Ulcus cruris – Ursachen, Zusammenhang mit CVI und umfassende Therapieansätze
Das Ulcus cruris, oft als „offenes Bein“ bezeichnet, ist eine chronische Wunde, die in der Regel den unteren Teil des Beins betrifft. Diese schwer heilenden Wunden sind eine der häufigsten Komplikationen bei Patienten mit chronisch venöser Insuffizienz (CVI). Ulcus cruris ist eine ernsthafte Erkrankung, die erhebliche Einschränkungen der Lebensqualität mit sich bringt. In diesem Artikel erfahren Sie alles Wichtige über die Ursachen des Ulcus cruris venosum, die Verbindung zur CVI, den Zusammenhang mit anderen Erkrankungen sowie die aktuellsten, modernen Therapiemethoden wie VenaSeal, die Radiofrequenzablation und andere Behandlungsansätze.

Medizinisch geprüft von:
Dr. Hamidreza Mahoozi, FEBTS, FCCP
Erstveröffentlichung:
Oktober 15, 2024
Aktualisiert:
Januar 30, 2025
Was ist ein Ulcus cruris?
Das Ulcus cruris ist eine chronische Wunde am Unterschenkel, die schwer heilt und in der Regel auf eine gestörte Durchblutung zurückzuführen ist. Bei etwa 80 % der Fälle handelt es sich um ein Ulcus cruris venosum, das durch venöse Durchblutungsstörungen verursacht wird. Andere Formen, wie das Ulcus cruris arteriosum (durch arterielle Störungen) oder das Ulcus cruris mixtum (eine Kombination von venösen und arteriellen Ursachen), treten ebenfalls auf, sind jedoch seltener.
Anatomische Grundlagen
Der Blutkreislauf in den Beinen funktioniert über ein Netzwerk von oberflächlichen und tiefen Venen, die das Blut gegen die Schwerkraft zurück zum Herzen transportieren. Wenn die Venenklappen nicht richtig schließen, kann das Blut zurückfließen und sich in den Venen stauen. Dieser Zustand wird als venöse Insuffizienz bezeichnet und führt zu einem chronischen Druckanstieg in den Venen, der schließlich zu einem Ulcus cruris führen kann.
Ursachen des Ulcus cruris venosum
Die Hauptursache für ein Ulcus cruris venosum ist die chronisch venöse Insuffizienz (CVI), eine Erkrankung, bei der die Venenklappen ihre Funktion verlieren und das Blut nicht mehr effizient zum Herzen transportiert wird. Der anhaltende Blutrückstau in den Beinvenen führt zu einer dauerhaften Überdehnung der Venenwände und schädigt das umliegende Gewebe. Zu den wichtigsten Risikofaktoren gehören:
- Krampfadern (Varikosis): Diese erweiterten Venen verhindern den reibungslosen Blutfluss und erhöhen den Druck in den Venen.
- Chronisch venöse Insuffizienz (CVI): Die Hauptursache des venösen Ulcus cruris, die durch Funktionsstörungen der Venenklappen verursacht wird.
- Tiefe Venenthrombose (TVT): Eine frühere Thrombose in den tiefen Venen kann Venenklappen dauerhaft beschädigen und zu einem venösen Rückstau führen.
- Übergewicht: Übermäßiges Körpergewicht erhöht den Druck auf die Beinvenen, was den Blutrückfluss behindert.
- Langes Stehen oder Sitzen: Berufsgruppen, die lange Zeit in einer Position verbringen, haben ein erhöhtes Risiko für CVI und Beingeschwür.
Was ist die chronisch venöse Insuffizienz (CVI)?
Die chronisch venöse Insuffizienz (CVI) ist eine chronische Venenerkrankung, bei der die Venenklappen im Bein nicht mehr richtig funktionieren. Das Blut fließt nicht mehr effektiv zurück zum Herzen und staut sich in den Venen, was langfristig zu Schwellungen, Hautveränderungen und Geschwüren wie dem Ulcus cruris führen kann. Die CVI wird anhand der CEAP-Klassifikation in verschiedene Schweregrade unterteilt:
- C1: Besenreiser oder retikuläre Venen
- C2: Sichtbare Krampfadern
- C3: Schwellungen (Ödeme) in den Beinen
- C4a: Hautveränderungen wie Pigmentstörungen und Ekzeme
- C4b: Verhärtungen des Gewebes (Lipodermatosklerose)
- C5: Abgeheiltes Ulcus cruris
- C6: Aktives, offenes Ulcus cruris
Die Behandlung von CVI ist entscheidend, um die Entstehung eines Ulcus cruris zu verhindern oder eine bestehende Wunde zu heilen.
Ulcus cruris im Zusammenhang mit anderen Erkrankungen
Obwohl die CVI die Hauptursache des venösen Ulcus cruris ist, gibt es mehrere andere Erkrankungen, die die Entstehung oder Heilung eines Ulcus cruris beeinflussen können:
- Diabetes mellitus: Durch die schlechten Durchblutungsverhältnisse und Wundheilungsstörungen bei Diabetes sind Betroffene anfälliger für chronische Wunden.
- Arterielle Verschlusskrankheit (AVK): Patienten mit arteriellen Durchblutungsstörungen entwickeln häufiger ein Ulcus cruris arteriosum, das durch Sauerstoffmangel im Gewebe verursacht wird.
- Rheumatoide Arthritis: Chronische Entzündungen schwächen das Gewebe und können zur Entstehung von Ulzera führen.
- Herzinsuffizienz: Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz neigen zu Schwellungen und Flüssigkeitsansammlungen in den Beinen, was die Entstehung eines Ulcus cruris begünstigt.
Wie erfolgt die Therapie des venösen Ulcus cruris?
Die Behandlung eines Ulcus cruris venosum erfordert eine umfassende und langfristige Herangehensweise, die sowohl die Ursachen der Erkrankung als auch die Wunde selbst adressiert. Zu den Haupttherapieansätzen zählen die Kompressionstherapie, moderne Wundversorgung, chirurgische Eingriffe und innovative Verfahren wie VenaSeal und Radiofrequenzablation.
1. Kompressionstherapie
Die Kompressionstherapie ist die Grundlage der Behandlung von venösen Beingeschwüren. Sie verbessert den venösen Rückfluss und senkt den Druck in den Venen, was die Heilung der Wunde unterstützt. Dazu werden elastische Bandagen oder medizinische Kompressionsstrümpfe eingesetzt. Zu den gängigen Methoden gehören:
- Kurzzugbinden: Diese bieten hohen Druck in Ruhe und niedrigeren Druck in Bewegung, was besonders bei akuten Wunden hilfreich ist.
- Medizinische Kompressionsstrümpfe: Diese müssen häufig langfristig getragen werden, um ein erneutes Auftreten des Ulcus cruris zu verhindern.
2. Wundversorgung
Die moderne Wundversorgung spielt eine entscheidende Rolle bei der Behandlung des Ulcus cruris. Eine gründliche Wundreinigung und die Verwendung spezieller Wundauflagen fördern die Heilung. Zu den häufig verwendeten Materialien gehören:
- Hydrokolloid-Verbände: Diese halten die Wunde feucht und fördern die Bildung von neuem Gewebe.
- Antimikrobielle Verbände: Diese sind nützlich, wenn die Wunde infiziert ist oder ein hohes Infektionsrisiko besteht.
3. VenaSeal: Eine minimalinvasive Behandlungsmethode
VenaSeal ist eine der modernsten und effektivsten Behandlungen zur Beseitigung von Krampfadern und zur Verbesserung der venösen Zirkulation. Bei diesem Verfahren wird ein spezieller medizinischer Venenkleber in die erkrankte Vene injiziert, der die betroffene Vene verschließt und den Rückfluss des Blutes unterbindet. Diese minimalinvasive Technik erfordert keine Narkose, ist nahezu schmerzfrei und ermöglicht eine schnelle Rückkehr zu normalen Aktivitäten. VenaSeal ist besonders vorteilhaft, da es ohne die Verwendung von Wärme oder großen Einschnitten auskommt, was das Risiko für postoperative Komplikationen verringert.
4. Radiofrequenzablation (RFA)
Die Radiofrequenzablation ist eine weitere moderne und effektive Methode zur Behandlung von Krampfadern, die zur Entstehung eines Ulcus cruris beitragen. Dabei wird eine dünne Sonde in die betroffene Vene eingeführt, die hochfrequente Radiowellen abgibt. Diese Wellen erhitzen und verschließen die Vene, wodurch der Blutfluss in gesunde Venen umgeleitet wird. Dieses Verfahren ist minimalinvasiv, erfordert nur örtliche Betäubung und ermöglicht eine schnelle Genesung.
5. Chirurgische Behandlung
In fortgeschrittenen Fällen kann ein chirurgischer Eingriff erforderlich sein, insbesondere wenn konservative Maßnahmen nicht ausreichen. Zu den operativen Verfahren gehören:
- Venenoperationen: Entfernung oder Verödung erkrankter Venen, um den Blutfluss zu verbessern.
- Hauttransplantationen: Bei großen Wunden kann eine Hauttransplantation notwendig sein, um die Wunde zu verschließen und die Heilung zu fördern.
Prävention und Nachsorge
Die Vermeidung von Risikofaktoren und eine konsequente Nachsorge sind entscheidend, um das erneute Auftreten eines Ulcus cruris zu verhindern. Dazu gehören:
- Regelmäßige Bewegung: Fördert die Blutzirkulation und reduziert das Risiko für venöse Stauungen.
- Gewichtsreduktion: Übergewicht belastet die Beinvenen und erhöht das Risiko für CVI.
- Tragen von Kompressionsstrümpfen: Diese sollten lebenslang getragen werden, um ein erneutes Auftreten der Erkrankung zu verhindern.
Fazit
Die Behandlung des Ulcus cruris venosum erfordert eine individuell angepasste, ganzheitliche Therapie, die sowohl konservative als auch moderne minimalinvasive Ansätze wie VenaSeal und die Radiofrequenzablation umfasst. Eine frühzeitige Behandlung der zugrunde liegenden chronisch venösen Insuffizienz ist der Schlüssel zur Vermeidung schwerwiegender Komplikationen. Patienten sollten zudem regelmäßig ärztlich überwacht und bei Bedarf präventive Maßnahmen ergriffen werden, um das Risiko eines erneuten Auftretens zu minimieren.