden, stehen Ihnen im Wiener Ziel erfahrene Fachärzte zur Verfügung, die Ihnen eine präzise Diagnostik und moderne Behandlungsmethoden anbieten. Unser Ziel ist es, Ihnen eine effektive und langfristige Lösung zu bieten – für Ihre Gesundheit und Lebensqualität.

 

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